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Samstag, 1.6.2002

Deutschland, Berlin: Gut eine Woche nach Bekanntwerden der hohen Nitrofen-Werte im Futterweizen gilt der Skandal um Nitrofen-verseuchtes Ökofuttermittel als aufgeklärt. Nach Angaben von Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) wurde als Quelle für die Verunreinigung eine Lagerhalle in Malchin bei Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) ausgemacht. Die Norddeutsche Saat- und Pflanzgut AG (NSP) hatte Ende 2001 die Lagerhalle gemietet und das Öko-Getreide dort aufbewahrt. Zu DDR-Zeiten diente die Halle als "Lagerstätte der Staatsreserve an Pflanzenschutzmitteln für die drei Nordbezirke". Von dort aus ging das Getreide an den niedersächsischen Futtermittel-Hersteller GS agri, der bundesweit zahlreiche Bio-Betriebe beliefert.


Russland, Moskau: Der frühere unabhängige russische Fernsehsender TV-6 nimmt nach monatelanger Schließung unter dem neuen Namen TVS wieder den Betrieb auf. Dem Sender steht jetzt ein Konsortium Kreml-treuer Funktionäre vor, darunter ist u.a. der frühere russische Regierungschef Jewgeni Primakow.


Sapporo: Die deutsche Elf startet mit einem 8:0 gegen Saudi-Arabien im ersten Vorrundenspiel der Gruppe E in die Fußball-Weltmeisterschaft. Die Tore im komplett überdachten Stadion erzielen dreimal Miroslav Klose sowie Michael Ballack, Carsten Jancker, Thomas Linke, Oliver Bierhoff und Bernd Schneider.


Deutschland, Nürnberg: Der 34-jährige Sven Ottke bleibt Boxweltmeister im Supermittelgewicht des Weltverbandes IBF. Er besiegt den US-Amerikaner Thomas Tate einstimmig über zwölf Runden nach Punkten. Ottke gewinnt damit seinen 14. Titelkampf in Folge und bleibt auch in seinem 27. Profikampf ungeschlagen.


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Sonntag, 2.6.2002

Deutschland, Berlin: Mit Angriffen auf die Unionsparteien und einer klaren Abgrenzung zur FDP schwört Bundeskanzler Gerhard Schröder die SPD auf die heiße Phase des Wahlkampfs ein. Mit großer Mehrheit verabschieden die rund 520 Delegierten das Wahlprogramm mit dem Motto " Erneuerung und Zusammenhalt " . Zentrale Themen sind neben der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit weitere Schritte zur Haushaltskonsolidierung sowie Reformen in der Familien- und Bildungspolitik. Die Koalition mit den Grünen soll fortgesetzt werden.


Schweiz, Bern: In der Schweiz spricht sich bei einer Volksabstimmung eine überwältigende Mehrheit der Stimmbürger für die Fristenregelung beim Schwangerschaftsabbruch aus. Bei der Abstimmung, an der sich 40,5% der stimmberechtigten Bevölkerung beteiligen, votieren 72% für die Einführung der Fristenlösung. Nur die katholischen Kantone Wallis und Appenzell Innerrhoden stimmen gegen die Vorlage. Die Fristenregelung sieht bei einem Schwangerschaftsabbruch Straffreiheit in den ersten zwölf Wochen vor, wenn eine Frau eine Notlage geltend machen kann und sich ärztlich beraten lässt. Die bisher geltende Regelung von 1942 erlaubte einen Abbruch nur, wenn die Schwangerschaft Gesundheit oder Wohlergehen der Mutter gefährdete. Die Schweiz ist eines der letzten Länder Europas, das die Fristenregelung einführt.


Italien, Mailand: Mit seinem Sieg beim 85. Giro d'Italia sorgt der 29-jährige Italiener Paolo Savoldelli für den insgesamt 60. italienischen Triumph in der 93-jährigen Geschichte des zweitschwersten Rad-Etappenrennens der Welt. In der Gesamtwertung der von etlichen Dopingfällen überschatteten Rundfahrt hat Savoldelli am Ende einen Vorsprung von 1:41 Min. vor dem US-Amerikaner Tyler Hamilton.


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Montag, 3.6.2002

Deutschland, Düsseldorf: Gegen den Willen von Parteichef Guido Westerwelle beschließt der Vorstand der NRW-Liberalen, den umstrittenen Deutsch-Syrer Jamal Karsli weiter in der Düsseldorfer Landtagsfraktion mitarbeiten zu lassen. Der nordrhein-westfälische FDP-Vorsitzende Jürgen Möllemann, der sich energisch für einen Verbleib Karslis in der Fraktion eingesetzt hatte, lehnt es abermals ab, sich beim Zentralrat der Juden für seine Äußerungen zu entschuldigen.


Palästinensische Autonomiegebiete, Gaza-Stadt: Das höchste palästinensische Gericht ordnet die sofortige Freilassung des Führers der radikalen Organisation "Volksfront zur Befreiung Palästinas", Achmed Saadat, an. Israel wirft Saadat vor, Drahtzieher des Mords an dem israelischen Tourismusminister Rechawam Seewi im Oktober 2001 zu sein. Saadat gehört zu denjenigen Palästinensern, die Anfang Mai unter internationaler Bewachung in ein Gefängnis in Jericho gebracht wurden. Das seinerzeit unter US-Vermittlung erzielte Abkommen war die Voraussetzung für das Ende der israelischen Blockade von Palästinenserpräsident Jasir Arafat in Ramallah.


Vereinigtes Königreich, London: Eine knapp vierstündige Show im Garten des Buckingham-Palastes, auf der Größen des britischen Rock und Pop wie Eric Clapton, Paul McCartney, Rod Stewart und Joe Cocker auftreten, zählt zu den Höhepunkten der Feiern zum 50-jährigen Thronjubiläum von Königin Elizabeth II.


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Dienstag, 4.6.2002

Deutschland, München: Vor dem Spenden-Untersuchungsausschuss des Bundestages weist Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber Vorwürfe des Waffenlobbyisten KarIheinz Schreiber zurück, die CSU habe sich einer illegalen Finanzpraxis schuldig gemacht und er selbst sei zwischen 1982 und 1992 in illegale Finanzpraktiken der CSU verwickelt gewesen. Vor den aus Berlin nach München angereisten Parlamentariern wirft der CSU-Chef der SPD und den Grünen durchsichtige Wahlkampftricks vor. Seine Vorladung sei eine reine Inszenierung.


Almaty: Die verfeindeten Atommächte Indien und Pakistan bringen mit schweren gegenseitigen Vorwürfen den von Russland initiierten Versöhnungsprozess zum Scheitern. Auf dem Asiengipfel in der kasachischen Stadt macht Indiens Regierungschef Atal Behari Vajpayee in Gegenwart des russischen Präsidenten Wladimir Putin erneut Pakistan für den Terror in Kaschmir verantwortlich. Er betont aber ebenso wie der pakistanische Präsident Pervez Musharraf, von sich aus keinen Krieg beginnen zu wollen.


Vereinigte Staaten, Washington: Ein Ausschuss des amerikanischen Kongresses beginnt mit der Untersuchung von Versäumnissen der Behörden im Vorfeld der Anschläge vom 11. September 2001. US-Präsident George W. Bush räumt ein, dass der Geheimdienst CIA und die Bundespolizei FBI vor den Anschlägen nur unzureichend zusammengearbeitet haben. Er sehe aber keine Hinweise darauf, dass Informationen vorgelegen hätten, mit denen die Terrorangriffe zu verhindern gewesen seien.


Vereinigtes Königreich, London: Bis zu 1 Mio. Menschen nehmen in der britischen Hauptstadt Anteil an dem Goldenen Thronjubiläum von Königin Elizabeth II. In einer langen Prozession zum Höhepunkt der Festlichkeiten fährt die Queen in einer goldenen Kutsche durch die Straßen Londons und lässt sich von den Schaulustigen bejubeln.


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Mittwoch, 5.6.2002

Deutschland, Berlin: Zwischen dem FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle und seinem Stellvertreter Jürgen Möllemann bricht ein offener Machtkampf aus. Westerwelle fordert den nordrhein-westfälischen Parteichef auf, den umstrittenen Abgeordneten Jamal Karsli bis spätestens 10. Juni aus der Landtagsfraktion auszuschließen. Ansonsten könne er mit Möllemann nicht mehr vertrauensvoll zusammenarbeiten. Zur Begründung erklärt Westerwelle, Karsli habe per E-Mail den Brief eines israelischen Journalisten verbreitet, in dem die Politik Israels gegenüber den Palästinensern mit der NS-Judenpolitik verglichen werde. Dies sei ungeheuerlich. Vor der FDP-Zentrale in Berlin demonstrieren rund 1000 Menschen, darunter zahlreiche Mitglieder der Jüdischen Gemeinde, gegen den Kurs der Partei.


Megiddo: Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Linienbus im Norden Israels sterben 17 Israelis, 40 Menschen werden zum Teil schwer verletzt. Zu dem Attentat bekennt sich die militante Palästinensergruppe Islamischer Dschihad.


Vereinigtes Königreich, Belfast: Mit Alex Maskey wird erstmals ein Politiker der Sinn Féin, des politischen Flügels der IRA, zum Oberbürgermeister gewählt. Maskey erhält bei den Wahlen im Stadtrat 26 von 51 Stimmen. Dort stellt Sinn Féin mit 14 Abgeordneten die stärkste Fraktion und bekommt bei der Abstimmung die Unterstützung der Labour Party SDLP und der gemäßigten Alliance-Partei.


Vereinigte Staaten, Washington: Ein enger Vertrauter von Osama bin Laden hat nach US-Erkenntnissen wohl die Attentate vom 11. September 2001 detailliert geplant. Bei dem Drahtzieher handele sich nach Angaben aus Kreisen der Ermittler um den Kuwaiti Chalid Scheich Mohammed. Er halte sich derzeit vermutlich in Afghanistan oder Pakistan auf. Er gehört zu den vom FBI meistgesuchten Männern weltweit.


Vereinigte Staaten, Washington: Bei der Fahndung nach mutmaßlichen Terroristen sind nach Angaben aus Regierungskreisen seit dem 11. September 2001 weltweit mehr als 3000 Verdächtige in Gewahrsam genommen worden. In 90 Ländern außerhalb der USA wurden demnach knapp 2500 Verdächtige festgenommen.


Ibaraki: Die deutsche Fußball-Nationalelf verpasst die Chance auf einen vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale. Vier Tage nach dem 8:0 gegen Saudi-Arabien muss sich das DFB-Team vor 42 000 Zuschauern im Kashima Soccer Stadium mit einem 1:1 gegen Irland begnügen. Die deutsche Führung durch Miroslav Klose (18. Minute) gleicht Robbie Keane in der Nachspielzeit mit dem verdienten 1:1 aus.


