Kleinwohnungen sind gefragt

Wohnen und Design 1917:

Infolge der gegenüber den ersten Kriegsjahren weiter verschärften Materialknappheit im Jahr 1917 ist die Bautätigkeit so gut wie zum Erliegen gekommen. Selbst für die dringendsten Instandhaltungsmaßnahmen fehlt es an Bau- und Reparaturmaterial. Da ein Großteil der wehrfähigen männlichen Bevölkerung im Feld steht und die Kurve des Bevölkerungswachstums infolge des Krieges deutlich abgeflacht ist, wird der zunehmende Mangel an Wohnraum, der vor allem die Großstädte betrifft, etwas ausgeglichen.

Im gesamten Reich arbeiten Vereine für Kleinwohnungswesen, denn kleine Wohnungen sind wegen ihres relativ geringen Mietzinses auch bei Familien besonders begehrt. Die Vereine, die sich vor allem als Förderer des gemeinnützigen Bauens verstehen, machen Vorschläge, wie der vorauszusehenden akuten Wohnungsnot nach dem Krieg zumindest kurzfristig gegengesteuert werden kann, indem z. B. Läden in Kleinwohnungen umgewandelt werden. Nach Angaben des Statistischen Amtes in Berlin ist durch den Krieg ein Fehlbestand von etwa 200 000 Wohnungen entstanden. Auf der 20. Hauptversammlung des rheinischen Vereins für Kleinwohnungswesen Ende November wird betont, dass schon jetzt mit den Vorarbeiten zum Bau von Neubauwohnungen begonnen werden müsse, auch wenn sich die Projekte erst nach dem Krieg verwirklichen lassen würden. Unentbehrlich seien dazu private Bauinitiativen. Schon jetzt könne man an die Planung herangehen, auch wenn sie erst nach dem Krieg verwirklicht werden könnte.

Chroniknet