Wohnungsneubau geht zurück

Wohnen und Design 1916:

Im Kriegsjahr 1916 ist die »Wohnungsfrage« weiterhin ungelöst. Es gibt immer noch zu wenige, vor allem aber zu wenige preiswerte Wohnungen. Seit Kriegsbeginn ist der Neubau von Wohnhäusern drastisch zurückgegangen.

In Berlin, der größten deutschen Stadt mit einem Bestand von 602 902 Wohnungen (1916), werden 1916 nur noch 51 neue Wohnungen errichtet, in Hamburg sind es 493 Wohnungen (1913: 8301), in Köln 493 (2579), in Essen 908 (1270).

Schon vor dem Krieg hatte der Bau von Wohnungen mit dem Bevölkerungszuwachs nicht mithalten können: Von 1870/71 bis 1910 stieg die Zahl der Wohnungen von 5,33 auf 6,98 Millionen, die Bevölkerung im gleichen Zeitraum aber von 41,06 auf 64,93 Millionen Menschen.

Andererseits stehen nach wie vor Wohnungen leer. In Berlin sind es 39 863 , in Köln 5339 und in Frankfurt am Main 6039. Es handelt sich dabei vor allem um größere Wohnungen, die infolge der vielen Einberufungen zum Kriegsdienst nur schwer vermietet werden können.

Nach der amtlichen Statistik kommen im Deutschen Reich auf ein Wohnhaus 9,3 Personen und 1,9 Haushalte. In den Großstädten sieht es jedoch anders aus, hier leben die meisten Menschen in »Mietskasernen«.

In Berlin wohnen rund 75% aller Einwohner in großen Wohnblocks mit Wohnungen, von denen meist nur ein oder zwei Räume beheizbar sind.

Chroniknet