1

Dienstag, 1.4.1919

Gemäß dem Beschluß der Delegiertenkonferenz der revolutionären Bergarbeiter in Essen beginnt im Ruhrrevier erneut ein Generalstreik.


In Württemberg beginnt der bürgerliche Abwehrstreik gegen den am Vortag von den Spartakisten ausgerufenen Generalstreik.


In der sowjetrussischen Parteizeitung "Prawda" erscheint ein aufsehenerregender "Offener Brief" an den sowjetischen Regierungs- und Parteichef Wladimir I. Lenin über die "unglaublichen Bedingungen", unter denen die Intelligenz unter dem Sowjetsystem leben muß.


Der Landtag von Schwarzburg-Sondershausen in Sondershausen verabschiedet die Verfassung des Freistaats.


Die französischen Sozialisten veröffentlichen ein Grundsatzmanifest über die Politik der Partei. Gefordert wird u.a. eine neue Verfassung, die Einziehung der Kriegsgewinne, die Verstaatlichung von Eisenbahnen, Transport- und Verkehrswesen und Lebensversicherungen sowie die Herabsetzung der Arbeitszeit.


In Bayern nimmt das neuerrichtete Staatsministerium für Land- und Forstwirtschaft seine Tätigkeit auf. Leiter wird Martin Steiner vom Bayerischen Bauernbund.


Die hessische Volkskammer in Darmstadt streicht die Zivilliste des früheren Großherzogs in Höhe von 1,41 Millionen Mark.


Norwegen, Schweden und Dänemark heben die Ausfuhrverbote ins Deutsche Reich auf.


2

Mittwoch, 2.4.1919

Die deutsche Völkerrechtskommission bestätigt das Todesurteil, das am 27. April 1916 an dem britischen Kapitän Charles Fryatt vollstreckt worden war. Fryatt, der nicht der britischen Marine angehörte, war für schuldig befunden worden, am 28. März 1915 mit seinem Dampfer "Brussels" einen Rammversuch gegen das deutsche U-Boot "U 35" unternommen zu haben.


Die britische Admiralität gibt die Auflösung der Großen Flotte bekannt.


3

Donnerstag, 3.4.1919

Frankreich, Paris: Die französische Abgeordnetenkammer in Paris fordert die Regierung auf, sich bei der Friedenskonferenz dafür einzusetzen, "dass Deutschland weder eine Armee noch eine militärische Organisation noch irgendeine Art der Bewaffnung beibehalten darf".


Die deutschösterreichische Konstituierende Nationalversammlung in Wien nimmt das Gesetz über die Landesverweisung der Habsburger an.


In Deutschösterreich wird die Todesstrafe abgeschafft.


Die Adelstitel und Adelsprivilegien werden in Deutschösterreich aufgehoben.


Der ungarische Revolutionäre Regierende Rat in Budapest erlässt eine Verordnung über die Sozialisierung des Grundbesitzes: "Der Boden Ungarns ist Eigentum der arbeitenden Gesellschaft".


Im Ruhrrevier befinden sich von 375 300 Bergarbeitern 250 700 im Ausstand.


4

Freitag, 4.4.1919

Der bayerische Zentralrat in München teilt mit, dass er die Einberufung des Landtags für den 8. April rückgängig gemacht habe. Die Einberufung des Landtags gilt als gegenrevolutionäre Maßnahme. Am 4. April protestiert der Ältestenrat des Landtags gegen das Vorgehen des Zentralrats und fordert die Bevölkerung auf, sich hinter die Regierung und den gewählten Landtag zu stellen.


Der gemeinsame Landtag der beiden Freistaaten Reuß jüngere Linie und Reuß ältere Linie beschließt die Verschmelzung der Freistaaten zum Volksstaat Reuß mit Hauptstadt Gera. Der Landtag führt nach der Annahme der provisorischen Verfassung die Bezeichnung Volksrat.


