1

Mittwoch, 1.10.1919

Die antibolschewistische weißgardistische Nordwestarmee des russischen Generals Nikolai N. Judenitsch beginnt eine großangelegte Offensive gegen Petrograd (Leningrad). Bis Mitte des Monats dringen die Weißgardisten bis auf zehn Kilometer an die Stadt heran, werden dann jedoch von den Sowjettruppen zurückgeschlagen.


Die Truppen des von der türkischen Regierung für vogelfrei erklärten türkischen Generals Mustafa Kemal Pascha (Kemal Atatürk), des Führers der nationalen Unabhängigkeitsbewegung, erobern das von den Alliierten besetzte Konya.


In Estland tritt das Agrargesetz in Kraft, durch das der feudale Großgrundbesitzer enteignet wird.


Das deutsche Reichsverkehrsministerium nimmt offiziell seine Tätigkeit auf.


Die Kriegsministerien der deutschen Länder hören zu bestehen auf. Sie werden im Reichswehrministerium in Berlin unter Reichswehrminister Gustav Noske (MSPD) zu einer Befehlsstelle zusammengefaßt.


Bei der deutsch-polnischen Konferenz in Berlin, die über die Übergabe deutscher Gebiete an Polen berät, wird ein Abkommen über die Entlassung festgehaltener Personen und Kriegsgefangenen geschlossen. Personen, die im Zusammenhang mit militärischer, politischer oder nationaler Tätigkeit verhaftet wurden, sollen weitgehende Straffreiheit erhalten.


Der bayerische Landtag tritt zum ersten Mal seit seiner Übersiedlung von Bamberg nach München wieder zusammen.


In Berlin scheitern die Verhandlungen zur Beilegung des seit Wochen anhaltenden Streiks in der Metallindustrie am Widerstand der Arbeiterorganisationen.


In Spanien wird der Achtstundentag eingeführt.


Im Deutschen Reich tritt eine Erhöhung der Post-, Telegramm- und Fernsprechgebühren in Kraft.


In Frankfurt am Main wird die Internationale Einfuhrmesse eröffnet.


2

Donnerstag, 2.10.1919

Frankreich, Paris: Die französische Abgeordnetenkammer in Paris ratifiziert den Versailler Friedensvertrag nach einer mehr als einmonatigen Aussprache.


Der Führer der (sozialistischen) Bauernpartei Bulgariens, Alexandar Stamboliski, der während des Ersten Weltkriegs interniert war, wird zum Ministerpräsidenten seines Landes gewählt.


Die Partei des Ungarischen Königtums fordert die Bürger Ungarns auf, "den Traditionen der tausendjährigen ungarischen Nation entsprechend, einen würdigen Nachfolger mit der Krone des heiligen Stephan auf den Thron" zu setzen. Die Wahl des Königs wollen wir der weisen Einsicht der Nationalversammlung überlassen."


3

Freitag, 3.10.1919

Die deutsche Reichsregierung unter Gustav Bauer (MSPD) fordert in einem Aufruf die noch im Baltikum stehenden deutschen Truppenverbände auf, das Baltikum sofort zu räumen. Die Alliierten hätten in dieser Angelegenheit bereits mit der Besetzung von Frankfurt am Main und des Ruhrgebiets gedroht.


Die DDP tritt wieder in die deutsche Reichsregierung unter Gustav Bauer (MSPD) ein. Eugen Schiffer (DDP) übernimmt die Leitung des Reichsjustizministeriums, das seit 21. Juni unbesetzt war. Er löst außerdem Matthias Erzberger (Zentrum) als stellvertretenden Reichskanzler ab. Der Kasseler Oberbürgermeister Erich Koch (DDP) wird Reichsminister des Innern als Nachfolger von Eduard Heinrich Rudolph David (MSPD). Dem Kabinett Bauer gehören nun sechs Minister der Mehrheitssozialdemokraten, vier Zentrums- und zwei DDP-Politiker an.