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Donnerstag, 6.6.2002

Deutschland, Düsseldorf: Der nordrhein-westfälische FDP-Landesvorsitzende Jürgen Möllemann gibt vor dem Landtag den Rückzug des Ex-Grünen Jamil Karsli aus der Landtagsfraktion bekannt. Zudem entschuldigt er sich bei den Juden für als antisemitisch empfundene Äußerungen, nimmt aber den Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel Friedman, von seiner Entschuldigung aus. Der Zentralrat zieht nach dieser Äußerung Möllemanns sein Gesprächsangebot wegen Möllemanns "fortgesetzter Strategie der Doppelzüngigkeit" umgehend zurück.


Vereinigte Staaten, Washington: Als Konsequenz aus den Fehlern im Vorfeld des 11. September 2001 plant US-Präsident George Bush eine grundlegende Reform der Sicherheitsbehörden. Bush sagt in einer Fernsehansprache, künftig solle ein neues " Ministerium für Heimatschutz " die Arbeit der Geheimdienste koordinieren und Anschläge abwehren. Die neue Behörde soll u.a. für Grenzsicherung und Katastrophenschutz sowie Maßnahmen gegen chemische, biologische und atomare Waffen zuständig sein.


7

Freitag, 7.6.2002

Deutschland, Berlin: Deutsche Soldaten bleiben ein weiteres Jahr im Kosovo. Der Bundestag verlängerte mit großer Mehrheit den im Juni 1999 gestarteten Bundeswehreinsatz in der internationalen Kfor-Truppe. Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) kündigt zugleich eine Verkleinerung der deutschen Balkan-Truppen um 1000 Soldaten an. In der jugoslawischen Provinz sind derzeit 38 Nationen mit 37 000 Soldaten präsent, die Bundeswehr ist mit 4650 Mann vor Ort.


Deutschland, Berlin: Der Bundestag lehnt eine Änderung des Grundgesetzes zur Einführung von Volksabstimmungen auf Bundesebene ab. Der entsprechende Antrag der Koalitionsparteien SPD und Bündnis 90/Die Grünen findet nicht die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit. In namentlicher Abstimmung votieren 348 Abgeordnete für den Entwurf, 444 Stimmen wären dafür erforderlich gewesen. Bisher sind Volksentscheide nur auf Landes- und Kommunalebene zulässig.


Deutschland, Berlin: Trotz zahlreicher offen gebliebener Fragen sehen CDU/CSU im Parteispenden-Untersuchungsausschuss des Bundestages die CDU-Finanzaffäre endgültig als bewältigt an. Bei der Vorstellung des Minderheitenvotums seiner Fraktion zum Abschlussbericht des Ausschusses sagte Unionsobmann Andreas Schmidt, dies gelte auch für die Vorwürfe gegen Altkanzler Helmut Kohl (CDU). Eine Bestechlichkeit der Regierung Kohl habe es nachweislich nicht gegeben.


Troisdorf: Nach 57-jähriger Stationierung auf deutschem Boden verabschieden sich die letzten 2000 der ursprünglich 27 000 belgischen Soldaten aus der Bundesrepublik. An der Abschiedsparade vor Belgiens König Albert II. und Bundespräsident Johannes Rau nehmen 400 Soldaten teil.


Vereinigte Staaten, Houston: Nach rund 40-stündigem Flug dockt die am 5. Juni gestartete US-Raumfähre Endeavour problemlos an die Internationale Raumstation ISS an. Drei der sieben Astronauten sollen als neue ISS-Langzeitbesatzung etwa vier Monate im All bleiben.


Sapporo: Im Spitzenspiel des Tages bei der Fußball-Weltmeisterschaft siegt England nach hartem Kampf gegen Argentinien mit 1:0. Mit seinem verwandelten Foulelfmeter macht David Beckham (44. Minute) den ersten Sieg der Engländer bei einer WM gegen Argentinien seit 36 Jahren perfekt.


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Samstag, 8.6.2002

Deutschland, Düsseldorf: Gegen die geplanten Studiengebühren in Nordrhein-Westfalen gehen in der Landeshauptstadt mehr als 20 000 Studenten und Eltern auf die Straße. Der Protest richtet sich gegen Pläne der rot-grünen Landesregierung, von 2003 an eine Semestergebühr von 50 Euro einzuführen. Langzeitstudenten sollen künftig 650 Euro zahlen.


Indien, Neu-Delhi: Die indische Regierung bestätigt den Verlust einer Aufklärungsdrohne über Pakistan. Im Kaschmir-Konflikt liefern sich beide Länder Artillerieduelle, die auf beiden Seiten der Grenze Tote und Verletzte fordern.


Deutschland, Kassel: Bundespräsident Johannes Rau eröffnet die elfte Weltkunstschau Documenta. Bis zum 15. September sind 450 Arbeiten von 118 internationalen Künstlern zu sehen. Bei einem Rundgang würdigt Rau das gesellschaftskritische Konzept von Documenta-Chef Okwui Enwezor. Kunst, die nicht politisch wirken wolle, wäre - so Rau - nicht zeitgenössisch.


Frankreich, Paris: Die US-Amerikanerin Serena Williams gewinnt die French Open. Im Finale bezwingt die 20-Jährige ihre ein Jahr ältere Schwester Venus in zwei Sätzen. Für Serena Williams ist es der zweite Sieg in einem Grand-Slam-Turnier.


Memphis: Lennox Lewis verteidigt souverän seine beiden Weltmeistertitel im Schwergewicht nach Version der Weltboxverbände World Boxing Council (WBC) und der International Boxing Federation (IBF). Der 36-jährige Brite bezwingt vor 19 185 Zuschauern in der ausverkauften "Pyramid Arena" die Nummer eins der WBC-Rangliste, den US-Amerikaer Mike Tyson, durch K.o. in der achten Runde. Der 40. Sieg im 43. Profikampf bringt Lewis die Rekordbörse von 17,5 Mio. US-Dollar ein, die gleiche Summe kassiert der - chancenlose - 35-jährige Ex-Weltmeister bei der vierten Niederlage in seinem 53. Kampf. Mit einem geschätzten Umsatz von umgerechnet über 114 Mio. Euro ist es der teuerste Kampf der Boxgeschichte.


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Sonntag, 9.6.2002

Frankreich, Paris: Das bürgerliche Bündnis des französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac entscheidet die erste Runde der Parlamentswahlen klar für sich. Das Bündnis der konservativen Parteien, die Union pour la Majorité Présidentielle (UMP), erringt gemeinsam mit ihrem liberalen Bündnispartner, der Union pour la Démocratie Française (UDF), 44% der Stimmen. Die oppositionellen Sozialisten (PS) kommen gemeinsam mit den Kommunisten und Grünen auf 36%. Der rechtsextreme Front National (FN) von Jean-Marie Le Pen kann lediglich 12,5% der Stimmen für sich verbuchen. Die Wahlbeteiligung liegt bei 65%.


Algerien, Algier: Bei neuen Gewalttaten militanter Islamisten werden in Algerien neun Menschen getötet und zahlreiche verletzt. Seit Beginn des Jahres starben damit mehr als 600 Menschen, darunter 150 Angehörige der Sicherheitskräfte.


Spanien, Sevilla: In der südspanischen Metropole protestieren mehrere zehntausend Menschen gegen eine Reform der Sozialgesetze, mit der die konservative Regierung in Madrid den Bezug von Arbeitslosengeld an strengere Bedingungen knüpfen will.


Italien, Rom: Bei den Bürgermeister-Stichwahlen in 75 italienischen Städten erringen die Mitte-Links-Parteien einen klaren Sieg. In neun der elf größten Städte setzen sich ihre Kandidaten durch; nur in zwei dieser Kommunen siegt das Mitte-Rechts-Bündnis von Ministerpräsident Silvio Berlusconi.


Kanada, Montreal: Der viermalige Automobilweltmeister Michael Schumacher siegt beim Großen Preis von Kanada vor David Coulthard (McLaren-Mercedes) und seinem Ferrari-Teamkollegen Rubens Barrichello. Schumacher hat nach seinem sechsten Sieg im achten von 17 Saisonrennen nunmehr 70 Punkte auf seinem Konto. Schumacher gewinnt zum fünften Mal in Kanada und beschert zugleich Ferrari den 150. Grand-Prix-Sieg.


Frankreich, Paris: Im dritten rein spanischen Finale in der Geschichte der French Open feiert Albert Costa zum ersten Mal einen Grand-Slam-Sieg. Mit 6:1, 6:0, 4:6 und 6:3 bezwingt er seinen verletzt ins Spiel gegangenen Landsmann Juan Carlos Ferrero und kann sich über ein Preisgeld von 780 000 Euro freuen.


Deutschland, Stuttgart: Telekom-Radprofi Erik Zabel feiert zum Abschluss der Deutschland-Tour seinen vierten Etappensieg. Den Gesamtsieg sichert sich der Spanier Igor Gonzalez de Galdeano.


Deutschland, Kiel: Die Leverkusener Segelyacht "Illbruck" gewinnt das "Volvo Ocean Race", das härteste und schwerste Segelrennen der Welt. Nach neun Etappen und 32 700 Seemeilen liegt die "Illbruck" mit 61 Punkten vor der schwedischen "Assa Abloy" (55 Punkte), die als einzige der acht teilnehmenden Yachten beim Start der 250 Seemeilen langen Schlussetappe von Göteborg nach Kiel noch Siegchancen hatte. Das "Volvo Ocean Race", das aus dem "Whitbread Race" hervorging, wird seit 1973 ausgetragen. Erstmals geht der Gesamtsieg an ein deutsches Boot. Das Rennen begann am 23. September 2001 im englischen Southampton.


Russland, Moskau: Nach der 0:1-Niederlage der russischen Fußball-Nationalmannschaft im WM-Gruppenspiel gegen Japan kommt es auf dem Manezh-Platz in der russischen Hauptstadt, wo sich etwa 8000 Menschen vor einer Großleinwand versammelt hatten, zu schweren Krawallen, die zwei Menschenleben fordern und bei denen etwa 75 Menschen verletzt werden.


10

Montag, 10.6.2002

Vereinigte Staaten, Washington: US-Justizminister John Ashcroft gibt bekannt, dass die Sicherheitsbehörden am 8. Mai auf dem Chicagoer Flughafen O'Hare ein Mitglied der Terror-Organisation Al-Qaida festgenommen haben. Der Verdächtige - der unter den Namen Abdullah Al Mujahir und Jose Padilla bekannt sei - soll an Plänen gearbeitet haben, eine so genannte schmutzige Bombe im Großraum Washington zu zünden. In solchen Bomben wird Nuklearmaterial mit herkömmlichem Sprengstoff kombiniert.


Vereinigte Staaten, Washington: US-Präsident George W. Bush erklärt nach einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon, Israel habe ein Recht auf Selbstverteidigung gegenüber den Palästinensern. Einige Stunden vorher war die israelische Armee mit Panzern zum zweiten Mal in vier Tagen in Ramallah eingerückt. Soldaten erschossen vor dem Amtssitz von Palästinenserpräsident Jasir Arafat einen palästinensischen Polizisten.


