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Mittwoch, 1.5.2002

Deutschland, Leipzig: Etwa eine halbe Million Menschen demonstrieren am Tag der Arbeit in Deutschland auf rund 500 Kundgebungen für mehr soziale Gerechtigkeit. Der scheidende Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Dieter Schulte, warnt bei der Hauptkundgebung den Unionskanzlerkandidaten Edmund Stoiber (CSU), sich die Forderungen der Arbeitgeber zum Programm zu machen. Von der Bundesregierung fordern die Gewerkschafter vor allem mehr Engagement im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit.


Deutschland, Berlin: Bei Demonstrationen zum 1. Mai liefern sich Polizei und Demonstranten stundenlange Straßenschlachten. Dabei erleidet eine Frau lebensgefährliche Verletzungen. Die Polizei meldet 181 verletzte Beamten und 158 Festnahmen.


Frankreich, Paris: Etwa 400 000 Menschen nutzen den Tag der Arbeit zu Demonstrationen gegen den am 21. April überraschend in dem Stichentscheid zur Präsidentschaftswahl gelangten Rechtspopulisten Jean-Marie Le Pen. Es ist die größte politische Kundgebung in der französischen Hauptstadt seit 1984.


Spanien, Palma de Mallorca: Auf den spanischen Baleareninseln wird die umstrittene "ecotasa" (Ökosteuer) eingeführt. Jeder Urlauber auf den Inseln Mallorca, Menorca, lbiza und Formentera muss - je nach Kategorie der Unterkunft - pro Tag eine Steuer von 0,25 bis 2 Euro zahlen, zumeist beträgt der Satz einen Euro pro Nacht und Person. Die Behörden rechnen mit Einnahmen in Höhe von jährlich rund 30 Mio. Euro, mit denen u.a. Programme zur Förderung der Landwirtschaft und zur Instandhaltung von Stränden und Kulturgütern finanziert werden sollen.


Deutschland, Frankfurt am Main: Der deutsche Radprofi Erik Zabel vom Team Deutsche Telekom gewinnt im Spurt das Rennen "Rund um den Henninger-Turm" vor Jo Planckert (Belgien) und dem Russen Sergej Iwanow. Für Zabel ist es der zweite Erfolg nach 1999.


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Donnerstag, 2.5.2002

Palästinensische Autonomiegebiete, Ramallah: Nach der Überstellung von sechs Palästinensern, die für den Mord am israelischen Tourismusminister Rechawam Seewi verantwortlich sein sollen, in ein international bewachtes Gefängnis in Jericho endet der 140-tägige Hausarrest von Palästinenserchef Jasir Arafat und die Belagerung seines Amtssitzes durch die israelische Armee. Arafat kann sich nach dem israelischen Truppenrückzug innerhalb des Westjordanlandes und des Gasastreifens frei bewegen.


Vereinigte Staaten, New York: Nach einem Tage langen Tauziehen mit Israel um die Entsendung einer Dschenin-Kommission löst UN-Generalsekretär Kofi Annan offiziell das Untersuchungsteam auf. Die Gruppe sollte feststellen, ob Israel in dem palästinensischen Flüchtlingslager Dschenin im Westjordanland unschuldige Zivilisten massakriert hat oder nicht. Israel verweigerte dem UN-Team jedoch die Einreise.


Vereinigtes Königreich, London: Bei den Kommunalwahlen in England büßt die Labour Party des britischen Premierministers Tony Blair gut acht Prozentpunkte im Vergleich zu den Parlamentswahlen 2001 ein, bleibt aber mit 34% der Stimmen stärkste Partei. Die Konservativen erreichen 33%, die Liberaldemokraten verzeichnen mit 27% ein Plus von acht Prozentpunkten. Die rechtsextreme National Party gewinnt erstmals nach neun Jahren wieder Mandate für zwei Stadträte.


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Freitag, 3.5.2002

Niederlande, Den Haag: Vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal wirft Kosovo-Präsident Ibrahim Rugova dem angeklagten ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević die Unterdrückung und Verfolgung der Kosovo-Albaner in den 90-er Jahren vor. Belgrad habe das Kosovo durch Gewalt und Krieg zerstören wollen, erklärt Rugova als Zeuge der Anklage.


Vilnius: Mit einem Zusatz zur Europäischen Menschenrechtskonvention verpflichten sich die Mitglieder des Europarates mehrheitlich dazu, die Todesstrafe völlig abzuschaffen. 36 der 44 Mitgliedsstaaten unterzeichnen in der litauischen Hauptstadt ein Protokoll, wonach die Todesstrafe bedingungslos aus den Gesetzbüchern verbannt wird. In den meisten Staaten war dies bereits ohnehin der Fall, einige Länder erlaubten die Todesstrafe allerdings noch in Extremfällen und Kriegszeiten. Acht Staaten - Russland und die Türkei sowie Bulgarien, Kroatien, Slowakei, Albanien, Armenien und Aserbaidschan - unterschreiben das Protokoll nicht.


Deutschland, Berlin: Eine Haushaltsbefragung für das Jahr 2001 des Statistischen Bundesamtes ergibt, dass immer mehr Menschen in Deutschland allein leben. Danach leben 17% der Deutschen als Single. Es gibt 2,1 Mio. nichteheliche Lebensgemeinschaften, dennoch bleibt die Ehe die überwiegende Form des Zusammenlebens.


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Samstag, 4.5.2002

Kano: Bei einem Flugzeugunglück im Norden Nigerias kommen 149 Menschen ums Leben. Die zweistrahlige BAC 111-500 der privaten nigerianischen EAS Airlines (Executive Airline Services) stürzt beim Start zu einem Inlandsflug auf den dicht besiedelten Vorort Gwammaja. Von den 69 Passagieren und sieben Besatzungsmitgliedern an Bord überleben nur drei. Die übrigen Opfer sind Anwohner.


Nepal, Kathmandu: Die Armee in Nepal hat seit Beginn ihrer Offensive am 2. Mai nach Angaben des Verteidigungsministeriums fast 400 maoistische Rebellen getötet. Dies ist die höchste Opferzahl seit Beginn des Aufstands der Maoisten im Jahre 1996. Schwerpunkt der Kämpfe war der Bezirk Rolpa westlich von Kathmandu.


Bangladesch, Dhaka: In Bangladesch fordert der Untergang einer Fähre auf der Fahrt von Dhaka nach Patuakhali rund 270 Todesopfer. Nach offiziellen Angaben überleben etwa 100 Menschen den Untergang während eines schweren Sturmes.


Deutschland, Dortmund: Borussia Dortmund ist zum sechsten Mal in der Vereinsgeschichte nach 1956, 1957, 1963, 1995 und 1996 Deutscher Fußballmeister. Am 34. Spieltag der Bundesliga besiegt das Team von Trainer Matthias Sammer Werder Bremen mit 2:1 und bleibt damit auf dem ersten Platz. Vizemeister wird Bayer Leverkusen nach einem 2:1-Sieg gegen Hertha BSC Berlin; Titelverteidiger Bayern München bleibt nach einem 3:2 über Hansa Rostock der dritte Tabellenplatz.


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Sonntag, 5.5.2002

Deutschland, Wiesbaden: Zum Abschluss ihres Bundesparteitages verabschieden die Bündnisgrünen mit großer Geschlossenheit ihr Wahlprogramm mit den Schwerpunkten Energie- und Agrarwende sowie Familien- und Arbeitmarktpolitik. Bundesaußenminister Joschka Fischer ruft seine Partei auf, einen selbstbewussten Wahlkampf zum Erhalt der Regierungskoalition mit der SPD zu führen.


Deutschland, Freiburg: Erstmals wird ein Grünen-Politiker Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt. Dieter Salomon erreicht im zweiten Wahlgang 64% der Stimmen.


Dschibuti: Die deutsche Marine übernimmt den Oberbefehl über den internationalen Flottenverband am Horn von Afrika. Vor der Küste Kenias, Somalias und Dschibutis sind derzeit auf deutschen Kriegsschiffen etwa 1400 Bundeswehrsoldaten im Rahmen der Operation "Enduring Freedom" (Dauerhafte Freiheit) im Anti-Terror-Einsatz. Bislang hatten die USA den Befehl über den Marineverband.


Frankreich, Paris: Mit 82,21% der Stimmen gewinnt Amtsinhaber Jacques Chirac die Wahl zum französischen Staatspräsidenten. Der rechtsradikale Jean-Marie Le Pen kommt nach seinem überraschenden Einzug in die Endrunde der Präsidentenwahl nur auf 17,8% der Stimmen. Auch die Linksparteien hatten diesmal Chirac unterstützt und dazu aufgerufen, die Wahl zu einem Referendum gegen Le Pen zu machen.


Sindelfingen: Der erste Streik in der Metall- und Elektroindustrie seit sieben Jahren beginnt bei DaimlerChrysler. Knapp 2000 Beschäftigte der Nachtschicht sind aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Die IG Metall fordert 6,5% mehr Lohn und Gehalt, die Arbeitgeber bieten den 3,6 Mio. Beschäftigten der Branche 3,3% mehr. Insgesamt sind 50 000 Beschäftigte in 20 baden-württembergischen Betrieben zu dem Streik aufgerufen. Am 13. Mai wird der Arbeitskampf auch auf den Tarifbezirk Berlin-Brandenburg ausgeweitet.


Deutschland, Bielefeld: Den Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga schaffen Arminia Bielefeld und der VFL Bochum jeweils mit einem Sieg am letzten Spieltag der 2. Liga. Als erster Aufsteiger stand Hannover 96 schon seit mehreren Wochen fest.


