Keine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt

Arbeit und Soziales 1983:

Während die bundesdeutsche Wirtschaft 1983 einen leichten konjunkturellen Aufschwung verzeichnen kann, gestaltet sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt noch ungünstiger als im Vorjahr. Die durchschnittliche Arbeitslosenzahl steigt von 1,833 Mio. (1982) auf 2,258 Mio. im laufenden Jahr. Damit klettert die Arbeitslosenquote auf 9,1%.

Die Arbeitslosenzahlen weisen ein starkes Gefälle zwischen dem wirtschaftlich gut entwickelten Süden und dem strukturschwachen Norden der Bundesrepublik Deutschland auf. So liegt die Arbeitslosenquote in Bremen (13,6%) und dem Saarland (12,2%) deutlich höher als in Bayern (6,1%) und Baden-Württemberg (5,3%). Überdurchschnittlich häufig von Arbeitslosigkeit betroffen sind Jugendliche (<!– –>3.2.<!– –>), Ausländer, Frauen und schlecht qualifizierte Arbeitnehmer.

Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen liegt im Jahresdurchschnitt bei 76 000 und ist damit im Vergleich zum Vorjahr (57 799) erstmals wieder leicht gestiegen. Positiv bewertet der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Josef Stingl, auch den drastischen Rückgang der Kurzarbeit. Am Jahresende 1983 beträgt die Zahl der Kurzarbeiter nur noch 514 000 (1982: 1,114 Mio.).

Die Gewerkschaften erhoffen sich vor allem von der Einführung der 35-Stunden-Woche die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Nach ihren Berechnungen könnte eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit die Zahl der Arbeitslosen um rund 1,5 Mio. verringern. Die Bundesanstalt für Arbeit ist skeptisch. Weil die Gewerkschaften auf vollen Lohnausgleich bestehen, rechnet sie mit Rationalisierungsmaßnahmen von Seiten der Arbeitgeber. Die Arbeitgeberverbände lehnen bis in die 90er Jahre die DGB-Forderungen strikt ab. Sie befürchten, dass eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit bei gleichbleibenden Löhnen die Produktivität und Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft gefährden könnte.

Chroniknet