Italien, Rom: Die internationale Gemeinschaft will an ihrem Ziel festhalten, bis 2015 die Zahl der Hungernden von derzeit 800 Mio. Menschen zu halbieren. Dies ist das wichtigste Ziel einer Deklaration über eine "Internationale Allianz gegen den Hunger", die etwa 180 Teilnehmerstaaten auf dem UN-Welternährungsgipfel verabschieden.


Vereinigtes Königreich, London: 25 Jahre nach seinem Tod stürmt Elvis Presley erneut die Hitparaden. Die von dem niederländischen Discjockey JXL bearbeitete Remix-Version des aus dem Jahr 1968 stammenden Song "A Little Less Conversation" erscheint als Single CD im europäischen Handel und klettert in wenigen Tagen an die Spitze der britischen Charts. Mit seiner 18. Nummer eins überbietet Presley den bisher gemeinsam mit den Beatles gehaltenen Rekord von 17 Spitzenhits.


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Dienstag, 11.6.2002

Deutschland, Berlin: Der von der FDP erhoffte Schlussstrich unter die Antisemitismus-Debatte bleibt aus. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, sagt nach einem eineinhalbstündigen Treffen mit der FDP-Spitze, das Problem sei nicht gelöst. Sein Stellvertreter Michel Friedman erklärt, das Engagement der Freien Demokraten gegen Antisemitismus sei nicht glaubwürdig, solange der stellvertretende Parteichef Jürgen Möllemann nicht mit Sanktionen oder Konsequenzen rechnen müsse. Möllemann lehnt es weiterhin ab, sich wegen heftiger Angriffe auf den Zentralrats-Vize Michel Friedman zu entschuldigen.


Deutschland, Berlin: Der Parteispenden-Untersuchungsausschuss des Bundestages hat nach Überzeugung seiner rot-grünen Mehrheit zwar keinen Beweis für Regierungskorruption im strafrechtlichen Sinne, wohl aber Belege für "politische Korruption" gefunden. Die Ausschussmitglieder von CDU/CSU, FDP und PDS kommen hingegen zu dem Ergebnis, die zweieinhalb Jahre dauernde Aufklärungsarbeit habe keine solchen Beweise erbracht.


Belgien, Brüssel: Die EU-Kommission verzichtet auf ein EU-weites Vermarktungsverbot für deutsche Bio-Produkte. Obwohl immer mehr mit Nitrofen verseuchte Lebens- und Futtermittel gefunden wurden, spricht sich der EU-Lebensmittelausschuss gegen das Verbot aus. Die deutsche Regierung habe alles Notwendige getan, um die Krise in den Griff zu bekommen. Das krebserregende Unkrautvernichtungsmittel Nitrofen ist bereits seit 1988 in Deutschland verboten.


Afghanistan, Kabul: In Afghanistan wird mit eintägiger Verspätung die Große Ratsversammlung Loya Jirga eröffnet. Die etwa 1550 Delegierten aus dem ganzen Land sollen über eine zweite Übergangsregierung für Afghanistan entscheiden, bis in zwei Jahren freie Wahlen stattfinden. Als aussichtsreichster Kandidat für das Präsidentenamt gilt der Chef der gegenwärtigen Interimsregierung, Hamid Karsai. Der ehemalige afghanische König Sahir Schah und der frühere Anführer der Nordallianz Burhanuddin Rabbani, haben auf eine Kandidatur verzichtet.


Marokko, Rabat: Die marokkanische Polizei hat nach Angaben von Regierungsbeamten bereits im Mai drei saudi-arabische Mitglieder des Al-Qaida -Netzwerks verhaftet. Sie sollen terroristische Anschläge auf amerikanische und britische Kriegsschiffe in der Straße von Gibraltar vorbereitet haben.


Deutschland, Lübeck: Der britische Thronfolger Prinz Charles erhält zum Beginn seiner zweitägigen Deutschland-Visite den Umweltpreis 2002 der Stiftung "Europäisches Naturerbe". Prinz Charles wird für seinen "langjährigen Einsatz für den ökologischen Landbau und sein Engagement zur Erhaltung artenreicher Kulturlandschaften" ausgezeichnet. Der Prinz von Wales besitzt schon seit längerem ein eigenes Öko-Gut.


Leslie: Auf einem Schloss in der irischen Grafschaft Monaghan geben sich Ex-Beatle Paul McCartney und das frühere Model Heather Mills das Jawort. Für beide ist es die zweite Hochzeit; der von der Queen geadelte Sänger war in erster Ehe mit Linda Eastman verheiratet, die 1998 an Krebs verstarb. Unter den 300 Gästen sind auch der ehemalige Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr und Beatles-Produzent George Martin.


Shizuoka: Durch Tore von Marco Bode (50. Minute) und Miroslav Klose (79. Minute) schafft eine 50 Minuten in Unterzahl spielende deutsche Nationalmannschaft mit dem 2:0 gegen die Auswahl Kameruns den Sprung ins Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft. Vor 47 085 Zuschauern verteidigt das Team von Rudi Völler gegen die von Winfried Schäfer trainierten Afrikaner den ersten Platz in der Gruppe E. Auch Irland ist nach dem 3:0 gegen Saudi-Arabien eine Runde weiter. Ohne ein einziges Tor zu schießen scheidet hingegen der amtierende Weltmeister Frankreich bereits in der Vorrunde aus. Auch für die gleichfalls als Favorit gehandelte Mannschaft Argentiniens endet die WM vorzeitig.


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Mittwoch, 12.6.2002

Deutschland, Berlin: Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin entscheidet, dass die CDU 21 Mio. Euro aus der staatlichen Parteienfinanzierung zurückzahlen muss. Die von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) im Februar 2000 verhängte Sanktion sei rechtmäßig, weil die Bundes-CDU in ihrem Rechenschaftsbericht Auslandsvermögen des hessischen Landesverbandes in Höhe von 18 Mio. DM nicht angegeben hatte. Das Gericht urteilt, nach dem Transparenzgebot im Grundgesetz müsse ein Rechenschaftsbericht nicht nur formal, sondern auch inhaltlich richtig sein. Das anders lautende Urteil aus der Vorinstanz bewerten die Richter als rechtswidrig. Das Berliner Verwaltungsgericht hatte 2001 in erster Instanz entschieden, dass die Thierse-Sanktion rechtswidrig sei.


Herzlia: Bei einem neuen Selbstmordanschlag im Norden Israels reißt der palästinensische Attentäter eine junge Israelin mit in den Tod. 14 weitere Menschen werden verletzt, als der Mann in einem Restaurant einen an seinem Körper befestigten Sprengsatz zündet.


Deutschland, München: Nach KirchMedia und KirchPayTV, die bereits im April und Mai Insolvenz beantragt haben, stellt nun auch die Dachgesellschaft des Medienkonzerns von Leo Kirch, die TaurusHolding, sowie KirchBeteiligungen Antrag auf Insolvenz beim Münchner Amtsgericht. Die TaurusHolding gehört einer Stiftung Kirchs, die Taurus hält 73% an KirchMedia und 70% an KirchPayTV. Die Firma KirchBeteiligungen ist vollständig im Besitz der Holding. Damit hat Kirch seinen Einfluss auf die von ihm gegründete Gruppe weitgehend verloren. Zugleich bestätigt die Commerzbank ihre Interesse an einem Konsortium mit der WAZ-Verlagsgruppe in Essen und dem Hollywood-Studio Columbia Tristar, das die KirchMedia übernehmen will.


Denver: Der US-Bundesstaat Colorado wird angesichts der schwersten Waldbrände seiner Geschichte zum Notstandsgebiet erklärt. Dadurch kann u.a. die Nationalgarde zur Bekämpfung des außer Kontrolle geratenen Feuers eingesetzt werden. In ganz Colorado kämpfen mehr als 2000 Feuerwehrleute mit Löschflugzeugen und Hubschraubern gegen die Flammen an. Insgesamt wurden bislang 40 000 ha Fläche zerstört.


East Rutherford: Mit einem 113:107-Erfolg bei den New Jersey Nets werden die Los Angeles Lakers - das Team von Center Shaquille O'Neal - erneut Titelgewinner in der National Basketball Association (NBA). Das überragende Team der Saison schließt die Best-of-Seven-Serie bereits im vierten Spiel mit einem unaufholbaren 4:0 ab und erkämpft die dritte Meisterschaft in Serie. 1995 hatten zuletzt die Houston Rockets in nur vier Siegen die Meisterschaft entscheiden können.


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Donnerstag, 13.6.2002

Deutschland, Köln: Im Korruptionsskandal um den Bau einer Kölner Müllverbrennungsanlage werden drei Beschuldigte festgenommen. Dem früheren SPD-Spitzenpolitiker Karl Wienand und dem Viersener Unternehmer Hellmut Trienekens wirft die Staatsanwaltschaft Steuerhinterziehung und Beihilfe zur Bestechlichkeit vor und erlässt noch am selben Tag Haftbefehle. Der als politische Schlüsselfigur im Spendenskandal geltende frühere Fraktionschef der Kölner SPD, Norbert Rüther, wird wegen Steuerhinterziehung in siebenstelliger Höhe am 14. Juni in Untersuchungshaft genommen. Insgesamt sollen beim Bau der Müllverbrennungsanlage Schmiergelder in Höhe von 11,4 Mio. Euro geflossen sein.


Deutschland, Berlin: Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) bezeichnet die Bildung als zentrale soziale Frage des 21. Jahrhunderts. In seiner Regierungserklärung zur Bildungspolitik ruft er zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung auf, um Fehlentwicklungen zu stoppen. Alle Schüler und ihre Begabungen müssten unabhängig von ihrer Herkunft oder dem Geldbeutel der Eltern gefördert werden. Der Bundestag beschließt die Einrichtung eines Sachverständigenrates zur Bildungspolitik.


Afghanistan, Kabul: Die Große Ratsversammlung Loya Jirga wählt den bisherigen Chef der afghanischen Interimsregierung, Hamid Karsai, mit deutlicher Mehrheit zum Präsidenten. Der 44-jährige Paschtune verzeichnet mit 1295 Stimmen der etwa 1550 Delegierten rund 80% Zustimmung. Die Ärztin Masuda Jallal erhält 171, der Geologieprofessor Mohammad Mahfuz Nadai 89 Stimmen. Karsai ruft die afghanischen Volksgruppen zur Einigkeit auf. Das neue Staatsoberhaupt wird Afghanistan in den folgenden zwei Jahren bis zur Verabschiedung der Verfassung durch eine weitere Loya Jirga und der nächsten Parlamentswahl führen. Die Amtszeit der letzten verfassungsmäßigen Regierung Afghanistans war durch den Sturz des Königs Sahir Schah im Jahr 1973 beendet worden.