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Montag, 6.5.2002

Der Rechtspopulist Pim Fortuyn wird bei einem Attentat getötet

Niederlande, Hilversum: Neun Tage vor der Parlamentswahl in den Niederlanden wird der Rechtspopulist Pim Fortuyn bei einem Attentat getötet. Ein 32-jähriger Tierschützer trifft Fortuyn, der an der Parlamentswahl am 15. Mai mit einer Partei unter seinem Namen teilnehmen wollte und dem bis zu 20% der Stimmen vorhergesagt wurden, mit fünf Schüssen in Kopf, Brust und Hals.


Frankreich, Paris: Einen Tag nach seinem klaren Wahlsieg über den Rechtsextremisten Jean-Marie Le Pen ernennt der französische Präsident Jacques Chirac einen neuen Regierungschef. Der rechtsliberale Wirtschaftsexperte Jean-Pierre Raffarin soll an der Spitze eines Übergangskabinetts bis zur Parlamentswahl im Juni amtieren. Sein sozialistischer Vorgänger Lionel Jospin hatte nach seiner überraschenden Wahlschlappe gegen Le Pen zwei Wochen zuvor seinen Rückzug aus der Politik angekündigt.


Myanmar, Rangun: Die Militärjunta in Myanmar (Birma) entlässt die Menschenrechtsaktivistin Aung San Suu Kyi aus dem Hausarrest. Sie darf ihre politische Arbeit fortsetzen. Die von Suu Kyi geführte Partei hatte 1990 die Parlamentswahl gewonnen. Der Sieg war jedoch von der Militärregierung nicht anerkannt worden. Im September 2000 wurde die Oppositionspolitikerin unter Hausarrest gestellt.


Vereinigte Staaten, Washington: Die USA steigen offiziell aus dem Vertrag über die Gründung eines Weltgerichtshofes (ICC) aus. Der Vertrag war noch vom ehemaligen Präsidenten Bill Clinton unterzeichnet, aber dem Senat nie zur Ratifizierung vorgelegt worden. Das Gericht soll vom 1. Juli an für die Strafverfolgung von Völkermord, Kriegsverbrechen, Folter und Massenvergewaltigungen zuständig sein.


Deutschland, Koblenz: Der Kokainprozess gegen den Fußballtrainer Christoph Daum endet vor dem Landgericht in Koblenz mit der Einstellung des Verfahrens in zwölf Fällen und einem Freispruch für die übrigen Anklagepunkte. Das Verfahren wegen illegalen Drogenbesitzes stellt das Gericht gegen eine Geldauflage von 10 000 Euro - zu zahlen an zwei soziale Einrichtungen - vorläufig ein. Der Freispruch bezieht sich auf Vorwürfe des illegalen Erwerbs von Kokain und auf Anstiftung zur Beschaffung der Droge, wofür die Staatsanwaltschaft keine Beweise vorlegen konnte.


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Dienstag, 7.5.2002

Rischon Lezion: Bei einem neuen Selbstmordanschlag in Israel werden 16 Menschen mit in den Tod gerissen. Der Selbstmordattentäter zündet eine Bombe in der Billardhalle eines Unterhaltungszentrums südlich von Tel Aviv. In dem Gebäude, das durch die Wucht der Explosion teilweise einstürzt, werden 57 Menschen verletzt.


Dalian: Vor der chinesischen Küste stürzt eine McDonnell Douglas MD-82 der China Northern Airlines mit 112 Menschen ins Meer. Niemand überlebt das Unglück. Die Maschine war in Peking gestartet. Der Pilot meldete vor dem Absturz ein Feuer in der Kabine.


Tunesien, Tunis: Eine Maschine der Egypt Air stürzt beim Anflug auf den Flughafen von Tunis ab. 18 Menschen kommen ums Leben. 44 Insassen überleben das Unglück.


Deutschland, Nürnberg: Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist im April um 132 000 auf 4 024 100 gesunken. Dies waren gut 130 000 weniger als im März, aber 156 000 mehr als im April 2001. Die Arbeitslosenquote sank im April um 0,3 Prozentpunkte auf 9,7% (im April 2001 9,5%).


Merdingen: Radprofi Jan Ullrich (Team Deutsche Telekom) sagt seine Teilnahme an der Tour de France wegen einer Knieverletzung ab.


Schweden, Göteborg: Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft scheidet bei der Weltmeisterschaft in Schweden im Viertelfinale aus. Die Schützlinge von Bundestrainer Hans Zach verlieren gegen die schwedische Mannschaft mit 2:6.


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Mittwoch, 8.5.2002

Deutschland, Berlin: Vor dem Hintergrund der Bluttat von Erfurt will die Bundesregierung im Eilverfahren den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewaltvideos und Computerspielen verbessern. Danach soll auch die Alkohol- und Tabakwerbung bis 22 Uhr aus den Kinos verbannt werden und der Verkauf von Zigaretten an Personen unter 16 Jahren verboten sein. Kinder und Jugendliche sollen stärker vor Gewaltdarstellungen vor allem in den neuen Medien geschützt werden, u.a. durch eine Alterskennzeichnung von Computerspielen und Bildschirmspielgeräten.


Pakistan, Karatschi: Ein Selbstmordattentäter sprengt in der pakistanischen Stadt einen Bus in die Luft und reißt dabei 15 Menschen mit in den Tod, unter ihnen elf Franzosen. Mindestens 34 weitere Personen werden verletzt. Die Opfer gehören zu einer Gruppe von französischen U-Boot-Spezialisten. Die örtlichen Behörden richten ihren Verdacht gegen die terroristische Organisation Al-Qaida.


Belgien, Brüssel: Die EU-Kommission leitet ein Kartellverfahren gegen die Deutsche Telekom wegen mutmaßlicher Ausnutzung ihrer marktbeherrschenden Stellung im Telefon-Ortsnetz ein. Die Deutsche Telekom habe nach Angaben aus Brüssel von Konkurrenten höhere Gebühren für den Zugang zum Ortsnetz verlangt als von den eigenen Endkunden.


Vereinigte Staaten, New York: Mit deutlicher Kritik an der Lage der Kinder in der Welt eröffnet UN-Generalsekretär Kofi Annan den zweiten Weltkindergipfel. Zum ersten Mal haben auch Kinder und Jugendliche Rederecht vor der UN-Generalversammlung. Auf der dreitägigen Konferenz wollen die Delegierten aus rund 180 Ländern die Vereinbarungen des ersten UN-Kindergipfels von 1990 überprüfen und mit einem Aktionsplan den Schutz von Kindern vor Ausbeutung, Gewalt und Missbrauch verbessern.


Niederlande, Rotterdam: Vier Tage nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft unterliegt Borussia Dortmund im Endspiel des UEFA-Pokals gegen den niederländischen Klub Feyenoord Rotterdam mit 2:3. Der UEFA-Pokal ist die einzige den Westfalen noch fehlende internationale Trophäe.


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Donnerstag, 9.5.2002

Afghanistan, Kabul: Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) stellt anlässlich eines Besuches bei den deutschen Soldaten in der afghanischen Hauptstadt eine Verlängerung des Mandats der internationalen Afghanistan-Schutztruppe (ISAF) über den 20. Juni 2002 hinaus in Aussicht. Ihren Einsatz außerhalb von Kabul lehnt er jedoch ab.


Deutschland, Aachen: Im historischen Krönungssaal des Rathauses wird der internationale Karlspreis an die Gemeinschaftswährung Euro verliehen. Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Wim Duisenberg, nimmt die Urkunde entgegen. Es ist das erst Mal in der 52-jährigen Geschichte des Karlspreises, dass die Auszeichnung an eine Sache und nicht an Persönlichkeiten oder Gruppen geht.


Kaspijsk: Ein Bombenanschlag mit 42 Toten und mehr als 150 Verletzten im Nordkaukasus überschattet die Feiern in Russland zum "Tag des Sieges" im Zweiten Weltkrieg. Bei der Explosion des Sprengsatzes in der Stadt rund 20 km südlich der Hauptstadt der südrussischen Republik Dagestans, Machatschkala, werden etwa 150 Menschen verletzt. Unter den Toten sind 18 Soldaten, die an einer Parade teilnehmen sowie 17 Kinder, Kriegsveteranen und andere Zivilisten. Dagestan grenzt an die russische Republik Tschetschenien, wo muslimische Rebellen gegen die russische Herrschaft kämpfen.


Serbien, Belgrad: Ein Gericht erlässt Haftbefehl gegen 17 vom UN- Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gesuchte Serben, darunter befinden sich auch der ehemalige bosnische Serbenführer Radovan Karad z i c und sein Armeechef Ratko Mladi c .


Deutschland, Freiburg: Drei Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft gewinnt die deutsche Nationalmannschaft ein Vorbereitungsspiel gegen Kuwait mit 7:0.


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Freitag, 10.5.2002

Bethlehem: Die Krise um die Geburtskirche ist durch Vermittlung der Europäischen Union und Zypern nach 39 Tagen gelöst. Alle 123 Palästinenser, die sich dort verschanzt hielten, und die ausländischen Friedensaktivisten verlassen die Kirche und werden von israelischen Soldaten in Empfang genommen. 13 Palästinenser, die Israel als besonders gefährlich einstuft, werden nach Zypern ausgeflogen und sollen auf verschiedene Mitgliedsländer der EU verteilt werden. 26 weitere Araber werden in den Gasastreifen gebracht. Die restlichen 84 Palästinenser kommen frei.


Vereinigte Staaten, Washington: Der frühere FBI-Agent Robert Hanssen wird wegen langjähriger Spionage für die ehemalige Sowjetunion und Russland in den USA zu lebenslanger Haft verurteilt. Hanssen hatte 25 Jahre lang für die US-Bundespolizei FBI gearbeitet und in diesem Zeitraum mehr als 15 Jahre gleichzeitig für Moskau spioniert. Für seine Dienste kassierte der 58-Jährige insgesamt 1,4 Mio. US-Dollar. Der Doppelagent hatte nach seiner Festnahme im Jahr 2001 ein umfassendes Geständnis abgelegt und war auf diese Weise der Todesstrafe entgangen.


