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Freitag, 1.3.2002

Deutschland, Berlin: Nach über zweijährigen Vorbereitungen und monatelangen Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition billigt der Bundestag mit den Stimmen von SPD und Grünen das von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) vorgelegte und mehrfach überarbeitete Zuwanderungsgesetz. In der namentlichen Abstimmung votieren CDU/CSU und PDS mehrheitlich gegen das Gesetz, die FDP enthält sich. Die Entscheidung fällt nun am 22. März im Bundesrat.


Deutschland, Berlin: Neuer Präsident des Bundesverfassungsgerichts ist dessen bisheriger Vizepräsident Hans-Jürgen Papier. Der Bundesrat wählt den 58-Jährigen einstimmig zum Nachfolger von Jutta Limbach, die siebeneinhalb Jahre lang an der Spitze des obersten deutschen Gerichts gestanden hatte und nun wegen Erreichens der Altersgrenze ausscheidet. Sie übernimmt nun die Leitung des Goethe-Instituts. Papier nimmt am 10. April seine Ernennungsurkunde entgegen. Der Jurist kann nun bis 2010 Präsident des Karlsruher Gerichts bleiben.


Deutschland, München: Mehr als ein Jahr nach dem Überfall einer Skinhead-Gruppe auf einen Griechen in München verurteilt das Landgericht zwei Angeklagte zu Jugendstrafen von bis zu sechs Jahren Freiheitsentzug. Bei dem Überfall im Januar 2001 war eine Gruppe von Türken dem Opfer zur Hilfe gekommen und hatte ihm möglicherweise das Leben gerettet.


Deutschland, Berlin: Die Deutsche Welle, ARD und ZDF starten ihren gemeinsamen Auslandskanal "German TV". Er bietet einen Programmquerschnitt aus Nachrichten, Talk-Shows, Filmen und Sportbeiträgen der drei Sendeanstalten. Das deutschsprachige Programm ist abonnementpflichtig. Der Bund finanziert das Projekt bis 2005 jährlich mit 5,1 Mio. Euro.


Dschenin: Israels Armee dringt in das Flüchtlingslager im Westjordanland ein und setzt ihre Operationen gegen mutmaßliche palästinensische Gewalttäter fort. Dabei werden mindestens sechs Palästinenser getötet und etwa 40 weitere verwundet.


Kuba, Havanna: Eine Spezialeinheit der kubanischen Polizei beendet die Besetzung der Botschaft Mexikos in der Hauptstadt Havanna. 21 Kubaner, die sich am 27. Februar in die diplomatische Vertretung geflüchtet hatten, werden in Gewahrsam genommen.


Celebici: Die von der NATO geführte Bosnien-Friedenstruppe scheitert erneut mit dem Versuch, den als Kriegsverbrecher gesuchten bosnischen Serbenführer Radovan Karad z i c zu fassen. Wie am Tag zuvor konzentriert sich die Suche nach Karad z i c erneut auf die Region um die südostbosnische Ortschaft Celebici. Gegen Karad z i c , der die Serben während des Krieges 1992 bis 1995 führte, liegt vor dem UN-Tribunal in Den Haag eine Anklage wegen Völkermords, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.


Kourou: Eine Trägerrakete vom Typ Ariane-5 bringt von Französisch-Guyana aus den europäischen Umweltsatelliten Envisat ins All. Der acht Tonnen schwere und rund 2 Mrd. Euro teure Satellit soll eine bislang nicht erreichte Datenmenge über Klima und Umwelt liefern.


Deutschland, Gera: Die Deutsche Bahn erhält einen neuen privaten Konkurrenten im Fernverkehr. Die zum französischen Vivendi-Konzern gehörende Connex-Gruppe nimmt zunächst einmal täglich die Verbindung zwischen Gera und Rostock auf. Auf der 475 km langen Strecke werden auch Berlin und Leipzig angefahren. Die Fahrpreise des "Inter-Connex" sind deutlich niedriger als bei der Deutschen Bahn. Die Georg Verkehrsorganisation GmbH (GVG), ein weiterer Konkurrent des ehemaligen Staatsunternehmens, betreibt eine Nachtzugverbindung zwischen Berlin und Malmö in Schweden.


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Samstag, 2.3.2002

Israel, Jerusalem: Bei einem neuen palästinensischen Selbstmordanschlag im West-Jerusalemer Stadtteil Beit Israel werden nach offiziellen Angaben mindestens neun Israelis und der Attentäter getötet. Fast 60 Menschen werden teilweise schwer verletzt. Die Opfer, unter ihnen fünf Kinder, waren in der Mehrzahl auf dem Heimweg nach dem Besuch einer Synagoge, als der Palästinenser - als orthodoxer Jude verkleidet - den Sprengsatz zündet. Die Al-Aksa-Brigaden, der bewaffnete Flügel der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Jasir Arafat, übernehmen die Verantwortung für das Attentat und bezeichnen es als Vergeltung für israelische Angriffe auf zwei Flüchtlingslager, bei denen seit dem 28. Februar mindestens 22 Palästinenser und zwei israelische Soldaten getötet wurden.


Italien, Rom: Mehr als 100 000 Menschen demonstrieren gegen die Mitte-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Sie folgen einem Aufruf der italienischen Linksparteien, die Berlusconi vorwerfen, dass er trotz seines Amtes weiter am Besitz der drei größten privaten Fernsehsender im Land festhält. Ferner richtet sich der Protest gegen ein geplantes Gesetz, mit dem Entlassungen in Firmen erleichtert werden sollen.


Frankreich, Paris: Der Kassenschlager "Die fabelhafte Welt der Amélie" von Jean-Pierre Jeunet geht als Sieger aus dem Rennen um den französischen Filmpreis "César" hervor. Der Film erhält vier Auszeichnungen.


Pasadena: Die US-amerikanische Marssonde "Odyssey 2001" hat auf dem Roten Planeten Hinweise auf große Mengen Eis gefunden. Nach Angaben der Wissenschaftler macht das Wasser offenbar nur einen kleinen Anteil an der Masse des Marses aus, es erstrecke sich aber vom Südpol nordwärts bis zum 60. Breitengrad.


3

Sonntag, 3.3.2002

Deutschland, München: Bei den Kommunalwahlen in Bayern erhöht die CSU ihren Stimmenanteil auf 45,3% (1996: 43,1%). Die SPD büßt 0,5 Prozentpunkte ein und erreicht 25,2%. In den drei größten Städten Bayerns - München, Nürnberg und Augsburg - kann die SPD allerdings kräftige Gewinne verzeichnen. In München wird SPD-Oberbürgermeister Christian Ude bereits im ersten Wahlgang bestätigt.


Schweiz, Bern: Mit knapper Mehrheit billigen die Schweizer einen Beitritt ihres Landes zu den Vereinten Nationen. 54,6% der Wähler und zwölf Kantone stimmten mit Ja, elf Kantone sind dagegen. Damit ist das notwendige Ständemehr nur knapp erreicht. Die größte Zustimmung gibt es mit 67% in Genf am europäischen Sitz der Vereinten Nationen, die Nein-Sager sind in Appenzell-Innerrhoden mit 67,5% am stärksten vertreten. 1986 hatten noch drei Viertel der Eidgenossen einen UN-Beitritt abgelehnt. Damit ist der Weg frei für einen Beitritt der Schweiz als 190. Mitglied der Vereinten Nationen. Dann wäre nur noch der Vatikan nicht UNO-Mitglied.


Palästinensische Autonomiegebiete, Ramallah: Palästinensische Extremisten überfallen eine Straßensperre der israelischen Armee bei der jüdischen Siedlung Ofra nahe Ramallah und erschießen zehn Israelis, mindestens fünf werden verletzt. Sieben der Opfer sind Soldaten, drei Siedler. Zu dem Anschlag bekennen sich die Al-Aksa-Brigaden, der bewaffnete Arm der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Jasir Arafat.


Afghanistan, Kabul: Bei einem schweren Erdbeben der Stärke von 7,2 auf der Richterskala, von dem vor allem der Nordosten Afghanistans betroffen ist, kommen mehr als 100 Einwohner zweier Dörfer in der Provinz Badachschan ums Leben.


Libanon, Beirut: Erstmals seit gut 30 Jahren besucht ein syrischer Präsident das Nachbarland Libanon, in dem das syrische Militär rund 25 000 Soldaten stationiert hat und als dessen Schutzmacht Syrien gilt. Der syrische Staatschef Baschar el Assad fordert nach einem Treffen mit seinem Amtskollegen Emile Lahoud die arabischen Staaten auf, den Aufstand der Palästinenser zu unterstützen.


Australien, Melbourne: Titelverteidiger Michael Schumacher eröffnet die Formel-1-Saison 2002 mit einem souveränen Auftaktsieg. Der Kerpener Ferrari-Pilot feiert vor 100 000 Zuschauern auf dem Albert-Park-Circuit den 54. Sieg seiner Grand-Prix-Karriere vor dem Kolumbianer Juan Pablo Montoya im Williams-BMW und dem Finnen Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes. 14 der 22 Piloten kommen nicht ins Ziel.


4

Montag, 4.3.2002

Deutschland, Köln: Die SPD in Nordrhein-Westfalen wird von einer Spendenaffäre erschüttert. Der Kölner SPD-Spitzenpolitiker Norbert Rüther kündigt den Rückzug aus allen politischen Ämtern und seinen Austritt aus der Partei an. Es geht um Vorwürfe, Rüther sei in einen Schmiergeldskandal um den Bau einer Müllverbrennungsanlage in Köln verstrickt. Mindestens 174 000 Euro sind nach SPD-Erkenntnissen illegal als Spenden auf die Konten der Partei geflossen. In den folgenden Tagen weitet sich die Affäre aus: Nun geht es um 260 758 Euro (511 000 DM), die Rüther illegal als Barspende erhalten habe. Die Gesamtsumme sei vom früheren SPD-Schatzmeister Manfred Biciste widerrechtlich in kleine Beträge gestückelt und als "Gabe" von 42 SPD-Spendern deklariert worden. Diese hätten dafür steuerabzugsfähige Quittungen erhalten.


Deutschland, Potsdam: Gemeinsam mit NATO-Generalsekretär George Robertson eröffnet Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) an der Potsdamer Universität ein - bundesweit einzigartiges - deutsch-amerikanisches Institut für transatlantische Sicherheit und Militärbeziehungen.


