Postmoderne gegen Einheitsbauten

Postmoderne gegen Einheitsbauten
Willis Faber and Dumas Hauptniederlassung in Ipswich, Norman Foster und Michael Hopkins. [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

Architektur 1975:

1975 ist das Europäische Jahr des Denkmalschutzes, und diese Rückbesinnung auf die Geschichte macht sich auch in der Neubauarchitektur immer stärker bemerkbar. Für eine der neuen Stilrichtungen wird 1975 der Begriff Postmoderne geprägt. Sie zeichnet sich durch einen spielerischen und ironisierenden Umgang mit Bauformen, durch architekturhistorische Zitate und stilistische Mischformen aus.

Ein Hauptvertreter der Postmoderne ist der US-Amerikaner Robert A.M. Stern, dessen Ehrman House in Armonk, New York, 1975 entsteht. Er setzt auf eine Architektur, die assoziativ arbeitet, die sich mit der Geschichte auseinandersetzt und bewusst vertraute Formen mischt, um ihnen eine neue Bedeutung zu geben.

Für andere Architekten steht zwar ebenfalls die sinnliche Erfahrbarkeit der Gebäude im Vordergrund, sie lassen aber auch die technischen Strukturen sichtbar werden, wie sie u.a. Norman Foster in dem Verwaltungsgebäude der Versicherungsgesellschaft Willis, Faber & Dumas in Ipswich zeigt.

Hier sind durch die Außenwand aus dunklem Sonnenschutzglas Computer und Klimaanlage zu erkennen, der Mechanismus der Rolltreppen wird hinter der transparenten Verkleidung sichtbar. Trotz der Vollverglasung verfügt das Gebäude über eine gute Wärme-Isolierung und genügt damit auch der Forderung nach Energieeinsparung, die in den letzten Jahren in der Architektur immer bedeutsamer geworden ist.

Deutlich wird auch, dass die Architekten immer weniger in Einzelobjekten denken, sondern Neubauten in die Struktur eines Stadtviertels einfügen wollen und beim Entwurf neuer Siedlungen auf Vielfalt bedacht sind. 1975 beginnen Giorgia Benamo und Christian de Portzamparc mit der Realisierung des Wohnkomplexes Rue des Hautes-Formes in Paris. Hier entstehen 209 Wohnungen mit 18 verschiedenen Grundtypen und 100 Varianten. Sie sind auf sechs Gebäude verteilt, die sich um eine urbane Straße mit einem zentralen Platz gruppieren.

Ein variables Konzept liegt auch der Großsiedlung Neue Stadt Dorsten-Wulfen zugrunde, die durch ein flexibles Bausystem rasche An- und Umbauten in den einzelnen Wohnungen ermöglichen soll. Technisch weist die Siedlung jedoch so viele Mängel auf, dass 1986 der Abriss beschlossen wird.

Weit radikaler sind die städtebaulichen Konzeptionen der Luxemburger Rob und Leon Krier. Ihnen geht es darum, den europäischen Städten ihre Geschlossenheit zurückzugeben, die sie vor dem Einsetzen der Industrialisierung besaßen. Dazu werden die zerstörten Stadträume auf dem Papier rekonstruiert, um Neuplanungen zu ermöglichen, die sich der ursprünglichen Struktur anpassen.

Chroniknet