Potters Bar: Bei einem schweren Zugunglück im Norden Londons werden sieben Menschen getötet und elf weitere schwer verletzt. Nach Angaben der britischen Bahngesellschaft Railtrack entgleist ein vom Londoner Bahnhof King's Cross kommender Personenzug in der Grafschaft Hertfordshire. Es ist seit 1997 das sechste Bahnunglück in Großbritannien. Die Ursache des Zugunglücks ist vermutlich eine defekte Weiche.


Schweiz, Zürich: Der Machtkampf innerhalb des Fußball-Weltverbandes FIFA beschäftigt die Gerichte: Fünf Vizepräsidenten und weitere sechs Mitglieder des Exekutivkomitees der FIFA reichen Klage gegen den Verbandspräsidenten Joseph Blatter ein. Sie werfen ihm Amtsmissbrauch und Misswirtschaft vor. Blatter weist die Vorwürfe ein weiteres Mal zurück.


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Samstag, 11.5.2002

China, Peking: Mehr als 70 000 Menschen sind nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua als Folge der schweren Überschwemmungen im Nordwesten des Landes obdachlos. Fast 100 000 Häuser sind eingestürzt oder erheblich beschädigt worden. China wird alljährlich zwischen April und August von heftigen Niederschlägen und katastrophalen Überschwemmungen heimgesucht.


Vereinigtes Königreich, London: Für das Erfolgsmusical "Cats" von Andrew Lloyd Webber fällt in der britischen Hauptstadt nach 21 Jahren der letzte Vorhang. Allein in London, wo das Stück am 21. Mai 1981 Premiere hatte, lauschten mehr als 8 Mio. Zuschauer der schwungvollen Katzenmusik, weltweit waren es rund 50 Mio.


Deutschland, Berlin: Der FC Schalke 04 gewinnt vor 70 000 Zuschauern im Olympiastadion zum vierten Mal den DFB-Pokal. Der Cupverteidiger setzt sich im Finale mit 4:2 (1:1) gegen Bundesliga-Vizemeister Bayer 04 Leverkusen durch. Bei den Damen sichern sich die Frauen des 1. FFC Frankfurt zum vierten Mal in Folge den DFB-Pokal. Sie bezwingen im Finale den Hamburger SV mit 5:0.


Schweden, Göteborg: Die Slowakei ist Eishockey-Weltmeister. Im Finale wird Russland mit 4:3 bezwungen.


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Sonntag, 12.5.2002

Deutschland, Mannheim: Die Freien Demokraten ziehen erstmals in ihrer Geschichte mit einem Kanzlerkandidaten in den Bundestagswahlkampf. FDP-Parteichef Guido Westerwelle wird zum Abschluss des Parteitags von den rund 660 Delegierten bei nur zwei Gegenstimmen als Kandidat nominiert. Westerwelle , der eine Kandidatur 2001 noch entschieden abgelehnt hatte, begründete seine Bereitschaft zur Kandidatur mit den Wahlerfolgen der FDP bei den vorangegangenen drei Landtagswahlen. In ihrem Programm für die Bundestagswahl strebt die FDP u.a. eine Lockerung des Kündigungsschutzes und eine Vereinfachung des Steuersystems an. Ferner soll die Lebensarbeitszeit verlängert und die Vermittlung von Arbeitssuchenden weitgehend privatisiert werden.


Deutschland, München: Ohne seine erkrankte Frau Mette-Marit beginnt der norwegische Kronprinz Haakon seinen Deutschlandbesuch. Das Paar hatte am 8. Mai gemeinsam der n-tv-Moderatorin Sandra Maischberger in Oslo ein Interview gegeben. Dabei hatte sich Mette-Marit durch starkes Scheinwerfer-und Sonnenlicht Verbrennungen im Gesicht zugezogen.


Israel, Tel Aviv: Der Likud-Block des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon bereitet seinem Vorsitzenden eine Abstimmungsniederlage: Die rechtskonservative Partei nimmt eine Resolution an, welche die völlige Ablehnung eines Palästinenserstaates fordert. Scharon erleidet damit eine schwere politische Schlappe durch seinen Rivalen und früheren Regierungschef Benjamin Netanjahu. Scharon hatte sich zuvor dafür eingesetzt, die Abstimmung aufzuschieben.


Kuba: Der frühere US-Präsident Jimmy Carter trifft zu einem fünftägigen Besuch in Kuba ein und wird von Präsident Fidel Castro empfangen. Carter will sich in Kuba für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Er ist der hochrangigste Vertreter der Vereinigten Staaten, der seit Castros Revolution 1959 den Karibikstaat besucht. Carter ist - anders als US-Präsident George W. Bush - ein Gegner des seit 40 Jahren bestehenden Handelsembargo der USA gegen Kuba.


Bamako: Der ehemalige Militärherrscher von Mali, General Amadou Toumani Touré, ist neuer Präsident des westafrikanischen Landes. Er setzt sich im zweiten Wahlgang der Präsidentenwahlen mit 64,35% der Stimmen gegen seinen Rivalen, den ehemaligen Finanzminister Soumalia Cissé (35,65%) von der Regierungspartei ADEMA (Alliance pour la Démocratie au Mali), durch. Touré löst damit den seit 1992 amtierenden Präsidenten Alpha Oumar Konaré ab, der nach zwei Amtsperioden nicht ein drittes Mal zur Wahl antreten durfte.


Vereinigtes Königreich, London: Die Britin Diane Pretty, die ihren Kampf um Erlaubnis zur aktiven Sterbehilfe bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte getragen hatte, ist tot. Die 43-Jährige erliegt ihrer unheilbaren Nervenkrankheit.


Zeltweg: Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher gewinnt den Großen Preis von Österreich vor seinem Ferrari-Teamkollegen Rubens Barichello und Juan Pablo Montoya im Williams-BMW. Bei seinem fünften Saisonerfolg muss sich Schumacher allerdings die Pfiffe der enttäuschten Fans anhören: Gemäß Ferrari-Stallorder muss Barrichello 100 m vor dem Ziel abbremsen und seinen Teamkollegen vorbeilassen.


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Montag, 13.5.2002

Kanada, Toronto: Der Waffenlobbyist Karlheinz Schreiber belastet mit seiner Aussage vor dem Parteispenden-Untersuchungsausschuss in Kanada die CSU. Kurz vor Ende des ersten Teils seiner Vernehmung erklärt Schreiber nach Angaben von Ausschussmitgliedern, er habe Ende der 80er Jahre der CSU 5 Mio. DM (2,6 Mio. Euro) gespendet, die gestückelt und verdeckt in die Parteikasse geflossen seien. Schreiber, gegen den in Kanada ein Auslieferungsverfahren läuft, gilt als Schlüsselfigur der Spendenaffäre der Union. Beweise für seine Behauptungen bleibt Schreiber allerdings schuldig.


Deutschland, Berlin: Der Chef des Industrieunternehmens Jenoptik, Lothar Späth (CDU), soll im Falle eines Wahlsieges der Union Superminister werden. Nach Angaben von Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber wird der 64-jährige frühere Ministerpräsident von Baden-Württemberg in einer von ihm geführten Bundesregierung die Zuständigkeit für Wirtschaft, Arbeit und Aufbau Ost erhalten. Aus dem Finanzministerium sollen ferner die Grundsatzabteilung sowie die Bereiche Geld und Kredit in das neue Ministerium verlagert werden.


Chamonix: Mehr als drei Jahre nach der Brandkatastrophe im Montblanc-Tunnel ist die wichtigste Alpenverbindung zwischen Frankreich und Italien auch wieder für den Schwerlastverkehr über 19 t befahrbar. Die Katastrophe im März 1999 hatte 39 Todesopfer gefordert.


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Dienstag, 14.5.2002

Deutschland, Berlin: Die Bundestags-Enquete-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin" spricht sich mehrheitlich gegen die Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) aus. Diese Methode - so heißt es im Abschlussbericht der Kommission, der Bundestagspräsident Wolfgang Thierse übergeben wird - widerspreche der Menschenwürde. Bei der PID werden durch künstliche Befruchtung erzeugte Embryonen auf mögliche Krankheitsveranlagungen untersucht und unter Umständen getötet.


Island, Reykjavik: Die NATO und Russland leiten eine neue politische Partnerschaft ein. Die Außenminister der 19 NATO-Staaten und Russlands vereinbaren bei ihrem Treffen auf Island die Gründung eines NATO-Russland-Rates. In dem Rat werden die 19 NATO-Länder und Russland gleichberechtigt entscheiden können in Fragen der Terrorbekämpfung, bei Abrüstungsfragen und der zivilen Notfallhilfe. Interne Angelegenheiten wie die mögliche Ausrufung des Bündnisfalls bleiben den 19 vorbehalten. Auch kann Russland keine Beschlüsse der 19 Staaten blockieren. Das Abkommen mit Russland werden die beteiligten Staats- und Regierungschefs am 28. Mai in Rom feierlich unterzeichnen.


Indien, Srinagar: Bei einem Rebellenangriff auf einen Bus und ein Armeelager im indischen Teil von Kaschmir werden 31 Menschen getötet, darunter die drei Attentäter sowie Zivilisten, Frauen und Kinder. Die Angreifer waren mit indischen Militäruniformen getarnt. Der folgenschwerste Zwischenfall im Kaschmir-Konflikt seit dem Angriff auf das Parlament in Delhi im Dezember 2001 löst eine erneute Kaschmir-Krise aus. Indien droht mit Vergeltung und wirft Pakistan eine Beteiligung an dem Massaker vor.