Afghanistan, Kabul: Bei einer groß angelegten Offensive der US-Streitkräfte gegen Stellungen der Taliban und der Al-Qaida im Osten von Afghanistans werden neun US-Soldaten getötet. Allein sieben sterben beim Abschuss eines Chinook-Hubschraubers und einem anschließenden Gefecht nahe Gardes, ferner seien zahlreiche verbündete afghanische Kämpfer gefallen. An der Militäraktion sind nach offiziellen Angaben auch deutsche Soldaten sowie Dänen, Norweger, Franzosen, Australier und Kanadier beteiligt.


Palästinensische Autonomiegebiete, Ramallah: Israelische Kampfflugzeuge beschießen das Hauptquartier von Palästinenserpräsident Jasir Arafat. Drei Raketen zerstören das Eingangsportal und ein Gebäude der Sicherheitskräfte in dem Gebäudekomplex. In Bethlehem werden Gebäude des palästinensischen Geheimdienstes und der Leibgarde Arafats durch israelische Kampfflugzeuge zerstört. Mindestens 16 Palästinenser kommen bei den Militäraktionen ums Leben.


Belgien, Brüssel: Die Umweltminister der Europäischen Union wollen das von den USA abgelehnte Klimaschutz-Protokoll von Kyoto bis zum 1. Juni ratifizieren. In dem Protokoll verpflichtet sich die EU, den Ausstoß der klimaschädigenden Treibhausgase bis 2012 um 8% unter den Stand von 1990 zu senken. Deutschland will die Emission von Treibhausgasen sogar um 21% reduzieren.


Kosovo, Pristina: Fast vier Monate nach den Parlamentswahlen wählt das Parlament der südjugoslawischen Provinz Kosovo den Chef der Demokratischen Liga Kosovos (LDK), Ibrahim Rugova, zum ersten Präsidenten. Erster Regierungschef wird Bajram Rexhepi, dessen Demokratische Partei (PDK) aus der albanischen Untergrundarmee UCK entstanden ist. Zuvor hatten sich die wichtigsten Kosovo-Parteien - Rugovas gemäßigte LDK und die Nachfolgeorganisationen der Befreiungsarmee UCK, die PDK des früheren UCK-Kommandanten Hashim Thaci und die Allianz für eine Zukunft Kosovos (AAK) des ehemaligen UCK-Führers Ramush Haradinaj - nach monatelangem Streit auf die Machtverteilung verständigt.


Haiti, Port-au-Prince: Haitis Präsident Jean-Bertrand Aristide ernennt den bisherigen Senatspräsidenten Yvon Neptune zum Premierminister. Er löst Jean-Marie Chérestal ab, der nach nur elfmonatiger Amtszeit am 17. Januar seinen Rücktritt erklärte, nachdem er das Vertrauen des Präsidenten verloren hatte. Neptune ist Mitglied der regierenden Lavalas-Partei und ein enger Vertrauter des Präsidenten. Er wird am 12. März vom Parlament zum Premier gewählt.


Vereinigte Staaten, Houston: Beim ersten von insgesamt fünf geplanten Ausstiegen ins All beginnen zwei Astronauten der US-Raumfähre "Columbia" mit der Reparatur des Weltraum-Teleskopes "Hubble". Als erster Schritt werden zwei beschädigte Sonnensegel durch ein kleineres und leistungsfähigeres ersetzt. Die Modernisierung soll insgesamt elf Tage dauern.


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Dienstag, 5.3.2002

Israel, Jerusalem: Im Nahen Osten eskaliert die Gewalt weiter. Allein an diesem Tag werden mindestens 13 Palästinenser und Israelis getötet. Zwei palästinensische Selbstmordattentäter töten in Israel vier Menschen und verletzen mehr als 50 weitere Personen. Die israelische Luftwaffe antwortet mit Angriffen auf Einrichtungen der Palästinenserpolizei in Ramallah, Nablus, Gasa und anderen Städten.


China, Peking: Chinas Ministerpräsident Zhu Rongji ruft zur Bekämpfung von Armut und Korruption in der Volksrepublik auf. Zum Auftakt der jährlichen Sitzung des Nationalen Volkskongresses kritisiert Zhu auch die Verschwendungssucht der Bürokratie. China leidet unter rückläufigen Wachstumszahlen und steigender Arbeitslosigkeit.


Deutschland, Bonn: Die Deutsche Telekom schreibt erstmals seit ihrem Börsengang 1996 rote Zahlen. Die größte europäische Telekommunikationsgesellschaft fuhr 2001 einen Nettoverlust von 3,5 Mrd. Euro ein, insbesondere durch die Neubewertung von Immobilien und die UMTS-Mobilfunklizenzen. Gleichzeitig machte die Telekom einen Umsatz von 48,3 Mrd. Euro, rund 18% mehr als 2000.


Vereinigte Staaten, Washington: US-Präsident George W. Bush kündigt hohe Einfuhrzölle auf Stahl an, um die stark gesunkenen Stahlpreise in seinem Land zu stabilisieren. Danach sollen die Zölle zwischen acht und 30% auf verschiedene Stahlprodukte für drei Jahre in Kraft bleiben. Ausgenommen sind u.a. Stahlimporte aus Mexiko und Kanada, die mit den USA die Nordamerikanische Freihandelszone (NAFTA) bilden. Gegen die Stahlzölle, die am 20. März in Kraft treten, regt sich massiver Widerstand. Die Europäische Union, mehrere asiatische Staaten sowie Australien kündigen an, Beschwerde bei der Welthandelsorganisation WTO einzulegen.


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Mittwoch, 6.3.2002

Afghanistan, Kabul: Zwei Angehörige der Bundeswehr und drei dänische Soldaten kommen bei einem Unfall auf einem Sprengplatz in der afghanischen Hauptstadt ums Leben. Acht weitere deutsche und dänische Soldaten der internationalen Afghanistan-Friedenstruppe (ISAF) werden zum Teil schwer verletzt. Das Unglück ereignet sich beim Entschärfen einer SA-3 Flugabwehrraketen russischer Bauart. Nach einem vorläufigen Untersuchungsbericht führen Fehlverhalten und mangelnde Ausbildung zu dem Sprengunfall. Gegen den Verantwortlichen der Bundeswehr in Kabul leitet die Staatsanwaltschaft Lüneburg, die für den Bundeswehrstandort der Soldaten zuständig ist, ein Ermittlungsverfahren ein.


Deutschland, Insel Rügen: Zwei Bundeswehrsoldaten verunglücken beim NATO-Manöver "Strong Resolve 2002" in der Ostsee tödlich. Die Soldaten gehörten zur Besatzung der Fregatte "Mecklenburg-Vorpommern" und wollten mit einem Beiboot zu der britischen Fregatte "HMS Cumberland" übersetzen, als ihr Gefährt kenterte. Die beiden Männer erleiden tödliche Unterkühlungen.


Deutschland, Karlsruhe: Das Bundesverfassungsgericht erklärt in einem Urteil die bisherige ungleiche Besteuerung von Renten und Beamtenpensionen wegen des Grundsatzes der Gleichbehandlung für verfassungswidrig. Gleichzeitig verlangen die Karlsruher Richter eine Neuregelung bis zum 1. Januar 2005. Die Bundesregierung will ein entsprechendes Gesetz, das auf die so genannte nachgelagerte Besteuerung der Renten hinausläuft, im Jahr 2003 vorlegen.


Deutschland, Hamburg: Neun Jahre nach ihrer Gründung wird die Wochenzeitung "Die Woche" vom Hamburger Jahreszeiten-Verlag eingestellt. Zuvor waren Gespräche zur Übernahme des Blattes durch die Essener "WAZ"-Gruppe gescheitert. Verleger Thomas Ganske reagiert mit der Einstellung der "Woche" auf die immer niedrigere Auflage von rund 133 000 Exemplare, die schwindenden Abonnentenzahlen und den allgemein schwachen Anzeigenmarkt.


Palästinensische Autonomiegebiete, Gaza-Stadt: Bei der größten israelischen Offensive in den Palästinensergebieten seit Beginn des Konflikts im Oktober 2000 werden 16 Menschen getötet. Allein im Gasastreifen kommen bei schweren Gefechten mindestens sechs Palästinenser und zwei israelische Soldaten ums Leben. Außerdem erschießen israelische Soldaten drei Palästinenser, die offenbar Sprengsätze bei sich trugen.


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Donnerstag, 7.3.2002

Deutschland, Köln: Die Spendenaffäre der Kölner SPD belastet zunehmend auch die Bundespartei. SPD-Generalsekretär Franz Müntefering kündigt eine zügige Aufklärung an. Müntefering will auch vor dem Spenden-Untersuchungsausschuss des Bundestages aussagen. Er sei aber als ehemaliger Landeschef in Nordrhein-Westfalen nicht von der Spendenpraxis in der Kölner SPD informiert gewesen. Die Justizbehörden ermitteln wegen Schmiergeldzahlungen mehrerer Firmen beim Bau der Kölner Müllverbrennungsanlage von insgesamt 29 Mio. DM bzw. fast 15 Mio. Euro, die zwischen 1994 und 1998 über die Schweiz an der Steuer vorbeigeflossen sein sollen. 511 000 DM davon sei an die Kölner SPD gegangen.


Vereinigte Staaten, New York: Nach mehr als einjähriger Unterbrechung sprechen die Vereinten Nationen erstmals wieder mit der irakischen Führung über eine Rückkehr der UN-Waffenkontrolleure. UN-Generalsekretär Kofi Annan empfängt eine hochrangige Delegation des Irak und dem neuen Außenminister Nadschi Sabri. Die Vereinigten Staaten gehen davon aus, dass im Irak Massenvernichtungswaffen hergestellt werden. Sie drohten daher zuletzt mehrfach mit einem Militärschlag.


Israel, Jerusalem: Ungeachtet aller Appelle der UNO und der USA hält die Welle der Gewalt im Nahen Osten an. Israelische Kampfhubschrauber feuern Raketen auf mehrere Gebäude palästinensischer Sicherheitskräfte in einem Flüchtlingslager im Gasastreifen. In Gasa-Stadt entkommen 3000 palästinensische Schulkinder nur knapp einem israelischen Luftangriff, als eine Bombe in der Nähe mehrerer UNO-Schulen einschlägt.


