Das lange verpönte, zu Beginn des 20. Jahrhundert von dem Wiener Architekten Adolf Loos sogar als »Verbrechen« gebrandmarkte Ornament ist zurück. Statt weiß, klar und funktionell soll es nun wieder bunt, verschnörkelt und gemustert sein. Die Muster-, ja sogar die Fototapete schmückt wieder die Wände, und wem das zu weit geht, der malt sich zumindest ein paar bunte Streifen an die kahle Wand. Auch Häkeldeckchen und röhrende Hirsche feiern ein Comeback.
Doch es gibt hier nicht nur Retro, sondern echte Neuerungen. So präsentiert die holländische Kultmarke moooi, die eher für die kitschige Variante der Postmoderne steht, eine von den Formen schlichte Anrichte, die über die Schubladen hinweg mit dem überdimensionalen Muster einer Barocktapete überzogen ist. Der Stoffhersteller Zoeppritz aus Heidenheim hat für seine Absolutely-Maharani-Kollektion Bilder von gekrönten Häuptern aus Indien in Feldern unterschiedlicher Größe nebeneinandergesetzt; der Stoff wird in verschiedenen Farbstellungen, aber immer Ton in Ton angeboten. Auch hier scheint ein Kitschverdacht nicht ganz aus der Luft gegriffen.
Einen kräftigen Kontrapunkt dazu setzt das japanische Kaufhaus Muji, das am 21. April in München seine erste Filiale in Deutschland eröffnet. In den Shops dieser Ladenkette ist nichts schrill oder bunt, sondern alles glatt, klassisch-elegant und fast immer schwarz-weiß. Ins Leben gerufen wurde sie 1980 von Designern, die dem Markenfetischismus den Kampf ansagen wollten: Muji bedeutet frei übersetzt so viel wie »Qualitätsprodukte ohne Label«. In den Läden gibt es neben Möbeln mittlerweile auch Büroartikel, Behälter, Küchenzubehör, Fahrräder, Kleidung und Kosmetika.