Automobile für alle Ansprüche

Auto und Verkehr 1962:

Auf der Genfer Automobilausstellung im Frühjahr 1962 zeigt sich die Vielfalt der Automobilproduktion des In- und Auslands.

1070 Aussteller aus 17 Ländern bieten ihre neuesten, zukunftsweisenden Modelle an. Die internationale Konkurrenz ist enorm, so dass im Wesentlichen nur noch die großen Firmen Überlebenschancen haben. Die Bundesrepublik Deutschland ist nach den USA der größte Autoproduzent, und rund 50% der Erzeugnisse werden exportiert.

Den Star des diesjährigen Autosalons bietet Daimler Benz mit seinem Typ 300 SE. Die Ausrüstung vereint alle technischen Neuerungen dieser Branche: Drei-Liter-Einspritzmotor aus Leichtmetall mit 160 PS, Scheibenbremsen an allen vier Rädern mit Servounterstützung, automatisches Vierganggetriebe, Servolenkung, Luftfederung und Sperrdifferenzial im üblichen Hinterachsantrieb.

Auch Auto-Union bemüht sich um technische Weiterentwicklung: Das jüngste Produkt, der 1000 SP Roadster, wird serienmäßig mit Scheibenbremsung und Frischölautomatik geliefert. Sie führt dem Motor automatisch immer die richtige Menge frischen Öls zu, genau dosiert nach Drehzahl und Belastung, wodurch günstiger Schmiereffekt bei geringstem Ölverbrauch erreicht wird.

Das Mercedes-Modell, das bis zu 200 km/h erreichen kann, liegt genau im Trend der »neuen Sportlichkeit«. Die Sportwagenindustrie kann den Bedarf der Interessenten kaum decken.

Hauptsächlich in den USA sind die Wünsche der Käufer in »Richtung der europäischen Sportwagentradition umgeschwenkt«. Das Stuttgarter Porsche-Werk z. B. steigerte seinen US-Export von 2978 Wagen im Jahre 1960 auf 3114 im vergangenen Jahr, für 1962 beträgt die Ziffer der vorbestellten Autos 3300. Die Modelle mit den überdimensionalen Heckflossen sind passe, die Formen werden einfacher.

Auf dem europäischen Markt wird indes noch eine weitere Entwicklung sichtbar. Der neue Verkaufsschlager ist ein Kleinwagen mit einer Heckklappe, der »R 4« von der französischen Herstellerfirma Renault. Von Januar bis Mai 1962 werden bereits 70 000 Wagen dieses geräumigen Modells verkauft. Bei einer Tagesproduktion von 900 Stück beträgt die Lieferzeit immerhin sechs Monate.

Eine Überraschung erlebt die Fachwelt noch einmal im Herbst 1962: Die britische Firma Rolls-Royce gibt der Kühlerhaube seiner Luxuslimousine ein neues Design, mit modischen Doppelscheinwerfern nach US-amerikanischem Vorbild. Seit 50 Jahren ist das die erste Veränderung an der Kühlerfront des schon fast legendären Autos.

Chroniknet