Niederlande, Den Haag: Bei den Kommunalwahlen in den Niederlanden gewinnen die rechten Populisten überraschend viele Stimmen hinzu. Die regierende sozialliberale Koalition aus Arbeitspartei (PvdA), der rechtsliberalen Volkspartei und den linksliberalen Demokraten '66 büßt hingegen gut 12% der Stimmen ein. In vielen Kommunen erreicht die ausländerfeindliche Partei Leefbaar Nederland (Lebenswerte Niederlande) aus dem Stand heraus die Mehrheit. In Rotterdam gewinnt der wegen seiner ultrarechten Ansichten zur Ausländer- und Islamfrage höchst umstrittene Pim Fortuyn 35% der Stimmen.


Irland, Dublin: Die Iren lehnen in einem Referendum mit einer knappen Mehrheit von nur 10 556 Stimmen eine weitere Verschärfung des Abtreibungsverbots ab, wobei sich das ländliche und das städtische Irland deutlich in ihrem Abstimmungsverhalten unterscheiden. Bei einer Wahlbeteiligung von 42% votieren 50,42% der Abstimmenden gegen die Vorlage der Mitte-Rechts-Regierung unter Premier Bertie Ahern. Vorgesehen war ein Verbot eines Schwangerschaftsabbruches auch bei Selbstmorddrohung der werdenden Mutter. Nach dem bestehenden Abtreibungsgesetz ist jede Abtreibung illegal, außer wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist; verboten ist auch der Schwangerschaftsabbruch nach einer Vergewaltigung.


Deutschland, Hamburg: Der Hamburger Kaffee-Röster Tchibo verkauft seine traditionsreiche Zigarettentochter Reemtsma an die britische Imperial Tobacco. Reemtsma ist die Nummer drei auf dem deutschen Markt und mit 11 500 Mitarbeitern viertgrößter Tabakkonzern weltweit. Die Briten übernehmen 90% an dem Hamburger Zigarettenunternehmen, das bisher zu 75,1% der Tchibo Holding AG gehörte; der Rest war in Händen der Familie Reemtsma und kleinerer Teilhaber. Imperial Tobacco zahlen dafür rund 5,2 Mrd. Euro.


Deutschland, Berlin: Die britische Sängerin Dido und ihr Landsmann Robbie Williams werden als erfolgreichste internationale Künstler in der Kategorie Rock-Pop mit dem Deutschen Schallplattenpreis " Echo " ausgezeichnet. Der Preis für die beste nationale Rock-Pop-Gruppe geht an die No Angels. Als beste nationale Künstler wurden die Sängerin Sarah Connor und Peter Maffay geehrt. Insgesamt werden auf der Veranstaltung der Deutschen Phono- Akademie in 25 Kategorien Preise verliehen. Der zum elften Mal verliehene " Echo " gilt als einer der bedeutendsten Musikpreise weltweit.


Vereinigte Staaten, Salt Lake City: Mit einer Grußbotschaft von US-Präsident George W. Bush werden die 8. Winterspiele der Behinderten eröffnet. An den "Paralympics" nehmen mehr als 400 Athleten aus 36 Nationen teil. Bis zum 16. März werden Medaillen in 89 Wettbewerben vergeben.


8

Freitag, 8.3.2002

Deutschland, Berlin: Die Stasi-Akten über Altkanzler Helmut Kohl bleiben nach einer in letzter Instanz gefällten Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts unter Verschluss. Damit beenden die Richter die zehnjährige Praxis der Stasi-Aktenbehörde, Unterlagen über so genannte Personen der Zeitgeschichte zu Forschungszwecken an Journalisten oder Wissenschaftler herauszugeben. Prominente und Amtsträger, so das Gericht, seien gegen eine Freigabe ihrer Stasi-Unterlagen geschützt, wenn sie Betroffene oder Dritte und damit Opfer der Stasi-Akten seien. Damit wird ein entsprechendes Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts vom Juli vergangenen Jahres bestätigt.


Triest: Nach einem Treffen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi in Triest versichert Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), Europa-feindliche Äußerungen italienischer Minister seien "nicht allzu ernst"s zu nehmen. Er bezieht sich dabei auf umstrittene Äußerungen des Liga-Nord-Chefs Umberto Bossi. Er hatte die EU als "Sowjetunion des Westens" bezeichnet und von einem neuen Faschismus und Stalinismus gesprochen.


Deutschland, Limburg: Als letztes katholisches Bistum muss nun auch Limburg aus der Schwangeren-Konfliktberatung aussteigen. Auf Anordnung von Papst Johannes Paul II. dürfen künftig keine Beratungsscheine mehr ausgestellt werden. Der Limburger Bischof Franz Kamphaus hatte bisher als einziger deutscher Bischof an der staatlichen Konfliktberatung festgehalten und weiter Bescheinigungen zur straffreien Schwangerschaftsunterbrechung ausstellen lassen. Die Bundesregierung, katholische Laien-Organisationen und die evangelische Kirche bedauern die Entscheidung.


Deutschland, München: Wegen illegaler Zuwendungen in Millionenhöhe im Zusammenhang mit der Verwendung von Medikamenten werden über 1000 Verfahren gegen Krankenhausärzte in ganz Deutschland eingeleitet. Für die Verwendung bestimmter Medikamente sollen die Ärzte vor allem in den Jahren von 1997 bis 1999 vom Pharmakonzern Smith Kline Beecham Geldbeträge und andere Zuwendungen von bis zu 50 000 DM (26 000 Euro) erhalten haben.


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Samstag, 9.3.2002

Deutschland, Dresden: Ein Sonderparteitag der sächsischen CDU nominiert Sachsens CDU-Chef Georg Milbradt zum Nachfolger von Kurt Biedenkopf als Ministerpräsident. Der ehemalige Finanzminister setzt sich mit 166 Delegiertenstimmen gegen seinen Herausforderer Dietmar Vettermann, Bürgermeister von Zwickau, durch, der 97 Stimmen auf sich vereinigt. Die Ministerpräsidentenwahl wird am 18. April im Sächsischen Landtag stattfinden; die CDU verfügt dort über die absolute Mehrheit. Biedenkopf war wegen mehrerer Affären und seiner Amtsführung in die Kritik geraten und hatte seinen vorzeitigen Rücktritt angekündigt.


Deutschland, Mainz: Nach monatelangem Tauziehen wählt der Fernsehrat des Zweiten Deutschen Fernsehens den derzeitigen Programmdirektor des Senders, Markus Schächter, zum neuen Intendanten des ZDFs. Er tritt die Nachfolge von Dieter Stolte an, der am 14. März nach 20 Jahren aus dem Amt ausscheidet.


Israel, Tel Aviv: In einem Café in Jerusalem sprengt ein 22-jähriger Hamas-Attentäter sich selbst und elf Gäste mit einer metallgefüllten Bombe in die Luft. In der nordisraelischen Küstenstadt Netanja eröffnen mehrere Palästinenser das Feuer auf Passanten. Dabei werden ein Israeli und drei der vier Attentäter getötet. Als Reaktion auf die neuen Anschläge fliegt Israels Luftwaffe neue Angriffe auf das Hauptquartier von Palästinenser-Präsident Jasir Arafat.


Chamonix: Der Montblanc-Tunnel zwischen Frankreich und Italien wird drei Jahre nach der Brandkatastrophe - zunächst für den Pkw-Verkehr - wieder geöffnet. Bei dem Unglück im März 1999 waren in dem Alpentunnel 39 Menschen ums Leben gekommen. Auf beiden Seiten des Tunnels gibt es Proteste von Anwohnern und Umweltschutzverbänden gegen den Schwerlastverkehr, der in der zweiten Märzhälfte wieder zugelassen wird.


Malaysia, Kuala Lumpur: Die deutsche Hockey-Nationalmannschaft wird zum ersten Mal Weltmeister. Die Auswahl von Trainer Bernhard Peters besiegte im Finale der 10. Feld-Weltmeisterschaft in Malaysia die australische Mannschaft mit 2:1.


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Sonntag, 10.3.2002

Simbabwe, Harare: Bei den umstrittenen Präsidentschaftswahlen in Simbabwe setzt sich erwartungsgemäß Amtsinhaber Robert Mugabe durch und wird für weitere sechs Jahre gewählt. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis erringt Mugabe 1 685 212 Stimmen (54%), der Herausforderer Morgan Tsvangirai kann 1 258 401 Stimmen (40%) auf sich vereinigen, drei weitere Kandidaten erhalten zusammen 6%. Der 78-jährige Mugabe steht seit 1980 an der Spitze Simbabwes. Der unterlegene frühere Gewerkschaftsführer Tsvangirai und seine oppositionelle Partei Movement for Democratic Change weisen das veröffentlichte Wahlergebnis zurück; auch unabhängige Wahlbeobachter und internationale Organisationen und Regierungen bezeichnen die Wahl wegen zahlreicher Unregelmäßigkeiten als unfair und manipuliert.


Republik Kongo, Brazzaville: Denis Sassou-Nguesso, der amtierende Präsident der Republik Kongo, setzt sich erwartungsgemäß bei der Präsidentschaftswahl durch. Er hatte sich 1979 an die Macht geputscht, war 1992 in der Wahl zum Präsidenten gegen Pascal Lissouba unterlegen und konnte 1997 nach dem Bürgerkrieg wieder an die Macht zurückkehren. Sassou-Nguesso steht nun weitere sieben Jahre an der Spitze des zentralafrikanischen Staates.


Kolumbien, Bogotá: Bei den angesichts des Bürgerkrieges überraschend ruhigen Parlamentswahlen in Kolumbien büßen bei geringer Wahlbeteiligung von 44% die traditionellen Parteien zugunsten der Kandidaten unabhängiger Bewegungen Stimmen ein. Die Liberale Partei erleidet starke Verluste in beiden Kammern des Parlaments, auch die Konservative Partei von Präsident Andrés Pastrana Arango verliert Sitze im Abgeordnetenhaus und im Senat. Landesweit sind mehr als 180 000 Polizisten und Sicherheitskräfte im Einsatz, um Gewaltaktionen linksgerichteter Rebellen und rechter Paramilitärs zu verhindern. Um die 102 Sitze im Senat und 166 Sitze im Abgeordnetenhaus bewarben sich insgesamt fast 10 000 Kandidaten. Am 26. Mai finden in Kolumbien Präsidentschaftswahlen statt.


Vereinigte Staaten, Washington: Die US-Regierung will angesichts der Terrorbedrohung laut US-Zeitungsberichten neue Atomwaffen entwickeln und hat die Liste möglicher Zielländer erweitert. Außer dem Iran, dem Irak und Nordkorea, die Präsident George W. Bush bereits als "Achse des Bösen" bezeichnet hatte, sollen Libyen, Syrien, China und Russland auf der Liste möglicher Zielländer stehen. US-Außenminister Colin Powell bestätigt in einem Fernsehinterview die Existenz des Berichts, spielt seine Bedeutung aber herunter.