Der deutsche Reichsminister ohne Geschäftsbereich Matthias Erzberger (Zentrum) und der französische Marschall Ferdinand Foch unterzeichnen in Spa in Belgien das Abkommen über den Durchzug polnischer Truppen durch das Deutsche Reich. Ab Mitte April werden zwei Monate lang polnische Truppen von Westen über Koblenz, Gießen und Kassel sowie über Frankfurt am Main, Bebra, Erfurt und Leipzig in ihre Heimat zurückziehen.


Der südafrikanische General Jan Smuts reist nach Ungarn und schlägt der kommunistischen Regierung unter Béla Kun vor, sich an die zuvor in der Vix-Note von Mihály Károlyi vorgelegten Bedingungen zu halten. Dies bedeutet auch die offizielle Anerkennung der Kun-Regierung durch die Alliierten. Es wird spekuliert, ob Kun als Vermittler zwischen den Alliierten und den Sowjetrussen dienen könnte. Die Alliierten versprechen im Gegenzug für Ungarns Zustimmung zu den Bedingungen der Vix-Note, die Blockade Ungarns aufzuheben und eine positive Haltung gegenüber Ungarns Gebietsverlusten an Rumänien, die Tschechoslowakei und Jugoslawien einzunehmen. Kun lehnt diese Bedingungen ab und fordert die Rückkehr der rumänischen Streitkräfte an die Maros-Linie. Smuts' Verhandlungen werden daraufhin abgebrochen.


Antanas Smetona wird zum ersten Staatspräsidenten des Freistaats Litauen gewählt.


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Das britische Unterhaus in London nimmt eine Gesetzesvorlage zur rechtlichen Gleichstellung der Frau an.


5

Samstag, 5.4.1919

Die deutsche Reichsregierung verhängt wegen der anhaltenden Streiks über das ganze Ruhrgebiet den verschärften Belagerungszustand.


Der polnische Landtag in Warschau nimmt einen Antrag auf Eingliederung der Stadt Danzig, Ermelands (Ermland) und des preußischen Masuren einstimmig an.


6

Sonntag, 6.4.1919

Truppen der sowjetischen Regierung besetzen die Stadt Odessa an der Nordwestküste des Schwarzen Meeres.


Die deutsche Reichsregierung in Weimar genehmigt einen Gesetzentwurf, der die Verankerung des Rätesystems in der Verfassung vorsieht.


Die Flugreise von Berlin nach Weimar wird für 450 Mark angeboten, der Hin- und Rückflug kostet 700 Mark. Von Berlin nach Breslau kosten Hin- und Rückflug 750 Mark.


7

Montag, 7.4.1919

Münchner Räterepublik

München: In München wird die Räterepublik ausgerufen. Die Münchner oder Bayerische Räterepublik stellt den etwa vier Wochen währenden Versuch dar, im fünf Monate zuvor, am 8. November 1918, gegründeten Freistaat Bayern eine sozialistische Räterepublik zu etablieren.


Der am 31. März von den Spartakisten ausgerufene Generalstreik in Württemberg bricht zusammen. Die Arbeit wird überall wieder aufgenommen.


8

Dienstag, 8.4.1919

Robert Leinert (MSPD), der Vorsitzende des Zentralrats der Deutschen sozialistischen Republik, eröffnet in Berlin den zweiten Kongress der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte Deutschlands. Der Kongress dauert bis zum 14. April .


Der Bühnenvolksbund, eine christlich und national orientierte Vereinigung, wird gegründet.


9

Mittwoch, 9.4.1919

In Braunschweig übernimmt der spartakistische Revolutionäre Aktionsausschuß die Gewalt.


Die deutsche Sozialisierungskommission, die sich mit Möglichkeiten der Verstaatlichung wichtiger Industrieunternehmen befaßt, tritt wegen unüberbrückbarer Meinungsunterschiede mit dem Wirtschaftsministerium zurück.


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Das britische Unterhaus in London nimmt das Gesetz über die Errichtung eines Gesundheitsministeriums an.


