1

Donnerstag, 1.5.1919

Im Deutschen Reich finden die ersten Maifeiern nach der Revolution statt.


Niederwerfung der Räterepublik in München

München: Während Reichswehrtruppen bis vor München heranrücken, bildet sich in der Stadt eine Bürgerwehr gegen die Herrschaft der Roten Armee.


Der ungarische Volkskommissar für Äußeres, Béla Kun, sendet "an alle Arbeiter der Welt" einen Funkspruch, in dem er mitteilt, dass er die tschechoslowakische, die südslawische und die rumänische Regierung im Namen der ungarischen Räteregierung um sofortige Einstellung der Feindseligkeiten gebeten und gleichzeitig alle territorialen und nationalen Ansprüche dieser Regierungen anerkannt habe.


In Moskau und Petrograd (Leningrad) erscheint die erste Ausgabe der "Kommunistischen Internationale", des Organs der Dritten Internationale. Sie erscheint in russischer, deutscher, französischer und englischer Sprache.


Die Kommunistin Clara Zetkin beginnt mit der Herausgabe des KPD-Organs "Die Sozialistin", das ab September unter dem Titel "Die Spartakistin" und ab 1920 als "Die Kommunistin" erscheint.


Die Inselgruppe Dodekanes im südöstlichen Ägäischen Meer proklamiert ihren Anschluß an Griechenland.


Die Berliner Nachrichtenagentur Wolffs Telegraphen-Bureau (WTB) meldet aus Danzig, dass sich die polnische Regierung nach Verhandlungen mit den Behörden des Deutschen Reichs verpflichtet hat, sofort 90 000 t Speisekartoffeln in das Deutsche Reich zu liefern.


2

Freitag, 2.5.1919

Ungarn: Ungarn ersucht auf Antrag seines Vertreters, Oberstleutnant Henrik Werth, um Frieden. Béla Kun ist bereit, alle territorialen Ansprüche Rumäniens anzuerkennen, die Einstellung der Feindseligkeiten zu fordern und eine fortlaufende Kontrolle der inneren Angelegenheiten Ungarns zu akzeptieren. Rumänien bietet auf Druck der Alliierten einen Waffenstillstand an. General Traian Moșoiu wird Gouverneur des Militärbezirks zwischen der rumänischen Grenze und der Theiß. General Nicolae Mihăescu wird Kommandeur des Nordbataillons. Die 7. Division wird an die russische Front in Moldawien verlegt.


Blutige Niederwerfung der Räterepublik in München

München: Bayerische Regierungs- und Reichstruppen sowie Freikorps erobern die Landeshauptstadt München und zerschlagen die Herrschaft der Roten Armee.


Der deutschösterreichische Kabinettsrat verabschiedet eine Protesterklärung an die Pariser Friedenskonferenz gegen die Annexion Südtirols durch Italien.


Die Berliner Nachrichtenagentur Wolffs Telegraphen-Bureau (WTB) veröffentlicht das Rücktrittsgesuch von Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg.


Die "Frankfurter Zeitung" veröffentlicht Stellungnahmen von Thomas Mann und Alfred Kerr über die Zukunft der deutschen Literatur nach dem Weltkrieg.


Im Berliner Opernhaus findet die Premiere einer Neuinszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Don Giovanni" statt; die musikalische Leitung hat der Komponist Richard Strauss.


3

Samstag, 3.5.1919

In der deutschen Reichshauptstadt Berlin kommt es zu bewaffneten Auseinandersetzungen, als die Polizei am Andreasplatz gegen den illegalen Straßenhandel und gegen die Schwarzhändler vorgeht.


4

Sonntag, 4.5.1919

Die Gemeinderatswahlen in Wien bringen mit einem Sieg der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs (SPÖ) das Ende der 20jährigen Herrschaft der Christlichsozialen.


5

Montag, 5.5.1919

Die italienische Delegation unter Vittorio Emanuele Orlando nimmt wieder an der Pariser Friedenskonferenz teil, nachdem sie die Verhandlungen am 24. April aus Protest gegen die Behandlung der Fiumefrage verlassen hatte.