Österreich, Altenmarkt/Zauchensee: In der Gesamtwertung des alpinen Ski-Weltcups der Saison 2001/02 sichern sich mit Stephan Eberharter und Michaela Dorfmeister zwei Starter aus Österreich die Titel. Eberharter gewinnt bei den Herren auch die Einzel-Weltcups in der Abfahrt und im Super G. Als beste deutsche Alpine gewinnt Hilde Gerg die Disziplinwertung im Super G.


Harrachov: Sven Hannawald verteidigt seinen Titel bei der Skiflug-Weltmeisterschaft in Tschechien erfolgreich. Hannawald siegt vor Martin Schmitt und dem Finnen Matti Hautamäki. Weil die Wertungsdurchgänge drei und vier witterungsbedingt nicht mehr durchgeführt werden können, steht Hannawald schon nach dem ersten Tag als "König der Lüfte" fest. Im Weltcup der Skispringer 2001/02 hat der Pole Adam Ma l ysz die Nase vorn.


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Montag, 11.3.2002

Deutschland, Köln: Der Spendenskandal der Kölner SPD führt zu ersten personellen Konsequenzen. Der frühere Schatzmeister der Partei, Manfred Biciste, erklärt seinen Austritt aus der SPD. Er kommt damit einem Beschluss des Landesverbandes zuvor. Zuvor hatte ein Landtagsabgeordneter mitgeteilt, er habe eine fingierte Spendenquittung erhalten. In der Kölner SPD waren Großspenden gestückelt und über die Teilbeträge dann fingierte Quittungen für Mitglieder ausgestellt worden. Am selben Tag tritt der Vorsitzende der SPD in Recklinghausen, Peter Rausch, von seinem Amt zurück. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen des Anfangsverdachts der Bestechlichkeit und Untreue.


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Dienstag, 12.3.2002

Deutschland, Berlin: Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Willfried Penner, kritisiert Sicherheitsmängel beim Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Bei der Vorlage seines Jahresberichtes beklagt er die hohe Belastung der Bundeswehr durch Auslandseinsätze und übt Kritik an Ausrüstung und Führung der Truppe. Er fordert zudem eine gleiche Besoldung für Soldaten im Osten und im Westen Deutschlands.


Palästinensische Autonomiegebiete, Ramallah: Bei ihrer größten Operation seit dem Libanonfeldzug von 1982 besetzt die israelische Armee große Teile der palästinensischen Verwaltungsstadt Ramallah im Westjordanland. Bei der seit Tagen andauernden Großoffensive in den Palästinensergebieten werden innerhalb von 24 Stunden mindestens 31 Palästinenser getötet. Im Flüchtlingslager Dschebalija im Gasastreifen erschießen Soldaten 18 Bewohner, die der Armee Widerstand leisten. Bei einem Angriff auf israelische Fahrzeuge auf einer Hauptstraße nahe Mazuba an der Grenze zu Libanon kommen mindestens sechs Israelis ums Leben. Bei einem darauf folgenden Feuergefecht zwischen israelischen Sicherheitskräften und den Tätern sterben mindestens zwei der Attentäter.


Belgien, Brüssel: Bei einer internationalen Geberkonferenz der EU-Kommission und der Weltbank für Mazedonien kommen ca. 307 Mio. Euro für das Jahr 2002 zusammen. Die EU und ihre Mitgliedstaaten finanzieren mit Abstand den Hauptanteil der Mazedonien-Hilfe. Erst wenige Tage zuvor hatte das mazedonische Parlament mit der Verabschiedung eines Amnestiegesetzes für albanische Rebellen die letzte politische Bedingung für die Auszahlung von Geldern erfüllt.


Deutschland, Hannover: Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) eröffnet die weltgrößte Computermesse "Cebit". Bis zum 20. März präsentieren 7962 Aussteller aus 61 Ländern das Neueste aus der Welt von Computer, Internet und Telekommunikation.


Österreich, Wien: Der Preis für OPEC-Öl steigt erstmals seit sechs Monaten wieder über den von dem Ölkartell angestrebten Mindestpreis von 22 Dollar. Nach Angaben der Organisation Erdöl exportierender Länder kostet ein Barrel (159 Liter) nun 22,44 US-Dollar.


Vereinigte Staaten, Salt Lake City: Der für den WSV Oberhof startende deutsche Langläufer und Aktivensprecher Thomas Oelsner wird wegen eines positiven Dopingbefunds von den Winterspielen der Behinderten ausgeschlossen. Zwei Goldmedaillen werden ihm aberkannt. Oelsner ist der erste Athlet der Paralympics, der wegen Dopings seine Goldmedaillen abgeben muss. Trotzdem liegt Deutschland am 16. März in der Medaillenwertung beim Ende der VIII. Paralympics als beste Nation noch vor dem Team der USA.


13

Mittwoch, 13.3.2002

Deutschland, Köln: Die Schlüsselfigur in der Kölner Spendenaffäre, der frühere Chef der SPD-Fraktion im Kölner Stadtrat, Norbert Rüther, räumt bei einer Vernehmung ein, dass er illegale Spenden in Höhe von 424 000 Euro angenommen hat. Bislang war die SPD von Spenden über 261 000 Euro ausgegangen. Unklar ist, ob für den Bau einer Müllverbrennungsanlage in Köln-Niehl Schmiergelder geflossen sind.


Deutschland, Berlin: Der Chef der afghanischen Übergangsregierung, Hamid Karsai, kommt zu einem dreitägigen Staatsbesuch nach Deutschland. Bundesaußenminister Joschka Fischer sichert ihm die Unterstützung der Bundesrepublik beim Wiederaufbau seines Landes zu. Eine Führungsrolle Deutschlands in der Internationalen Schutztruppe lehnt Fischer erneut ab.


Bagram: Die US-Armee bezeichnet die "Operation Anaconda" als beendet. Nach zwölf Tagen hätten die verbündeten Truppen das Tal von Schah-i-Kot und strategisch wichtige Ortschaften in den umliegenden Bergen vollständig erobert. Das Tal sei jetzt unter Kontrolle der US-Armee und die Lager der Taliban seien zerstört.


Vereinigte Staaten, New York: Unter dem Eindruck der seit 17 Monaten anhaltenden Gewalt im Nahen Osten unterstützt der UNO-Sicherheitsrat zum ersten Mal ausdrücklich das Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat. Das höchste Entscheidungsgremium der Vereinten Nationen nimmt mit den Stimmen von 14 der 15 Weltsicherheitsratmitglieder - bei Enthaltung Syriens, das einen eigenen Resolutionsentwurf vorgelegt hatte - die von den USA eingebrachte Resolution 1397 an, mit der die "Vision" eines unabhängigen palästinensischen Staates neben Israel "bekräftigt" wird. Nach den Worten von UNO-Generalsekretär Kofi Annan müssten die Palästinenser mit den Terroranschlägen aufhören, der Staat Israel mit der "illegalen Besetzung" der Autonomiegebiete.


14

Donnerstag, 14.3.2002

Deutschland, Wuppertal: Nach dem Kölner Spendenskandal rückt die Wuppertaler SPD im Zusammenhang mit Spenden ins Blickfeld der Staatsanwaltschaft. Wohnung und Büro des Wuppertaler Oberbürgermeisters Hans Kremendahl (SPD) werden wegen des Verdachts der Vorteilsannahme durchsucht. Er steht im Verdacht, im Kommunalwahljahr 1999 eine Spende in Höhe von 500 000 DM (256 000 Euro) falsch deklariert zu haben.


Deutschland, Hamburg: Beim Absturz eines Rettungshubschraubers der Bundeswehr auf eine Kleingartenanlage im Norden der Hansestadt kommen die fünf Besatzungsmitglieder ums Leben. Als Absturzursache wird menschliches Versagen vermutet: Sowohl beim Piloten des bereits 1973 in Dienst gestellten Helikopters vom Typ Bell UH-1 D als auch beim Bordmechaniker wurden erhöhte Promillewerte im Blut festgestellt.


Deutschland, Halle: Im Korruptionsprozess gegen einen früheren Bahn-Manager verurteilt das Landgericht Halle den Angeklagten zu viereinhalb Jahren Haft. Ferner muss der 54-Jährige insgesamt 250 000 Euro an die Staatskasse zahlen. Der frühere Bahnoberrat hatte zugegeben, bei der Vergabe von Großaufträgen der Deutschen Bahn einer Firma Vorteile verschafft zu haben. Dafür hatte er in den 90er Jahren umgerechnet rund 100 000 Euro an Schmiergeld bekommen.


Serbien, Belgrad: Die beiden bisher in der Bundesrepublik Jugoslawien vereinigten Republiken Serbien und Montenegro einigen sich nach jahrelangem Streit darauf, auch in Zukunft unter der Bezeichnung "Serbien und Montenegro" einen gemeinsamen Staat zu bilden. Unter Vermittlung des EU-Außenbeauftragten Javier Solana unterzeichnen der jugoslawische Präsident Vojislav Ko , der serbische Regierungschef Zoran Djindji c und Montenegros Präsident Milo Djukanovi c ein entsprechendes Abkommen, das auch die Erarbeitung einer neuen Verfassung sowie Neuwahlen vorsieht. Montenegro hatte seit 1998 - noch unter dem jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević - die staatliche Unabhängigkeit angestrebt.


Nezarim: Bei der Explosion eines Sprengsatzes werden nahe der jüdischen Siedlung im südlichen Gasastreifen drei Israelis getötet, mehrere werden verletzt. Nach Angaben der israelischen Armee detoniert der Sprengsatz bei der Vorbeifahrt eines Konvois aus militärischen und zivilen Fahrzeugen.


Deutschland, Frankfurt am Main: Der US-amerikanische Biochemiker Craig Venter ist Träger des renommierten, mit 61 000 Euro dotierten Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstädter-Preises. Er wird für die von ihm entwickelte Methode zur schnellen Entschlüsselung genetischer Codes geehrt. Venter gilt weltweit als einer der Pioniere der Genforschung.


15

Freitag, 15.3.2002

Deutschland, Berlin: Als Konsequenz aus dem Skandal um geschönte Vermittlungsstatistiken der Bundesanstalt für Arbeit beschließt der Bundestag mit den Stimmen der rot-grünen Koalition erste Reformen. Damit kann der SPD-Politiker Florian Gerster zum 1. April den bisherigen Präsidenten Bernhard Jagoda an der Spitze der Bundesanstalt ablösen. Das Gesetz sieht die Umwandlung der Nürnberger Behörde in einen kundenorientierten Dienstleister mit privatwirtschaftlicher Führungsstruktur vor. Zugleich sollen die Arbeitsämter mehr Konkurrenz durch private Vermittler bekommen.