Vereinigte Staaten, New York: Nach jahrelangen Debatten überarbeitet der UNO-Sicherheitsrat die Sanktionen gegen den Irak. Das neue Verfahren soll ab Juni die bisherige Aufstellung von erlaubten Importen durch eine Liste von verbotenen sowie zu überprüfenden Erzeugnisse ersetzen. Verschärft werden sollen die Strafmaßnahmen im Rüstungsbereich. Die Einfuhr humanitärer und ziviler Waren wird dagegen erleichtert.


Sierra Leone, Freetown: Nach zehn Jahren blutigen Bürgerkriegs finden in dem westafrikanischen Land Sierra Leone die ersten Präsidenten- und Parlamentswahlen statt. Staatschef Ahmed Tejan Kabbah wird mit 70,6% der Stimmen für weitere fünf Jahre gewählt . Sein aussichtsreichster Herausforderer Ernest Bai Koroma vom All People's Congress (APC) kann 22,3% der Stimmen der fast 2,3 Mio. Wahlberechtigten auf sich vereinigen. Bei den gleichzeitig stattfindenden Parlamentswahlen erreicht Kabbahs Sierra Leone People's Party (SLPP) 83 der 112 Parlamentssitze. Der APC kommt auf 27 Mandate. Die Peace and Liberation Party des einstigen Putschistenführers Johnny Paul Koroma erringt zwei Sitze. Den Einzug ins Parlament verfehlt die frühere Rebellenorganisation Revolutionary United Front Party (RUFP).


Cardiff: Die deutsche Fußball-Nationalelf unterliegt nach enttäuschender Leistung 18 Tage vor Beginn der Weltmeisterschaft verdient mit 0:1 gegen Wales.


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Mittwoch, 15.5.2002

Deutschland, Recklinghausen: Der frühere Landtagsabgeordnete der nordrhein-westfälischen Grünen, Jamal Karsli, wird FDP-Mitglied. Die Aufnahme des gebürtigen Syrers, der wegen seiner antiisraelischen Äußerungen zum Nahostkonflikt ("Nazi-Methoden", "zionistische Lobby") heftig umstritten ist, stößt auf massive Kritik auch in den eigenen Reihen. Die Glaubwürdigkeit der FDP hänge davon ab, dass sie sich von Karsli trenne, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel. NRW-Parteichef Jürgen Möllemann sieht keinen Grund, Karsli auszuschließen.


Niederlande, Den Haag: Aus den Parlamentswahlen in den Niederlanden gehen die Christdemokraten und die Liste Pim Fortuyn als klarer Sieger hervor. Der Christlich-Demokratische Appell (CDA) unter seinem Vorsitzenden Jan-Peter Balkenende erringt 43 Sitze. Die erst drei Monaten zuvor gegründete Liste des ermordeten Rechtspopulisten Pim Fortuyn zieht mit 26 Mandaten ins Parlament ein. Die drei Parteien der Mitte-Links-Regierung, vor allem die sozialdemokratische Partei der Arbeit (PvdA), erleiden herbe Verluste. Die PvdA fällt auf einen historischen Tiefpunkt und erreicht mit ihrem Spitzenkandidaten Ad Melkert nur noch 23 Sitze. Die beiden Koalitionspartner, die wirtschaftsliberale Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD) und die linksliberalen Demokraten 66, verlieren ebenfalls und kommen auf 23 bzw. sieben Sitze. Weitere kleinere Parteien erreichten insgesamt 28 Sitze.


Palästinensische Autonomiegebiete, Ramallah: Palästinenserpräsident Jasir Arafat kündigt Reformen in der Autonomiebehörde an. Die Ministerien, die Verwaltung und der Sicherheitsapparat, so Arafat, würden überprüft. Auch Neuwahlen kündigt Arafat an, nennt dafür jedoch keinen Termin. Mit der Ankündigung von Reformen reagiert Arafat auf Druck aus dem Ausland, aber auch aus den eigenen Reihen.


Niederlande, Den Haag: Der ehemalige kroatische Serbenpräsident Milan Marti c stellt sich dem UN-Kriegsverbrechertribunal. Dem 56-Jährigen wird u.a. vorgeworfen, im Mai 1995 die Bombardierung von Zagreb befohlen zu haben. Dabei wurden mehrere Zivilisten getötet und verletzt. Insgesamt stehen 23 mutmaßliche Kriegsverbrecher auf der Liste des UN-Tribunals, darunter auch der ehemalige bosnische Serbenführer Radovan Karad z i c und sein Ex-Armeechef Ratko Mladi c, die beide untergetaucht sind.


Deutschland, Stuttgart: Der Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg ist beigelegt. Arbeitgeber und IG Metall einigen sich im traditionellen Pilotbezirk auf einen Tarifvertrag, der Einkommensanhebungen in zwei Stufen vorsieht. Danach erhalten die rund 800 000 Beschäftigten in Baden-Württemberg ab 1. Juni 2002 4% mehr Lohn. Ab 1. Juni 2003 kommen noch einmal 3,1% dazu. Für die Monate März und April 2002 gibt es keine Lohnerhöhung, für Mai eine Einmalzahlung von 120 Euro. Der Tarifvertrag läuft bis Ende 2003.


Vereinigtes Königreich, Glasgow: Bayer Leverkusen gelingt auch im dritten Anlauf nicht der Titelgewinn. Der Vizemeister der Fußball-Bundesliga verliert im ausverkauften Hampden Park das Finale der europäischen Champions League mit 1:2 (1:2) gegen Real Madrid. Die Tore für den spanischen Rekordmeister erzielen vor 51 456 Zuschauern der Spanier Raul (9. Minute) und der Franzose Zinedine Zidane (45.), für den zwischenzeitlichen Ausgleich für Bayer sorgt der Brasilianer Lucio (14.).


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Donnerstag, 16.5.2002

Deutschland, Düsseldorf: Einen Tag nach der Aufnahme des nordrhein-westfälischen Landtagsabgeordneten Jamil Karsli, der am 23. April 2002 im Streit um die Israel-freundliche Nahostpolitik von Außenminister Joschka Fischer die Grünen verlassen hat, durch den FDP-Kreisvorstand in Recklinghausen wirft der NRW-Landesvorsitzende der FDP, Jürgen Möllemann dem Publizisten Michel Friedman vor, "mit seiner intoleranten, gehässigen Art" mitverantwortlich für den Zulauf zum Antisemitismus zu sein.


Deutschland, Magdeburg: Mit der Wahl des CDU-Landesvorsitzenden Wolfgang Böhmer zum neuen Ministerpräsidenten wird knapp vier Wochen nach der Landtagswahl am 21. April der Machtwechsel in Sachsen-Anhalt vollzogen. Böhmer erhält in der konstituierenden Sitzung des Landtages 68 Stimmen, 41 Abgeordnete stimmen gegen ihn, drei enthalten sich. Böhmer steht an der Spitze einer Koalition aus CDU und FDP. Sie löst eine von der PDS tolerierte SPD-Minderheitsregierung unter dem bisherigen Ministerpräsidenten Reinhard Höppner ab. Im neuen Kabinett gehören sechs Minister der CDU an, drei sind FDP-Mitglieder. Die Regierungskoalition verfügt im Landtag über 65 von 115 Sitzen.


Belgien, Brüssel: Das belgische Parlament billigt mit deutlicher Mehrheit ein Sterbehilfegesetz, welches von Experten als das liberalste der Welt angesehen wird. Es erlaubt eine Tötung auf Verlangen für unheilbar kranke Patienten, die nicht in absehbarer Zeit sterben werden, sowie für Menschen mit andauernden psychischen Leiden. Diese Möglichkeiten gehen noch über die Regelungen hinaus, im April 2002 in den benachbarten Niederlanden in Kraft getreten sind.


Vereinigte Staaten, Washington: US-Präsident George W. Bush hat bereits vor den Terroranschlägen vom 11. September 2001 allgemeine Warnungen erhalten, dass Al-Qaida-Terroristen unter der Führung von Osama bin Laden Flugzeugentführungen planen könnten. Bush und seine Berater hätten aber keine Hinweise darauf gehabt, dass Flugzeuge auch als Waffen für Selbstmordeinsätze eingesetzt werden könnten.


Deutschland, München: Mit Rekordzahlen verabschiedet sich BMW-Chef Joachim Milberg auf der Hauptversammlung des Autobauers von den Aktionären. Der 59-Jährige gibt sein Amt vorzeitig an Finanzvorstand Helmut Panke ab. Im Jahr 2002 will BMW erstmals mehr als 1 Mio. Fahrzeuge der Marken BMW und Mini verkaufen.


Deutschland, Berlin: Um Mitternacht läuft in weltweit 50 Ländern "Star Wars Episode 2 - Angriff der Klonkrieger". Auch die zweite Episode des Weltraum-Epos von Regisseur George Lucas lockt wieder die Fans in die Kinos. Damit gibt es von der 1977 gestarteten "Star Wars"-Saga mittlerweile fünf Folgen. Die letzte Episode soll spätestens 2005 fertig sein.


Deutschland, Berlin: Zehn Jahre nach ihrem Tod wird die Schauspielerin und Sängerin Marlene Dietrich zur Berliner Ehrenbürgerin ernannt. Frau Dietrich habe trotz großer Anfeindungen ihre Berliner Wurzeln nie verleugnet und sich stets zu ihrer Heimatstadt bekannt, sagt Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in seiner Laudatio im Roten Rathaus. Peter Riva, der Enkel Dietrichs, nimmt die Urkunde entgegen. Marlene Dietrich war am 6. Mai 1992 im Alter von 90 Jahren in Paris gestorben.