Frankreich, Paris: Der französische Historiker Ernest Lavisse veröffentlicht in der Zeitung "Temps" einen "Offenen Brief" an die deutsche Friedensdelegation in Paris. Er bezeichnet die deutschen Unterhändler als "vom alten Regime" und als "die kompromittierten Beauftragten einer zweideutigen, übrigens wenig soliden Regierung".


In der von den Franzosen besetzten ungarischen Stadt Arad, die nach dem Willen der Alliierten an Rumänien fallen soll, wird eine ungarische Gegenregierung zur Budapester Räteregierung gebildet unter der Leitung des letzten österreichisch-ungarischen Außenministers Gyula Graf Andrássy d. J.


6

Dienstag, 6.5.1919

Konterrevolutionäre Soldaten ermorden in München 21 katholische Gesellen, die fälschlicherweise als Spartakisten denunziert worden waren.


Die ungarische Räteregierung in Budapest bezeichnet die Bedingungen, die Rumänien an einen Waffenstillstand knüpft, als unannehmbar und proklamiert den "Kampf bis zum Äußersten".


7

Mittwoch, 7.5.1919

Übergabe der alliierten Friedensbedingungen an die deutsche Delegation

Frankreich, Versailles: Der deutschen Friedensdelegation werden in Versailles die Friedensbedingungen übergeben.


Die Friedensbedingungen der alliierten Siegermächte des Ersten Weltkriegs sehen die Anerkennung der alleinigen Kriegsschuld durch die deutsche Regierung vor.


Die polnische Universität in Posen (Poznán) wird eröffnet.


8

Donnerstag, 8.5.1919

Das niederländische Abgeordnetenhaus in Den Haag nimmt den Antrag auf Einführung des aktiven Frauenwahlrechts mit 64 zu zehn Stimmen an.


Der deutsche Reichspräsident Friedrich Ebert (MSPD) und die Reichsregierung sowie die Volksvertretungen der deutschen Einzelstaaten erlassen Aufrufe gegen den "Gewaltfrieden von Versailles".


In der preußischen Landesversammlung in Berlin ruft der preußische Ministerpräsident Paul Hirsch (MSPD) das Volk auf, sich hinter die Reichs- und Staatsregierung zu stellen, damit der von den Alliierten geplante "Gewaltfrieden in einen wirklichen Frieden der Gerechtigkeit" umgewandelt werden kann.


Der Vorstand der britischen Labour Party verabschiedet ein Protestmanifest gegen den Friedensvertragsentwurf von Versailles.


9

Freitag, 9.5.1919

Der Vorstand der deutschen MSPD erlässt einen Aufruf an die Sozialisten aller Länder, in dem die Friedensbedingungen der Alliierten als unerträglich und als Hohn auf die 14 Punkte von US-Präsident Woodrow Wilson bezeichnet werden. In dem Aufruf heißt es: "Wird die sozialistische Internationale ihre Stimme gegen einen Gewaltfrieden so laut erheben, dass in den siegreichen Ländern die Machthaber von heute auf sie hören müssen? Wir erwarten es, aber es ist die höchste Zeit!".


10

Samstag, 10.5.1919

In der Freien und Hansestadt Hamburg wird nach jahrzehntelanger Planung die Universität eröffnet.


In Bayern wird nach der Niederschlagung der Herrschaft der Roten Armee durch RegierungsErlass eine Volksaufklärungsstelle gegründet, die in volkstümlichen, für die Tageszeitung bestimmten Aufsätzen, in öffentlichen Vorträgen und anderen öffentlichkeitswirksamen Aktionen "die Erkenntnis der großen brennenden wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Fragen der Zeit sachlich fördern und die breiten Massen zur tatkräftigen Mitarbeit an deren Lösung anregen" soll.


11

Sonntag, 11.5.1919

Die Bevölkerung von Vorarlberg entscheidet sich in einer Volksabstimmung für den Anschluß an die Schweiz.


Bei den Landtagswahlen im nicht besetzten Teil der Steiermark erhalten die Christlichsozialen 33 und die Sozialisten 24 Mandate. Gewählt werden ferner zehn andere bürgerliche Kandidaten.


