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Dienstag, 10.11.1908

Deutsches Kaiserreich, Berlin: Im Deutschen Reichstag in Berlin werden Anfragen über das Kaiser-Interview eingebracht. In der zweitägigen Debatte geht es um Ministerverantwortlichkeit und Reformen im Auswärtigen Amt. Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow wagt nicht, die alleinige Verantwortung für das Erscheinen des Interviews zu übernehmen und verteidigt den Kaiser nur halbherzig.


Wegen seiner "Verdienste um das Vaterland" verleiht Kaiser Wilhelm II. dem Grafen Ferdinand von Zeppelin den Schwarzen-Adler-Orden, den höchsten preußischen Orden für Militär- und Zivilpersonen.


Vor der Wiener Universität kommt es zu Schlägereien zwischen deutschnationalen Studenten und Zionisten. Daraufhin wird die Universität bis 15. November geschlossen.


Auf Anweisung des Heiligen Synod, der obersten Behörde der russisch-orthodoxen Kirche, beendet die Polizei in Petersburg (1924- 1991 Leningrad) eine, Aufführung von Oscar Wildes Drama "Salome".


Auf der Stettiner Vulkanwerft erfolgt der Stapellauf des Lloyddampfers "George Washington", dem größten Schiff der deutschen Handelsflotte.


Das Appellationsgericht in Chicago weist ein Gesuch der US-Regierung ab, ein Verfahren gegen die Standard Oil Company wiederaufzunehmen. Ein Bundesgericht hatte ein Urteil gegen den Trust aufgehoben, in dem dieser zu einer Geldstrafe von 29 Mio. Dollar (123,4 Mio. Mark) verurteilt worden war.