Vereinigte Staaten, Dallas: Die katholischen Bischöfe in den USA entschuldigen sich öffentlich bei den sexuell missbrauchten Opfern pädophiler Priester. Zum Auftakt ihrer mit Spannung erwarteten Frühjahrstagung sagt der amtierende Präsident der Konferenz, Wilton Gregory, was die Bischöfe getan und unterlassen hätten, habe zu dem Missbrauch beigetragen. Die 280 Geistlichen wollen auf der dreitägigen Tagung über Konsequenzen aus Sex-Skandalen um pädophile Priester beraten.


Italien, Rom: Mit einem Appell zur Bekämpfung des Hungers geht der Welternährungsgipfel in der italienischen Hauptstadt zu Ende. Die Zahl der Hungernden müsse bis zum Jahr 2015 von derzeit 800 Mio. auf die Hälfte reduziert werden, heißt es zum Abschluss des Treffens.


Vereinigte Staaten, Detroit: Mit einem hart erkämpften 3:1 über die Carolina Hurricanes sicher sich die Detroit Red Wings zum dritten Mal seit 1997 den Stanley Cup, den Titel in der National Hockey League (NHL). Das beste Vorrundenteam der nordamerikanischen Eishockeyliga gewinnt die Finalserie mit 4:1-Siegen und holte sich damit zum insgesamt zehnten Mal den Titel. Mit einem Altersdurchschnitt von über 32 Jahren sind die Red Wings das älteste Team, das jemals den Stanley Cup gewinnen konnte.


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Freitag, 14.6.2002

Deutschland, Berlin: Der Bundestag verabschiedet mit der Mehrheit von SPD und Grünen ein neues Jugendschutzgesetz. Es regelt erstmals den Umgang Jugendlicher mit den Neuen Medien. Ferner wird die Abgabe von Tabak und Zigaretten an Jugendliche unter 16 Jahre verboten. Zuvor hatte der Bundestag das Waffenrecht verschärft. Die Altersgrenze für den Waffenerwerb wird in der Regel von 18 auf 21 Jahre angehoben. Waffenkäufer müssen zudem bis zum Alter von 25 Jahren ein psychologisches Gutachten vorlegen und so genannte Pump-Guns werden verboten.


Deutschland, Berlin: Der Bundestag verlängert die Mandate für die Einsätze der Bundeswehr in Afghanistan und Mazedonien. Mit großer Mehrheit stimmen die Abgeordneten dafür, dass die deutschen Soldaten im Rahmen der Internationalen Schutztruppe weitere sechs Monate - bis Mitte Dezember - in Afghanistan stationiert bleiben. Zudem ist eine Ausdehnung der Truppenstärke des deutschen Kontingents um 200 Mann auf 1400 Mann vorgesehen. Für Mazedonien beschließen die Parlamentarier eine Verlängerung des Einsatzes im Rahmen der internationalen Friedenstruppe von vier Monaten bis Oktober. 300 der derzeit 520 deutschen Soldaten sollen aus Mazedonien zurückkehren.


Deutschland, Berlin: Die festen Ladenpreise für Bücher werden in Deutschland nun gesetzlich verankert. Der Bundestag billigt einstimmig ein Gesetz, welches die Buchpreisbindung regelt und gegen kartellrechtliche Bedenken der EU sichert.


Pakistan, Karatschi: Auf das US-Konsulat in der pakistanischen Stadt wird ein Selbstmordanschlag verübt. Ein mit Sprengstoff beladener Wagen explodiert vor dem Gebäude. Zehn Menschen kommen ums Leben, mehr als 40 werden verletzt. Seit die pakistanische Regierung offen die USA unterstützt und gegen islamische Extremisten vorgeht, häufen sich im Lande derartige Anschläge. So wurden im März 2002 bei einem Überfall auf eine Kirche im Diplomatenviertel fünf Menschen getötet; im Mai kamen bei einem Selbstmordanschlag mit einer Autobombe vor einem Hotel in Karatschi elf Franzosen und zwei Pakistaner ums Leben.


Deutschland, Berlin: Die Regisseurin Caroline Link und ihre Familiensaga "Nirgendwo in Afrika" sind die großen Sieger bei der Vergabe des 52. Deutschen Filmpreises. Das Drama einer in den 30er Jahren nach Kenia emigrierte deutsch-jüdische Familie wird mit fünf goldenen Lolas ausgezeichnet, darunter ist der mit 500 000 Euro dotierte Preis für den besten Film und die goldene Lola mit 10 000 Euro für die beste Regie. Silberne Lolas (je 400 000 Euro) gehen an die ostdeutsche Milieustudie "Halbe Treppe" von Andreas Dresen sowie an "Heaven" von Tom Tykwer.


15

Samstag, 15.6.2002

Deutschland, Berlin: Beim innerdeutschen Schulleistungsvergleich PISA haben Presseberichten zufolge die Unions-regierten Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg am besten abgeschnitten, deutlich vor sozialdemokratisch regierten Ländern wie Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Für den Vergleich hatten die Bundesländer die Leistungen von etwa 50 000 Schülern im Alter von 15 Jahren testen lassen. Schwerpunkte waren das Lese- und Textverständnis sowie die Kenntnisse in Mathematik und Naturwissenschaften. Im internationalen Schulleistungsvergleich hatte Deutschland insgesamt schwach abgeschnitten.


Tschechien, Prag: Aus den zweitägigen Parlamentswahlen in der Tschechischen Republik gehen die regierenden Sozialdemokraten (CSSD) als Sieger hervor. Die mit ihrem neuen Parteivorsitzenden Vladimir Spidla als Spitzenkandidaten antretenden Sozialdemokraten büßen mit 30,2% der Stimmen nur geringfügig gegenüber 1998 ein (32,3%). Die konservativ ausgerichtete Demokratische Bürgerpartei (ODS) unter dem früheren Premier und Parlamentspräsidenten Vaclav Klaus kommt auf 24,5% (1998: 27,7%). Deutlich zulegen können die Kommunisten (KSCM), die ihren Stimmenanteil von 11 auf 18,5% steigern und nun die dritte Kraft im Parlament sind vor dem Zentrumsbündnis aus Christlichdemokraten (KDU-CSL) und der liberalen Freiheitsunion (US) mit 14,3% (1998: 17,5%). Von den 200 Sitzen im Repräsentantenhaus besetzt die CSSD 70 Mandate, die ODS 58 und die KSCM 41. Gemeinsam mit der Zentrumskoalition (31 Sitze) haben die Sozialdemokraten eine Mehrheit von 101 Sitzen.


Vereinigte Staaten, Dallas: Die US-Bischöfe beschließen auf einer Konferenz mit 13 Gegenstimmen, alle Priester, die Minderjährige sexuell missbraucht haben, von der Seelsorge auszuschließen. Jedoch sollen diese Priester nicht unbedingt auch aus der katholischen Kirche ausgeschlossen werden. Pädophile Bischöfe dürfen nur vom Papst bestraft werden. Damit zieht die katholische Kirche in den USA die Konsequenz aus zahlreichen Missbrauchsfällen an Kindern, die nach der Verurteilung eines Priesters im März 2002 nach und nach aufgedeckt wurden.


Dugit: Bei einem Feuergefecht im nördlichen Gasastreifen werden zwei Israelis und ein Palästinenser getötet. Nach Darstellung der israelischen Armee hatten die beiden Soldaten nahe der jüdischen Siedlung einen Anschlag mit einer Autobombe vereiteln können. Auf der Suche nach den Hintermännern seien sie in einen Hinterhalt gelockt worden.


Halifax: Die Finanzminister der G-7-Staaten legen ihren Streit über finanzielle Hilfen für verschuldete Entwicklungsländer bei. Künftig sollen 18 bis 21% der Weltbankhilfen als Zuschüsse statt als Darlehen gezahlt werden.


Vereinigte Staaten, Houston: Im Enron-Skandal erklärt ein Schöffengericht in Houston nach zehntägigen Beratungen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen der Justiz-Behinderung für schuldig. Nach Ansicht des Gerichts hat Andersen im Oktober und November 2001 unrechtmäßig Enron-Akten und -dateien manipuliert und vernichtet. Den dafür Verantwortlichen droht nun eine fünfjährige Bewährungsstrafe und eine Geldstrafe bis zu 500 000 US-Dollar. Andersen geriet schon nach dem Enron-Konkurs Anfang Dezember 2001 in Bedrängnis und büßte insgesamt 785 seiner einst 2300 börsennotierten Klienten ein. Mehrere Niederlassungen im Ausland sagten sich von dem im Jahr 1918 gegründeten Mutterkonzern los oder gingen Fusionen mit anderen Firmen ein. Das Strafmaß gegen Andersen soll am 26. August verkündet werden.


Vereinigtes Königreich, London: Nach Paul McCartney, Elton John und Cliff Richard wird nach Angaben des britischen Königshauses nun auch Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger wegen seiner "Verdienste um die Popmusik" zum Ritter geschlagen. Ein Termin für die Verleihungszeremonie im Buckingham-Palast steht noch nicht fest.


Seogwipo: Durch ein Tor des Leverkuseners Oliver Neuville zum 1:0 in der 88. Spielminute gegen Paraguay erreicht die deutsche Nationalmannschaft vor nur 25 176 Zuschauern den Einzug ins WM-Viertelfinale. Das deutsche Team stößt damit zum 14. Mal bei 15 WM-Teilnahmen in die Runde der letzten Acht vor.


16

Sonntag, 16.6.2002

Frankreich, Paris: Das bürgerliche Lager von Präsident Jacques Chirac erringt bei der zweiten Runde der französischen Parlamentswahlen die absolute Mehrheit. Die Union pour la Majorité Présidentielle erringt 375 der insgesamt 577 Sitze im Parlament und verfügt damit allein über die absolute Mehrheit. Die Union pour la Démocratie Francaise (UDF) erhält 27 Mandate. Die Sozialisten (PS) kommen auf 152 Sitze, die Kommunisten (PC) auf 20 und die Grünen auf drei. Der rechtsradikale Front National (FN) von Jean-Marie Le Pen ist nicht im Parlament vertreten.


Israel, Jerusalem: Israel beginnt mit dem Bau eines mehr als 100 km langen Sicherheitszaunes zum benachbarten palästinensischen Westjordanland. Das fast 70 Mio. Euro teure Schutzgitter soll mit Sensoren, Wachtürmen und Gräben versehen werden, um das Eindringen von Selbstmordattentätern nach Israel zu verhindern.


Italien, Rom: Vor Hunderttausenden von Menschen spricht Papst Johannes Paul II. während einer Messe den italienischen Kapuzinermönch Padre Pio (Francesco Forgione, 1887- 1968) heilig. Padre Pio wird in Italien seit Jahrzehnten verehrt, obwohl er zu Lebzeiten vom Vatikan besonders kritisch beurteilt wurde. Seiner Popularität tat dies jedoch keinen Abbruch. Padre Pio werden viele Wunder zugeschrieben. Es handelt sich um die größte Heiligsprechungs-Zeremonie, die Rom je erlebt hat.