10

Donnerstag, 10.4.1919

Emiliano Zapata wird ermordet

Mexiko: Der mexikanische Revolutionär Emiliano Zapata wird in Süd-Mexiko von Regierungssoldaten ermordet als er zu einem Treffen mit dem General Jesus Guajardo geht. Guajardo hat mit den Regierungstruppen zusammengearbeitet und Zapata in eine Falle gelockt. Zapata wird durch mehrere Kugeln getötet und sein Körper wird anschließend öffentlich zur Schau gestellt.


Belgien, Brüssel: Die belgische Abgeordnetenkammer in Brüssel nimmt einen Gesetzentwurf zur Wahlrechtsreform an. Danach wird das einfache gleiche Wahlrecht ab dem 21. Lebensjahr für Männer eingeführt. Bei den Frauen wird nur Witwen und Müttern gefallener Soldaten das Wahlrecht zuerkannt. Linksliberale und Sozialisten hatten die Einführung des Frauenwahlrechts heftig bekämpft. Die Klerikalen hatten es befürwortet, weil sie sich davon die Sicherung ihrer parlamentarischen Mehrheit erhofften.


In Braunschweig beginnt der Gegenstreik von Bürgertum und Beamtenschaft gegen den am Vortag von Spartakisten proklamierten Generalstreik.


11

Freitag, 11.4.1919

Der deutsche Reichsminister der Finanzen, Eugen Schiffer (DDP), der zugleich Stellvertreter von Reichsministerpräsidenten Philipp Scheidemann (MSPD) ist, erklärt seinen Rücktritt "wegen Meinungsverschiedenheiten grundsätzlicher Art, die bei der Aufstellung des Etats zutage traten".


Die sächsische Volkskammer in Dresden billigt die Errichtung einer Landesstelle für Gemeinwirtschaft beim Wirtschaftsministerium. Sie hat die Aufgabe, die Volkswirtschaft zu erforschen, um für das Wirtschaftsministerium Vorschläge zur Einführung einer gemeinwirtschaftlichen Ordnung zu erarbeiten.


12

Samstag, 12.4.1919

Kriegsbeschädigte ermorden in Dresden den sächsischen Kriegsminister Gustav Neuring (MSPD).


In Berlin wird der Reichsverband der deutschen Industrie gegründet. Er ist der Spitzenverband der wirtschaftspolitischen Unternehmerverbände.


Im Depot des Moskauer Rangierbahnhofs findet der erste kommunistische Subbotnik (freiwillige Arbeit ohne Bezahlung) statt.


13

Sonntag, 13.4.1919

Massaker von Amritsar

Britische Soldaten eröffnen im Amritsar in Britisch-Indien das Feuer auf eine illegale Protestversammlung. Das Massaker von Amritsar wird in der nordindischen Stadt Amritsar von britischen Soldaten und Gurkhas an Sikhs, Muslimen und Hindus verübt, die gegen die Inhaftierung von zwei nationalindischen Führungspersönlichkeiten protestierten. Betroffen waren Männer, Frauen und Kinder gleichermaßen.


In der Nacht auf den 13. April putschen Teile der Münchner Garnison gegen die Räteregierung, verhaften mehrere Mitglieder des Zentralrats und erlassen am Morgen des 13. eine Proklamation, in der die Bevölkerung zur Unterstützung der nach Bamberg entflohenen sozialdemokratischen Regierung unter Johannes Hoffmann aufgerufen wird.


Die kommunistischen Arbeiter- und Soldatenräte Münchens erklären am Vormittag den bisherigen Zentralrat für "erledigt" und übertragen die gesetzgebende Gewalt einem vierköpfigen Vollzugsrat unter der Leitung von Max Levien und Eugen Leviné. Es ist die sog. Vierte Revolution in München.


Mit der Erstürmung des Münchner Hauptbahnhofs nach schweren Straßenkämpfen durch die Kommunisten ist die eintägige Diktatur der Münchner Garnison beendet.