Regierungstruppen unter General Georg Maercker besetzen Leipzig, um einen angekündigten Generalstreik zu verhindern; Maercker proklamiert das Standrecht und lässt mehrere Führer der Spartakisten verhaften.


In mehreren deutschösterreichischen Städten finden Kundgebungen für den Anschluß an das Deutsche Reich statt.


Großbritannien und die USA erkennen Finnland an.


12

Montag, 12.5.1919

Die Weimarer Nationalversammlung tritt in der Aula der Berliner Universität zu einer Protestkundgebung gegen die Versailler Friedensbedingungen zusammen.


Die Kongreßwahlen in Portugal enden mit einer starken Mehrheit für die Regierung unter Domingos Leite Pereira.


In Zürich beginnt der zweite Kongress der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit.


13

Dienstag, 13.5.1919

Der deutsche Reichspräsident Friedrich Ebert (MSPD) richtet in Berlin einen Aufruf an die US-amerikanische Öffentlichkeit. Er bezeichnet die Versailler Friedensbedingungen nicht nur als Verdrehung, sondern als völlige "Negierung" des vom US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson aufgestellten 14-Punkte-Programms. Ebert betont, das deutsche Volk wolle nun trotz des Friedensdiktats am Glauben festhalten, der in den Namen Wilson und Amerika, in den Begriffen Demokratie, Versöhnungsfrieden, Völkerbund seinen Ausdruck fand.


Eugen Leviné, einer der Führer der gestürzten Münchner Räterepublik wird in München verhaftet.


14

Mittwoch, 14.5.1919

Die Friedensdelegation Deutschösterreichs trifft in Saint-Germain-en-Laye ein, um die Friedensbedingungen der Alliierten in Empfang zu nehmen.


Prozess zum Mord an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg

Deutsches Reich, Berlin: Im Prozeß gegen die mutmaßlichen Mörder der Spartakistenführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden in Berlin die Urteile verkündet. Die Mörder werden zu äußerst milden Gefängnisstrafen verurteilt.


15

Donnerstag, 15.5.1919

Alliierte Streitkräfte besetzen die osmanische Stadt Smyrna (Izmir/Türkei).


Die Berliner Nachrichtenagentur Wolffs Telegraphen-Bureau (WTB) teilt halbamtlich mit, keine verantwortliche Stelle im Deutschen Reich denke daran, angesichts der Versailler Friedensbedingungen zu den Waffen zu rufen bzw. Kriegsvorbereitungen zu treffen.


Aufgrund des Abfindungsvertrags zwischen dem Freistaat Oldenburg und dem ehemaligen Großherzog geht das gesamte fürstliche Vermögen auf den Staat über, der dem ehemaligen Landesfürsten eine jährliche Rente von 150 000 Mark zahlt. Solange die Rente gezahlt wird, überlässt der Großherzog seine Gemäldegalerie, die Kupferstichsammlung und die Privatbibliothek dem Staat.


Der dänische Arbeitgeberverband und die dänischen Gewerkschaftsverbände schließen ein Übereinkommen über die Einführung des Achtstundentags ab spätestens 1. Januar 1920. Ausgenommen von dieser Regelung sind die Bereiche Seefahrt und Landwirtschaft.


16

Freitag, 16.5.1919

Die Berliner Nachrichtenagentur Wolffs Telegraphen-Bureau (WTB) veröffentlicht die bis zum 30. April erfaßten Kriegsverluste des Deutschen Reichs. 1,7 Millionen Tote, 0,37 Millionen Vermißte, 4,2 Millionen Verwundete, 615 922 Soldaten befinden sich noch in Gefangenschaft.


Lettland: Die estnische Armee startet eine Großoffensive gegen die Sowjets im Norden Lettlands.


17

Samstag, 17.5.1919

Frankreich, Paris: Der frühere US-Generalstaatsanwalt William Christian Bullitt, einer der Berater des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson bei den Friedensverhandlungen in Paris, tritt nach der Veröffentlichung seiner Kritik am Versailler Friedensvertrag aus der US-amerikanischen Friedensdelegation aus.