China, Peking: Nach einem durch Brandstiftung verursachten Feuer mit 24 Toten und 13 Verletzten in einem so genannten Internet-Café im Nordwesten der chinesischen Hauptstadt lassen die Behörden alle ähnlichen Einrichtungen vorläufig schließen. Derzeit gibt es rund 2400 Internet-Cafés in Peking, 2200 davon gelten als illegal. In China unterliegen Internet-Cafés einer strikten staatlichen Kontrolle.


Le Mans: Der aus Neuss stammende Audi-Pilot Frank Biela gewinnt mit seinen beiden Kollegen Tom Kristensen (Dänemark) und Emanuele Pirro (Italien) die 70. Auflage des berühmten Langstreckenrennens 24 Stunden von Le Mans. Für Biela und Audi ist es der dritte Sieg in Folge.


Long Island: Auf dem Black Course des Bethpage State Park im US-Bundesstaat New York gewinnt der US-amerikanische Golfprofi Eldrick Tiger Woods die 102. US-Open. Zuvor hatte er bereits im April die US-Masters in Augusta gewonnen, was seit Jack Nicklaus 1972 keinem Golfer mehr gelungen war. Woods siegt mit 277 Schlägen vor seinem Landsmann Phil Mickelson (280 Schläge).


17

Montag, 17.6.2002

Deutschland, Frankfurt am Main: Zum ersten Mal seit der Parteispendenaffäre von 1999 spricht Altbundeskanzler Helmut Kohl wieder auf einem CDU-Parteitag. Die knapp halbstündige Rede des früheren Vorsitzenden zur Europapolitik wird von den etwa 1000 Delegierten mit großem Beifall aufgenommen. In ihrer Grundsatzrede zum Auftakt ihres zweitägigen Parteitages unterstreicht CDU-Chefin Angela Merkel den Regierungsanspruch der CDU nach der Bundestagswahl am 22. September .


Deutschland, Karlsruhe: Die rechtsextreme Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) scheitert vor dem Bundesverfassungsgericht mit dem Versuch, weitere Gelder aus der Parteienfinanzierung zu erhalten. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hatte die Zahlungen aus der gesetzlichen Parteienfinanzierung an die NPD Mitte Mai gestoppt, weil die Partei die erforderlichen Bürgschaften nicht aufbringen konnte. Die NPD hatte eine Abschlagszahlung von 111 850 Euro erreichen wollen. Die Karlsruher Richter weisen den Antrag mit der Begründung als unzulässig ab, weil die Partei ihre Ansprüche zunächst vor einem Verwaltungsgericht hätte geltend machen müssen.


Deutschland, Schwerin: Wegen ihrer Beteiligung an den fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen am 24. August 1992 verurteilt das Schweriner Landgericht drei Männer zu Bewährungsstrafen zwischen 12 und 18 Monaten. Die Strafen wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung werden für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Nach Überzeugung des Gerichts waren die zur Tatzeit zwischen 17 und 18 Jahre alten Angeklagten daran beteiligt, Brandsätze auf das Gebäude zu werfen, in dem sich etwa 100 Ausländer und der Rostocker Ausländerbeauftragte Wolfgang Richter aufgehalten hatten.


Vereinigte Staaten, Denver: In Colorado wird eine Mitarbeiterin der Forstbehörde unter dem Vorwurf festgenommen, für den größten Wald- und Buschbrand in der Geschichte des US-Bundesstaates verantwortlich zu sein. Die 38-jährige Frau, die seit mehr als 18 Jahren der US-Forstbehörde angehört, hat nach Angaben der Justizbehörden gestanden, am 8. Juni während einer Patrouille aus Ärger einen Brief ihres von ihr getrennt lebenden Ehemannes verbrannt und so den Ausbruch des Feuers auf einem abgelegenen Campingplatz verursacht zu haben.


Deutschland, Berlin: Auf deutschen Baustellen wird zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte flächendeckend gestreikt. Tausende Beschäftigte folgen dem Streikaufruf der IG BAU und legen auf Großbaustellen in Berlin, im Ruhrgebiet und in Norddeutschland die Arbeit nieder. Die Gewerkschaft verlangt für die rund 950 000 Beschäftigten 4,5% mehr Lohn. Alle Schlichtungsversuche waren vor allem an der Forderung nach einer Angleichung des Mindestlohns in Ostdeutschland gescheitert.


Alsenborn: Fritz Walter, der Ehrenspielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, stirbt im Alter von 81 Jahren. Er führte 1954 die Nationalelf im Weltmeisterschafts-Endspiel von Bern zum 3:2 über Ungarn. Der Pfälzer schoss 33 Tore in 61 Länderspielen und galt als die rechte Hand von Erfolgstrainer Josef Herberger. Walter wurde 1951 und 1953 Deutscher Fußball-Meister mit dem 1. FC Kaiserslautern und 1953 als erster deutscher Fußballer mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.


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Dienstag, 18.6.2002

Deutschland, Frankfurt am Main: Auf dem CDU-Parteitag verspricht Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU), den "rot-grünen Spuk" binnen 96 Tagen zu beenden. Zugleich kündigt Stoiber für den Fall eines Wahlsieges umfassende Reformen an. Ziel müsse es sein, die Staatsquote, den Spitzensteuersatz und die Sozialversicherungsbeiträge unter 40% zu drücken.


Israel, Jerusalem: Bei einem palästinensischen Selbstmordanschlag auf einen Bus im Süden der Stadt werden 17 Israelis und der Attentäter auf der Stelle getötet und 50 Passagiere verletzt. Zwei Opfer sterben später im Krankenhaus. Die Explosion ereignet sich an der Kreuzung einer belebten Hauptverkehrsstraße. In dem Bus, der weitgehend zerstört wurde, fahren gewöhnlich auch viele Schulkinder. Zu der Tat bekennt sich die radikale Hamas-Organisation. Der palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erekat verurteilt im Namen der Autonomiebehörde den Anschlag. Die israelische Regierung kündigt die Wiederbesetzung autonomer Palästinensergebiete an.


Saudi-Arabien, Riad: In Saudi-Arabien sind nach offiziellen Angaben schon vor mehreren Monaten sieben mutmaßliche Mitglieder des Terrornetzwerkes Al-Qaida - sechs Saudis und ein Sudanese - festgenommen worden, die in dem Königreich Anschläge geplant haben sollen.


China, Peking: Durch schwere Unwetter und Überschwemmungen sind im Nordwesten Chinas bereits 326 Menschen ums Leben gekommen. Etwa 300 Bewohner werden noch vermisst. 1998 waren in China mehr als 4000 Menschen bei einer Flutkatastrophe getötet worden. Seitdem hat die Regierung rund 18,8 Mrd. Euro für die Bekämpfung von Hochwasser zur Verfügung gestellt.


Vereinigte Staaten, Miami: Ein Gericht verurteilt vier große Tabakkonzerne dazu, einer Frau 5,5 Mio. Dollar Entschädigung zahlen. Die Stewardess Lynn French war 14 Jahre lang auf Raucherflügen im Einsatz, zuletzt für die Fluggesellschaft TWA, und hatte sich durch den Qualm rauchender Passagiere eine chronische Nebenhöhlenentzündung zugezogen. Die Klagen von etwa 3125 weiteren Flugbegleitern gegen Tabakunternehmen stehen noch aus.


19

Mittwoch, 19.6.2002

Deutschland, Berlin: Das Bundeskabinett billigt den von Finanzminister Hans Eichel (SPD) vorgelegten Haushaltsentwurf für 2003. Der Etat sieht einen Rückgang der Ausgaben um 0,5% auf 246 Mrd. Euro vor. Die Neuverschuldung sinkt von 21 auf 15,5 Mrd. Euro. Einnahmeeinbußen müssen fünf Minister hinnehmen, neun Ressorts erhalten dem Haushaltsentwurf gemäß im Jahr 2003 mehr Geld, darunter Inneres, Verteidigung und Justiz.


Afghanistan, Kabul: Der afghanische Interimspremier Hamid Karsai wird als Präsident des Landes vereidigt und stellt der Großen Ratsversammlung Loya Jirga das neue Kabinett vor. Unter den 1700 Delegierten war zuvor heftiger Unmut über fehlendes Mitspracherecht laut geworden. Außenminister bleibt der bereits während der Übergangsregierung amtierende Abdullah Abdullah. Zum neuen Innenminister ernennt Karsai den schon 81-jährigen Paschtunen Tadsch Mohammed Wardak. Insgesamt stellt Karsai 15 Minister vor, die von den Delegierten per Akklamation bestätigt werden.


Marokko, Rabat: Die Behörden in Marokko halten nach US-Angaben seit zwei Wochen ein führendes Mitglied der Al-Qaida-Terrorgruppe in Haft. Der gebürtige Saudi Abu Subair el-Haili gilt als enger Vertrauter Osama bin Ladens und soll Kenntnisse über den Aufbau des Terrornetzwerks in Afghanistan sowie über A ufenthaltsorte und Angriffsziele einzelner Zellen der Terrororganisation haben.


Israel, Jerusalem: Ein erneuter Selbstmordanschlag an einer Bushaltestelle im Stadtteil French Hill fordert weitere Todesopfer. Nach Polizeiangaben reißt der Attentäter mindestens sieben Israelis mit in den Tod, mehr als 40 Menschen werden verletzt. Zu dem Anschlag bekennen sich die radikal-islamischen Al-Aksa-Brigaden.


Vereinigte Staaten, Washington: In den USA dürfen nach einer Entscheidung des Obersten US-Gerichts geistig behinderte Straftäter nicht mehr hingerichtet werden. Solche Exekutionen verstießen gegen die Verfassung, die "grausame und ungewöhnliche Strafen" verbiete. Als geistig behindert gelten Erwachsene mit einem Intelligenzquotienten von unter 70. Die Anwälte des wegen Mord an einem US-Soldaten 1996 zum Tode verurteilten Daryl Atkins hatten das Oberste Gericht angerufen, da der Mann nur einen Intelligenzquotienten von 59 habe. Schon vorher waren in 18 der 38 US-Bundesstaaten, in denen die Todesstrafe verhängt wird, Hinrichtungen geistig Behinderter verboten.


Luxemburg, Luxemburg: Die Deutsche Post AG soll nach einer Entscheidung der EU-Kommission wegen Wettbewerbsverletzung 572 Mio. Euro Staatsbeihilfen an den Bund zurückzahlen. Nach Auffassung der EU-Kommission hat die Post von 1994 bis 1998 mit Dumpingpreisen im Paketdienst operiert und die dabei entstandenen Verluste mit Einnahmen aus dem monopolgeschützten Briefgeschäft ausgeglichen. Die Post kündigt eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof an.