Deutschland, Berlin: Der afghanische Übergangs-Premier Hamid Karsai beendet seinen dreitägigen Deutschlandbesuch mit der Unterzeichnung von Verträgen über deutsche Hilfe beim Aufbau der afghanischen Polizei.


Kenia, Mombasa: Im Rahmen des internationalen Anti-Terror-Einsatzes treffen ein deutsches Marinekontingent und zwei Aufklärungsflugzeuge in der kenianischen Hafenstadt am Indischen Ozean ein. Die Soldaten eines Marineflieger-Geschwaders werden von Mombasa aus Überwachungseinsätze am Horn von Afrika fliegen.


Spanien, Barcelona: Mit Beratungen über die Wirtschafts- und Sozialpolitik eröffnen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union ihr zweitägiges Gipfeltreffen. In der spanischen Stadt geht es vor allem um eine Liberalisierung der Energie-, Post- und Verkehrsmärkte.


China, Peking: Zum Abschluss der Tagung des Nationalen Volkskongresses verteidigt Chinas Ministerpräsident Zhu Rongji die hohe Neuverschuldung und die massiven Staatsausgaben zur Ankurbelung der Wirtschaft. Zuvor billigten die 3000 Delegierten den Haushalt, der außer einem neuen Rekorddefizit von umgerechnet 37 Mrd. US-Dollar auch einen Zuwachs der Militärausgaben um fast 18% vorsieht.


China, Peking: China lässt 25 nordkoreanische Flüchtlinge, die am Tag zuvor in der spanischen Botschaft Zuflucht gesucht hatten, nach Südkorea ausreisen. Die Gruppe trifft drei Tage später nach einem Zwischenstopp in Manila auf den Philippinen in Südkorea ein.


16

Samstag, 16.3.2002

Spanien, Barcelona: Die EU-Märkte für Gas und Strom werden schrittweise ab 2004 für den freien Wettbewerb weiter geöffnet. Darauf verständigen sich die 15 Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfeltreffen, nachdem Frankreich seinen Widerstand teilweise aufgegeben hat. Nach dem EU-Gipfel demonstrieren Zehntausende in Barcelona gegen die Globalisierung. Zu der Demonstration im Stadtzentrum unter dem Motto "Gegen das Europa des Kapitals und des Krieges - Eine andere Welt ist möglich" hatten Sozialisten, Kommunisten, Gewerkschaften, Bürgerinitiativen und rund 100 linke Gruppierungen aufgerufen.


Vandenberg: Der sechste Test des umstrittenen Raketenabwehrsystems der USA ist nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums ein weiterer Erfolg. Eine Abfangrakete trifft laut Pentagon wie vorgesehen über dem Pazifik einen Übungssprengkopf. Die Rakete wurde von der Meck-Insel in der Nähe des Äquators abgefeuert, der Übungssprengkopf vom rund 7700 km entfernten Luftwaffenstützpunkt Vandenberg in Kalifornien. Zwei der sechs bisherigen Tests waren fehlgeschlagen.


Serbien, Belgrad: Die jugoslawische Armee lässt den unter dem Verdacht der Spionage inhaftierten stellvertretenden serbischen Ministerpräsidenten Momcilo Perisi c wieder auf freien Fuß. Perisi c war zwei Tage zuvor zusammen mit einem US-Diplomaten während eines gemeinsamen Essens festgenommen worden. Der Diplomat kam nach 17 Stunden wieder frei, Perisic blieb noch weiter in Haft.


Norwegen, Oslo: Ronny Ackermann (Oberhof) gewinnt als erster Deutscher seit 16 Jahren den Gesamt-Weltcup der Nordischen Kombinierer. Durch Platz drei beim Saisonfinale am traditionsreichen Holmenkollen tritt Ackermann in die Fußstapfen von Hermann Weinbuch zu, der 1986 als letzter deutscher Kombinierer die Kristallkugel gewann. In der Gesamtwertung liegt Ackermann mit 2110 Punkten 124 Zähler vor dem Vorjahressieger Felix Gottwald aus Österreich.


17

Sonntag, 17.3.2002

Deutschland, Berlin: Zum Abschluss ihres dreitägigen Parteitags beschließen die Grünen mit großer Mehrheit ein neues Grundsatzprogramm und verabschieden sich damit nach 22 Jahren vom Prinzip der Gewaltfreiheit. Zugleich fordern sie für Auslandseinsätze der Bundeswehr eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag. Außerdem wird eine Abschaffung der Wehrpflicht gefordert.


Deutschland, Rostock: Die PDS will den Aufbau Ost ins Zentrum des Bundestagswahlkampfes rücken und setzt auf eine klare Abgrenzung gegenüber SPD und Grünen. In dem bei wenigen Gegenstimmen gebilligten Wahlprogramm stellt sich die PDS als Partei des Friedens, des Ostens und der sozialen Gerechtigkeit dar.


Deutschland, Nürnberg: Bei den kommunalen Stichwahlen über die Bürgermeisterämter in Bayern siegt die SPD in Nürnberg und Augsburg. Die CSU setzt sich in Würzburg und Passau durch.


Deutschland, Potsdam: Bei den Stichwahlen zu den Bürgermeisterämtern in mehreren Städten und Gemeinden von Brandenburg setzt sich die SPD als stärkste Kraft durch. Ihre Kandidaten gewinnen in fünf Städten und Gemeinden, darunter in Brandenburg an der Havel. In Frankfurt an der Oder setzt sich der CDU-Bewerber Martin Patzelt durch; die unabhängige Kandidatin Karin Rätzel wird neue Oberbürgermeisterin in Cottbus.


Portugal, Lissabon: Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen in Portugal erringt die konservativ-liberale PSD unter ihrem Spitzenkandidaten José Manuel Durão Barroso einen knappen Wahlsieg, verfehlt aber mit 40,12% der Stimmen und 102 Sitzen trotz eines Zugewinns von 21 Sitzen deutlich die absolute Mehrheit im 230 Sitze zählenden Parlament. Sie ist auf die Unterstützung der rechtskonservativen Volkspartei (CDS/PP) angewiesen. Die bisher regierenden Sozialisten büßen mit 37,85% der Stimmen ihre Stellung als stärkste Partei ein und erhalten mit 95 Sitzen 20 Mandate weniger als bei der letzten Wahl 1999. Die Wahl war notwendig geworden, nachdem Regierungschef Antonio Guterres am 16. Dezember 2001 wegen der Wahlschlappe seiner Sozialisten bei der Kommunalwahl zurückgetreten war.


Pakistan, Islamabad: Bei einem Handgranatenanschlag auf eine protestantische Kirche im Diplomatenviertel der pakistanischen Hauptstadt werden fünf Menschen getötet und 45 der insgesamt rund 70 anwesenden Gläubigen verletzt. Unter den Toten sind die Frau und die Tochter eines US-Diplomaten.


Malaysia, Kuala Lumpur: Der deutsche BMW-Williams-Pilot Ralf Schumacher gewinnt den Großen Preis von Malaysia der Formel 1 vor seinem kolumbianischen Teamkollegen Juan Pablo Montoya. Titelverteidiger Michael Schumacher kommt im Ferrari nach einer Kollision mit Montoya und einem Frontflügel-Wechsel auf den dritten Platz.


Heerenveen: Bei den Mehrkampf-Weltmeisterschaften der Eisschnellläufer in den Niederlanden verteidigt Anni Friesinger aus Inzell ihren Titel vor der Kanadierin Cindy Klassen und der Doppel-Olympiasiegerin Claudia Pechstein aus Berlin. Bei den Herren setzt sich der Niederländer Jochem Uytdehaage durch.


18

Montag, 18.3.2002

Italien, Catania: Ein Schiff mit fast 1000 Kurden, darunter ca. 300 Kinder, wird vor Sizilien von der italienischen Marine aufgebracht und in den Hafen der ostsizilianischen Stadt geschleppt. Am 20. März ruft die italienische Regierung den Notstand auf Sizilien aus und überträgt der Mittelmeerinsel besondere Vollmachten zur Abwehr illegaler Einwanderer.


Israel, Jerusalem: Die israelische Armee zieht sich aus einigen besetzten Städten in den Autonomiegebieten zurück, darunter Bethlehem und die benachbarte Stadt Beit Dschallah im Westjordanland. Die Palästinenser hatten den vollständigen Abzug der israelischen Truppen zur Vorbedingung für eine Waffenruhe gemacht.


Schweiz, Genf: Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, die Irin Mary Robinson, eröffnet die sechswöchige 58. Sitzung der UN-Menschenrechtskommission und prangert in ihrer Rede vor den Vertretern von 53 Staaten und rund 200 Nicht-Regierungsorganisationen die zunehmende Verletzung der Menschenrechte im Nahen Osten und im Zuge der Terrorbekämpfung nach den Anschlägen in den USA an. Es gehe darum, weltweit anerkannte Grundrechte wieder zu verteidigen. Gleichzeitig kündigt sie an, im September 2002 aus dem Amt zu scheiden. Sie hatte sich bereits 2001 aus dem Amt zurückziehen wollen, hatte sich aber dann auf Wunsch von UN-Generalsekretär Kofi Annan zu einer einjährige Verlängerung ihrer Amtszeit bereit erklärt.


Monterrey: In der nordmexikanischen Stadt wird die erste UN-Konferenz zur Finanzierung der Entwicklung in der Dritten Welt eröffnet. Ziel des bis zum 22. März dauernden Treffens ist es, mehr Entwicklungshilfe und privates Kapital für die Bekämpfung der Armut zu mobilisieren. Zu der Konferenz werden 58 Staats- und Regierungschefs erwartet.


19

Dienstag, 19.3.2002

Afghanistan, Kabul: Deutschland übernimmt von Großbritannien im Rahmen der internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) das so genannte taktische Kommando über die in der Hauptstadt stationierten Soldaten. Das Oberkommando über die Friedenstruppe und damit auch Aufgaben auf strategisch-operativer Ebene wird Großbritannien voraussichtlich an die Türkei weiterreichen.


