Angesichts dieser Kaufzurückhaltung setzt die Mailänder Möbelmesse 2002 den Akzent nicht auf den Privathaushalt, sondern auf einen typischen Durchgangsort. Bedeutendstes Projekt des »Salone Internazionale del Mobile« ist ein in den Messehallen komplett eingerichtetes Grand Hotel, zu dem zehn Architekten und Designer der ersten Garde beigetragen haben, von Ron Arad über Arata Isozaki bis zu Jean Nouvel.
Das Entree dieses »Grand Hotel Salone« ist von gleich vier Lounges gerahmt, für deren Design Adam T. Tihany, der Initiator des Projekts, verantwortlich ist. Den anderen Teilnehmern war vorgegeben, ein Hotelzimmer mit den Maßen 7,5 mal 4,3 m für eine jeweils andere internationale Metropole zu entwerfen. Nur wenige ließen sich von Folklore inspirieren, schließlich scheint ein bestimmter Wohnstil durch den Ort, an dem ein Hotel steht, heute nicht mehr vorgegeben zu sein. Einer dieser wenigen ist Matteo Thun: In seinem Hotelzimmer »Hongkong« trennt er im Zeichen ortsüblicher Badekultur Tag- und Nachtbereich durch ein großes Wasserbecken.
Die britisch-irakische Architektin Zaha Hadid hingegen wählt für »Sydney« ein futuristisches Design: Sie verzichtet auf Einzelmöbel und integriert Tisch, Schrank und Bett in eine Wohnlandschaft, die von Ferne an die Raumschiffzelle aus Stanley Kubricks Film »2001 - Odyssee im Weltraum« erinnert. Die Punkte, an denen diese Landschaft mit dem menschlichen Körper in Kontakt kommt, sind fleischfarben markiert - so fällt die Orientierung leichter. Der britisch-israelische Designer Ron Arad gestaltet »Mexico City« ebenfalls jenseits allen Lokalkolorits mit den beiden Materialien Kunststoff und Leder in Science-Fiction-Manier: Ein zentrales, pillenförmiges Bett ist von einer Vielzahl von Monitoren, Keyboards und Displays umstellt, die Wände bilden eine Rundum-Projektionsfläche.