Der bayerische Landtag in München wählt die Mitglieder des Bayerischen Staatsgerichtshofs. Gewählt werden je drei Vertreter der Bayerischen Volkspartei (BVP) und der MSPD sowie drei Vertreter der bürgerlichen Parteien.


Im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Jugoslawien) wird der Achtstundentag in allen Betrieben der Industrie, des Bergbaus, des Handels und des Verkehrs eingeführt.


4

Samstag, 4.10.1919

Frankreich, Paris: Die französische Abgeordnetenkammer in Paris nimmt die Regierungsvorlage über die provisorische Verfassung von Elsaß und Lothringen an.


5

Sonntag, 5.10.1919

Im Kampf gegen den Berberstamm der Kabylen in Marokko erobern die spanischen Truppen die Stellung El Fondak.


Bei einer Volksabstimmung in Norwegen über die Aufrechterhaltung des Verbots starker alkoholischer Getränke stimmen etwa 430 000 Menschen mit Ja und etwa 280 000 mit Nein. Nur in der Hauptstadt Kristiania (Oslo) stimmen 70 000 gegen und 19 000 für das Verbot.


Portugal: António José de Almeida wird neuer Staatspräsident Portugals.


Lettland: Die deutsche Mission verlässt Riga heimlich in Richtung Jelgava, wo ein Angriff der in Deutschland stationierten Westrussischen Freiwilligenarmee auf Riga vorbereitet wird.


6

Montag, 6.10.1919

Der italienische König Viktor Emanuel III. ratifiziert per Dekret die Friedensverträge von Versailles und Saint-German-en-Laye.


Die Mitglieder der neu gebildeten sächsischen Regierung treten ihre Ämter an. In das bisher nur aus Mitgliedern der MSPD bestehende Kabinett unter Georg Gradnauer sind zwei Politiker der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) eingetreten.


Uraufführung der Operette Apple Blossoms von Fritz Kreisler am Globe Theatre in New York.


7

Dienstag, 7.10.1919

Die deutsche Reichsregierung unter Gustav Bauer (MSPD) bittet die Schweiz um Vermittlung bei Gesprächen über eine Verbesserung der Situation deutscher Kriegsgefangener, die in französischen und US-amerikanischen Gefangenenlagern untergebracht sind.


Der deutsche Reichskanzler Gustav Bauer (MSPD) eröffnet die zweite Lesung des Reichshaushaltsplans für das Jahr 1919 durch die Deutsche Nationalversammlung in Berlin.


Älteste noch aktive Fluggesellschaft der Welt

Die Koninklijke Luchtvaart Maatschappij, kurz KLM genannt, gründet sich und etabliert sich somit als die älteste noch aktive Fluggesellschaft weltweit.


8

Mittwoch, 8.10.1919

Der USPD-Vorsitzende Hugo Haase wird vor dem Gebäude des Deutschen Reichstags in Berlin bei einem Attentat schwer verletzt.


Der oppositionelle DVP-Abgeordnete Gustav Stresemann betont in einer Rede vor der Deutschen Nationalversammlung in Berlin, Großbritannien stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, das Deutsche Reich müsse wirtschaftlich zerstört werden. Frankreich dagegen habe das größte Interesse an einem regen wirtschaftlichen Leben in Deutschland. Stresemann fordert die Regierung unter Gustav Bauer (MSPD) auf, nicht zu sehr zu betonen, dass sie die Bedingungen des Versailler Friedensvertrags restlos erfüllen müsse, da sich alle Parteien darüber einig seien, dass er unerfüllbar sei.


In Washington wird die Nationale Industriekonferenz eröffnet, bei der u.a. über die Stellung der Gewerkschaften bei Tarifverhandlungen beraten wird.


Angriff der Bermondt-Armee auf Riga.

Lettland, Riga: Die Westrussische Freiwilligenarmee greift Riga an und erobert den Bezirk Pārdaugava.


Im Deutschen Reich findet eine provisorische Volkszählung statt. Deutschland hat 60 898 554 Einwohner.


Das deutsche Luftschiff "Bodensee" fliegt mit 22 Passagieren an Bord in siebeneinhalb Stunden von Staaken bei Potsdam nach Stockholm.


