Unmittelbar nach Bekanntwerden der PISA-Ergebnisse setzt eine Diskussion über die Ursachen des schlechten Abschneidens deutscher Schüler ein. Als Maßstab werden die Länder herangezogen, die bei PISA vorn liegen: Bei der Lesekompetenz belegen Finnland, Kanada und Neuseeland die Spitzenränge, bei der mathematischen Grundbildung sind es Japan, Korea und Neuseeland und in den Naturwissenschaften wiederum Korea, Japan und Finnland. Der erste Befund: An den Ausgaben für die Bildung allein kann es nicht liegen, denn Korea und Japan geben weniger Geld pro Schüler aus als z. B. Deutschland. Wichtig für den Schulerfolg scheint vor allem ein Klima zu sein, in dem Leistung und Anstrengung etwas zählen - und dies nicht nur in der Schule, sondern in der Gesellschaft insgesamt. Ein Indiz für die Wertschätzung von Bildung scheint zu sein, welches Ansehen der Lehrerberuf in einer Gesellschaft genießt. Unzweifelhaft ergibt sich aus der PISA-Analyse auch, dass ein früher Einstieg ins Lernen sinnvoll ist.
Weitere Diagnosen gehen dahin, dass Grundschüler in Deutschland zeitlich und inhaltlich zu wenig gefordert sind und dass die Trennung der Schüler nach Schultypen zu früh erfolgt (in den meisten Bundesländern geschieht dies nach der vierten Klasse). Dies sei ein Grund dafür, dass die Schule herkunftsbedingte Bildungsunterschiede kaum nivelliere, auch sei das Ideal möglichst homogener Schulklassen überholt: Für PISA-Spitzenreiter ist kennzeichnend, dass sie ohne selektives Schulsystem eine gute Durchschnittsleistung bei geringer Schwankungsbreite erreichen.