Politik und Gesellschaft 2010:
Es ist einer der entsetzlichsten Naturkatastrophen in der Geschichte des Landes. Ein starkes Beben mit der Stärke 7 auf der Richterskala legt Gebäude und Infrastruktur vor Ort in Schutt und Asche. Der Inselstaat Haiti erleidet am 12.1.2010 einen schrecklichen Verlust: Fast eine halbe Million der Bewohner lassen dabei ihr Leben. Schätzungsweise beläuft sich die Zahl der Opfer auf an die 400.000 Menschen. Zusätzlich müssen 800.000 Bürger aufgrund schwerer Verletzungen medizinisch versorgt werden. Auf viele Überlebende wartet nun eine Mammutaufgabe. Bewohnbare Gebäude sind rar, viele müssen aus Sicherheitsgründen geräumt werden oder existieren schlicht nicht mehr. Fast 1,5 Millionen Einwohner des von der Armut gebeutelten Landes werden durch dieses Naturereignis ihrer Bleibe beraubt und somit obdachlos.
Starke Erschütterungen im Erdreich sind jedoch für die Haitianer keine Seltenheit. Schon oft kam es in auf der Insel zu heftigen Beben. Die Bevölkerung blickt auf eine über 300-jährige Erfahrung mit solchen Katastrophen zurück. Ursache für die rege Aktivität des Bodens ist die pikante Lage Haitis auf zwei aneinander grenzende, tektonischen Platten. Laut offiziellen Messungen beträgt die alljährliche Wanderung der amerikanischen und karibische Erdplatte ungefähr zwei Zentimeter. Der Grenzverlauf gilt als besonders gefährdet. Genau dort befindet sich Port-au-Prince, eine der gigantischsten Metropolen des Inselstaates. Völlig unerwartet trifft die Hauptstadt jedoch das gewaltige Ausmaß der Zerstörung und führt das Land in eine außergewöhnliche Notlage.
Bewältigung der Krise verläuft ohne Plan
![Zerstörungen an der Kreuzung von Rue Pavée und Boulevard Jean-Jacques Dessalines im Zentrum von Port-au-Prince (Blick nach Westen). By UN Photo/Logan Abassi UNDP Global [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons](https://chroniknet.de/extra/wp-content/uploads/2016/07/1200px-Downtown_Port_au_Prince_after_earthquake1-300x200.jpg)
Zerstörungen an der Kreuzung von Rue Pavée und Boulevard Jean-Jacques Dessalines im Zentrum von Port-au-Prince (Blick nach Westen). By UN Photo/Logan Abassi UNDP Global [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons
Das Unglück und sein langer Schatten
![US-Hilfsgüter treffen am Flughafen von Port-au-Prince ein. By Daniel Barker, U.S. Navy (http://www.navy.mil; VIRIN: 100115-N-4774B-445) [Public domain], via Wikimedia Commons](https://chroniknet.de/extra/wp-content/uploads/2016/07/1200px-2010_Haiti_earthquake_relief_efforts_by_the_US_Army-300x218.jpg)
US-Hilfsgüter treffen am Flughafen von Port-au-Prince ein. By Daniel Barker, U.S. Navy (http://www.navy.mil; VIRIN: 100115-N-4774B-445) [Public domain], via Wikimedia Commons
Auf mangelnde Hilfsbereitschaft ist diese negative Entwicklung allerdings nicht zurückzuführen. Ganze zehn Milliarden Euro an Spendengeldern flossen zur Unterstützung Haitis und bleiben bis dato aufgrund interner Rangeleien der Zuständigkeiten auf Seiten der Politik und Behörden nahezu unangetastet. So fußt die bisherigen Beseitigung von Schäden hauptsächlich auf der Arbeit von Konzernen und Nichtregierungsorganisationen, die selbst heute noch fest zum Erscheinungsbild der geschundenen Region zählen. Nicht überall trifft deren Anwesenheit auf Zustimmung und sorgt teils zu großer Verärgerung unter der Bevölkerung wegen der mangelnden Initiative der eigenen Regierung, aber auch aufgrund der offensichtlichen Abhängigkeit von ausländischen Hilfsorganisationen.