In der Republik Baden findet erstmals im Deutschen Reich eine Volksabstimmung statt.


Auf einer gemeinsamen Tagung genehmigen die Landesversammlung der deutschen Freistaaten Coburg und Gotha einen Staatsvertrag, der die seit 1826 bestehende gemeinsame Verwaltung aufhebt: "Die Freistaaten Coburg und Gotha regeln ihre Angelegenheiten unabhängig voneinander".


In Berlin findet der erste Parteitag der 1918 gegründeten rechtsliberalen Deutschen Volkspartei (DVP) statt.


14

Montag, 14.4.1919

Der Münchner Stadtkommandant, der Matrose Rudolf Eglhofer, ordnet die Entwaffnung des Bürgertums an. Bürger, die innerhalb von zwölf Stunden ihre Waffen nicht abgegeben haben, sollen erschossen werden. Zugleich wird das Proletariat bewaffnet.


Der Münchner Vollzugsrat proklamiert den Generalstreik, der erst am 22. April abgebrochen wird.


Die spanische Regierung unter Alvaro Figueroa y Torres Graf Romanones tritt zurück. Am selben Tag wird Antonio Mauray Montomer, der Führer der spanischen Konservativen, zum vierten Mal zum Ministerpräsident gewählt.


Der französische Gewerkschaftsbund Confédération Générale du Travail (C.G.T.), der fast zwei Millionen Mitglieder zählt, veröffentlicht einen Aufruf, in dem der Abschluß eines "wahren Friedens, dem alle Völker zustimmen könnten" gefordert wird.


15

Dienstag, 15.4.1919

Die Weimarer Nationalversammlung beschließt, den 1. Mai zum allgemeinen Nationalfeiertag zu erheben.Der Antrag der USPD, auch den 9. November als Jahrestag der Ausrufung der Republik zum allgemeinen Feiertag zu erklären, wird abgelehnt.


In Bochum hat Franz Grillparzers Trauerspiel "Des Meeres und der Liebe Wellen" in der Inszenierung von Saladin Schmitt Premiere.


Der Deutsche Reichsausschuß für Leibesübungen beschließt die Veranstaltung von sog. Kampfspielen.


16

Mittwoch, 16.4.1919

Ungarn: Als der Kommunist Béla Kun von den rumänischen Vorbereitungen für eine Offensive erfährt, befestigt er Gebirgspässe in dem von der ungarischen Roten Armee kontrollierten Gebiet. Dann starten die Ungarn in der Nacht vom 15. auf den 16. April einen Präventivangriff, doch die rumänischen Linien halten stand. Die rumänische Armee beginnt ihre Offensive. Nach heftigen Kämpfen erobern die Rumänen die Gebirgspässe. An der Front der 2. Vânători-Division leistet ein Bataillon ungarischer Kadetten starken Widerstand; sie werden jedoch vom 9. Regiment besiegt.


Der bisherige Stadtkommandant von München, der Matrose Rudolf Eglhofer, wird Kommandeur der Roten Armee in München.


Der Schriftsteller Ernst Toller, einer der Frontabschnittskommandeure der Roten Armee, durchbricht in der Schlacht bei Dachau den Ring aus preußischen, württembergischen und bayerischen Regierungstruppen (Weiße Garde), die gegen München marschieren.


Der in Braunschweig am 9. April ausgerufene Generalstreik bricht zusammen. In der Nacht auf den 17. April besetzen Truppen unter General Georg Maercker auf Anordnung von Reichswehrminister Gustav Noske (MSPD) Braunschweig.


Die tschechoslowakische Nationalversammlung in Prag nimmt das Gesetz über die Beschlagnahmung des Großgrundbesitzes im Lande an.


Lettland: Die vom baltischen Adel eingesetzte lettische Marionettenregierung organisiert einen Staatsstreich in Liepāja, die provisorische nationale Regierung Lettlands flüchtet unter alliiertem Schutz an Bord des Dampfschiffes Saratow.