Deutschland, Karlsruhe: Inline-Skater sind nach einer Entscheiden des Bundesgerichtshofes eher Fußgänger als Radfahrer und müssen deshalb auf dem Gehweg fahren. Inline-Skater dürfen demnach Gehwege benutzen, Radwege aber nicht. Das höchste deutsche Zivilgericht fordert zugleich den Gesetzgeber auf, möglichst bald klare Regeln für Inline-Skater zu schaffen.


Vereinigtes Königreich, London: Auf Grund der Gewalt bei der Präsidentenwahl in Simbabwe und der anhaltenden Unterdrückung der Opposition durch die Regierung von Präsident Robert Mugabe schließt das Commonwealth das südafrikanische Mitgliedsland für zunächst ein Jahr aus dem 54 Nationen umfassenden, von Großbritannien und seinen ehemaligen Kolonien gebildeten Staatenbund aus.


Italien, Bologna: In der norditalienischen Stadt fällt ein ranghoher Berater der Regierung einem Mordanschlag zum Opfer. Der Arbeitsrechtsexperte Marco Biagi wird vor seinem Haus erschossen. Später bekennen sich die linksextremistische Terrororganisation "Rote Brigaden" zu dem Attentat. Biagi hatte sich für Reformen im Arbeitsrecht eingesetzt, die nach Ansicht der Gewerkschaften den Unternehmen übermäßig Freiheiten bei der Entlassung von Mitarbeitern einräumen.


Frankreich, Lyon: Die Verkehrsminister Frankreichs und Italiens geben den Startschuss für den Bau eines 52 km langen Eisenbahntunnels durch die Alpen. Damit sollen die Städte Lyon und Turin durch Hochgeschwindigkeitszüge verbunden werden. Der Tunnel soll im Jahr 2012 fertiggestellt sein.


Vereinigte Staaten, Grand Rapids: Nach Angaben ihrer Familie stirbt Maud Farris-Luse, laut Guinness-Buch der Rekorde die älteste Frau der Welt, im Alter von 115 Jahren und 56 Tagen in einem Krankenhaus in Coldwater. Sie wurde demnach am 21. Januar 1887 in Illinois geboren.


Boulder: Im Osten der antarktischen Halbinsel ist eine riesige, Jahrtausende alte Eisscholle als Folge der globalen Klimaerwärmung auseinandergebrochen. Nach Angaben des US-amerikanischen National Snow & Ice Data Center zerbarst eine Fläche von 3250 km innerhalb eines Monats in Tausende von Eisbergen. Es handelt sich um die größte auseinandergebrochene Eisscholle seit 30 Jahren.


20

Mittwoch, 20.3.2002

Deutschland, Köln: Im Kölner Spendenskandal überreicht der frühere SPD-Fraktionschef im Rathaus, Norbert Rüther, der nordrhein-westfälischen Landespartei eine Liste mit den Namen der Geldgeber. Sie sollen zwischen 1994 und 1999 Spenden im Wert von 830 000 DM (424 000 Euro) geleistet haben, welche die Kölner SPD dann in Kleinspenden stückelte, um sie nicht im Rechenschaftsbericht aufführen zu müssen.


Deutschland, Berlin: Nach monatelangen Debatten gibt der Haushaltsausschuss des Bundestags die zunächst gesperrten 5,1 Mrd. Euro für den Kauf von zunächst 40 Militärmaschinen des Typs Airbus A 400 M frei. Zuvor hatten Grüne sowie CDU/CSU und FDP ihre Bedenken aufgegeben, nachdem Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) dem Haushaltsausschuss eine Ergänzung zur Beschaffungsvorlage vorgestellt hatte. Danach wird der Airbus in zwei Tranchen geordert.


Deutschland, Berlin: Ein Beschluss des Bundeskabinetts macht den Weg frei für das seit zwei Jahren heftig umstrittene Dosenpfand. Zum 1. Juli 2002 wird demnach die amtliche Statistik veröffentlicht, die den Anteil von Mehrwegflaschen an allen Getränkeverpackungen wiedergibt. Bei Unterschreiten der gesetzlich vorgegebenen Mehrwegquote tritt automatisch zum 1. Januar 2003 die Pfandpflicht in Kraft. Bereits 1991 hatte die CDU-geführte Bundesregierung die Verpackungsverordnung durchgesetzt, welche die rechtliche Grundlage für das Pfand ist.


Peru, Lima: Drei Tage vor dem Besuch von US-Präsident George W. Bush in Peru kommen bei einem Anschlag in der peruanischen Hauptstadt neun Menschen ums Leben. Der in einem Auto versteckte Sprengsatz detoniert vor einer Bank und einem Einkaufszentrum unweit der US-Botschaft. Es handelt sich um den ersten Anschlag vergleichbaren Ausmaßes seit zehn Jahren. Als Urheber des Anschlags gilt die Terrororganisation "Leuchtender Pfad".


Vereinigte Staaten, Washington: Der US-Kongress verabschiedet eine umfassende Reform der Parteienfinanzierung. Das in beiden Häusern des Kongresses bis zuletzt heftig umstrittene Gesetz begrenzt die indirekten Spenden von Unternehmen, Verbänden und Einzelpersonen an die Parteien auf höchstens 10 000 Dollar pro Jahr. Bisher waren solche für den Wahlkampf oder für die politische Bildungsarbeit getätigten Spenden in der Höhe unbegrenzt.


21

Donnerstag, 21.3.2002

Deutschland, Frankfurt am Main: Nach dem endgültigen Scheitern der Gespräche mit den Banken über Absicherungsmaßnahmen für den Baukonzern Philipp Holzmann mit insgesamt 23 000 Beschäftigten muss das Unternehmen nun doch beim Amtsgericht Frankfurt am Main auf Grund akuter Zahlungsunfähigkeit Insolvenz beantragen. Die Dresdner Bank, Commerzbank und HypoVereinsbank hatten sich bis zuletzt geweigert, in die Reihe der 23 Gläubigerbanken zurückzukehren. Nach Angaben von Holzmann-Finanzvorstand Johannes Ohlinger hatte die Deutsche Bank zur Abwendung der Zahlungsunfähigkeit nochmals zusätzliche Finanzmittel bereitgestellt. Die Schäden einer Insolvenz summieren sich nach Darstellung von Ohlinger auf mindestens 1,3 Mrd. Euro.


Deutschland, Berlin: Bund, Länder und Gemeinden einigen sich auf einen Nationalen Stabilitätspakt zur Reduzierung des Staatsdefizits. Nach dieser Vereinbarung muss der Bund in den Jahren 2003 und 2004 die Ausgaben um 0,5% reduzieren; Länder und Gemeinden dürfen ihre Ausgaben demgegenüber um höchstens 1% anheben. Ziel ist es, 2004 einen weitgehend ausgeglichenen Etat vorzulegen. Zu diesem hatte sich Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) gegenüber der EU verpflichtet, um die drohende Abmahnung Deutschlands wegen hoher Staatsschulden zu verhindern.


Deutschland, Berlin: SPD-Generalsekretär Franz Müntefering hat nach eigener Aussage in seiner Zeit als Vorsitzender der nordrhein-westfälischen SPD zwischen 1998 und 2001 keine Kenntnis von der Kölner Spendenpraxis gehabt. Dies erklärt Müntefering vor dem Spenden-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages.


Israel, Jerusalem: Nach einem Selbstmordattentat im Zentrum Jerusalems, bei dem ein palästinensischer Selbstmordattentäter drei Passanten mit in den Tod reißt, sagt Israel die für den gleichen Abend geplanten Sicherheitsgespräche mit der Autonomiebehörde bis auf weiteres ab.


22

Freitag, 22.3.2002

Deutschland, Berlin: Der Bundesrat verabschiedet mit hauchdünner Mehrheit das Zuwanderungsgesetz. Die juristisch sehr umstrittene Abstimmung führt jedoch zu einem in der Geschichte der Länderkammer einmaligen Eklat: Nachdem das den Ausschlag gebende, von einer Großen Koalition regierte Land Brandenburg wie erwartet unterschiedlich abstimmt - SPD-Ministerpräsident Manfred Stolpe befürwortet das Gesetz, CDU-Innenminister Jörg Schönbohm votiert mit Nein - wertet der Präsident des Bundesrates, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), das Ja Stolpes auf Nachfrage als ausschlaggebend und stellt die Mehrheit fest. Die Entscheidung hat lautstarke Proteste und Tumulte zur Folge. Die Vertreter der Union sprechen von kalkuliertem Verfassungsbruch und verlassen die Sitzung.


Deutschland, Berlin: Der Bundesrat billigt die für 2003 geplante Lkw-Maut auf deutschen Autobahnen. Danach ist für Lkw über zwölf Tonnen eine Abgabe von durchschnittlich 15 Cent pro Kilometer vorgesehen. Der Bund verspricht sich daraus jährliche Einnahmen von 3,4 Mrd. Euro, die überwiegend in den Ausbau der Verkehrswege fließen sollen. Die deutschen Spediteure sollen im Gegenzug bei der Mineralölsteuer entlastet werden, ferner werden ihnen niedrigere Kfz-Steuern in Aussicht gestellt.


Deutschland, Berlin: Der Bundestag ratifiziert einstimmig das Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz und macht damit von deutscher Seite den Weg zum Abbau klimaschädlicher Treibhausgase frei. Mit dem 1997 verabschiedeten Protokoll verpflichten sich die beteiligten Industrieländer rechtsverbindlich, ihre Emissionen der schädlichsten Treibhausgase bis 2012 insgesamt um mindestens 5% gegenüber 1990 zu verringern. Deutschland sagte zu, seine Treibhausgase bis 2012 um 21% zu reduzieren.


Monterrey: Die am 18. März eröffnete UN-Entwicklungskonferenz verabschiedet ihren umstrittenen "Monterrey-Konsens" zur Bekämpfung der weltweiten Armut. Das Papier enthält sechs so genannte Handlungsachsen, darunter die teilweise Entschuldung von Entwicklungsländern und die Bereitstellung finanzieller Hilfen. Einer Ausweitung des Handels und der privaten Kapitalströme wird eine vorrangige Rolle bei der Armutsbekämpfung eingeräumt. Verbindliche Zusagen enthält das Papier jedoch nicht.


Portland: Der US-Zigarettenkonzern Philip Morris wird dazu verurteilt, 150 Mio. US-Dollar an die Erben einer 1999 an Lungenkrebs verstorbenen Raucherin zu zahlen. Ein Gericht im Bundesstaat Oregon befindet das Unternehmen für schuldig, "Light"-Zigaretten unrechtmäßig als weniger gesundheitsgefährdend vermarktet zu haben. Philip Morris kündigt gegen das Urteil Berufung an.


