1

Samstag, 1.3.1919

In Korea beginnen die Proteste der Unabhängigkeits-"Bewegung des 1. März " gegen die japanische Vorherrschaft.


Die Weimarer Nationalversammlung fordert in einer von allen Parteien mit Ausnahme der USPD unterstützten Resolution "die Wiedereinsetzung Deutschlands in seine kolonialen Rechte".


Die deutsche Reichsregierung unterstreicht in einem Aufruf ihre Entschlossenheit, "um des Lebens des Volkes willen" jede Art von Gewalttätigkeit rücksichtslos zu bekämpfen.


Der Vorstand der MSPD erlässt in Berlin einen Aufruf, in dem er den Massenstreik als politisches Kampfmittel ablehnt.


Auf dem Rätekongress in München bilden MSPD, USPD und Bauernbund eine Koalitionsregierung. Die meisten auf dem Rätekongress gewählten Minister lehnen es allerdings ab, ohne Zustimmung der rechtmäßigen Volksvertretung ihr Amt zu übernehmen.


In Frankreich wird die Sommerzeit eingeführt (bis 5. Oktober ).


2

Sonntag, 2.3.1919

In Moskau findet der Gründungskongress der Kommunistischen Internationale, Komintern, statt.


Bei den Parlamentswahlen in Finnland erhalten die Sozialisten 80 (1917: 92), die Agrarier 42 (26), die Jungfinnen 26 (28), die Altfinnen 28 (33) und die schwedische Volkspartei 22 (21) Mandate.


In Berlin beginnt ein außerordentlicher Parteitag der USPD.


General Paul von Lettow-Vorbeck zieht mit seiner Truppe nach der Rückkehr aus Ostafrika in Berlin ein.


3

Montag, 3.3.1919

Die provisorische Regierung von Deutschösterreich unter Karl Renner (SPÖ) erklärt ihren Rücktritt. Sie wird vom Staatsrat mit der vorläufigen Weiterführung der Amtsgeschäfte betraut.


Beginn der Märzkämpfe

Deutsches Reich, Berlin: Der Groß-Berliner Arbeiterrat beschließt und proklamiert den Generalstreik. Die Regierung, unter dem militärischen Oberbefehlshaber Gustav Noske, reagiert sofort mit der Verhängung des Belagerungszustands über Berlin und Spandau. Der Generalstreik wird von der Arbeiterschaft am 8. März beendet. Seitens der Weimarer Regierung (Arbeiterräte, Arbeitsrecht, Sozialisierung, Militärgerichtsbarkeit) gibt es einige Zugeständnisse, über die eine Delegation der MSPD-Arbeiterräte verhandelt hatte. Jedoch enden die Auseinandersetzungen auf den Straßen erst mit der Aufhebung des Schießbefehls durch Noske am 16. März .


Nach Abschluß der Verhandlungen über den Zusammenschluß von Deutschösterreich mit dem Deutschen Reich reist der deutschösterreichische Staatssekretär des Äußeren, Otto Bauer (SPÖ), aus Berlin nach Wien zurück. Der Zusammenschluß soll durch einen Staatsvertrag vollzogen werden, über den beide Nationalversammlungen abstimmen.


Lettland: Die vereinten deutschen und lettischen Streitkräfte beginnen einen Gegenangriff gegen die Streitkräfte des sowjetischen Lettlands.


4

Dienstag, 4.3.1919

Die deutschösterreichische Konstituierende Nationalversammlung tritt in Wien zu ihrer Eröffnungssitzung zusammen.


In Deutschböhmen, im Sudetenland und in Südmähren finden tschechenfeindliche Kundgebungen der deutschen Bevölkerung statt.


Nach zweitägiger Debatte verweist die Weimarer Nationalversammlung den Entwurf der Reichsverfassung an einen 28köpfigen Ausschuß. Am 5. März hält der Verfassungsausschuß seine erste Sitzung ab.


Der russische Admiral Alexandr W. Koltschak, der 1917 in Sibirien eine antibolschewistische Armee gebildet und sich 1918 zum Reichsverweser ernannt hat, beginnt eine Offensive an der Ostfront. Am 14. März erobert er Ufa und stößt in der Folgezeit bis zur Wolga vor.


Vertreter der bayerischen MSPD, der USPD und des Bauernbunds vereinbaren in Nürnberg ein Aktionsprogramm, in dem u.a. die sofortige Einberufung des Landtags, die Bildung einer sozialistischen Regierung, die Schaffung einer Notverfassung und die Übertragung weitgehender Vollmachten auf die Regierung gefordert werden.