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Freitag, 17.5.2002

Deutschland, Berlin: Als erster Mitgliedsstaat der Europäischen Union verankert Deutschland den Tierschutz als Staatsziel in der Verfassung. 543 von 577 Abgeordneten aller Parteien im Bundestag stimmen für eine entsprechende Verfassungsänderung. Der Artikel 20a des Grundgesetzes um drei Wörter ergänzt: Der Staat schützt jetzt explizit die natürlichen Lebensgrundlagen "und die Tiere".


Deutschland, Berlin: Gegen die Stimmen von Union und FDP verabschiedet der Bundestag eine Ergänzung zu dem im August 1998 in Kraft getretenen Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile. Bisher unterlag deren Rehabilitierung noch einer Einzelfallprüfung. Nun werden 50 000 NS-Urteile gegen Homosexuelle und rund 22 000 Todesurteile gegen Deserteure aufgehoben.


Irland, Dublin: Aus den irischen Parlamentswahlen geht Regierungschef Bertie Ahern mit seiner konservativen Partei Fianna Fáil (FF) als überlegener Sieger hervor. Aherns Partei erringt mit 41,5% der Stimmen 80 der 166 Sitze im Parlament. Ihr bisheriger Koalitionspartner, die rechtsliberalen Progressive Democrats (PD) verbuchen 4,7% der Stimmen und acht Mandate. Der politische Flügel der IRA, Sinn Féin, sowie die Green Party (GP) gewinnen jeweils vier Parlamentssitze hinzu und verfügen nun über fünf bzw. sechs Mandate. Die zweite bürgerliche Volkspartei Fine Gael (FG) büßt 23 Parlamentssitze ein und erreicht nur noch 31 Mandate. Die traditionell mit ihr verbündete Labour Party (LP) behält ihre 21 Sitze. Der Chef von Fine Gael, Michael Noonan, tritt daraufhin zurück. Erstmals in der Geschichte Irlands wird eine Regierung bestätigt.


18

Samstag, 18.5.2002

Deutschland, Nürnberg: In einer Rede auf dem 53. Sudetendeutschen Tag fordert Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) von der Regierung Tschechiens die Aufhebung der umstrittenen Bene -Dekrete, auf deren Grundlage 1945 rund 3 Mio. Sudetendeutsche aus Böhmen und Mähren vertrieben worden waren. Im Gegenzug müssten die Sudetendeutschen auf Forderungen nach Entschädigung oder Rückübereignung verzichten.


Deutschland, Berlin: Die am 20. April aus dem Brücke-Museum gestohlenen neun Bilder der Expressionisten Erich Heckel, Max Pechstein, Ernst Ludwig Kirchner und Emil Nolde sind wieder da. Bei den fünf von der Polizei gefassten mutmaßlichen Tätern handelt es sich um drei Jugoslawen und zwei Deutsche.


Deutschland, Leipzig: Die sächsische Messemetropole steht für im Zeichen des Turnens. Etwa 100 000 Teilnehmer aus dem In- und Ausland kommen zum 31. Deutschen Turnfest unter dem Motto "Neues entdecken".


Deutschland, Leverkusen: In ihrem letzten Testspiel vor der Fußball-Weltmeisterschaft besiegt die deutsche Nationalelf vor 21 500 Zuschauern in der BayArena das Team von Österreich mit 6:2 (3:1).


19

Sonntag, 19.5.2002

Deutschland, Nürnberg: Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) wirft auf dem Pfingsttreffen den Sudetendeutschen der Bundesregierung Untätigkeit in der Vertriebenenpolitik vor. Wie am Tag zuvor Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) verlangt auch Stoiber die Aufhebung der so genannten Bene -Dekrete, auf deren Grundlage nach dem Zweiten Weltkrieg rund 3 Mio. Sudetendeutsche vertrieben worden waren, stellt dies aber - anders als Schily - in einen Zusammenhang zum geplanten EU-Beitritt Tschechiens. Dessen Premier Milos Zeman verteidigt die Vertreibung mit den Worten: "Sie wollten heim ins Reich".


Netanja: Nach fast zwei Wochen relativer Ruhe reißt in Israel wieder ein palästinensischer Selbstmordattentäter drei Menschen mit in den Tod. Der Mann sprengte sich auf einem Markt im Zentrum des Badeortes in die Luft.


Deutschland, Hamburg: Der Schweizer Roger Federer gewinnt das Tennis-Masters-Turnier am Rothenbaum. Der 20-Jährige bezwingt im Finale den russischen Weltranglisten-Ersten Marat Safin in drei Sätzen.


20

Montag, 20.5.2002

Osttimor, Dili: Nach mehr als 400 Jahren portugiesischer Kolonialherrschaft und 25 Jahren indonesischer Unterdrückung proklamiert Osttimor seine Unabhängigkeit und wird aus der Übergangsverwaltung der Vereinten Nationen (UNTAET) entlassen . Die 800 000 Einwohner im Ostteil der Pazifikinsel Timor feiern ihre Freiheit überschwänglich. Die neue Demokratische Republik Osttimor ist eines der ärmsten Länder weltweit . Osttimors erster Präsident ist der bereits im April gewählte frühere Unabhängigkeitskämpfer José Alexandre "Xanana" Gusmão, der zur Versöhnung mit Indonesien aufruft . Neben mehr als 800 Regierungsvertretern und hohen Beamten aus über 90 Ländern nimmt auch die indonesische Präsidentin Megawati Sukarnoputri an den Feiern teil.


Israel, Jerusalem: Der israelische Regierungschef Ariel Scharon entlässt vier Minister der ultra-orthodoxen Schas-Partei. Die Partei hatte den von Scharon vorgelegten Sparmaßnahmen die Zustimmung verweigert, mit denen die verstärkten Militärausgaben finanziert werden sollen. Am selben Tag sprengt sich im Norden Israels erneut ein Selbstmordattentäter in die Luft. Es gibt keine weiteren Opfer.


Vereinigte Staaten, Washington: Die USA halten an dem Handelsembargo gegen Kuba vorerst fest. In seiner Grundsatzrede zur Kuba-Politik sagt US-Präsident George W. Bush, das Embargo werde aufrecht erhalten, bis Kuba zeige, dass es auf dem Weg zur Demokratie sei. Dazu gehörten freie Wahlen und grundlegende marktwirtschaftliche Reformen. Zugleich verspricht Bush Erleichterungen im humanitären Bereich und die Wiederaufnahme des Briefverkehrs zwischen den beiden Ländern.


Japan, Tokio: Auf der Jahrestagung der Internationalen Walfang-Kommission ( IWC) müssen die Befürworter des kommerziellen Walfangs gleich zu Beginn eine Schlappe einstecken. Die Mitglieder weisen den Antrag der größten Walfang-Nation, Island, auf Wiederaufnahme zurück. Zuvor hatte Japan die 48 IWC-Staaten dazu aufgefordert, die nachhaltige Nutzung von Walen und anderen Meeresressourcen zu erlauben. Seit 1986 gilt ein Verbot des kommerziellen Walfangs.


Libanon, Beirut: Bei der Explosion einer Autobombe in der libanesischen Hauptstadt Beirut wird Dschihad Dschibril, der Sohn des radikalen Palästinenserführers Ahmed Dschibril, getötet. Der Vater des Ermordeten leitet seit vielen Jahren die Organisation "Volksfront für die Befreiung Palästinas - Generalkommando". Zu dem Anschlag bekennt sich am folgenden Tag eine bislang unbekannte Organisation "Bewegung der libanesischen Nationalisten".


21

Dienstag, 21.5.2002

Indien, Srinagar: Bei einer Veranstaltung in der indischen Stadt wird der Separatistenführer Abdul Ghani Lone erschossen. Lone war einer der führenden Köpfe der Allianz Hurriyat, welche die Loslösung Kaschmirs von Indien befürwortet. Angesichts der anhaltenden Gefechte zwischen indischen und pakistanischen Truppen in Kaschmir wächst international die Sorge vor einer weiteren Eskalation des Konflikts zwischen den beiden benachbarten Atommächten Indien und Pakistan.


Vereinigte Staaten, Washington: Die USA geben 40 Mio. US-Dollar zunächst eingefrorene Finanzhilfe für Jugoslawien frei, nachdem die Regierung in Belgrad wie gefordert mit dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag kooperiert. Die jugoslawische Regierung hatte u.a. mehreren als Kriegsverbrecher gesuchten Verdächtigen eine Frist gesetzt, sich freiwillig dem Haager Tribunal zu stellen.


Italien, Mailand: Bei der Giro d'Italia wird der italienische Radprofi Stefano Garzelli endgültig ausgeschlossen. Zuvor war der Doping-Befund für den Giro-Sieger des Jahres 2000 auch in der B-Probe bestätigt worden. Im Rosa Trikot des Gesamtführenden fährt seit dem 18. Mai Jens Heppner vom Bonner Rennstall Team Telekom.


22

Mittwoch, 22.5.2002

Deutschland, Berlin: Begleitet von friedlichen Protesten von Zehntausenden von Friedensaktivisten und Globalisierungsgegnern trifft US-Präsident George W. Bush in der deutschen Hauptstadt ein. Erst nach seiner Ankunft kommt es zu einzelnen Krawallen. Vor seiner Abreise hatte der Präsident erklärt, er reise gern in ein Land, in dem die Menschen frei ihre Meinung äußern könnten.


Deutschland, Düsseldorf: Der umstrittene nordrhein-westfälische Abgeordnete Jamal Karsli verzichtet nach einem parteiinternen Streit auf seine Mitgliedschaft in der FDP, bleibt jedoch weiterhin in der Landtagsfraktion der Liberalen. Der FDP-Bundesvorsitzende Guido Westerwelle wertet Karslis Verzicht als Beweis für seine Führungsstärke. Der FDP-Landesvorsitzende von NRW, Jürgen Möllemann, erklärt, Karsli sei das Ziel einer öffentlichen Hetzjagd geworden und erneuert seine Kritik an Israels Ministerpräsidenten Ariel Scharon und dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman.