20

Donnerstag, 20.6.2002

Deutschland, Berlin: Bundespräsident Johannes Rau unterzeichnet das umstrittene Zuwanderungsgesetz. Es kann damit im Bundesgesetzblatt veröffentlicht werden und am 1. Januar 2003 in Kraft treten. Rau sagt, der Bundespräsident könne seine Unterschrift unter ein Gesetz nur verweigern, "wenn zweifelsfrei und offenkundig ein Verfassungsverstoß vorliegt". Einen solchen Verstoß habe er bei seiner Prüfung nicht feststellen können. Rau plädiert zugleich in seiner Erklärung für eine Überprüfung des Zustandekommens des Gesetzes am 22. Mai im Bundesrat durch das Bundesverfassungsgericht. Gleich im Anschluss kündigen drei unionsgeführte Länder an, vor dem Bundesverfassungsgericht gegen das Gesetz zu klagen.


Afghanistan, Kabul: Einen Tag nach der Vereidigung des neu gewählten Präsidenten Hamid Karsai übernimmt die Türkei von Großbritannien das Oberkommando der internationalen Schutztruppe in Afghanistan. Bei einer militärischen Zeremonie in der afghanischen Hauptstadt übergibt der britische Kommandeur John McColl den Oberbefehl an den türkischen General Hilmi Akin Zorlu.


Klettwitz: Sowohl die Betreiber- als auch die Besitzgesellschaft der 60 km von Berlin entfernt gelegenen Rennstrecke EuroSpeedway Lausitzring melden Insolvenz an. Das Land Brandenburg hatte das 158 Mio. Euro teure, Mitte 2000 eröffnete Projekt in einem ehemaligen Braunkohle-Tagebau mit 123 Mio. Euro gefördert. Haupteigner des Lausitzrings ist die ebenfalls finanziell angeschlagene Bankgesellschaft Berlin.


Jixi: Bei einem Grubenunglück in Nordost-China kommen 111 Menschen ums Leben. Zum Zeitpunkt der Gasexplosion in der Chengzihe-Grube sind nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua 139 Bergarbeiter unter Tage. Zur Zeit des Unglücks findet gerade eine Sicherheitsinspektion statt.


Deutschland, Hamburg: Bei einer spektakulären - mit 10 000 Euro Subventionen der Stadt Hamburg geförderten - Katapultier-Kunstaktion schleudern Aktionskünstler der vierköpfige Künstlertruppe "Wuuul" mit einem Katapult Teile einer 600 Kilo schweren Riesenbulette in den Abendhimmel. Das umstrittene Happening ist Teil des internationalen Kunstfestivals "Artgenda 2002".


21

Freitag, 21.6.2002

Singapur: Wegen Drogenbesitzes verurteilt ein Gericht die 23-jährige Deutsche Julia Bohl zu fünf Jahren Haft. Mit diesem Urteil entgeht sie der drohenden Todesstrafe. Die Angeklagte hatte sich in drei Anklagepunkten für schuldig erklärt. Bohl war im März 2002 angeklagt worden, zunächst wegen Besitz und Schmuggel von 687 g Cannabis. In Singapur steht auf den Handel mit mehr als 500 g Cannabis die Todesstrafe. Nachdem jedoch eine Analyse des bei Bohl gefundenen Rauschgiftes einen Gehalt von lediglich 281 g reinen Cannabis ergeben hatte, wurde die Anklage auf einen leichteren Fall von Drogenbesitz reduziert.


Deutschland, Köln: Der frühere Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Karl Wienand, tritt aus der Partei aus. Der 75-Jährige war in der vorangegangenen Woche im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal um den Bau der Kölner Müllverbrennungsanlage verhaftet worden. Ihm wird vorgeworfen, Schmiergelder in Millionenhöhe angenommen zu haben.


Marbella: Wenige Stunden nach einem ETA-Anschlag im Touristenort Fuengirola an der spanischen Costa del Sol explodiert auf einer Straße im Zentrum des Ferienortes gleichfalls eine Autobombe. Auch zu diesem Anschlag bekennt sich die baskische Untergrundorganisation ETA.


Deutschland, Hamburg: Auf Druck von Großaktionär France Telecom SA entlässt der Aufsichtsrat des Telefonanbieters MobilCom AG den bisherigen Chef und Gründer Gerhard Schmid. Nachfolger von Schmid wird der amtierende Finanzvorstand Thorsten Grenz. France Telecom hält 28,5% an Mobilcom. Die Franzosen hatten im Streit über die Finanzierung des neuen Mobilfunk-Netzes UMTS zuletzt ultimativ den Abschied von Schmid gefordert und andernfalls mit der Insolvenz des Unternehmens gedroht. Nun soll Schmid seinen Anteil und die Aktien seiner Ehefrau von insgesamt 49,9% abgeben und sich aus dem Unternehmen vollständig zurückziehen.


Ulsan: Ein mühevoller 1:0-Sieg gegen die USA durch ein Kopfballtor von Michael Ballack in der 39. Minute bringt die deutsche Fußballnationalelf in das WM-Viertelfinale. Am gleichen Tag setzt sich in Shizuoka der viermalige Champion Brasilien mit 2:1 gegen England durch.


22

Samstag, 22.6.2002

Wittenberge: Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) kündigt auf dem SPD-Landesparteitag überraschend seinen Rücktritt an und nennt als Grund einen nötigen Generationswechsel. Der dienstälteste ostdeutsche Ministerpräsident wird sein Amt am 26. Juni niederlegen. Stolpe war zwei Tage zuvor wegen seines Vorgehens bei der Abstimmung über das Zuwanderungsgesetz am 22. März im Bundesrat von Bundespräsident Johannes Rau öffentlich gerügt worden. Stolpe schlägt den Potsdamer Oberbürgermeister und SPD-Landesvorsitzenden Matthias Platzeck als seinen Nachfolger vor.


Spanien, Sevilla: Zum Abschluss ihres zweitägigen Gipfeltreffens beschließen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union ein Aktionsprogramm gegen illegale Einwanderer. Danach wird Drittstaaten, die nicht mit der EU kooperieren, mit Konsequenzen gedroht. Ferner sollen die Grenzen schärfer kontrolliert werden. Nicht gelöst wird hingegen das Problem der Zahlung von Agrar-Direktbeihilfen an EU-Beitrittsländer.


Deutschland, Berlin: Bundespräsident Johannes Rau beginnt eine zwölftägige Asienreise. Erste Station ist Thailand, wo Rau sich bis zum 27. Juni aufhält. Danach fliegt Rau nach Korea und Japan weiter.


Deutschland, Hamburg: Die Partei Rechtsstaatliche Offensive des Hamburger Innensenators Ronald Schill will nun doch zur Bundestagswahl am 22. September antreten. Auf einem Bundesparteitag votieren 453 von 854 Mitgliedern für diesen Beschluss. Sie setzen sich damit gegen die Bedenken des Parteichefs durch.


Äthiopien, Addis Abeba: Die Organisation der Afrikanischen Einheit (OAU) will den neuen Präsidenten von Madagaskar, Marc Ravalomanana, nicht anerkennen. Die Präsidentschaftswahl vom Dezember 2001 hat nach Ansicht der OAU nicht zu einer legalen und verfassungsgemäßen Regierung geführt. Die afrikanischen Staats- und Regierungschefs fordern Neuwahlen und bis dahin die Einsetzung einer Übergangsregierung, in der sowohl die Anhänger Ravalomananas als auch die von Ex-Präsident Didier Ratsiraka vertreten sein sollen. Der Gipfel war einberufen worden, um einen drohenden Bürgerkrieg auf Madagaskar abzuwenden.


Kaswin: Der Norden des Irans wird von einem schweren Erdbeben der Stärke 6,3 auf der nach oben offenen Richterskala erschüttert. Das Zentrum des Bebens befindet sich in der 225 km westlich von Teheran gelegenen Stadt Bu'in Sahra in der Provinz Kaswin. Fast 100 Dörfer werden zerstört, etwa 220 Menschen kommen ums Leben. Hunderte werden verletzt und Tausende obdachlos. Unter den Opfern befinden sich vor allem Kinder, Frauen und ältere Männer.


23

Sonntag, 23.6.2002

Katar, Doha: Auf einem Tonband, welches der arabische Fernsehsender al Jazeera ausstrahlt, bekennt sich ein Sprecher des terroristischen Al-Qaida-Netzwerks zu dem Anschlag auf die Synagoge auf Djerba, bei dem am 11. April insgesamt 21 Menschen - darunter 14 Deutsche - getötet worden waren.


China, Peking: 26 Nordkoreaner, die in den vergangenen Wochen in den Vertretungen von Südkorea und Kanada in der chinesischen Hauptstadt Zuflucht gesucht hatten, konnten China verlassen und reisen über Drittländer nach Südkorea aus. Trotz verschärfter Bewachung gelang es damit seit März schon mindestens 38 Nordkoreanern, mit ihrer Flucht in diplomatische Vertretungen in China die Ausreise nach Südkorea zu erzwingen.


Deutschland, Nürburgring: Der brasilianische Ferrari-Pilot Rubens Barrichello gewinnt den neunten WM-Lauf der Saison, den Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring vor seinem Teamkollegen Michael Schumacher, der damit den dritten Ferrari-Doppelerfolg der Saison perfekt macht. Dritter des Rennens wird der Finne Kimi Raikkönen im McLaren-Mercedes vor Ralf Schumacher im Williams-BMW. Im Gegensatz zum Grand Prix von Österreich verzichtet Ferrari-Rennstall auf eine Stallregie zu Gunsten des im Gesamtklassement führenden Schumacher.


24

Montag, 24.6.2002

Deutschland, Berlin: Drei Monate vor der Bundestagswahl legt die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission unter Vorsitz des VW-Personalvorstands Peter Hartz Vorschläge zur Reform des Arbeitsmarktes vor. Danach soll die Zahl der Arbeitslosen bis 2005 halbiert werden. Kernpunkte des Konzepts sind die Förderung von Selbstständigkeit sowie verschärfte Zumutbarkeitsregelungen für Arbeitslose. Zudem sollen Arbeitsämter in Zukunft als "Job-Agenturen" auftreten und Erwerbslose ähnlich wie Zeitarbeitsfirmen an Unternehmen verleihen.


Wilhelmshaven: Mit rund 230 Soldaten an Bord läuft die Fregatte "Brandenburg" zum Anti-Terror-Einsatz am Horn von Afrika aus. Die "Brandenburg" soll plangemäß die Fregatte "Bayern" ablösen.


Deutschland, Dortmund: Bei einem Feuerüberfall auf offener Straße werden zwei junge Männer getötet, zwei weitere werden schwer verletzt. Bei den Toten handelt es sich um Türken im Alter von 21 und 27 Jahren, bei den Schwerverletzten um einen Türken und einen Griechen. Die Polizei nimmt sechs Verdächtige fest. Es handelt sich offenbar um eine Familienfehde.


