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Mittwoch, 2.3.1910

Österreich-Ungarn, Wien: Der österreichische Ministerpräsident Richard Freiherr Bienerth-Schmerling stellt im Abgeordnetenhaus in Wien sein Regierungsprogramm vor. Der zentrale Punkt ist die "Abschwächung der nationalen Gegensätze" durch "positive gesetzgeberische Maßnahmen sowie durch eine unparteiische, die berechtigten Ansprüche aller Volksstämme achtende und jedem einseitigen ParteiEinfluss entzogene Verwaltung".


Der böhmische Landesausschuß in Prag beschließt Streichungen an kulturellen Ausgaben in Höhe von mehreren Millionen Kronen, da wegen der Obstruktion der deutschen Abgeordneten kein Haushalt verabschiedet werden kann. Von den Streichungen betroffen sind u.a. 280 Nervenkranke, die nun aus den Landesirrenanstalten entlassen werden sollen.


Frankreich, Paris: Der am 23. Februar in Paris wegen "Aufreizung gegen die öffentlichen Gewalten" zu einer Gefängnisstrafe verurteilte Sozialist Gustave Hervé erklärt in einer Sozialistenversammlung, er werde aus der Partei austreten, um eine Fraktion von "Umsturzsozialisten" zu gründen.