Kirgisistan, Bischkek: In der zentralasiatischen Republik Kirgisistan tritt das Kabinett von Ministerpräsident Kurmanbek Bakijew zurück. Die Regierung zieht damit die Konsequenz aus dem Bericht einer Sonderkommission über die blutige Niederschlagung der Unruhen im Süden Kirgisistans im März. Die Behörden werden darin für den Tod von fünf Demonstranten während Auseinandersetzungen mit der Polizei verantwortlich gemacht. Die Demonstranten hatten die Freilassung des Oppositionspolitikers Asimbek Beknasarow verlangt.


Nepal, Kathmandu: In Nepal löst König Gyanendra das Parlament auf und schreibt für den 13. November Neuwahlen aus. Der Schritt erfolgt nur wenige Stunden, nachdem der seit Juli 2001 amtierende Ministerpräsident Sher Bahadur Deuba seinen Rücktritt erklärt hatte. Er war damit einer Abstimmungsniederlage im Parlament zuvorgekommen, weil sowohl seine eigene Nepalesische Kongresspartei (NCP) als auch die linken Oppositionsparteien eine sechsmonatige Verlängerung des Ausnahmezustandes in Nepal ablehnten.


Israel, Jerusalem: Die Regierungskrise in Israel geht weiter, obwohl das Parlament der noch am 20. Mai abgelehnten Haushaltssanierung 2002 mit großer Mehrheit zustimmt. Ministerpräsident Ariel Scharon will an der Entlassung der ultra-orthodoxen Minister aus seiner Koalition festhalten und würde die absolute Mehrheit in der Knesset verlieren.


Rischon Lezion: Bei einem Anschlag in der israelischen Stadt kommen der palästinensische Attentäter sowie ein Israeli ums Leben. Zuvor waren bei einem gezielten Angriff der israelischen Armee nahe Nablus im Westjordanland mindestens drei ranghohe Mitglieder der Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden getötet worden.


Aserbaidschan, Baku: Zu Beginn seiner ersten Auslandsreise nach acht Monaten ruft Papst Johannes Paul II. in Aserbaidschan eindringlich dazu auf, die Religion nicht für Hass und Gewalt zu missbrauchen. Auf der 96. Auslandsreise seines 1978 begonnenen Pontifikats besucht der Papst Aserbaidschan und Bulgarien.


Deutschland, Frankfurt am Main: Der Schweizer Josef Ackermann wird auf der Hauptversammlung zum neuen Vorstandssprecher der Deutschen Bank bestimmt. Sein Vorgänger Rolf Breuer übernimmt den Aufsichtsratsvorsitz anstelle von Hilmar Kopper. Der Vorstand hatte Ackermann bereits im September 2000 zum Nachfolger von Breuer bestellt. Erstmals wird ein Ausländer Chef des Frankfurter Traditionsbankhauses.


Vereinigte Staaten, Washington: In einem Park nahe ihrer Wohnung findet ein Spaziergänger die Leiche der US-Regierungspraktikantin Chandra Levy. Sie galt seit dem 30. April 2001 - kurz vor dem Ende ihres Praktikums bei dem demokratischen Kongressabgeordneten Gary Condit - als vermisst. Der Fall hatte für großes Aufsehen gesorgt, als bekannt wurde, dass Condit mit der jungen Frau eine monatelange Affäre hatte. Der verheiratete Politiker steht offiziell jedoch nicht unter Verdacht, etwas mit dem Verschwinden der Praktikantin zu tun zu haben.


23

Donnerstag, 23.5.2002

Deutschland, Berlin: Im Deutschen Bundestag hält US-Präsident George W. Bush eine Grundsatzrede und ruft darin Europa und Russland zum gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus und die Feinde der Freiheit auf. Es gebe hier eine "riesige aggressive Kraft", gegen die man sich "entschieden" und "vereint" stellen müsse. Drei PDS-Abgeordnete entrollen während Bushs Rede im Bundestagsplenum ein Transparent mit der Aufschrift: "Mr. Bush + Mr. Schröder stop your wars" (Herr Bush, Herr Schröder, beenden Sie Ihre Kriege), das umgehend von Saaldienern entfernt wird. Kurz vor seiner Rede im Bundestag erklärt Bush nach einem Gespräch mit Bundeskanzler Gerhard Schröder, für einen Feldzug gegen Irak lägen derzeit noch keine konkreten Pläne auf dem Tisch. Dennoch halte er sich gegen Saddam Hussein alle Optionen offen.


Vereinigte Staaten, New York: Der UN-Sicherheitsrat beschließt eine Mandatsverlängerung um sechs Monate für die Internationale Schutztruppe in Afghanistan (ISAF). Demnach soll die Truppe über den 20. Juni hinaus in der afghanischen Hauptstadt Kabul und ihrer Umgebung stationiert bleiben.


Frankreich, Paris: Die israelische Botschaft in der französischen Hauptstadt wird durch einen Großbrand völlig zerstört. Nach Angaben der Polizei werden Archive, Dokumente und Computer ein Raub der Flammen. Nach ersten Ermittlungen wurde das Feuer in dem streng bewachten Gebäude durch einen technischen Defekt ausgelöst.


Deutschland, Frankfurt am Main: Der erste Europapokalsieger im Frauenfußball heißt 1. FFC Frankfurt. Die Hessinnen gewinnen das Finale um den UEFA-Pokal im Waldstadion gegen den schwedischen Titelträger UMEA IK mit 2:0.


24

Freitag, 24.5.2002

Deutschland, Berlin: In ökologischen Betrieben in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen wird das Herbizid Nitrofen in Futterweizen, Hühnerfleisch oder Eiern gefunden. Nach Bekanntwerden des Skandals fordern Teile der Union den Rücktritt von Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne). Die Ministerin hatte Informationen eher zufällig erhalten, obwohl der niedersächsische Futtermittelhersteller GS Agri, der das Getreide in Futtermittel für Geflügel gemischt und an 120 Ökobauern in ganz Deutschland weiterverkauft hat, seit einem Labortest im März 2002 von dessen Verseuchung wusste. Der Einzelhandel stoppt am 28. Mai den Verkauf von Bio-Produkten, Zehntausende Hühner werden getötet.


Russland, Moskau: Der russische Präsident Wladimir Putin und sein US-amerikanischer Amtskollege George W. Bush unterzeichnen einen Vertrag über die bisher größte Reduzierung der strategischen Atomwaffen. Das Abkommen sieht vor, die atomaren Gefechtsköpfe bis 2012 um zwei Drittel auf jeweils 1700 bis 2200 Sprengköpfe zu verringern. Allerdings muss nur ein Teil von ihnen zerstört werden, der Rest darf eingelagert werden. Putin und Bush unterschreiben ferner einen Vertrag über die strategische Zusammenarbeit beider Länder, wozu u.a. ein enger Dialog beider Länder bei der geplanten amerikanischen Raketenabwehr gehört, und eine Erklärung zum gemeinsamen Anti-Terror-Kampf.


Shimonoseki: Die Jahrestagung der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) geht im Streit der Teilnehmer auseinander. Japan scheitert abermals mit einem Antrag auf Küstenwalfang. Im Gegenzug blockiert Tokio erstmals seit 56 Jahren die Verlängerung der Sonderfangquoten für die Ureinwohner Alaskas und NordRusslands.


Trondheim: Die norwegische Prinzessin Märtha Louise und der Schriftsteller und Fernsehautor Ari Behn geben sich das Jawort. Die 30-jährige Prinzessin und der ein Jahr jüngere Behn werden im Nidaros-Dom getraut. Zu den 500 offiziellen Hochzeitsgästen gehören vor allem jüngere Angehörige der europäischen Königshäuser. Die ausgebildete Physiotherapeutin und Springreiterin will mit der Eheschließung auf ihren offiziellen Titel "Königliche Hoheit" ebenso verzichten wie auf ihre Apanage und als "Kulturvermittlerin" künftig ein bürgerliches Leben führen.


25

Samstag, 25.5.2002

Pakistans, Islamabad: Pakistan führt erstmals seit drei Jahren wieder einen Raketentest durch. Präsident Pervez Musharraf bezeichnet den Versuch als erfolgreich. Am 26. Mai testet Pakistan trotz internationaler Appelle eine weitere Rakete. Die Versuche gelten als Machtdemonstration gegenüber Indien. Währenddessen liefern sich Soldaten beider Länder in Kaschmir wieder heftige Gefechte.


Maseru: Im südafrikanischen Königreich Lesotho sind 800 000 Wähler zur Stimmabgabe bei den Parlamentswahlen aufgerufen. 19 Parteien stellen sich zur Abstimmung. In einem der kleinsten und ärmsten Länder Afrikas kommt erstmals eine Kombination aus Verhältnis- und Mehrheitswahlrecht zum Einsatz, die sich an das bundesdeutsche Modell anlehnt. Die Regierungspartei Lesotho Congress for Democracy (LCD) erringt 61 der 120 Mandate und damit die absolute Mehrheit. Lesotho liegt in Südafrika und ist wirtschaftlich stark von ihm abhängig.


Taiwan, Taipeh: Beim Absturz einer taiwanischen Passagiermaschine vor der Küste Taiwans kommen alle 225 Insassen ums Leben. Die Boeing 747-200 der China Airlines (CAL) stürzt kurz nach dem Start in Richtung Hongkong aus 9100 m Höhe nordöstlich der Pescadores-lnseln ins Meer. Die Piloten des 23 Jahre alten Jumbo-Jets setzten keinen Notruf ab. Es ist bereits der dritte Flugzeugabsturz in Asien in nur sieben Wochen.