Albanien, Tirana: Das albanische Parlament wählt Alfred Moisiu anstelle des scheidenden Staatschefs Rexhep Mejdani zum neuen Staatspräsidenten. Für den früheren Verteidigungsminister und ehemaligen Armeegeneral stimmen 97 von 134 Abgeordneten. Moisiu wird am 24. Juli vereidigt. Erstmals in der Geschichte Albaniens einigen sich die regierenden Sozialisten und die oppositionelle Demokratische Partei auf einen gemeinsamen Kandidaten.


Palästinensische Autonomiegebiete, Gaza-Stadt: Nach einer Serie verheerender Selbstmordanschläge tötet die israelische Armee mit einem gezielten Raketenangriff im Gasastreifen sechs Palästinenser. Unter den Toten sollen vier Mitglieder der radikalen Hamas-Bewegung sein.


Tansania, Daressalam: Bei einem Zugunglück in Tansania kommen mehr als 240 Menschen ums Leben. Ein mit etwa 300 Passagieren besetzter Reisezug prallt auf dem Weg von der Hauptstadt Daressalam in den Westen des Landes mit einem Güterzug zusammen.


Vereinigte Staaten, Washington: Eine überraschende Entscheidung des Obersten Gerichtshofes in den USA stellt mehr als 150 Todesurteile in Frage. Die Obersten Richter entscheiden, nur Geschworene und nicht Richter könnten über Leben und Tod von Angeklagten entscheiden. Damit können die Verurteilten in fünf US-Bundesstaaten neue Prozesse beantragen. Dort hatten Einzelrichter nach dem Schuldspruch der Jury das Strafmaß verhängt. Das Gericht erklärt mit sieben gegen zwei Stimmen, das Todesurteil durch einen Richter verletze das in Verfassung garantierte Recht eines Angeklagten auf einen Prozess vor einem Geschworenengericht.


Serbien, Belgrad: Jugoslawiens Präsident Vojislav Ko versetzt den Generalstabschef des Landes, Nebojsa Pavkovi c, per Erlass in den Ruhestand. Der unter Ex-Präsident Slobodan Milošević im Militär aufgestiegene Pavkovi c habe sich "über die Armee und die Armee über den Staat stellen wollen".


Deutschland, Nürnberg: Deutschlands älteste und bekannteste Photokette, die Photo Porst AG, steht erneut vor dem Aus. 20 Jahre nach dem ersten Konkurs und nach mehreren Besitzerwechsel stellt das Traditionsunternehmen wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzantrag. Zuvor waren vergeblich intensive Verhandlungen mit potenziellen Partnern und Investoren geführt worden. Die Insolvenz von Photo Porst gefährdet auch die ostdeutsche Muttergesellschaft, der in Wolfen beheimatete Digitalfotospezialist PixelNet AG, der im Februar 2001 für den symbolischen Kaufpreis von 1 DM bei Photo Porst eingestiegen war.


Sindelfingen: Mit dem sogenannten Roll-out in der Maybach-Manufaktur beginnt die Weltpremiere der neuen Luxuslimousine Maybach 62. Der 6,17 m lange und 360 000 Euro plus MwSt. teure Straßenkreuzer wird von der britischen Hafenstadt Southampton auf dem Luxusliner "Queen Elizabeth 2" nach New York transportiert und dort am 2. Juli offiziell vorgestellt.


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Dienstag, 25.6.2002

Vereinigte Staaten, Washington: US-Präsident George W. Bush fordert die Palästinenser auf, Präsident Jasir Arafat zu ersetzen. In seiner mit Spannung erwarteten Grundsatzrede zur Nahostpolitik sagt Bush, Voraussetzung für die Anerkennung eines palästinensischen Staates sei die Wahl einer neuen demokratischen Führung. Bushs Ansprache steht offenkundig unter dem Eindruck der jüngsten Welle blutiger palästinensischer Selbstmordanschläge, bei denen vergangene Woche 31 Israelis getötet worden waren. Die palästinensische Autonomiebehörde kündigt einen Tag später für Januar 2003 Präsidentschafts- und Parlamentswahlen an. Entgegen der Forderung Bushs nach einem Wechsel in der Führungsspitze meldete Arafat seine Kandidatur für das Präsidentenamt an.


Abegarm: Nach einem erneuten schweren Erdbeben im Nordwesten Irans sind in der Region nach offiziellen Angaben 95 000 Menschen obdachlos. Das Beben der Stärke 4 auf der Richterskala zerstört mehrere Ortschaften in Kaswin, der von dem Erdstoß am 22. Juni am schwersten betroffenen Provinz.


Deutschland, Wiesbaden: Nach einer Woche wird der erste flächendeckende Streik am Bau in der Geschichte der Bundesrepublik beendet. Arbeitgeber und Gewerkschaften verständigen sich nach zähen Verhandlungen auf eine Tariferhöhung. Von September 2002 an sollen die Löhne um 3,2% steigen, von April 2003 an nochmals um 2,4%. Zudem erhalten die Beschäftigten für die Monate Juni, Juli und August Einmalzahlungen von jeweils 75 Euro. Ferner wird vereinbart, den Mindestlohn für ostdeutsche Bauarbeiter zu erhöhen sowie im September 2003 neue bundesweit geltende Mindestlöhne für Facharbeiter einzuführen.


Deutschland, Wolfsburg: Nach 28 Jahren löst der VW Golf das Erfolgsmodell "Käfer" als "meistgebauter Volkswagen aller Zeiten" ab. Im Wolfsburger Stammwerk läuft ein Golf mit der Produktionsnummer 21 517 415 vom Band. Der Golf hatte 1974 den Käfer abgelöst, der seit dem 17. Februar 1972 das "meistgebaute Auto der Welt" war, als der 15 007 034. Wagen vom Band lief und damit der legendäre Ford Modell T ("Tin Lizzy") abgelöst wurde.


Südkorea, Seoul: Die deutsche Nationalelf zieht zum siebten Mal in das Endspiel einer Fußball-WM ein. Die Mannschaft von Teamchef Rudi Völler gewinnt vor 65 256 Zuschauern im ausverkauften "World Cup Stadium" der koreanischen Hauptstadt mit 1:0 gegen Gastgeber Südkorea. Den entscheidenden Treffer erzielt der Leverkusener Michael Ballack, der allerdings nach seiner zweiten gelben Karte für das Finale gesperrt ist. Einen Tag später setzt sich im zweiten Halbfinale in Saitama der vierfache Weltmeister Brasilien gegen die Türkei ebenfalls mit einem 1:0-Sieg durch.


26

Mittwoch, 26.6.2002

Deutschland, Potsdam: Der Landtag wählt Matthias Platzeck zum neuen brandenburgischen Ministerpräsidenten. Auf den 48-jährigen SPD-Landesvorsitzenden und Oberbürgermeister von Potsdam entfallen 54 der 82 abgegebenen Stimmen. Die seit 1999 regierende Koalition aus SPD und CDU verfügt allerdings insgesamt über 61 Mandate im Parlament. Platzeck ist Nachfolger von Manfred Stolpe, der am 22. Juni nach zwölf Amtsjahren überraschend zurückgetreten war. Platzeck will mit den Ministern der Großen Koalition weiterregieren.


Bulgarien, Skopje: Die Bundeswehr übergibt das Kommando über die NATO-Friedenstruppe in Mazedonien an die Niederlande. Die Bundeswehr, die in Zukunft noch mit 200 statt bislang 560 Soldaten in Mazedonien vertreten ist, hatte das Kommando neun Monate lang inne gehabt.


Vereinigte Staaten, San Francisco: Ein US-Berufungsgericht im US-Bundesstaat Kalifornien erklärt den morgendlichen Treueschwur an den Schulen des Landes für unzulässig. Die Schüler einen Eid auf "eine Nation unter Gott" sprechen zu lassen widerspreche der Verfassung, weil damit zugleich eine Aussage über die Existenz Gottes und ein Bekenntnis zu einem monotheistischen Glauben verlangt werde. Das Gericht gibt der Klage eines Vaters aus dem Großraum Sacramento recht, der die Auffassung vertrat, mit dem regelmäßig zu Schulbeginn gesprochenen Schwur zwinge die US-Regierung seiner Tochter einen bestimmten Glauben auf. Das Urteil löst heftige Proteste aus.


Sewerodwinsk: In der geheimen U-Boot-Basis an der Küste des Weißen Meeres lässt die russische Marine die "Dmitri Donskoi" vom Stapel laufen, die von russischen Medien als das größte Atom-U-Boot der Welt gefeiert wird. Das Unterwasserschiff mit der offiziellen Bezeichnung 941U ist mit 172 m noch 2 m länger als die US-amerikanische "Ohio", verdrängt unter Wasser 50 000 Tonnen und hat 20 Raketen an Bord. Das neue U-Boot ist auch größer als die im Jahr 2000 gesunkene "Kursk".


Japan, Tokio: Ein ehemaliges Führungsmitglied der Aum-Sekte wird wegen der Beteiligung an dem Giftgasanschlag in der Tokioter U-Bahn und weiterer Verbrechen zum Tode verurteilt. Ein Bezirksgericht sieht es als erwiesen an, dass der 38 Jahre alte Tomomitsi Niimi eine Schlüsselrolle bei der Planung des Attentats mit Sarin-Gas spielte, bei dem im März 1995 zwölf Menschen getötet und Tausende verletzt wurden.


Deutschland, Hamburg: Der Verlag Gruner + Jahr trennt sich von seinen Regionalzeitungen. Die "Berliner Zeitung" und der "Berliner Kurier" werden an die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck verkauft, zu dem u.a. der "Tagesspiegel" sowie die Verlagsgruppe Handelsblatt ("Handelsblatt", "Wirtschaftswoche") gehören. Über die Zukunft der Regionalzeitungsgruppe in Dresden - "Sächsische Zeitung", "Dresdner Morgenpost" - sollen Gespräche mit Abnehmern geführt werden. Die im Februar 2000 gemeinsam mit der britischen Pearson-Gruppe gestartete überregionale Wirtschaftszeitung "Financial Times Deutschland" (FTD) bleibt im Verlag erhalten.


China, Schanghai: Am Anti-Drogen-Tag der Vereinten Nationen lässt die chinesische Justiz landesweit 29 Angeklagte hinrichten. Gegen 13 weitere Delinquenten wird die Todesstrafe verhängt. In ganz China sind mehr als 900 000 Drogenabhängige bei den Behörden registriert.


Deutschland, Berlin: Auf der Hauptversammlung des Axel Springer Verlages scheiterte der insolvent gewordene Medienmogul Leo Kirch mit seiner Forderung nach Schadenersatz in mehrstelliger Millionenhöhe. Kirch besitzt 40 Prozent an Springer und wirft dem Verlagshaus vor, es habe ein regelrechtes Komplott geschmiedet, um ihn als "unliebsamen und störenden Minderheitsaktionär loszuwerden". Springer hatte im Frühjahr mit einer Verkaufsoption für seine Anteile an Kirchs ProSiebenSat1 Media AG im Wert von 767 Mio. Euro die Finanzkrise des Kirch-Konzerns wesentlich verschärft.