9

Donnerstag, 9.10.1919

Am Sächsischen Landestheater in Dresden wird "Das bist du. Ein Spiel in fünf Verwandlungen" uraufgeführt, der dramatische Erstling von Friedrich Wolf.


10

Freitag, 10.10.1919

Frankreich, Paris: Der Oberste Rat der Alliierten in Paris verhängt eine Wirtschaftsblockade über SowjetRussland.


Wegen des Angriffs der deutschen Truppen auf Riga sperren die Alliierten die Ostsee für alle deutschen Schiffe. Die deutschen Einheiten kämpfen entgegen den Befehlen der Reichsregierung zur Rückkehr weiter in den baltischen Ländern als "Vorhut gegen den Bolschewismus".


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Der britische König Georg V. unterzeichnet die Ratifikationsurkunde des Versailler Friedensvertrags, nachdem das Unterhaus in London und die Staaten des Britischen Empire dem Vertrag zugestimmt haben.


Die Oper "Die Frau ohne Schatten" von Richard Strauss, für die Hugo von Hofmannsthal das Libretto schrieb, wird in Wien uraufgeführt.


11

Samstag, 11.10.1919

Die "Deutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht einen Notruf der Bevölkerung des Saargebiets. Sie macht auf ständige Übergriffe der französischen Besatzungstruppen gegen Einheimische aufmerksam.


Die sowjetische Offensive gegen die Truppen des weißrussischen Generals Anton I. Denikin beginnt. Sie leitet die Rückeroberung SüdRusslands ein.


12

Sonntag, 12.10.1919

Die letzten britischen Truppen verlassen Murmansk. An ihre Stelle treten weißrussische Truppen, die längs der Eisenbahn Archangelsk- Wologda nach Süden vorrücken.


Der Parteivorstand der MSPD fordert in einem Aufruf die Parteigenossen auf, alle Vorbereitungen zu treffen, den 9. November als ersten Jahrestag der Republik würdig und feierlich zu begehen.


13

Montag, 13.10.1919

Die Stadt Danzig, die den Bestimmungen des Versailler Vertrags entsprechend vom Deutschen Reich getrennt wird, übernimmt als Treuhänderin die deutschen Reichs- und Staatsbetriebe auf ihrem Territorium.


14

Dienstag, 14.10.1919

Die preußische Landesversammlung in Berlin nimmt den Gesetzentwurf zur Errichtung der Provinz Oberschlesien an, in der im kommenden Jahr eine Volksabstimmung über die künftige Staatszugehörigkeit durchgeführt werden soll.


Die deutsche Reichsregierung erlässt einen Aufruf an die Bewohner der Gebiete, in denen gemäß den Bestimmungen des Versailler Friedensvertrags Volksabstimmungen über die Staatszugehörigkeit durchgeführt werden sollen. Die Bevölkerung der Regionen, zu denen Nordschleswig, Teile von Ost- und Westpreußen, Eupen-Malmedy gehören, wird aufgefordert, an den Abstimmungen teilzunehmen.


Die tschechoslowakische Nationalversammlung in Prag verabschiedet das Gesetz, das den 28. Oktober , den Tag der Ausrufung der Tschechoslowakischen Republik, zum Nationalfeiertag erklärt.


Die Berliner Verwaltungsakademie wird eröffnet. Das Ziel der neuen Lehranstalt in der Reichshauptstadt ist die allgemeine Fortbildung der Beamten und die Ausbildung Einzelner für Sonderaufgaben.


15

Mittwoch, 15.10.1919

Der französische Staatspräsident Raymond Poincaré hebt per Dekret die allgemeine Mobilmachung der französischen Armee auf.


Die Universität der Arbeiter und Bauern in Petrograd (Leningrad) wird eröffnet.


16

Donnerstag, 16.10.1919

Die österreichische Konstituierende Nationalversammlung in Wien verabschiedet ein Gesetz, durch das die Staatsregierung zur Verpfändung, Veräußerung und Ausfuhr von historisch, künstlerisch und kulturell wertvollen Gegenständen aus staatlichem Besitz ermächtigt wird.