In Speyer fordern Separatisten, die von der französischen Regierung unterstützt werden, die Proklamation der Pfalz als einen selbständigen neutralen Staat.


Die ungarische gegenrevolutionäre Regierung unter Gyula Graf Andrássy siedelt von Arad nach Szeged über. Beide Städte sind von französischen Truppen besetzt.


Die nationalistischen irischen Sinn-Féin-Politiker Eamon de Valera, Arthur Griffith u.a. richten eine Protestnote an den französischen Ministerpräsidenten Georges Benjamin Clemenceau als den Vorsitzenden der Pariser Friedenskonferenz. Sie wenden sich gegen die Nichtbeteiligung Irlands an den Friedensverhandlungen und den Anspruch der britischen Regierung, im Namen Irlands zu verhandeln.


Mit dem US-amerikanischen Riesenflugboot "N.C.4" gelingt der erste Flug über den Atlantik.


18

Sonntag, 18.5.1919

In Speyer findet eine Massenkundgebung für den Verbleib der Pfalz beim Deutschen Reich statt.


Der Zentralrat der deutschen sozialistischen Republik in Berlin verwirft die Bedingungen des Versailler Friedensvertrags als "unerfüllbar"; zugleich lehnt er jedoch die Einberufung eines Rätekongresses zu diesem Thema ab.


19

Montag, 19.5.1919

In Berlin beginnt der Prozeß gegen Georg Ledebour (USPD) wegen Rädelsführerschaft beim Spartakusaufstand.


Die estländische Verfassunggebende Nationalversammlung in Reval proklamiert gegen eine russische Stimme die Unabhängigkeit von Esti (Estland und Nordlivland) als unabhängige und demokratische Republik. Betont wird der Wille, sich "gegen das bolschewistische und tyrannische Russland" zu verteidigen "bis zum letzten Blutstropfen".


20

Dienstag, 20.5.1919

Frankreich, Paris: Die französische Abgeordnetenkammer in Paris nimmt mit 344 zu 97 Stimmen ein Gesetz an, das den Frauen in Frankreich und Algier das aktive und passive Wahlrecht für die Gemeinderats-, Generalrats- und Bezirksratswahlen verleiht.


In Weimar treten die Präsidenten der thüringischen Landtage zusammen, um über die Schaffung eines Freistaats Thüringen zu beraten. Sie beschließen die Ausarbeitung eines Staatsvertrags (Gemeinschaftsvertrags) als provisorische Verfassung, die am 1. Juli in Kraft treten soll.


Der Landtag von Sachsen-Weimar-Eisenach wählt Arnold Paulßen (DDP) zum Ministerpräsidenten. Am Vortag hatte der Landtag einen Verfassungsentwurf für den Freistaat verabschiedet.


Unter Führung ihres Generalstabschefs Aurél Stromfeld bringen die Ungarn die südliche Slowakei wieder unter ihre Kontrolle (und errichten dort später die Slowakische Räterepublik); ein rumänischer Entlastungsangriff scheitert.


21

Mittwoch, 21.5.1919

Der nach der Revolution im April von München nach Bamberg übergesiedelte bayerische Landtag tritt zu seiner ersten ordnungsgemäß durchgeführten Sitzung seit seiner Neuwahl im Januar zusammen.


Das US-Repräsentantenhaus in Washington nimmt den Zusatzantrag zur Verfassung betreffs Einführung des Frauenstimmrechts mit 304 zu 89 Stimmen an. Obwohl am 4. Juni auch der Senat den Entwurf mit 56 zu 25 Stimmen annimmt, ist das Schicksal des Frauenstimmrechts ungewiß, da die Ablehnung von nur 13 Parlamenten der Bundesstaaten die Verfassungsänderung unmöglich machen kann. Fast der gesamte Süden der Vereinigten Staaten steht dem Frauenstimmrecht ablehnend gegenüber, u.a. "aus Besorgnis vor dem weiblichen Negerelement".