Die provisorische Landesregierung von Sachsen-Weimar erlässt eine Bekanntmachung über die vorläufige Beschlagnahmung des Vermögens des früheren Großherzoglichen Hauses.


5

Mittwoch, 5.3.1919

Die deutschösterreichische Konstituierende Nationalversammlung in Wien wählt den sozialdemokratischen Abgeordneten Karl Seitz zum Ersten Präsidenten und (vorläufigen) Staatsoberhaupt Deutschösterreichs.


Teile der Republikanischen Soldatenwehr und der Volksmarinedivision gehen in Berlin zu den aufständischen Streikenden über, denen die Erstürmung des Polizeipräsidiums am Alexanderplatz jedoch nicht gelingt.


6

Donnerstag, 6.3.1919

Der Verfassungsausschuß der Weimarer Nationalversammlung nimmt den Antrag der Deutsche Demokratische Partei (DDP) an, den Artikel 1 der Reichsverfassung mit den Worten "Das Deutsche Reich ist eine Republik" zu beginnen.


Lettland: Oskars Kalpaks, Kommandeur aller dem deutschen Hauptquartier unterstellten lettischen Streitkräfte, wird durch deutsches Freundschaftsfeuer getötet. Er wird durch Jānis Balodis ersetzt.


Die USPD verabschiedet auf ihrem außerordentlichen Parteitag in Berlin ein neues Programm.


Schweiz, Bern: In Bern beginnt eine internationale Vorbereitungskonferenz zur Gründung des Völkerbunds, die bis zum 14. März dauert.


7

Freitag, 7.3.1919

Die Verfassunggebende Landesversammlung von Württemberg in Stuttgart wählt Ministerpräsident Wilhelm Blos (MSPD) zum Staatspräsidenten. Der 70jährige Journalist und Schriftsteller ist ein "Veteran" der Sozialdemokratie.


In Posen beginnen die Verhandlungen der deutschen und der interalliierten Kommission über den Verlauf der Demarkationslinie zwischen dem Deutschen Reich und Polen. Die Verhandlungen werden am 19. März ergebnislos abgebrochen.


8

Samstag, 8.3.1919

Berliner Märzkämpfe - Arbeiterrat beschließt das Ende des Generalstreiks

Deutsches Reich, Berlin: Der Groß-Berliner Arbeiterrat beschließt, den am 3. März ausgerufenen Generalstreik für beendet zu erklären und die Arbeiter aufzufordern, ihre Arbeit am 10. März wieder aufzunehmen. Die blutigen Straßen- und Häuserkämpfe enden nach Aussagen des Oberbefehlshabers Gustav Noske mit mehr als 1.200 Toten, wovon 75 auf der Regierungsseite verzeichnet sind; andere Schätzungen gehen von bis zu 2.000 Toten aus. Offizielle Zählungen seitens der Behörden gibt es nicht. Damit gehören sie zu den blutigsten, aber weithin vergessenen Konflikten im Rahmen der revolutionären Auseinandersetzungen in Deutschland nach dem Ende des Ersten Weltkrieges.


Der ungarische Ministerrat unter Desiderius Berinkey genehmigt das Volksgesetz über die Autonomie der Slowakei. Aus dem von Slowaken bewohnten Teil Oberungarns soll ein autonomes Rechtsgebiet mit dem Namen Slowenska Krajina geschaffen werden.


9

Sonntag, 9.3.1919

Bei den Landtagswahlen in Sachsen-Weimar erhalten die Mehrheitssozialdemokraten (MSPD) 18, DNVP und DVP zusammen elf, DDP und Christliche Volkspartei (Zentrum) zusammen zehn und die USPD drei Sitze.


Bei den Landtagswahlen in Sachsen-Meiningen erhalten die MSPD 14, der Bauernbund fünf, die DDP drei Sitze; DNVP und USPD erringen je ein Mandat im Landtag.


Die Wahlen zur Landesversammlung von Waldeck-Pyrmont bringen folgende Mandatsverteilung: MSPD 7, DNVP 6, DDP 4, Waldeckischer Volksbund 3, DVP 1.


Die Wahlen zur bremischen Nationalversammlung einschließlich Landgebiet, Bremerhaven und Vegesack ergeben folgende Sitzverteilung: MSPD 66, DDP 40, USPD 39, Landeswahlverband (DNVP und DVP) 27, KPD 14, Kleinhändler 9, Christliche Volkspartei 3, Angestelltenvertreter 2.