Die seit 1875 erbaute Basilika Sacré-Cœur de Montmartre wird geweiht.


17

Freitag, 17.10.1919

Die österreichische Konstituierende Nationalversammlung in Wien ratifiziert den Friedensvertrag von Saint-Germain-en-Laye.


Der österreichische Staatskanzler Karl Renner (SPÖ) bildet sein drittes Kabinett.


In der Deutschen Nationalversammlung in Berlin kommt es zu Auseinandersetzungen wegen des seit Wochen anhaltenden Arbeitskampfes in der Berliner Metallindustrie.


Das Reichsland Elsaß-Lothringen des deutschen Kaiserreiches wird von Frankreich aufgelöst.


Die Untergrundbahn in der spanischen Hauptstadt Madrid wird in Betrieb genommen. Spaniens König Alfons XIII. eröffnet die erste Linie der Metro.


18

Samstag, 18.10.1919

Der Landtag von Braunschweig faßt den Beschluß, dass die Regierung des Freistaats nicht mehr die Bezeichnung Rat der Volksbeauftragten, sondern Ministerium tragen soll.


Frankreich, Paris: Die französische Abgeordnetenkammer in Paris nimmt das Amnestiegesetz an, das auf Straftaten angewendet wird, die während des Ersten Weltkriegs begangen wurden. Dadurch werden rund 150 000 Personen begnadigt, die wegen kleinerer politischer oder militärischer Vergehen verurteilt worden waren. Die Amnestie erstreckt sich nicht auf Desertion, Verrat, Spionage und Preistreiberei.


Der spanische König Alfons XIII. tritt eine Reise nach Paris und London an. Die französische Presse mißt dem Besuch hohe politische Bedeutung bei.


In Spanien wird die Luftpost eingeführt.


19

Sonntag, 19.10.1919

Auf dem Parteitag der Deutschen Volkspartei (DVP) in Leipzig wird das Grundsatzprogramm der rechtsliberalen Partei verabschiedet.


20

Montag, 20.10.1919

Das große Hauptquartier der Alliierten wird aufgelöst. Ein Kriegsgebiet gibt es in Europa nicht mehr.


Der USPD-Politiker Karl Kautsky wird als Sachverständiger vor dem ersten Unterausschuß des parlamentarischen Untersuchungsausschusses über die Kriegsschuld in Berlin gehört.


Der britische Feldmarschall Edmund Henry Hynman Allenby wird zum Britischen Oberkommissar in Ägypten ernannt.


Lettland, Talsi: Schlacht von Talsi im westlichen Lettland.


21

Dienstag, 21.10.1919

Die österreichische Konstituierende Nationalversammlung in Wien verabschiedet das Gesetz über die definitive Staatsform des Landes. Aufgrund des Friedensvertrages von Saint Germain beschließt der „Nationalrat für Deutschösterreich“ den neuen Staatsnamen „Republik Österreich“.


Otto Geßler (DDP) wird zum Leiter des neuerrichteten Reichsministeriums für den Wiederaufbau ernannt.


Der zweite Unterausschuß des parlamentarischen Untersuchungsausschusses der Deutschen Nationalversammlung in Berlin tritt zu seiner ersten öffentlichen Sitzung zusammen. Seine Aufgabe ist, "Aufklärung sämtlicher Möglichkeiten zu schaffen, zu Friedensbesprechungen mit den Feinden zu gelangen, weiter die Aufklärung der Gründe, die solche Möglichkeiten oder dahingehende Pläne und Beschlüsse deutscherseits zum Scheitern gebracht haben, bzw. wenn Besprechungen stattgefunden haben, aus welchen Gründen solche Besprechungen erfolglos geblieben sind".


Der österreichische Kabinettsrat in Wien beschließt, aus finanziellen Gründen keine österreichischen Delegierten zur Washingtoner Arbeitskonferenz zu entsenden.