Marl: Der halbdokumentarisch angelegte ARD-Fernseh-Dreiteiler "Die Manns - Ein Jahrhundertroman" von Heinrich Breloer erhält als herausragendes Fernsehereignis des Jahres neun Adolf-Grimme-Preise in Gold. Bei der 38. Fernsehgala werden insgesamt 42 der begehrten Auszeichnungen des Adolf-Grimme-Instituts vergeben. So erhält RTL-Quizmaster Günther Jauch für seine journalistische Leistung im Jahr 2001 eine Auszeichnung.


23

Samstag, 23.3.2002

Italien, Rom: Weit über 1 Mio. Italiener demonstrieren auf Initiative der linksgerichteten Gewerkschaft CGIL in der Hauptstadt gegen die von der Regierung geplante Lockerung des Kündigungsschutzes und gegen den Terrorismus. Zuvor waren Gespräche zwischen Regierung und Gewerkschaften über die Reform des Arbeitsrechts gescheitert, nachdem die Mitte-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi weitere Zugeständnisse abgelehnt hatte.


Vereinigte Staaten, Washington: Das amerikanische Verteidigungsministerium bestätigt Berichte, wonach US-Soldaten in Afghanistan nahe der ehemaligen Taliban-Hochburg Kandahar ein Labor zur Herstellung biologischer und chemischer Waffen entdeckt haben. Einsatzfähige Kampfstoffe seien allerdings dort nicht gefunden worden.


Italien, Rom: Papst Johannes Paul II. spricht sich gegen eine künstliche Verlängerung des Lebens von Todkranken aus. Der Einsatz extremer medizinischer Methoden um jeden Preis sei nicht nur zwecklos, sondern gegenüber dem Patienten auch respektlos, sagt der Papst bei einem Ärztekongress in der italienischen Hauptstadt.


Italien, San Remo: Der italienische Radprofi Mario Cipollini gewinnt den Frühjahrsklassiker Mailand - San Remo im Spurt vor Fred Rodriguez (USA) und dem Schweizer Markus Zberg.


24

Sonntag, 24.3.2002

Deutschland, Saarbrücken: Durch den saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU) wird bekannt, dass der Unmut der unionsgeführten Länder über das Abstimmungsergebnis im Bundesrat bei der Entscheidung über das Zuwanderungsgesetz keine spontane Reaktion gewesen sei. Müller sagt: "Das war Theater, aber legitimes Theater."


Parma: In Italien schließen sich vier kleinere Parteien zur neuen Mitte-Links-Partei "Margherita" zusammen, deren Symbol eine Margerite ist. Zum Vorsitzenden bestimmen die 2500 Delegierten den früheren Bürgermeister von Rom, Oppositionschef Francesco Rutelli. Das neue Bündnis soll nach dem Willen Rutellis vor allem Wähler ansprechen, die der politischen Mitte nahe stehen, sich aber bei der Parlamentswahl für die rechtsgerichtete "Forza Italia" von Regierungschef Silvio Berlusconi entschieden haben.


Belarus, Minsk: Die Polizei in WeißRussland nimmt bei einer Kundgebung der Opposition zum 84. Jahrestag der Ausrufung der Volksrepublik über 100 Personen fest. Trotz eines behördlichen Verbots hatten sich 2200 Teilnehmer zu der Demonstration in der Hauptstadt versammelt. Menschenrechtsgruppen und die westlichen Staaten werfen der Regierung von Präsident Alexander Lukaschenko schwere Menschenrechtsverletzungen und Verstöße gegen die bürgerlichen Freiheiten vor.


Vereinigte Staaten, Los Angeles: Zum ersten Mal in der "Oscar"-Geschichte werden mit Denzel Washington (in "Training Day") und Halle Berry (in dem Rassismus-Drama "Monster's Ball") zwei afro-amerikanische Schauspieler als beste Darsteller mit dem begehrtesten aller Filmpreise ausgezeichnet. Zudem erhält der 75 Jahre alte Sidney Poitier - ebenso wie Robert Redford - von der Academy einen Ehren-Oscar. Als bester Film des Jahres wird - erwartungsgemäß - "A Beautiful Mind" von Ron Howard ausgezeichnet. Ebenfalls insgesamt vier Oscars erhält das Fantasy-Abenteuer "Der Herr der Ringe" in den Kategorien Kamera, Filmmusik, Special-Effekte und Make-up.


25

Montag, 25.3.2002

Deutschland, Cottbus: Mit ersten Warnstreiks in Ostdeutschland bekräftigt die IG Metall ihre Forderung nach 6,5% mehr Lohn und Gehalt. Nach Angaben der Gewerkschaften beteiligen sich mehr als 5000 Beschäftigte an den Arbeitsniederlegungen.


Nigeria, Lagos: Ein Berufungsgericht im nordnigerianischen Bundesstaat Sokoto hebt das wegen außerehelichem Geschlechtsverkehr verhängte Todesurteil gegen Safiya Hussaini auf. Im Oktober 2001 war die 35-Jährige in erster Instanz zum Tode durch Steinigung verurteilt worden, da sie - obwohl geschieden - ein Kind zur Welt gebracht hatte. Das ist nach islamischem Recht strafbar. Hatte Hussaini beim ersten Prozess noch erklärt, sie sei Opfer einer Vergewaltigung geworden, gaben ihre Verteidiger beim Berufungsverfahren an, das Kind stamme von ihrem geschiedenen Ehemann. Das Gericht hebt das Todesurteil mit der Begründung auf, dass der angebliche Ehebruch der Frau vor Einführung der Scharia im Bundesstaat Sokoto geschehen war. Der Fall der nun fünffachen Mutter hatte weltweite Proteste ausgelöst.


Rumänien, Bukarest: Zehn osteuropäische Länder fordern die NATO auf, ihnen eine baldige Aufnahme zu gewähren. Eine erweiterte Allianz könnte den Terrorismus wirksamer bekämpfen und die Sicherheitslage in Europa verbessern, heißt es auf einem zweitägigen Gipfel der Beitrittskandidaten in der rumänischen Hauptstadt. Tschechien, Polen und Ungarn sind seit 1999 bereits NATO-Mitglieder. Auf eine baldige Aufnahme hoffen neben Rumänien auch die drei baltischen Staaten, die Slowakei, Bulgarien und Slowenien. Kroatien, Mazedonien und Albanien stehen gleichfalls auf der Warteliste.


Afghanistan, Kabul: Der Norden Afghanistans - vor allem die rund 140 km nördlich von Kabul gelegenen Bezirke Nahrin und Burka (Provinz Baghlan) - wird von zwei kurz aufeinander folgenden schweren Erdbeben der Stärke 6,1 auf der Richterskala erschüttert. Mindestens 1800 Menschen kommen ums Leben.


China, Peking: China schickt zum dritten Mal nach 1999 eine unbemannte Raumkapsel ins All. Das Raumschiff mit der Bezeichnung "Shenzhou III" ("Göttliches Schiff") startet nach offiziellen Angaben problemlos von der Jiuquan-Abschussbasis in der nordwestchinesischen Provinz Gansu.


26

Dienstag, 26.3.2002

Deutschland, Wiesbaden: Die mutmaßlichen Drahtzieher der Schwarzgeldaffäre der hessischen CDU müssen sich nicht wegen Untreue vor Gericht verantworten. Die Wirtschaftskammer des Wiesbadener Landgerichts lehnt die Eröffnung der Hauptverhandlung wegen Untreue gegen den früheren Bundesinnenminister und hessischen CDU-Chef Manfred Kanther (CDU) sowie den ehemaligen CDU-Schatzmeister Casimir Prinz zu Sayn-Wittgenstein und den damaligen CDU-Finanzberater Horst Weyrauch ab. Keiner der Beschuldigten habe sich zu Lasten der hessischen CDU bereichert, zudem seien die Vorwürfe verjährt. Die Staatsanwaltschaft kündigt Beschwerde an.


Deutschland, Berlin: 773 radioaktiv verstrahlte deutsche Soldaten aus Ost- und Westdeutschland verklagen das Bundesverteidigungsministerium auf Schadensersatz. Sowohl bei der Bundeswehr als auch bei der ehemaligen Nationalen Volksarmee seien bis Mitte der 80er Jahre Schutzvorschriften missachtet worden. Der beauftragte Rechtsanwalt beziffert die Gesamtforderungen gegen das Ministerium für seine krebskranken Mandanten auf mehr als 100 Mio. Euro.


Palästinensische Autonomiegebiete, Ramallah: Kurz vor Beginn des am 27./ 28. März stattfindenden Gipfeltreffens der Arabischen Liga in Beirut sagt Palästinenserpräsident Jasir Arafat seine Teilnahme ab. Zuvor hatte Israels Premier Ariel Scharon von noch nicht erfüllten Bedingungen für eine Reisegenehmigung gesprochen.


Palästinensische Autonomiegebiete, Hebron: Zwei Mitglieder einer internationalen Beobachtermission werden in ihrem deutlich gekennzeichneten Dienstfahrzeug im Westjordanland erschossen. Nach Aussagen eines dritten, bei dem Anschlag verletzten Beobachters der "Zeitweiligen Internationalen Präsenz in Hebron" (TIPH) habe es sich bei dem Täter eindeutig um einen Mann in palästinensischer Polizeiuniform gehandelt. Die Autonomiebehörde in Ramallah bezichtigt hingegen die Israelis der Tat.


Belgien, Brüssel: Die EU-Verkehrsminister geben grünes Licht für das europäische Satelliten-Navigationssystem "Galileo". Für die vierjährige Entwicklungsphase stehen insgesamt 1,1 Mrd. Euro zur Verfügung. Mit dem Projekt soll sich Europa von dem in den US entwickelten, militärisch geprägten System GPS unabhängig machen. Bis 2008 sollen dazu 30 Satelliten ins All gebracht werden.


