Mit der Werbung beschäftigen sich erstmals auch Wissenschaftler. Viktor Mataja begründet 1910 mit seinem Buch »Die Reklame« die moderne Reklamewissenschaft. Der an der Harvard University in den USA lehrende Hugo Münsterberg erklärt bei seiner Berliner Gastvorlesung »Psychologie und Wirtschaftsleben« Verbraucherverhalten und Werbung psychologisch und legt so den Grundstein für die Markt- und Werbepsychologie.
In der Produktwerbung erreicht die Strategie, die Verbraucher durch aktuelle Ereignisse anzusprechen, mit der Nordpolarexpedition Robert Edwin Pearys einen beispiellosen Höhepunkt. In Magazinen, in Zeitungen, auf Plakaten - häufigstes Thema der Werbung ist der Pol:
Nur eine »Waltham«-Uhr zeigt genau die Tageszeit an. Unterwäsche der Norfolk- und New Brunswick-Hosiery-Company bewahrte Peary und seine Mannen in der Arktis vor dem Erfrieren. Mit Dupont'schem Schießpulver erlegte Peary die wilden Tiere, die sich ihm in den Weg stellten, natürlich mit Winchester-Büchsen. Dachte er an Toilette, war es die »Rubberset«-Bürste, mit der er den Seifenschaum zum Rasieren auftrug. Da er einen »Carbon-Magnetic«-Rasierer benutzte, erreichte er 90° nördlicher Breite als vollendeter Gentleman. Den Bazillen wurde mit »Sherings Formalin« der Garaus gemacht. Kau-, Schnupf- und Rauchtabak der U.S. Tobacco Company half den Polstürmern über alle Strapazen hinweg. Die mit »Kahinor«-Bleistiften geschriebenen Aufzeichnungen illustrierte die Eastman'sche Kodak-Kamera. In einer anderen Anzeige wird dem geschäftstüchtigen Peary folgende Empfehlung an die Hausfrau in den Mund gelegt:
»Bevor ich meine Fahrt zum Nordpol antrat, suchte ich zunächst Information darüber, welches wohl das beste und dauerhafteste Kochgeschirr sei, und ich ermittelte, daß dasjenige, welches die Wear-Ever-Marke trägt, aus Aluminium angefertigt ist und genügende Stärke aufweist, um dauerhaft und zuverlässig zu sein.«