10

Montag, 10.3.1919

Papst Benedikt XV. gibt in einem Geheimen Konsistorium, einer Kardinalsversammlung im Vatikan, dem Wunsch Ausdruck, die Pariser Friedenskonferenz möge die heiligen Stätten Palästinas den Christen übergeben.


Lettland, Saldus: Die Stadt Saldus im Westen Lettlands gerät unter lettische Kontrolle.


11

Dienstag, 11.3.1919

Die gesetzgebende Gewalt im deutschen Freistaat Koburg geht vom Vollzugsausschuß der Arbeiter- und Soldatenräte auf die Landesversammlung über.


12

Mittwoch, 12.3.1919

Die deutschösterreichische Konstituierende Nationalversammlung in Wien erklärt noch einmal: Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Deutschösterreich ist ein Bestandteil des Deutschen Reiches.


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: In London wird amtlich mitgeteilt, dass alle Rohstoffe wieder ungehindert nach Großbritannien eingeführt werden dürfen.


13

Donnerstag, 13.3.1919

Das italienische Telegrafen- und Nachrichtenbüro "Agenzia Stefani" veröffentlicht das der Pariser Friedenskonferenz übergebene Memorandum über die territorialen Forderungen Italiens: Alpengrenze im Norden (auch Bozen und Brixen sollen italienisch werden), Ostgrenze an den Julischen Alpen, Einverleibung des gesamten cisalpinischen Gebiets und eines Teils von Dalmatien.


Die Verfassunggebende Deutsche Nationalversammlung in Weimar nimmt das Sozialisierungsgesetz und das Gesetz über die Kohlenwirtschaft an.


Die letzte größere Militäraktion während des Aufstands in Berlin, der mehr als 1200 Tote gefordert hat, ist die Besetzung von Lichtenberg durch Regierungstruppen.


Reichswehrminister Gustav Noske (MSPD) gibt vor der Weimarer Nationalversammlung einen Bericht über die Kämpfe gegen die "Hyänen der Revolution" in Berlin und Lichtenberg ab.


In Berlin wird die Verfassunggebende Landesversammlung Preußens eröffnet.


14

Freitag, 14.3.1919

Die deutschösterreichische Konstituierende Nationalversammlung in Wien verabschiedet das Gesetz über die Volksvertretung. Danach übernimmt sie als höchstes Organ des Volkes die Gewalt in der Republik.


Die sächsische Volkskammer in Dresden wählt Georg Gradnauer (MSPD) zum Ministerpräsidenten des Freistaats Sachsen. Die USPD hat bereits am 10. März eine Beteiligung an der Regierung abgelehnt, da die Mehrheitssozialdemokraten sich gegen die Einführung des Rätesystems ausgesprochen haben.


Die Landesversammlung von Schaumburg-Lippe in Bückeburg verabschiedet die Verfassung des Freistaats.


Belgien, Brüssel: In Brüssel wird zwischen dem Deutschen Reich und den Alliierten ein Abkommen über die Lebensmittelversorgung und die Schiffahrt unterzeichnet. Danach kann die deutsche Handelsschiffahrt wieder aufgenommen werden.


15

Samstag, 15.3.1919

Die deutschösterreichische Konstituierende Nationalversammlung in Wien wählt die Staatsregierung.


16

Sonntag, 16.3.1919

Bei den Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung (Bürgerschaft) in Hamburg erringt die MSPD mit 81 Mandaten die absolute Mehrheit. Die übrigen Mandate fallen an DDP (33), DVP (14), USPD (13), Wirtschaftsbund (13), DNVP (4), Christliche Volkspartei (2).


Die Landtagswahlen in Schwarzburg-Rudolfstadt enden mit der absoluten Mehrheit der MSPD (10 Mandate). Die übrigen Sitze fallen an DDP (3), Bauernbund (2), DVP (1) und USPD (1).


17

Montag, 17.3.1919

Der bayerische Landtag in München wählt Johannes Hoffmann (MSPD) zum Ministerpräsidenten.


Im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Jugoslawien) eröffnet Prinzregent Alexander (Alexander I.) die Nationalversammlung. Der Sohn von König Peter I. bringt dabei "die unbegrenzte Freude über die ... Vereinigung der Brudervölker der Serben, der Kroaten und der Slowenen" zum Ausdruck.