17

Donnerstag, 17.4.1919

In Wien kommt es zu einem kommunistischen Putschversuch.


Karl Deichmann, MSPD-Abgeordneter der Weimarer Nationalversammlung, wird zum Ersten Bürgermeister von Bremen gewählt.


Frankreich, Paris: Die französische Abgeordnetenkammer in Paris nimmt die Gesetzesvorlage über die grundsätzliche Einführung des Achtstundentags an.


Gründung von United Artists

In den USA gründen mehrere Filmstars, darunter Charlie Chaplin, Douglas Fairbanks und Regisseur David Wark Griffith die Film Produktions- und Verleihgesellschaft United Artists.

Gründung von United Artists

Fotomontage: Unterzeichnung des Gründungsvertrags von United Artists; v. l. n. r.: D. W. Griffith, Mary Pickford, Charlie Chaplin und Douglas Fairbanks, im Hintergrund zwei Anwälte

Gründung von United Artists©
Fotomontage: Unterzeichnung des Gründungsvertrags von United Artists; v. l. n. r.: D. W. Griffith, Mary Pickford, Charlie Chaplin und Douglas Fairbanks, im Hintergrund zwei Anwälte

18

Freitag, 18.4.1919

Frankreich, Paris: Der Oberste Rat der alliierten und assoziierten Mächte in Paris lädt die deutsche Delegation offiziell zur Entgegennahme der Friedensbegingungen nach Versailles ein.


Der deutschösterreichische Kabinettsrat in Wien beschließt die völlige Aufhebung des während des Ersten Weltkriegs verhängten Ausnahmezustands.


Ungarn: Die ersten Elemente der rumänischen Offensive sind abgeschlossen, und die ungarische Front wird durchbrochen.


19

Samstag, 19.4.1919

Polnische Kavallerie erobert die von Sowjets besetzte litauische Hauptstadt Wilna. Der polnische Staatspräsident Józef Piłsudski erlässt wenig später eine Proklamation, in der er die Einsetzung einer polnischen Zivilverwaltung im eroberten litauischen Gebiet bekanntgibt. SowjetRussland wertet die Eroberung Wilnas durch Polen als Kriegsfall.


Der deutsche Reichspräsident Friedrich Ebert (MSPD) ernennt Bernhard Dernburg (DDP) zum Reichsminister der Finanzen als Nachfolger des zurückgetretenen Eugen Schiffer (DDP). Dernburg wird zugleich Stellvertreter des Reichsministerpräsidenten Philipp Scheidemann (MSPD).


Die rumänische Streitkräfte nehmen Carei (Nagykároly) ein.


20

Sonntag, 20.4.1919

Bayerische und württembergische Regierungstruppen besetzen im Kampf gegen die Rote Armee Augsburg.


Ungarn: Der zentrale Soldaten-, Arbeiter- und Bauernrat der Räterepublik Ungarn in Budapest beschließt zur Verteidigung der Errungenschaften der Proletarierdiktatur den Verteidigungskrieg. Er ordnet an, dass die Hälfte der Arbeiterschaft aller Betriebe gegen die tschechischen, rumänischen und südslawischen Truppen zu den Waffen greifen soll.


Ungarn: Die rumänischen Streitkräfte erobern Oradea (Nagyvárad) und Salonta (Nagyszalonta). Anstatt den Anweisungen der Vix-Note zu folgen, dringt die rumänische Armee weiter zum Fluss Theiß vor, einem leicht zu verteidigenden natürlichen militärischen Hindernis.


In Belgrad, der Hauptstadt des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen (Jugoslawien), beginnt der viertägige Gründungsparteitag der Sozialistischen Arbeiterpartei Jugoslawiens.


21

Montag, 21.4.1919

Wegen der Streiks im Ruhrgebiet stehen über die Ostertage vielerorts die Räder still. Die Straßenbahnen bleiben im Depot, die Fahrkartenschalter der Bahnhöfe sind geschlossen, den Bürgern wird das Gas gesperrt, spätestens um 22 Uhr sollen alle Lichter gelöscht sein. Die "räderlosen" Ostertage werden für Spaziergänge genutzt, die Droschkenkutscher verzeichnen Vollbeschäftigung.