27

Mittwoch, 27.3.2002

Libanon, Beirut: Der Gipfel der Arabischen Liga in der libanesischen Hauptstadt beginnt mit einem Eklat: Die Palästinenser verlassen die vom libanesischen Staatspräsidenten Emile Lahoud eröffnete Konferenz nach wenigen Stunden. Wenig später wird aus Israel ein weiterer Selbstmordanschlag gemeldet. Ein palästinensischer Selbstmordattentäter der Organisation Hamas sprengt sich einem Hotel in der nordisraelischen Küstenstadt Netanja in die Luft und reißt 28 israelische Gäste mit in den Tod. In dem Hotel hatten rund 250 Menschen den Seder-Abend am Vorabend des jüdischen Passah-Festes gefeiert. Der in Beirut vorgelegte Nahost-Friedensplan des saudischen Kronprinzen Abdullah sieht den vollständigen Rückzug Israels aus den seit 1967 besetzten Gebieten, Israels Zustimmung für eine Lösung des Flüchtlingsproblems und die Gründung eines palästinensischen Staates im Westjordanland und im Gasastreifen mit der Hauptstadt Jerusalem vor. Im Gegenzug bieten die arabischen Staaten an, den Konflikt als beendet anzusehen und ein Friedensabkommen mit Israel zu schließen.


Nanterre: Im Rathaus des Pariser Vorortes erschießt nach Ende einer Ratssitzung ein 33-jähriger Mann acht Mitglieder des Gemeinderats und verletzt weitere 19 Kommunalpolitiker, 14 von ihnen schwer. Der psychisch kranke Täter wird von Umstehenden überwältigt und anschließend festgenommen. Er begeht am folgenden Tag bei seiner Vernehmung durch einen Sprung aus dem Fenster Selbstmord.


Sri Lanka, Colombo: Die Regierung von Sri Lanka und die Rebellenbewegung der Befreiungstiger von Tamil Eelam vereinbaren unter der Vermittlung norwegischer Diplomaten direkte Friedensgespräche. Sie sollen beginnen, sobald der gleichfalls unter norwegischer Vermittlung erzielte Waffenstillstand vom 22. Februar in vollem Umfang verwirklicht ist. Als weitere Vorbedingung nennen die tamilischen Rebellen die Aufhebung des Verbots ihrer Organisation. Mit den Verhandlungen soll ein Ende des seit 1983 andauernden Bürgerkrieges im Norden und Nordosten von Sri Lanka erreicht werden.


Belgien, Brüssel: Die Europäische Union beschließt Schutzzölle von bis zu 26% auf Stahlimporte. Sie reagiert damit auf die eine Woche zuvor verkündete Abschottung des amerikanischen Stahlmarkts durch die US-Regierung.


Deutschland, Rostock: Vor 28 835 Zuschauern im ausverkauften Rostocker Ostseestadion besiegt die deutsche Fußball-Nationalelf in einem Freundschaftsspiel das Team der USA mit 4:2 (1:1). Deutschland hatte die beiden letzten Spiele gegen die USA verloren.


28

Donnerstag, 28.3.2002

Deutschland, Potsdam: SPD und CDU wollen die Große Koalition in Brandenburg fortsetzen. Mit diesem Ergebnis beendet der Koalitionsausschuss die Diskussion um die landespolitischen Folgen des Zuwanderungs-Eklats im Bundesrat, wo die gespaltene Meinungsäußerung Brandenburgs als Ja gewertet worden war.


Deutschland, Karlsruhe: Der Bund darf seine Milliarden-Einnahmen aus der im Sommer 2000 getätigten Versteigerung der UMTS-Mobilfunk-Lizenzen behalten. Damit weist das Bundesverfassungsgericht eine Klage der drei unionsgeführten Länder Bayern, Baden-Württemberg und Hessen auf Beteiligung der Länder an den durch die Vergabe der UMTS-Lizenzen eingenommenen knapp 51 Mrd. Euro zurück.


Libanon, Beirut: Die Staaten der Arabischen Liga bieten Israel zum Abschluss ihres zweitägigen Gipfels in Beirut Sicherheitsgarantien und "normale Beziehungen" an, wenn es im Gegenzug aus allen 1967 besetzten Gebieten abzieht, einen Palästinenserstaat anerkennt und eine "gerechte Lösung" für die palästinensischen Flüchtlinge akzeptiert. Israel reagiert zurückhaltend auf den von Saudi-Arabien angeregten Friedensplan.


Vereinigte Staaten, New York: Die UN-Friedenstruppen in Sierra Leone sollen dem westafrikanischen Land weitere sechs Monate bei der Aussöhnung zwischen den ehemaligen Bürgerkriegsparteien sowie bei der Absicherung eines Waffenstillstands Hilfe leisten. Der Sicherheitsrat verlängert einstimmig das Mandat der mit 17 000 Blauhelmsoldaten zur Zeit weltweit größten UN-Friedensoperation.


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Freitag, 29.3.2002

Italien, Rom: Wegen akuter Kniebeschwerden muss Papst Johannes Paul II. auf die Teilnahme an der traditionellen Kreuzweg-Prozession am Kolosseum verzichten. Statt dessen beobachtet er die Zeremonie von einem Sessel am Palatinshügel aus.


Palästinensische Autonomiegebiete, Ramallah: Als Reaktion auf die jüngste Serie palästinensischer Anschläge stürmt die israelische Armee das Hauptquartier von Palästinenserpräsident Jasir Arafat. Der Amtssitz wird mit Panzern und Raketen angegriffen und Arafats Büro mit Maschinengewehren beschossen. Arafat bleibt in einem Bunkerraum unverletzt. Arafat hat Ramallah seit Dezember 2001 nicht mehr verlassen, weil Israel seine Reisefreiheit eingeschränkt hat. Mit der Offensive antwortet Israel auf Terroranschläge, bei denen seit dem 27. März 30 Israelis ums Leben kamen. Ministerpräsident Ariel Scharon erklärt Arafat offiziell zum "Feind". Die Armee verkündet zugleich die Teilmobilisierung von zunächst 20 000 Reservisten.


30

Samstag, 30.3.2002

Vereinigte Staaten, New York: Der UN-Sicherheitsrat fordert in einer einstimmig verabschiedeten Resolution Israel zum sofortigen Truppenrückzug aus Ramallah und den anderen palästinensischen Gebieten auf. Außerdem sollen Israel und die Palästinenser jegliche Gewalt sofort einstellen, an den Verhandlungstisch zurückkehren und Kurs auf die Schaffung von zwei nebeneinander existierenden Staaten nehmen.


Angola, Luanda: In Angola unterzeichnen die Rebellen der UNITA und die Armeeführung ein Waffenstillstandsabkommen. Bei der Zeremonie in der Provinzhauptstadt im Südosten des Landes sind auch Vertreter der Vereinten Nationen, der USA und Russlands sowie der ehemaligen Kolonialmacht Portugal anwesend. Die UNITA und die Armee kämpfen seit 1975 um die Macht in dem rohstoffreichen Land. UNITA-Chef Jonas Savimbi war im Februar 2002 von Regierungssoldaten getötet worden.


Russland, Sotschi: Russland und die drei Kaukasusrepubliken Georgien, Armenien und Aserbaidschan vereinbaren eine engere Zusammenarbeit gegen den internationalen Terrorismus. Russland betrachtet auch islamische Extremisten in der abtrünnigen Teilrepublik Tschetschenien als Terroristen.


Vereinigtes Königreich, Windsor: Die Mutter von Königin Elizabeth II. stirbt im Alter von 101 Jahren auf ihrer Residenz in Windsor. Die Witwe des 1952 verstorbenen Königs Georg VI., die im Volksmund liebevoll "Queen Mum" genannt wurde, hatte sich in ihrer Heimat während des Zweiten Weltkriegs auf Dauer das Ansehen der Bevölkerung errungen. Entgegen den Empfehlungen der Regierung blieb das Königspaar während des Krieges in London und kümmerte sich um die Ausgebombten. Die Königinmutter - geboren am 4. August 1900 als Elizabeth Angela Marguerite Bowes-Lyon - galt als das beliebteste Mitglied der britischen Königsfamilie.


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Sonntag, 31.3.2002

Belgien, Brüssel: In der Europäischen Union und vielen Nachbarländern beginnt die Sommerzeit. Um 2 Uhr werden die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Die Sommerzeit endet am 27. Oktober .


Haifa: Die Serie von Selbstmordanschlägen in Israel reißt nicht ab. In der nordisraelischen Hafenstadt Haifa werden bei einem weiteren Anschlag 15 Israelis und der Attentäter getötet und mehr als 30 zum Teil lebensgefährlich verletzt. Zu dem Anschlag bekennt sich die radikal-islamische Palästinensergruppe Hamas. Wenig später sprengt sich in einer jüdischen Siedlung im Westjordanland ein weiterer palästinensischer Selbstmordattentäter in die Luft und verletzt vier Israelis. Israels Ministerpräsident Ariel Scharon weist Palästinenserpräsident Jasir Arafat eine direkte Verantwortung für die Terroranschläge zu. Arafat sei ein Hindernis für den Frieden in Nahost.


Frankreich, Marseille: Eine Synagoge in der südfranzösischen Stadt wird von unbekannten Brandstiftern völlig zerstört. Das Feuer wird in der Nacht von unbekannten Tätern an mehreren Stellen mit Benzin gelegt. Zahlreiche Bücher und Schriftrollen fallen den Flammen zum Opfer. In den Tagen zuvor waren Anschläge auf Synagogen in Lyon und Straßburg sowie auf eine koschere Schlachterei bei Toulouse verübt wurden.


Ukraine, Kiew: Bei der Parlamentswahl in der Ukraine erzielt der im Frühjahr 2001 gestürzte reformfreundliche Ministerpräsident Viktor Juschtschenko einen Achtungserfolg. Sein neu gegründetes Oppositionsbündnis "Unsere Ukraine" aus liberalen und nationalen Kräften wird auf Anhieb stärkste Partei vor dem Wahlblock "Für eine vereinte Ukraine", der Staatspräsident Leonid Kutschma unterstützt. Die Kommunisten, die bei der Wahl 1998 noch stärkste Partei waren, büßen über die Hälfte der Sitze ein.


Schweiz, Zürich: Die neue Schweizer Fluggesellschaft "Swiss" nimmt ihren Betrieb auf. Als erste Maschine startet ein kleiner vierstrahliger Jet von Basel nach Zürich. Wenig später landet dann - 71 Jahre nach Gründung der "Swissair" - der letzte "Swissair"-Linienflug von Buenos-Aires in Zürich. Die "Swiss" ist nach dem Zusammenbruch der im Oktober 2001 insolvent gewordenen "Swissair"-Gruppe aus der Regionalfluggesellschaft Crossair entstanden.


Brasilien, Sao Paulo: Der Große Preis von Brasilien der Formel 1endet mit einem deutschen Doppelsieg. Michael Schumacher gewinnt auf seinem Ferrari knapp vor seinem Bruder Ralf im Williams-BMW. Dritter wird der Schotte David Coulthard in einem McLaren-Mercedes.