Moamba: Bei dem bis dahin schwersten Zugunglück in der Geschichte Mosambiks werden 60 km südlich der Hauptstadt Maputo mindestens 197 der ca. 600 Reisenden getötet. Die meisten Opfer sind Marktfrauen. Verkehrsminister Tomas Salomao nennt menschliches Versagen als Grund für die Katastrophe. Der Führer der leistungsschwachen Lokomotive hatte an einer Anhöhe die Passagierwaggons abgekoppelt und war mit den Güterwaggons talwärts gefahren. Die nur notdürftig mit Steinen vor dem Zurückrollen gesicherten sechs Passagierwaggons rasten zu Tal und prallten ungebremst auf einen mit Zement beladenen Güterzug.


Estland, Tallinn: Beim 47. europäischen Schlager-Grand-Prix in Estlands Hauptstadt landet die zuvor als Favoritin gehandelte Deutsche Corinna May nur auf Platz 21 unter den 24 Teilnehmerstaaten. Es ist eine der schlechtesten Platzierungen für Deutschland in der Geschichte des Eurovision Song Contest. Es siegt überraschend für Lettland die Sängerin Marie N mit dem Latino-Popsong "I Wanna" knapp vor ihrer Konkurrentin Ira Losco aus Malta. Es war das erste Mal, dass der Wettbewerb in einem Land des früheren Ostblocks veranstaltet wurde.


Deutschland, Flensburg: Der THW Kiel gewinnt zum zehnten Mal die deutsche Handball- Meisterschaft. Mit einem 26:24-Sieg über die SG Flensburg-Handewitt in der mit 6000 Zuschauern ausverkauften Campushalle verteidigen die Kieler am letzten Spieltag der Bundesliga ihren Ein-Punkte-Vorsprung vor der HSG Nordhorn.


Deutschland, Köln: Deutscher Basketballmeister ist zum sechsten Mal in Folge Alba Berlin. Im dritten Playoff-Spiel schaffen die Berliner vor 3000 Zuschauern gegen RheinEnergy Cologne mit 69:68 den entscheidenden dritten Sieg. Bereits die ersten beiden Finalspiele in der Best-of-Five-Serie hatten die Berliner mit 82:68 und 97:85 deutlich für sich entscheiden können.


Deutschland, Düsseldorf: Argentiniens Tennisteam gewinnt die Mannschafts-Weltmeisterschaft. Im Finale des 25. World Team Cups schlagen die Südamerikaner, die nach dem Verzicht von Kroatien erst kurz vor Turnierbeginn die Wildcard bekommen hatten, vor 8400 Zuschauern auf der ausverkauften Anlage des Rochusclubs Russland mit 2:1. Für die Argentinier ist es nach 1980 der zweite Titel.


26

Sonntag, 26.5.2002

Kolumbien, Bogotá: Bereits im ersten Wahlgang gewinnt der rechtsgerichtete Politiker Alvaro Uribe Vélez die Präsidentschaftswahlen in Kolumbien. Der Kandidat der Partei " Kolumbien zuerst " (PC) kann 53,04% der Stimmen auf sich vereinigen. Sein stärkster Herausforderer und Kandidat der Liberalen Partei, Horacio Serpa Uribe, erzielt 31,7%. Die Stimmbeteiligung liegt bei lediglich 46%. Uribe Veléz, der sich für eine harte Linie im Kampf gegen die FARC-Rebellen ausgesprochen hat, tritt am 7. August die Nachfolge von Präsident Andrés Pastrana Arango an, der gemäß der Verfassung nicht mehr kandidieren durfte.


Tunis: In Tunesien wird durch ein Referendum die Amtszeit von Präsident Zine el-Abidine Ben Ali verlängert. Nach amtlichen Angaben votieren 99,52% der Stimmberechtigten dafür, dass das seit 1987 regierende Staatsoberhaupt 2004 ein weiteres Mal kandidieren darf. Die bisher geltende Verfassung sah nur eine dreimalige Möglichkeit zur Wiederwahl vor.


Italien, Rom: Bei den zweitägigen Regional- und Kommunalwahlen in Italien schneidet das in Rom regierende Mitte-Rechts-Bündnis von Ministerpräsident Silvio Berlusconi schlechter ab als erwartet. Gewählt werden zehn Regionalpräsidenten, 967 Bürgermeister und mehrere Stadtparlamente. In Genua, der größten Stadt, in der das Gemeindeparlament neu gewählt wird, liegt das bisher regierende Mitte-Links-Bündnis Ulivo klar vorn. In Gemeinden mit mehr als 15 000 Einwohnern, in denen kein Bürgermeisterkandidat die absolute Mehrheit erringt, finden am 10. und 11. Juni Stichwahlen statt.


Webber Falls: Ein Lastkahn rammt im US-Staat Oklahoma bei schlechtem Wetter einen Pfeiler der 30 m hohen Brücke über den Arkansas River und bringt sie auf einer Länge von rund 150 m zum Einsturz. 15 Fahrzeuge - darunter zwölf Pkw, zwei Lkw und ein Pferdetransporter - die auf der Interstate 40 fuhren, verschwinden in den Fluten des Arkansas. Der Brückeneinsturz fordert mindestens zwölf Tote.


Frankreich, Cannes: Bei den 55. Internationalen Filmfestspielen in Cannes wird der französische Regisseur Roman Polanski für seinen Film "Der Pianist" mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. In dem Streifen geht es um einen polnischen Pianisten, dem die Flucht aus dem Warschauer Getto gelingt. Der gleichfalls als Favorit gehandelte Film "The Man Without A Past" des Finnen Aki Kaurismäki erhält den Großen Preis der Jury. Insgesamt bewarben sich 22 Beiträge um die Goldene Palme.


Monaco, Monte Carlo: Der Schotte David Coulthard fährt beim Großen Preis von Monaco den ersten Saisonsieg in der Formel 1 für McLaren-Mercedes ein. Ferrari-Pilot Michael Schumacher wird Zweiter vor seinem Bruder Ralf im Williams-BMW.


27

Montag, 27.5.2002

Deutschland, Frankfurt am Main: Protestaktionen im öffentlichen Nahverkehr führen in zahlreichen deutschen Städten in den Morgenstunden zu erheblichen Verzögerungen geführt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. will mit den Aktionen gegen das drohende Scheitern des Tariftreuegesetzes im Bundesrat demonstrieren. Nach dem Gesetz sollen öffentliche Aufträge im Personennahverkehr und bei öffentlichen Bauten nur an Unternehmen vergeben werden dürfen, die sich an Tarifverträge halten.


Israel, Tel Aviv: Führende israelische Politiker warnen anlässlich des Besuches von FDP-Chef Guido Westerwelle vor wachsendem Antisemitismus in Deutschland und in Europa. Der linksliberale Oppositionsführer Jossi Sarid sagt ein Treffen mit Westerwelle ab, weil dieser die antisemitischen Äußerungen in der FDP nicht gestoppt habe.


Petah Tikva: Bei einem neuen Selbstmordanschlag in einem belebten Einkaufszentrum werden drei Menschen getötet. Der mutmaßliche palästinensische Attentäter reißt zwei weitere Menschen mit in den Tod, darunter ein Kind. Mindestens 28 Menschen werden verletzt. Zu dem Anschlag bekennt sich die Al-Aksa-Brigade der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Jasir Arafat. Die israelische Armee war zuvor erneut in Bethlehem eingerückt und hatte den Zugang zur Geburtskirche blockiert.


Deutschland, München: Wegen Insiderhandels wird der einstige Internet-Szenestar und Computerhacker Kim Schmitz zu 20 Monaten auf Bewährung und 100 000 Euro Geldstrafe verurteilt. Das Amtsgericht München sieht es als erwiesen an, dass Schmitz alias "Dr. Kimble" mit Aktien des Online-Händlers Letsbuyit.com verbotenen Insiderhandel betrieben habe. Anfang 2002 war Schmitz aus Thailand ausgeliefert worden, wohin er nach eigenen Angaben aus Furcht vor Gläubigern geflüchtet war.


28

Dienstag, 28.5.2002

Italien, Pratica di Mare: Die Staats- und Regierungschefs der 19 NATO-Staaten und der russische Präsident Wladimir Putin verpflichten sich erstmals zur Kooperation in der Abwehr gemeinsamer Gefahren. Das auf einem italienischen Luftwaffenstützpunkt bei Rom unterzeichnete Abkommen sieht die Gründung eines NATO-Russland-Rates vor, in dem Moskau als gleichberechtigter Partner vertreten sein soll. Zu seinen Hauptaufgaben zählen die Bereiche Terrorismusbekämpfung, Nichtweiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen, Abrüstung, Raketenabwehr sowie auf regionales Krisenmanagement. Nicht mitentscheiden darf Moskau bei NATO-internen Verteidigungsfragen oder bei der Ausrufung des Bündnisfalls.

George W. Bush und Tony Blair

28. Mai 2002: Präsident George W. Bush, der neben dem britischen Premierminister Tony Blair sitzt, spricht während des Treffens des NATO-Russland-Rates auf dem Luftwaffenstützpunkt Practica di Mare in der Nähe von Rom, Italien, zu führenden Politikern der Welt.

George W. Bush und Tony Blair©
28. Mai 2002: Präsident George W. Bush, der neben dem britischen Premierminister Tony Blair sitzt, spricht während des Treffens des NATO-Russland-Rates auf dem Luftwaffenstützpunkt Practica di Mare in der Nähe von Rom, Italien, zu führenden Politikern der Welt.