In Berlin-Karlshorst wird die erste Pferderennsaison nach dem Ersten Weltkrieg eröffnet.


22

Dienstag, 22.4.1919

Die französischen Sozialisten verabschieden ihr neues Parteiprogramm. Sie fordern u.a. eine neue Verfassung, Arbeitszeitverkürzung und Verstaatlichungsmaßnahmen.


Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika erkennt das Protektorat Großbritanniens über Ägypten an.


23

Mittwoch, 23.4.1919

Nach blutigen Unruhen während der Ostertage wird über Hamburg, Altona und Wandsbek der Belagerungszustand verhängt.


Ungarn: Rumänische Truppen besetzen Debrecen. Die rumänische Armee beginnt daraufhin mit den Vorbereitungen für einen Angriff auf Békéscsaba.


24

Donnerstag, 24.4.1919

Italien, Rom: Die italienische Delegation verlässt wegen des Konflikts in der Fiumefrage die Pariser Friedenskonferenz. Der italienische Ministerpräsident Vittorio Emanuele Orlando wird in Rom begeistert empfangen, in ganz Italien finden antiamerikanische Demonstrationen statt.


Ostkarelische Bauern und finnische Freischärler erobern die Stadt Olonez in SowjetRussland und bilden eine provisorische Regierung, die so lange im Amt bleiben soll, bis eine Nationalversammlung aufgrund des Selbstbestimmungsrechts über das Schicksal Ostkareliens entscheidet.


In Reval wird die Verfassunggebende Nationalversammlung der Republik Estland eröffnet. Die Sozialdemokraten mit 41 und die Arbeitspartei mit 30 Abgeordneten haben die absolute Mehrheit.


In Basel wird die dritte schweizerische Mustermesse eröffnet.


25

Freitag, 25.4.1919

Die bayerische Regierung des nach Bamberg geflohenen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann (MSPD) proklamiert für das rechtsrheinische Bayern das Standrecht.


Die deutschösterreichische Konstituierende Nationalversammlung in Wien nimmt das Gesetz über die Erklärung des 12. November und des 1. Mai zu allgemeinen Ruhe- und Feiertagen an.


Die deutschösterreichische Konstituierende Nationalversammlung in Wien nimmt das Invaliden- und Hinterbliebenenversorgungsgesetz an.


Die provisorische Landesversammlung von Vorarlberg beschließt die Durchführung einer Volksabstimmung über den Anschluß an die Schweiz.


Ungarn: Am 25. und 26. April fällt die ungarische Stadt Békéscsaba nach schweren Kämpfen an rumänische Streitkräfte. Die Ungarn ziehen sich nach Szolnok zurück und von dort über die Theiß. Sie errichten zwei konzentrische Verteidigungslinien, die sich vom Fluss Theiß um Szolnok erstrecken.


26

Samstag, 26.4.1919

Die württembergische Landesversammlung in Stuttgart nimmt die Verfassung des Freistaats an.


27

Sonntag, 27.4.1919

Bei den Wahlen zur Landesversammlung von Vorarlberg erhalten die Christlichsozialen 22 und die Sozialdemokraten fünf Mandate. Gewählt werden ferner zwei Freiheitliche und ein Kandidat der Unabhängigen Bauernpartei.


Das finnische Parlament in Helsingfors (Helsinki) lehnt eine monarchische Regierungsform ab.


Das Schauspiel "Die Wupper" von Else Lasker-Schüler wird am Deutschen Theater in Berlin unter der Regie von Max Reinhardt uraufgeführt.