Belgien, Brüssel: Der belgische König Albert I. eröffnet in Brüssel die Interparlamentarische Handelskonferenz, an der über 200 belgische und ausländische Abgeordnete teilnehmen. Die Konferenz spricht sich u.a. für die Internationalisierung der Donau und des Rheins sowie für freie Schiffahrt aus.


Der spanische König Alfons XIII. verleiht per Dekret allen Universitäten des Landes vollständige Autonomie.


22

Donnerstag, 22.5.1919

Der neue Gemeinderat von Wien wählt mit 110 zu 52 Stimmen den Sozialdemokraten Jakob Reumann zum Bürgermeister der deutschösterreichischen Hauptstadt.


Eroberung Rigas

Lettland, Riga: Deutsche und verbündete Truppen (Baltische Landeswehr und deutsche Freikorps) erobern die seit Januar von Truppen der Moskauer Sowjetregierung besetzte lettische Hauptstadt Riga zurück.


Die tschechoslowakische Nationalversammlung in Prag nimmt das Gesetz über die Reform des Eherechts an. Dadurch wird u.a. die Lösbarkeit der Ehe eingeführt. Ein Antrag auf Einführung der obligatorischen Zivilehe wurde abgelehnt.


23

Freitag, 23.5.1919

Der bayerische Landtag in Bamberg protestiert gegen die von ihm als "Hochverräter" bezeichneten Separatisten im bayerischen Regierungsbezirk Pfalz und verurteilt die "Rechtsbeugung" der französischen Besatzungsbehörden in der Pfalz.


Lettland, Riga: Die Lettische Unabhängige Brigade marschiert in Riga ein.


Der Landtag von Schwarzburg-Rudolstadt in Rudolstadt verabschiedet als erste thüringische Volksvertretung das Gesetz über den Zusammenschluß der thüringischen Staaten zum Einheitsstaat Thüringen.


Die Frühjahrsausstellung der Akademie der Künste in Berlin mit Werken von Lovis Corinth, Käthe Kollwitz, Georg Kolbe, Wilhelm Lehmbruck, Max Liebermann u.a. wird eröffnet.


24

Samstag, 24.5.1919

Der Anfang Mai ausgebrochene Aufstand in Albanien gegen die italienische Besatzungsmacht fordert zahlreiche Menschenleben. Der Führer des noch monatelang andauernden Aufstands ist der Heerführer und frühere Staatspräsident Albaniens, Essad Pascha Toptani.


König Ferdinand I. von Rumänien und Iuliu Maniu (der Leiter des Verzeichnisrates Siebenbürgens) besuchen das Frontgebiet und treffen sich mit den Generälen Constantin Prezan, Gheorghe Mărdărescu und Ștefan Panaitescu in Békéscsaba.

König Ferdinand und Iuliu Maniu

König Ferdinand diskutiert mit Iuliu Maniu, den Generälen Prezan, Mărdărescu und Panaitescu in Békéscsaba (Ungarn). (Ungarisch-Rumänischer Krieg)

König Ferdinand und Iuliu Maniu©
König Ferdinand diskutiert mit Iuliu Maniu, den Generälen Prezan, Mărdărescu und Panaitescu in Békéscsaba (Ungarn). (Ungarisch-Rumänischer Krieg)

25

Sonntag, 25.5.1919

Während des Parteitags der Welfen in Hannover finden Demonstrationen "für ein freies Hannover im freien Deutschland" statt.


Der außerordentliche Parteitag der bayerischen Mehrheitssozialdemokraten (MSPD) in Nürnberg erklärt sich mit 217 zu 41 Stimmen bereit, der Bildung einer Koalitionsregierung zuzustimmen.


In Berlin wird der vom Bund der technisch-industriellen Beamten einberufene erste Industriebeamtentag eröffnet. Er endet am 27. Mai mit dem Zusammenschluß der technischen Angestellten- und Beamtenvereinigungen zum Bund der technischen Angestellten und Beamten (Butabs) als einheitlicher Gewerkschaftsorganisation.


Die Münchnerin Marie Kießling stellt bei einem Leichtathletik-Turnier in ihrer Heimatstadt mit 13,5 sec einen deutschen Rekord auf der 100-m-Strecke auf.


