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Montag, 30.9.1901

Deutsches Kaiserreich, Berlin: In Berlin kommt der Deutsche Handelstag zusammen. Die Delegierten sprechen sich mit knapper Mehrheit gegen den Zolltarifentwurf der Regierung aus.


Die österreichischen Alldeutschen unter Karl Hermann Wolf (später Deutsch-Radikale) führen im Rahmen des Wahlkampfes in Böhmen polemische Angriffe gegen jeden deutsch-tschechischen Ausgleich. Die Alldeutschen wenden sich auch gegen eine Teilung des Landes. Die böhmischen Landtagswahlen finden am 8. bzw. 17. Oktober statt.


In einer von rund 470 000 Personen unterzeichneten Petition protestiert die finnische Bevölkerung gegen das neue Wehrpflichtgesetz, das von der russischen Regierung im Großfürstentum am 19. Juli angeordnet wurde. Nach Ansicht der Unterzeichner ist das Gesetz verfassungswidrig ohne Mitwirkung des finnischen Landtags zustande gekommen.


Deutsches Kaiserreich, Eisenach: Unter Vorsitz von Auguste Schmidt wird in Eisenach der Allgemeine Deutsche Frauentag eröffnet. Die deutsche Pädagogin und Frauenrechtlerin Auguste Schmidt gehört zu den Mitbegründerinnen des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins und wurde 1894 Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine.


Der Konflikt zwischen der Stadt Berlin und dem deutschen Kaiser Wilhelm II. spitzt sich zu. Nach der Bestätigung der Wahl Gustav Kauffmanns zum Bürgermeister am 12. September durch die Stadtverordnetenversammlung lehnt Wilhelm II. ein vom Magistrat vorgeschlagenes Straßenbahn-Projekt ab und verweigert Oberbürgermeister Martin Kirschner eine Audienz. Auch einen von der Stadt geplanten "Märchenbrunnen" im Friedrichshain weist er zurück.


Nach Inkrafttreten des französischer Assoziationsgesetzes haben bisher 45 klerikale Männer- und 370 Frauenorden ihre staatliche Zulassung beantragt.