Deutsche und britische Regierungs- und Wirtschaftsvertreter schließen in Rotterdam ein Abkommen über die Lieferung von 30 000 t Kalisalz aus dem Deutschen Reich nach Großbritannien; Verträge dieser Art sollen dem Deutschen Reich die dringend benötigten Devisen zum Wiederaufbau der deutschen Industrie bringen.


Die deutsche Nachrichtenagentur Wolffs Telegraphen-Bureau (WTB) in Berlin meldet, dass die deutsche Reichsregierung beschlossen habe, astronomische Instrumente, die 1901 nach dem Boxeraufstand aus China ins Deutsche Reich gebracht wurden, wieder zurückzugeben.


18

Dienstag, 18.3.1919

In Moskau beginnt der dritte Kongress der Kommunistischen Partei Russlands. Parteichef Wladimir I. Lenin wendet sich gegen die Formel von der "Selbstbestimmung der arbeitenden Klassen".


Der bayerische Landtag in München nimmt das Gesetz über die Aufhebung des Adels an. Der bayerische Adel wird aufgehoben, bayerischen Staatsangehörigen wird verboten, die Verleihung eines Adelstitels eines anderen Staats anzunehmen.


Aus Darmstadt wird gemeldet, dass der hessische Großherzog Ernst Ludwig offiziell auf den Thron verzichtet hat.


19

Mittwoch, 19.3.1919

Die Vollversammlung der Seeleute in Hamburg beschließt, die von den Alliierten geforderte Auslieferung der deutschen Handelsflotte zu verhindern. Zwei Tage später, am 21. März , beschließt jedoch eine neue Vollversammlung mit 1770 zu 804 Stimmen, die Schiffe nicht am Auslaufen zu hindern.


Die italienische Sozialistische Partei beschließt auf einer Tagung in Mailand den Austritt aus der (Genfer) Zweiten Internationalen und den Anschluß an die (Moskauer) Dritte Internationale.


Ungarn erhält vom französischen Oberstleutnant Fernand Vix die Mitteilung über die neue Demarkationslinie und die entmilitarisierte Zone (die „Vix-Note“). Die Regierung unter Mihály Graf Károlyi von Nagykárolyi akzeptiert die Bedingungen nicht, was den Auslöser für den Staatsstreich von Béla Kun ist, der die Ungarische Räterepublik gründet. In der Zwischenzeit kommt es zu begrenzten, sporadischen Gefechten zwischen der rumänischen Armee und kleinen lokalen ungarischen zivilen Aufständischengruppen. Einige ungarische Elemente beteiligen sich an der Schikanierung der Rumänen außerhalb des von der rumänischen Armee kontrollierten Gebiets.


20

Donnerstag, 20.3.1919

Der Vorschlag von US-Präsident Woodrow Wilson zur Entsendung einer alliierten Kommission nach Syrien stößt auf massive Kritik der Kolonialmächte Frankreich und Großbritannien.


Die Verfassunggebende Preußische Landesversammlung in Berlin verabschiedet das Gesetz zur vorläufigen Ordnung der Staatsgewalt in Preußen. Anders als die anderen deutschen Länder sieht die Verfassung keinen Staats-, sondern nur einen Ministerpräsidenten vor.


Die deutsche Reichsregierung protestiert bei den alliierten Siegermächten des Ersten Weltkriegs gegen die Landung polnischer Truppen in Danzig.


Die pazifistische Regierung unter Mihály Károlyi schafft es nicht, innenpolitische und militärische Probleme zu lösen und verliert die Unterstützung der Bevölkerung. Béla Kun, der im Gefängnis in der Markó-Straße inhaftiert ist, wird freigelassen.


Das Drama "Der arme Vetter" von Ernst Barlach wird an den Kammerspielen in Hamburg uraufgeführt.


21

Freitag, 21.3.1919

Ungarn: Der provisorische ungarische Staatspräsident Mihály Graf Károlyi von Nagykárolyi tritt zurück; der Budapester Arbeiterrat übernimmt die Regierungsgewalt in Ungarn. Béla Kun führt einen erfolgreichen kommunistischen Staatsstreich an. Károlyi wird abgesetzt und verhaftet. Kun bildet eine sozialdemokratische kommunistische Koalitionsregierung und ruft die Ungarische Räterepublik aus. Tage später entlassen die Kommunisten die Sozialdemokraten aus der Regierung. Die Ungarische Räterepublik ist ein kleiner kommunistischer Rumpfstaat.


Die badische Nationalversammlung in Karlsruhe verabschiedet die Verfassung des Freistaats Baden. Damit erhält Baden als erster deutscher Staat der Weimarer Republik eine Verfassung.