28

Montag, 28.4.1919

Friedenskonferenz von Versailles - Gründung des Völkerbundes

Die Pariser Friedenskonferenz verabschiedet die Völkerbundsatzung. Um dem US-Senat entgegenzukommen, stand in den Statuten auch die Vereinbarkeit mit der Monroe-Doktrin, die später in die Charta der Vereinten Nationen aufgenommen wurde. Der Völkerbund sollte sowohl die internationale Kooperation fördern, in Konfliktfällen vermitteln, als auch die Einhaltung von Friedensverträgen überwachen.


Im Deutschen Reich wird die Sommerzeit eingeführt; am 15. September werden die Uhren wieder zurückgestellt.


29

Dienstag, 29.4.1919

Die deutsche Friedensdelegation trifft in Versailles ein; Reichsaußenminister Ulrich Graf Brockdorff-Rantzau leitet die Delegation.


In München wird die Diktatur der Roten Garde errichtet. Die oberste Gewalt übt der 21jährige desertierte Matrose Rudolf Eglhofer aus.


In die Kämpfe gegen die Münchner Räterepublik greifen mehrere Freikorps ein, in denen sich viele rechtsgerichtete ehemalige Kaiserliche Soldaten zusammengeschlossen haben.


Der polnische Landtag in Warschau lehnt einen Dringlichkeitsantrag der Sozialisten über die Proklamation des 1. Mai als Arbeiterfeiertag zum allgemeinen Ruhe- und Festtag ab. Angenommen wird dagegen ein Antrag, der den 3. Mai als den Jahrestag der polnischen Verfassung von 1791 zum Nationalfeiertag erklärt.


Ungarn: Zwischen dem 29. April und dem 1. Mai durchbricht die rumänische Armee die ungarischen Linien. Am Abend des 1. Mai befindet sich das gesamte Ostufer der Theiß unter der Kontrolle der rumänischen Armee.


30

Mittwoch, 30.4.1919

Der französische Außenminister Stéphen Pichon beruft Ion C. Brătianu den rumänischen Vertreter bei der Pariser Friedenskonferenz ein. Rumänien wird angewiesen, seinen Vormarsch an der Theiß einzustellen und sich auf die erste vom alliierten Rat festgelegte Demarkationslinie zurückzuziehen. Brătianu verspricht, dass die rumänischen Truppen die Theiß nicht überqueren werden.


Soldaten der Roten Garde erschießen in München zehn Geiseln, um die vorrückenden Regierungstruppen vor einem weiteren Vormarsch abzuschrecken. Am gleichen Tag erobern bayerische Regierungs- und Reichstruppen Dachau, den stärksten Stützpunkt der revolutionären Münchner Roten Armee.


Das im November 1918 als Reichsamt für wirtschaftliche Demobilmachung unter Oberstleutnant Joseph Koeth gegründete und am 13. Februar 1919 in ein Reichsministerium umgewandelte Demobilmachungsamt in Berlin wird nach der Durchführung der Demobilmachung im Deutschen Reich aufgelöst.


Die hessische Volkskammer in Darmstadt billigt die Vereinbarungen mit dem ehemaligen Großherzog Ernst Ludwig und dem hessischen Volksstaat. Ernst Ludwig erhält jährlich 440 000 Mark und eine Abfindungssumme von 10,9 Millionen Mark sowie das Jagdschloss Wolfsgarten, Schloss Rumrod und das Dominialgrundstück von Schloss Kranichstein. Das Neue Palais in Darmstadt ist Privateigentum des ehemaligen Großherzogs, das Hoftheater geht an den hessischen Staat über.


Der Deutsche Museumsbund erlässt die Erklärung "An unsere Gegner", in der er sich gegen die Entfernung von Kunstschätzen aus deutschen Museen durch die alliierten Siegermächte wendet.


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Die Ballets Russes von Sergei Diaghilew, die bei einem Gastspiel in London u.a. Werke von Igor Strawinsky zur Aufführung bringen, werden vom Publikum begeistert aufgenommen.


Bayern, Oberschleißheim: Der Bremser eines Militärzugs wird getötet, nachdem kommunistische Revolutionäre den Zug bei Mittenheim entgleisen lassen.