Die österreichische Konstituierende Nationalversammlung in Wien verabschiedet das Gesetz über die Aufhebung der Generalinspektion der österreichischen Eisenbahnen; ihre Geschäfte übernimmt das neuerrichtete Staatsamt für Verkehrswesen.


Uraufführung der Oper Fennimore und Gerda von Frederick Delius am Opernhaus in Frankfurt am Main


22

Mittwoch, 22.10.1919

In Berlin wird ein provisorisches deutsch-polnisches Wirtschaftsabkommen über die Lieferung von Kohlen und Lebensmitteln unterzeichnet.


23

Donnerstag, 23.10.1919

Frankreich, Paris: Vor dem französischen Senat in Paris als Staatsgericht beginnt der Prozeß gegen den früheren französischen Ministerpräsidenten Joseph Caillaux, der 1918 auf Betreiben des jetzigen Ministerpräsidenten Georges Benjamin Clemenceau wegen Begünstigung defätistischer Stimmung verhaftet worden war. Mehrere konservative Blätter fordern die Todesstrafe für den Politiker der radikalen Partei.


Bei der Beratung des Haushalts des Auswärtigen Amts im Reichstag fordert Hermann Müller (MSPD), der deutsche Reichsminister des Auswärtigen, mehr Geld für sein Ressort.


24

Freitag, 24.10.1919

Frankreich, Paris: Das Hohe Kommissariat für französisch-US-amerikanische Kriegsangelegenheiten in Paris wird aufgelöst.


In der deutschen Reichshauptstadt Berlin wird das deutsch-polnische Abkommen über die militärische Räumung der an Polen abzutretenden Gebiete durch die deutschen Truppen unterzeichnet.


George Nathaniel Curzon wird zum britischen Außenminister ernannt als Nachfolger des 71jährigen Arthur James Balfour.


Der deutsche Reichsminister der Finanzen, Matthias Erzberger (Zentrum), führt zur Bekämpfung der Steuerflucht den Depotzwang für inländische Wertpapiere und die Bankenkontrolle ein.


In der preußischen Landesversammlung in Berlin lassen die Bewohner des Memelgebiets eine "Abschiedserklärung" verlesen.


Provinz Oberschlesien, Preußen (heute Krzanowice Polen), Kranowitz: Beim Eisenbahnunfall von Kranowitz fährt im damaligen deutschen Grenzbahnhof Kranowitz ein aus der Tschechoslowakei kommender Personenzug einer zu weit vorgefahrenen Lokomotive eines Güterzugs in die Flanke. Ein ausbrechender Brand breitet sich schnell im Zug aus. Die Zahl der Toten wird zwischen 25 und 60 und die der Verletzten zwischen 80 und 130 angegeben.


25

Samstag, 25.10.1919

Karl Seitz (SPÖ), als Erster Präsident der österreichischen Konstituierenden Nationalversammlung vorläufiges Staatsoberhaupt der Republik Österreich, vollzieht in Wien die Ratifizierung des Staats- bzw. Friedensvertrags von Saint-Germain-en-Laye.


In Essen im Ruhrgebiet wird der erste Manteltarifvertrag im Steinkohlenbergbau unterzeichnet.


26

Sonntag, 26.10.1919

Die Wahlen zum schweizerischen Nationalrat finden erstmals nach dem Verhältniswahlrecht statt.


Luxemburg: Bei den Parlamentswahlen in Luxemburg erringen die Klerikalen die absolute Mehrheit.


Bei den Wahlen zum Landesausschuß von Birkenfeld, das mit französischer Unterstützung die Unabhängigkeit von Oldenburg proklamiert hat, erhält die von Frankreich unterstützte Regierungspartei lediglich zwei Mandate, die vereinigten bürgerlichen Parteien erhalten 23 Mandate, die USPD kommt auf 47 Abgeordnete.


27

Montag, 27.10.1919

Bei der zweiten Lesung des Reichshaushaltsplans in der Deutschen Nationalversammlung in Berlin bezeichnet Reichswirtschaftsminister Robert Schmidt (MSPD) die Lebensmittelversorgung als gesichert.