Lettland: Das Lettische Unabhängige Bataillon wird in die Lettische Unabhängige Brigade umgewandelt.


Der französische Staatspräsident Raymond Poincaré ernennt Alexandre Millerand zum Generalkommissar von Elsaß-Lothringen mit Sitz in Straßburg.


Die Auslieferung der deutschen Handelsflotte an die Alliierten beginnt. "Bürgermeister Schröder" und "Bürgermeister von Melle" verlassen als erste Schiffe den Hamburger Hafen Richtung Liverpool.


In Weimar wird das von Walter Gropius gegründete Bauhaus, eine Hochschule für Gestaltung, eröffnet.


22

Samstag, 22.3.1919

Ungarn: Die Kommunisten unter Béla Kun bleiben auf dem ungarischen Land, wo die Autorität dieser Regierung oft nicht vorhanden ist, äußerst unbeliebt. Wirkliche Unterstützung in der Bevölkerung findet der Kommunist nur bei den proletarischen Massen großer Industriezentren, insbesondere in Budapest, wo die Arbeiterklasse einen hohen Anteil der Bevölkerung ausmacht. Die kommunistische Regierung folgt dem sowjetischen Modell. Die Partei gründet ihre Terrorgruppen (wie die berüchtigten Lenin Boys), um "die Hindernisse" auf dem ungarischen Land zu "überwinden", was später in Ungarn als "Roter Terror" bekannt wird.


In Ungarn wird die Räterepublik proklamiert. Als die Räterepublik in Ungarn gegründet wird, kontrolliert sie nur etwa 23 % des historischen Territoriums Ungarns.


Rumänien: Nach dem 21. März 1919 befindet sich Rumänien zwischen zwei Nationen mit kommunistischer Regierung: Ungarn im Westen und Sowjetrussland im Osten. Die rumänische Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz fordert die Erlaubnis der rumänischen Armee, Kuns kommunistische Regierung in Ungarn zu stürzen. Die Alliierten sind sich der kommunistischen Gefahr für Rumänien bewusst. Allerdings herrscht im Rat ein Klima der Meinungsverschiedenheit zwischen US-Präsident Woodrow Wilson, dem britischen Premierminister David Lloyd George und dem französischen Premierminister Georges Clemenceau über die von Frankreich geforderten Garantien an seinen Grenzen zu Deutschland. Insbesondere ist die amerikanische Delegation davon überzeugt, dass französische Hardliner um Marschall Ferdinand Foch versuchen, einen neuen Konflikt mit Deutschland und Sowjetrussland anzuzetteln. Der alliierte Rat versucht, die Situation zwischen Rumänien und Ungarn zu entschärfen.


23

Sonntag, 23.3.1919

Der ehemalige österreichische Kaiser und ungarische König Karl I. verlässt Österreich.


Mehrere tausend Menschen demonstrieren in Berlin "gegen Deutschlands Zerstückelung" und gegen einen "Vergewaltigungsfrieden".


Der frühere sozialistische Politiker Benito Mussolini gründet in Mailand die faschistische Organisation "Fasci di combattimento".


Als erste Autonome Sozialistische Sowjetrepublik innerhalb der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik wird die Baschkirische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik gegründet.


24

Montag, 24.3.1919

Die Verfassunggebende Preußische Landesversammlung in Berlin nimmt bei Stimmenthaltung des Zentrums eine Entschließung an, in der sie sich "mit Entschiedenheit gegen alle Bestrebungen einzelner Gebietsteile, sich von Preußen abzutrennen, insbesondere gegen die Errichtung einer westdeutschen Republik" wendet.


Auf Initiative von Sachsen-Altenburg treten in Weimar Vertreter aller thüringischen Staatsregierungen zusammen, um über die staatliche Neuordnung Thüringens zu beraten.


In Barcelona beginnt der Generalstreik, mit dem die Arbeiterschaft u.a. den Achtstundentag durchsetzen will.


Käthe Kollwitz, Lovis Corinth, Theodor Fischer u.a. werden an die Berliner Akademie der Künste berufen.


25

Dienstag, 25.3.1919

Frankreich, Paris: In Paris tritt erstmals der Rat der Vier zusammen.


Paul Hirsch (MSPD) wird zum zweiten Mal zum preußischen Ministerpräsidenten gewählt. In seiner Regierungserklärung entwickelt er das Programm "dieser ersten verfassungsmäßigen Regierung der Republik Preußen".