Vereinigte Staaten, New York: Ein neuer Milliardenskandal in einem US-Unternehmen erschüttert weltweit die Aktienmärkte. Es wird bekannt, dass der US-Telefonkonzern Worldcom einen um 3,8 Mrd. US-Dollar zu hohen Gewinn in seinen Büchern ausgewiesen hat. Auf die Meldung reagieren die Investoren in Asien, Europa und den USA mit Massenverkäufen. Der Deutsche Aktienindex (DAX) rutscht zeitweise unter 4000 Punkte.


Frankreich, Paris: Michael Schumacher bleibt Sieger des Großen Preises von Österreich. Der Motorsport-Weltrat des Internationalen Automobilverbandes (FIA) verhängt keine Sanktionen gegen den Formel-1-Weltmeister und sein Ferrari-Team wegen der umstrittenen Stallorder vom 12. Mai . Allerdings werden die Piloten und das Team wegen nicht regelkonformen Verhaltens bei der Siegerehrung gemeinsam zu einer Geldstrafe von 1 Mio. US-Dollar verurteilt.


27

Donnerstag, 27.6.2002

Deutschland, Karlsruhe: Das Bundesverfassungsgericht weist eine Klage diverser Getränkeunternehmen und Einzelhandelsgesellschaften gegen das Dosenpfand zurück. Damit steht der geplanten Einführung ab 1. Januar 2003 nichts mehr im Wege. Nach dem Beschluss hätten die Beschwerdeführer zunächst ihre juristischen Möglichkeiten bei den Verwaltungsgerichten ausschöpfen müssen. Erst dann hätten sie das Bundesverfassungsgericht anrufen können.


Deutschland, Berlin: Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) überträgt Generalleutnant Wolfgang Schneiderhan das Amt des Generalinspekteurs der Bundeswehr. Er war bislang Planungschef auf der Hardthöhe. Der bisherige Amtsinhaber, Harald Kujat, übernimmt nach zwei Jahren an der Spitze der Bundeswehr am 3. Juli den Vorsitz des NATO-Militärausschusses.


Kananaskis: Das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russlands in Kanada endet mit der Verabschiedung eines Aktionsplans für Afrika. Darin verpflichten sich die G-8-Staaten, die von einigen afrikanischen Ländern entwickelte so genannte Neue Partnerschaft zur Entwicklung des Kontinents zu unterstützen. Bis zum Jahr 2006 soll Afrika mindestens 6 Mrd. US-Dollar mehr Entwicklungshilfe erhalten als bisher. Im Gegenzug sollen die afrikanischen Länder sich zu einer so genannten guten Regierungsführung bekennen, also unter u.a. die Korruption bekämpfen. Neben dem Aktionsplan für Afrika einigten sich die Staatschefs auch darauf, Russland von 2006 an als Vollmitglied in der G 8 aufzunehmen. Zugleich bieten sie Moskau 20 Mrd. Euro für ein Programm zur Zerstörung von Atomwaffen an.


Kuba: Die 559 Mitglieder des kubanischen Parlaments fügen auf Initiative von Staatschef Fidel Castro einen Artikel in die seit 1976 geltende Verfassung des Landes ein, wonach das im Grundgesetz verankerte sozialistische Regime "unwiderruflich" sein soll. Die Verfassungsänderung gilt offiziell als Antwort auf die Reformforderungen von US-Präsident George W. Bush, der in einer Rede am 20. Mai die Aufhebung des US-Embargos von freien Wahlen in Kuba abhängig gemacht hatte.


Deutschland, Berlin: Das Konsortium um die Deutsche Telekom und DaimlerChrysler Services erhält den Milliardenauftrag für Aufbau und Betrieb des geplanten LKW-Mautsystems auf deutschen Autobahnen. Das Projekt sieht die Entwicklung eines satellitengestützten Mauterfassungssystems für schwere Lkw vor, das voraussichtlich ab Frühjahr 2003 arbeiten und dem Bund jährlich rund 3,4 Mrd. Euro einbringen soll. Um den Auftrag hatte sich auch das Konsortium AGES um den britischen Mobilfunkkonzern Vodafone sowie Aral und Shell beworben.


Deutschland, Bonn: Der Schürmann-Bau im früheren Regierungsviertel wird offiziell das neue Domizil der Deutschen Welle. Das nach seinem Architekten Joachim Schürmann benannte Gebäude war zunächst als Bundestagsbau geplant und sorgte nach Hochwasserschäden für viele negative Schlagzeilen.


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Freitag, 28.6.2002

Ungarn, Budapest: Zum Abschluss einer am 24. Juni eröffneten Sitzung des Welterbekomitees der UNESCO in der ungarischen Hauptstadt werden das romantische Mittelrheintal zwischen Bingen und Koblenz ebenso als Weltkulturerbe anerkannt wie die deutschen Hansestädte Stralsund und Wismar in Mecklenburg-Vorpommern. In der Begründung heißt es, die beiden Städte repräsentierten " idealtypisch die entwickelte Hansestadt aus der Blütezeit des Städtebundes im 14. Jahrhundert " . Deutschland ist nunmehr auf der Liste des Kultur- und Naturerbes der Menschheit mit 27 Stätten repräsentiert. Insgesamt sind auf der Liste 125 Länder mit 730 Stätten vertreten.


Stamford: Zwei Tage nach dem WorldCom-Schock gesteht auch das im US-Bundesstaat Connecticut ansässige Unternehmen Xerox ein, in den vorangegangenen fünf Jahren überhöhte Einnahmen im Milliardenbereich gemeldet zu haben, darunter auch 1,9 Mrd. US-Dollar, die erst in der Zukunft erlöst werden. An der New Yorker Börse bricht der Kurs der Xerox-Aktie daraufhin ein. US-Präsident George Bush erklärt, dass das Justizministerium die Verantwortlichen für Missmanagement, Betrug und Korruption in Fällen wie Enron und WorldCom zur Rechenschaft ziehen werde.


Deutschland, Frankfurt am Main: Eine neue Projektgesellschaft der insolventen KirchMedia erhält von der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Fernsehrechte für die beiden nächsten Spielzeiten für jeweils 290 Mio. Euro und einmalig 50 Mio. Euro als Kompensation für die ausgebliebene letzte Rate 2001/02. Ursprünglich waren 360 Mio. Euro (2002/2003) und 460 Mio. (2003/04) vereinbart worden. Damit ist eine Insolvenz des Pay-TV-Senders Premiere vermutlich vorerst abgewendet. Neben der zahlungsunfähigen KirchMedia mit ihrer Tochter SAT.1 sowie dem Abosender Premiere hatte sich auch der Münchner Filmhändler Herbert Kloiber um die Rechte beworben.


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Samstag, 29.6.2002

Deutschland, Fürth: Nach der CDU verabschiedet auch die Schwesterpartei CSU das gemeinsame Programm für die Bundestagswahl am 22. September . Darin kündigt die Union im Falle eines Wahlsiegs einen Kurs der vorsichtigen Erneuerung an. Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber gibt als Wahlziel "40 Prozent plus X" aus.


Südkorea, Seoul: Bei einem Feuergefecht zwischen süd- und nordkoreanischen Kriegsschiffen an der nicht eindeutig gekennzeichneten Grenzlinie zwischen beiden Staaten im Gelben Meer werden mindestens 30 Nordkoreaner getötet oder verletzt, mindestens vier südkoreanische Marinesoldaten kommen ums Leben, ein weiterer wird zunächst vermisst. Auch 19 Südkoreaner werden verletzt. Nord- und Südkorea befinden sich formal immer noch im Kriegszustand, weil ein Friedensvertrag seit dem Ende des Koreakriegs (1950 - 1953) nicht zu Stande gekommen ist. Zuletzt war es 1999 vor der Westküste der koreanischen Halbinsel zu einem Seegefecht zwischen beiden Seiten gekommen.


Palästinensische Autonomiegebiete, Hebron: Die israelische Armee sprengt das Gebäude der palästinensischen Verwaltung und der Sicherheitskräfte in der autonomen Stadt. Zuvor hatte die Armee das Gebäude vier Tage lang belagert, da sich dort mindestens 15 von Israel gesuchte Palästinenser verschanzt hatten.


Algerien, Algier: Mutmaßliche Terroristen erschießen in der algerischen Hauptstadt bei einem Überfall auf einen Linienbus 13 Menschen. Der Anschlag wird der Extremisten-Gruppe "Islamistische Armee" (GIA) angelastet.


Daegu: Die Türkei gewinnt das Spiel um den dritten Platz bei der Fußballweltmeisterschaft mit 3:2 (3:1) gegen den Co-Gastgeber Südkorea. In einer turbulenten Partie trifft der Türke Hakan Sükür bereits nach zehn Sekunden zum 1:0 und erzielt damit den schnellsten Treffer in der 72-jährigen Geschichte der Fußball-WM.


Vereinigte Staaten, Atlantic City: Der in Hamburg lebende Ukrainer Wladimir Klitschko verteidigt seinen Titel als Boxweltmeister im Schwergewicht der World Boxing Organization (WBO) gegen Ray Mercer (USA) durch technischen K.o. Ringrichter Randy Newman (USA) bricht das einseitige Duell in der sechsten Runde ab. Für den jüngeren der Klitschko-Brüder ist es der 39. Sieg im 40. Profi-Kampf. Der 41 Jahre alte Mercer muss im 35. Kampf die erste K.o.-Niederlage einstecken.


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Sonntag, 30.6.2002

Japan, Yokohama: Vor 70 564 Zuschauern im ausverkauften International Stadium unterliegt die deutsche Nationalmannschaft im Finale der 17. Fußballweltmeisterschaft mit 0:2 gegen Brasilien. Ausgerechnet ein Fehler des bis dahin überragenden deutschen Torhüters Oliver Kahn und zwei Tore des bei Inter Mailand spielenden Ronaldo in der 67. und 79. Spielminute bescheren Brasilien den insgesamt fünften Weltmeistertitel nach 1958, 1962, 1970 und 1994.


Österreich, Klagenfurt: Bei den 26. Tagen der deutschsprachigen Literatur geht der mit 21 800 Euro dotierte Ingeborg-Bachmann-Preis an den Grazer Autor Peter Glaser für seinen Text "Geschichte von Nichts".


Deutschland, Aachen: Im Finale der Springreiter beim CHIO im Reitstadion in der Aachener Soers setzt sich der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum, der schon 1996 in Aachen triumphiert hatte, auf Goldfever als Sieger des Großen Preises durch. Beim Dressurreiten siegt in der Kür Nadine Capellmann mit Farbenfroh vor Europameisterin Ulla Salzgeber mit Rusty.