Deutschland, Berlin: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) erhält nach acht Jahren eine neue Führungsspitze. Der 17. DGB-Bundeskongress wählt mit 364 von 387 gültigen Stimmen den Politologen und bisherigen Vize-Vorsitzenden der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Michael Sommer zum Nachfolger von Dieter Schulte, der aus Altersgründen nicht mehr antritt.


Vereinigte Staaten, Huntsville: Im US-Bundesstaat Texas wird trotz internationaler Proteste ein Verurteilter durch eine Giftspritze hingerichtet. Er hatte April 1994 - damals war er 17 Jahre alt - bei einem Autoraub den Fahrzeughalter erschossen. Bislang wurden in den USA seit Wiedereinführung der Todesstrafe im Jahr 1976 insgesamt 19 Menschen hingerichtet, die zur Tatzeit jünger als 18 Jahre waren. Allein in Texas waren es elf.


Brand: Der brandenburgische Luftschiffbauer Cargolifter AG ist nach eigenen Angaben zahlungsunfähig. Es sei "nicht gelungen, durch Verhandlungen mit der öffentlichen Hand und Investoren Finanzmittel zur Bereinigung der aktuellen Liquiditätskrise einzuwerben". Auch die Gehälter für die rund 500 Beschäftigten könnten nicht mehr gezahlt werden. Die Deutsche Börse setzt die Aktien der Firma zunächst vom Handel aus.


29

Mittwoch, 29.5.2002

Deutschland, Berlin: Das Bundeskabinett beschließt eine weitere Verlängerung des Mazedonien-Mandats um vier Monate. Die von Deutschland geführte NATO-Friedensmission soll vor allem zivile Beobachter des Friedensprozesses in dem Balkanland schützen und ein Wiederaufflammen des Konflikts zwischen Mazedoniern und Albanern verhindern. Das Mandat war bislang bis zum 26. Juni begrenzt. Der internationale Einsatz wird seit seinem Beginn im September 2001 damit zum dritten Mal verlängert.


Deutschland, Frankfurt am Main: Die Redaktion der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" lehnt den Vorabdruck des neuen Romans von Martin Walser mit dem Titel "Tod eines Kritikers" ab, weil er mit dem "Repertoire antisemitischer Klischees" spiele. Der Roman sei - so heißt es in einem Offenen Brief von Frank Schirrmacher, einem der fünf Herausgeber der FAZ, an Walser - ein "Dokument des Hasses" und eine "Mordphantasie". Der Schriftsteller weist den Vorwurf des Antisemitismus zurück. In dem Buch geht es um den vermeintlichen Mord eines Schriftstellers an einem jüdischen Literaturkritiker.


Südkorea, Seoul: Der Schweizer Joseph Blatter wird trotz massiver Kritik und Korruptionsvorwürfen als Präsident des Internationalen Fußballverbandes (FIFA) für weitere vier Jahre im Amt bestätigt. Gleich im ersten Wahlgang im Hotel Seoul Hilton setzt sich der 66-jährige Schweizer mit 139 der 195 gültigen Stimmen gegen seinen elf Jahre jüngeren Herausforderer Issa Hayatou aus Kamerun durch, der 56 Stimmen erhält.


San Juan: Die neue " Miss Universum " kommt aus Russland, heißt Oxana Federowa und hat ihren Arbeitsplatz an der Hochschule des Innenministeriums. Die 24-Jährige, die als einzige im Finale kein Englisch kann, setzt sich beim Wettbewerb auf Puerto Rico gegen 75 Konkurrentinnen aus aller Welt durch. Die deutsche Teilnehmerin - Natascha Börger aus Schleswig-Holstein - kommt immerhin unter die schönsten Zehn.


30

Donnerstag, 30.5.2002

Deutschland, Schwerin: In Mecklenburg-Vorpommern werden weitere Verseuchungen von Nahrungsmitteln mit dem Pflanzenschutzmittel Nitrofen bekannt. Für die betroffenen Unternehmen werden Sperrverfügungen und Handelsverbote erlassen. In Niedersachsen ergibt sich bei Eiern aus konventioneller Haltung erstmals ein Verdacht auf eine Nitrofen-Belastung.


Deutschland, Berlin: Die SPD muss wegen ihrer Kölner Spendenaffäre knapp 493 000 Euro Strafe zahlen. Diesen Betrag setzt Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) als erste Sanktion fest. Nach seinen Angaben betrifft die Entscheidung die vom SPD-Unterbezirk Köln zwischen 1994 und 1999 eingenommen Spenden. Die Zuwendungen an die Sozialdemokraten war nicht, wie es das Parteiengesetz vorschreibt, in den Rechenschaftsberichten der SPD veröffentlicht worden.


Vereinigte Staaten, New York: Mit einer Gedenkfeier werden - 262 Tage nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 - die Bergungs- und Aufräumarbeiten am Ground Zero beendet. Zwei Tage zuvor war ein Stahlträger als das letzte noch aufrecht stehende Teil des Fundaments von Bauarbeitern mit Schneidbrennern gefällt worden. In einer kurzen Zeremonie gedenken Tausende New Yorker gemeinsam mit Ex-Bürgermeister Rudolph Giuliani der 2823 Opfer der Anschläge. Nur 1091 Menschen konnten identifiziert werden.


Algerien, Algier: Die Parlamentswahl in Algerien gewinnt die frühere sozialistische Einheitspartei Nationale Befreiungsfront (FLN) von Präsident Abdelaziz Bouteflika. Die FLN stellt künftig 199 von 389 Abgeordneten im algerischen Parlament. Überschattet wird die Abstimmung von einem massiven Wahlboykott. Nur 46,1% der insgesamt ca. 18 Mio. Wahlberechtigten gehen an die Urnen. Dies ist der niedrigste Stand seit der Unabhängigkeit Algeriens im Jahr 1962.


Deutschland, Chemnitz: Der Automobilzulieferer und frühere Trabant-Hersteller Sachsenring stellt beim zuständigen Amtsgericht Chemnitz Antrag auf Insolvenz. Dem Antrag sind nach Firmenangaben Verhandlungen mit den Hauptgläubigern, Dresdner Bank und Commerzbank, sowie dem Freistaat Sachsen vorausgegangen. Der Vorstandsvorsitzende Ulf Rittinghaus, der seit 1993 an der Spitze des Konzerns steht und 15,2% der Aktien selbst hält, ersucht den Aufsichtsrat um seine Entlassung. Bei den einstigen VEB Sachsenring Automobilwerken liefen ab 1957 der Pkw P 5 sowie das Nachfolgermodell Trabant vom Band, das bis 1990 mehr als 3 Mio. Mal gebaut wurde.


31

Freitag, 31.5.2002

Deutschland, Berlin: Mit der Mehrheit der unionsgeführten Länder stoppt der Bundesrat 14 Gesetze der rot-grünen Koalition, darunter wichtige Vorhaben wie das Verbraucherinformationsgesetz, das bundesweite Verbot von Studiengebühren und das Tariftreuegesetz. Danach sollten öffentliche Aufträge künftig nur noch an Unternehmen vergeben werden dürfen, die ihre Beschäftigten entsprechend dem ortsüblichen Tarif bezahlen.


Serbien, Belgrad: Die beiden Kammern des jugoslawischen Bundesparlaments ratifizieren das Abkommen zur Umbildung Jugoslawiens. Die Abgeordneten des Unterhauses sprechen sich mit 74 zu 23 Stimmen für die Gründung des Staatenbundes von Serbien und Montenegro aus. I m Oberhaus stimmen 23 gegen sechs Parlamentarier dem Vorhaben zu, das zuvor bereits von serbischen und montenegrinischen Parlament gebilligt worden war. Damit tritt eine lose Union aus Serbien und Montenegro an die Stelle der 1992 nach dem ersten Balkankrieg gegründeten Bundesrepublik Jugoslawien .


Dänemark, Kopenhagen: Das dänische Parlament billigt die von der neuen rechtsbürgerlichen Regierung vorgeschlagenen drastischen Verschärfungen des Ausländerrechts. Nach den zum 1. Juli 2002 in Kraft tretenden Neuregelungen sind u.a. in Zukunft Ehen zwischen in Dänemark lebenden Ausländern oder von Dänen mit nicht EU-Ausländern erst nach Vollendung des 24. Lebensjahres erlaubt. Ferner sind eine Bankgarantie über 50 000 Kronen (7000 Euro) und der Nachweis von ausreichenden Wohnraum erforderlich.


Vereinigte Staaten, New York: Die Europäische Union und ihre 15 Mitgliedstaaten ratifizieren endgültig das Kyoto-Protokoll zum weltweiten Klimaschutz. Die entsprechenden Urkunden werden bei den Vereinten Nationen (UN) hinterlegt. Das Abkommen verpflichtet die Industriestaaten, ihre wichtigsten Treibhausgase im Zeitraum von 2008 bis 2012 um durchschnittlich 5,2% im Vergleich zu 1990 zu senken.


Südkorea, Seoul: In der südkoreanischen Hauptstadt beginnt die vierwöchige 17. Fußball- Weltmeisterschaft mit einer Sensation: Im ersten Spiel muss Titelverteidiger Frankreich eine 0:1-Niederlage gegen den WM-Neuling Senegal hinnehmen. Zum ersten Mal findet die Weltmeisterschaft in Asien und in zwei Ländern, Südkorea und Japan, statt.


Italien, Brescia: Telekom-Profi Jens Heppner gibt den Giro d'Italia zwei Tage vor dem Finale auf. Der 37-Jährige tritt wegen hartnäckiger Kniebeschwerden nicht mehr zur 18. Etappe an. Heppner war elf Tage im Rosa Trikot des Spitzenreiters gefahren und ist damit erfolgreichster deutscher Fahrer in der Giro-Geschichte.