Die badische Nationalversammlung in Karlsruhe nimmt das Fürstenabfindungsgesetz an.


Der Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten des bayerischen Landtags in München nimmt einstimmig eine Entschließung an, in der er seine schwere Sorge über die bisher gefaßten Beschlüsse des Verfassungsausschusses der Weimarer Nationalversammlung zum Ausdruck bringt.


Im Hamburger Hafen trifft der erste ausländische Lebensmitteldampfer ein, die "West Carnifax" aus den USA.


Der deutsche Bildhauer und Grafiker Wilhelm Lehmbruck scheidet in Berlin im Alter von 38 Jahren durch Freitod aus dem Leben.


26

Mittwoch, 26.3.1919

In den USA wird das größte Schlachtschiff der Welt, die "Idaho" mit 1407 Mann Besatzung, in Dienst gestellt.


Die Kriegsflotte der ehemaligen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn läuft in den Hafen von Venedig ein.


Die Berliner Nachrichtenagentur Wolffs Telegraphen-Bureau (WTB) veröffentlicht die Vorschläge der deutschen Reichsregierung über die Einsetzung einer internationalen Kommission zur Feststellung der Kriegsschuldfrage. Großbritannien hatte den deutschen Vorschlag unbeantwortet gelassen, "da nach der Meinung der verbündeten Regierungen die Verantwortlichkeit Deutschlands für den Krieg längst unzweifelhaft festgestellt ist".


In Hamburg und Lübeck treffen die zuständigen Gremien wichtige Entscheidungen über die zukünftigen Verfassungen der beiden Hansestädte.


27

Donnerstag, 27.3.1919

SowjetRussland erkennt als erster Staat die im Februar proklamierte Unabhängigkeit Afghanistans an.


28

Freitag, 28.3.1919

Gegen die Stimmen der USPD nimmt die Weimarer Nationalversammlung das Gesetz über die Schaffung einer vorläufigen Reichsmarine an. Die Marine soll Reichswehrminister Gustav Noske (MSPD) unterstellt werden.


Die sowjetische Rote Armee erleidet eine schwere Niederlage bei Wladikawkas (Ordschonikidse) und ist gezwungen, fast den ganzen nördlichen Kaukasus zu räumen.


Die Hamburger Bürgerschaft nimmt die Vorlage über die sofortige Errichtung einer Universität und einer Volkshochschule an.


29

Samstag, 29.3.1919

Frankreich, Paris: Das Schwurgericht des Seine-Departments in Paris spricht den Mörder des französischen Sozialistenführer Jean Jaurès, Villain, frei. Am 6. April findet in Paris eine große Demonstration der Sozialisten und Gewerkschaften gegen das Urteil statt.


Die Weimarer Nationalversammlung nimmt den Nachtragshaushalt an. Der Reichspräsident erhält nicht, wie ursprünglich vorgesehen, 100 000 Mark monatlich, sondern ein persönliches Gehalt von 100 000 Mark jährlich und einen Betrag von 500 000 Mark jährlich für die mit seinem Amt verbundenen Ausgaben.


30

Sonntag, 30.3.1919

Michail I. Kalinin wird als Nachfolger des verstorbenen Jakow M. Swerdlow zum Vorsitzenden des Zentralexekutivkomitees der Sowjets gewählt (Staatsoberhaupt).


Bei den Wahlen zum ersten ordentlichen Landtag des Freistaats Mecklenburg-Strelitz erhält die MSPD 18 Mandate, eines mehr als die anderen bürgerlichen Parteien zusammen.


Italien, Rom: Die italienische Regierung in Rom hebt die Blockade des Adriatischen Meeres auf, die sie zum Schutz des eigenen Hoheitsgebietes errichtet hatte.


31

Montag, 31.3.1919

Wegen des für den 1. April ausgerufenen Generalstreiks verhängt die deutsche Reichsregierung den Belagerungszustand über das Ruhrrevier.


In Württemberg beginnt ein Generalstreik, nachdem die Spartakisten in Stuttgart den "allgemeinen Ausstand des Proletariats" proklamiert haben.


Die sächsische Volkskammer in Dresden bestimmt den 1. Mai und den 9. November zu gesetzlichen Feiertagen.


Im Verfassungsausschuß der Weimarer Nationalversammlung beginnt die fünftägige Generaldebatte über die Grundrechte des deutschen Volkes über das Verhältnis zwischen Staat und Kirche und über das Verhältnis zwischen Staat und Schule.


Die MSPD zählt nach neuesten Angaben etwas über eine Million Mitglieder.