26

Montag, 26.5.1919

Frankreich, Paris: Der Oberste Rat der Alliierten in Paris beschließt die Unterstützung der antisowjetischen russischen Gegenregierung des Admirals Alexandr W. Koltschak.


27

Dienstag, 27.5.1919

Frankreich, Paris: Der Nationalsschuß der französischen Gewerkschaft Confédération Générale du Travail (C.G.T.) in Paris nimmt mit überwältigender Mehrheit einen Antrag an, in dem der Versailler Friedensvertrag abgelehnt wird, weil er u.a. das Selbstbestimmungsrecht der Völker verneine und die Basis für verschleierte Annexionen sowie die Fortführung des Kolonialismus sei.


Der Verfassungsausschuß der Weimarer Nationalversammlung setzt in Berlin die Beratungen über die künftige deutsche Reichsverfassung fort.


Die deutsche Oberste Heeresleitung muss auf Anordnung der Reichsregierung eine Umfrage einstellen, mit der sie in Erfahrung bringen wollte, wie die Bevölkerung zu einer Wiederaufnahme des Krieges steht, angesichts der alliierten Friedensbedingungen.


Die deutsche Reichsregierung ernennt den Zentrumspolitiker Diego von Bergen, einen Protestanten, zum ersten Reichsgesandten beim Heiligen Stuhl.


In Marienburg (Malbork) in Westpreußen tritt der Parlamentarische Aktionsausschuß für Ostpreußen, Westpreußen und den Regierungsbezirk Bromberg zusammen. Am 30. Mai richtet die Reichsregierung unter Philipp Scheidemann (MSPD) einen Appell "an die Deutschen im Osten", mit allen Mitteln Blutvergießen zu verhindern.


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Das britische Unterhaus in London verabschiedet ein sog. Wohnungsbill (Housing and Town Planning Bill) zur Wohnungsbauförderung. Seit dem Ende des Ersten Weltkriegs leben drei Millionen Briten in beengten Wohnverhältnissen.


28

Mittwoch, 28.5.1919

Die deutsche Reichsregierung unter Ministerpräsident Philipp Scheidemann (MSPD) erklärt die rheinischen Separatisten zu Hochverrätern und kündigt ihre Verfolgung "mit der ganzen Schärfe des Gesetzes" an.


Ein Gutachten, das im Auftrag der deutschen Regierung von einer Expertenkommission erstellt wurde, kommt zu dem Schluß, dass die alleinige Schuld an der Entfesselung des Ersten Weltkriegs nicht beim Deutschen Reich liegt.


29

Donnerstag, 29.5.1919

Frankreich, Paris: Der zweite Teil der deutschen Gegenvorschläge zum Entwurf eines Friedensvertrags werden den Vertretern der Alliierten in Paris überreicht. Am Tag zuvor hatte der Reichsaußenminister, Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau, bereits den ersten Teil der deutschen Vorschläge übergeben.


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Der britische Staatssekretär für Indien, Edwin Samuel Montagu, legt im Unterhaus in London einen Entwurf über die Reform der indischen Verwaltung vor. Die Reformen sehen die allmähliche Übertragung der Macht von der britischen Verwaltung auf einheimische Organe vor.


30

Freitag, 30.5.1919

In Goslar im Harz wird der erste Reichs-Bauern- und Landarbeitertag eröffnet. Er dauert zwei Tage.


Die sächsische Regierung in Dresden berät über die Abfindung des früheren Königshauses.


31

Samstag, 31.5.1919

Johannes Hoffmann (MSPD) wird vom Landtag in Bamberg erneut zum bayerischen Ministerpräsidenten gewählt.


Die Landesversammlung des Freistaats Gotha genehmigt einstimmig den Gesetzentwurf über den Zusammenschluß der thüringischen Staaten zum Freistaat Thüringen, dem Gotha beitritt.


Die Leiche der am 15. Januar ermordeten kommunistischen Politikerin Rosa Luxemburg wird aus dem Landwehrkanal in Berlin geborgen; Rosa Luxemburg war von Soldaten getötet und in den Kanal geworfen worden.