Die "Deutschösterreichische Staatskorrespondenz" in Wien meldet amtlich, dass die ehemaligen Erzherzoge Franz Salvator, Hubert Salvator, Josef Ferdinand und Heinrich Ferdinand, die ehemaligen Erzherzoginnen Magarete, Agnes und Germana sowie die ehemalige Großherzogin Alice von Toskana eine Erklärung abgegeben haben, dass sie auf die Mitgliedschaft im Hause Habsburg-Lothringen sowie auf alle Herrschaftsansprüche verzichten; sie hatten sich gleichzeitig als getreue Staatsbürger der Republik bezeichnet.


28

Dienstag, 28.10.1919

Beginn der Prohibition in den Vereinigten Staaten

Vereinigten Staaten: Der US-Senat in Washington verabschiedet das Antialkoholgesetz, das den Beginn der sog. Prohibition darstellt. Der National Prohibition Act, auch bekannt als Volstead Act nach Andrew Volstead, dem damaligen Vorsitzenden des Rechtsausschusses des US-Repräsentantenhauses, passiert den Kongress trotz des Vetos von Präsident Woodrow Wilson Dieses Gesetz definiert die berauschenden alkoholischen Getränke. (Ende der Prohibition: 5. Dezember 1933)


In der Tschechoslowakei wird der (erste) Jahrestag der Ausrufung der Tschechoslowakischen Republik als Nationalfeiertag begangen.


Das während des Ersten Weltkriegs gebildete britische Kriegskabinett wird aufgelöst.


Der französische Ministerpräsident Georges Benjamin Clemenceau kündigt in einem Brief an die Straßburger Radikalen an, dass er sich aus dem politischen Leben zurückziehen werde. Zugleich verzichtet er auf eine Bewerbung um ein Mandat bei den Parlamentswahlen am 16. November .


Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland, London: Das britische Unterhaus in London nimmt zwei Anträge an, nach denen verheiratete Frauen zu Richterinnen ernannt werden können und Inhaberinnen der Peerswürde im Oberhaus dieselben Rechte genießen wie die männlichen Peers. Das britische Oberhaus hatte am 31. Juli die Zulassung von Frauen abgelehnt.


Der Nürnberger Landesparteitag der bayerischen USPD beschließt den Beitritt zur Dritten Internationale.


29

Mittwoch, 29.10.1919

In Washington beginnt die Internationale Arbeitskonferenz, bei der die Internationale Arbeitsorganisation als Organ des Völkerbunds ins Leben gerufen wird.


Der deutsche Reichswehrminister Gustav Noske (MSPD) erteilt allen Putschversuchen, ob von links oder rechts, eine Absage.


30

Donnerstag, 30.10.1919

Die deutsche Reichsregierung unter Gustav Bauer (MSPD) beschließt, dass alle deutschen Soldaten auf dem Baltikum, die nicht bis zum 11. November die deutsche Grenze passiert haben, als fahnenflüchtig betrachtet werden. Sie sollen die deutsche Staatsangehörigkeit und damit auch alle Versorgungsansprüche verlieren.


Der deutsche Reichsfinanzminister, Matthias Erzberger (Zentrum), gibt die Verschuldung des Deutschen Reiches vor der Deutschen Nationalversammlung in Berlin mit 204 Milliarden Mark an.


Der finnische Ministerpräsident Juho Venola lehnt eine Einmischung seiner Regierung in die inneren Angelegenheiten Russlands ab, wo seit der Revolution 1917 der Bürgerkrieg tobt.


31

Freitag, 31.10.1919

Auf Druck der alliierten Siegermächte verfügt der deutsche Reichskolonialminister Johannes Bell (Zentrum) die Auflösung der deutschen Schutztruppen in Deutsch-Ostafrika und Deutsch-Südwestafrika. In einem Erlass gibt Bell der Hoffnung Ausdruck, dass "der stolze Glanz und das achtunggebietende Ansehen des deutschen Namens in fernen Erdteilen dereinst wieder in hellerem Lichte erstrahlen" werde.