Was geschah im September 1923

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Wetterstationen September 1923

1.9.1923, Samstag

Großbritannien annektiert Südrhodesien (heute Simbabwe) formell als selbstregierende Kronkolonie. Die Britisch-Afrikanische Gesellschaft, die das Gebiet bisher verwaltete, wird entschädigt, behält jedoch die Rechte an den Bodenschätzen. Am 1. Oktober tritt die neue Verfassung in Kraft.

Ein schweres Erdbeben in Japan fordert 143 000 Todesopfer und macht eine halbe Million Menschen obdachlos. Die Städte um Tokio und Jokohama werden weitgehend zerstört. Dem Erdbeben folgen große Brände, die weitere Verheerungen anrichten und erst nach Tagen unter Kontrolle gebracht werden.

Da die griechische Regierung nicht bereit ist, die Verantwortung für die Ermordung der italienischen Grenzkommission an der griechisch-albanischen Grenze zu übernehmen, wird die griechische Insel Korfu von den Italienern besetzt.

2.9.1923, Sonntag

Die sowjetische Regierung beschließt, die 1922 ausgeschriebene Goldanleihe (100 Millionen Rubel) wegen ungenügender Zeichnung in eine Zwangsanleihe umzuwandeln. Außerdem soll die allgemeine Schulpflicht innerhalb der nächsten zehn Jahre eingeführt werden.

In Nürnberg veranstalten die Vaterländischen Verbände mit dem Deutschen Tag (Sedan-Gedenkfeier), die erste Massendemonstration der vereinigten Rechten (rund 100 000 Teilnehmer). Die rechtsradikalen Kampfbünde (u.a. Bund Oberland und die nationalsozialistische Sturmabteilung) gründen den Deutschen Kampfbund, dessen politische Führung Adolf Hitler am 25. September übernimmt.

In seiner Stuttgarter Rede betont Reichskanzler Gustav Stresemann die deutsche Verständigungsbereitschaft gegenüber Frankreich. Die angebotene Garantie der deutschen Wirtschaft sei ein dem Ruhrgebiet gleichwertiges produktives Pfand für die Reparationen.

3.9.1923, Montag

Der Dollarkurs hat einen Stand von 9,7 Millionen Mark (pro US-Dollar) erreicht. Wegen des rapiden Wertverfalls der Mark steigen die Preise im Deutschen Reich fortwährend an. Ein Brot ist derzeit für 900 000 Mark zu haben. Die Reichsbank steigert ständig den Banknotenumlauf.

4.9.1923, Dienstag

Aufgrund des Republikschutzgesetzes vom 21. Juli 1922 wird “Die Rote Fahne”, Zentralorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands, wegen scharfer Angriffe gegen die Reichsregierung in Preußen verboten. Das Verbot gilt für die Dauer von acht Tagen.

5.9.1923, Mittwoch

Das 25-Jährige Regierungsjubiläum der niederländischen Königin Wilhelmina wird in Amsterdam großartig gefeiert. Wilhelmina erhält als Nationalgeschenk des niederländischen Volkes eine goldene Equipage.

Auf der Strecke Hannover- Wunstorf kommt es zu einem schweren Eisenbahnunglück mit 18 Todesopfern.

Reichsfinanzminister Rudolf Hilferding (SPD) wird vom Reichsrat zur Aufnahme eines 1200-Billionen-Mark-Kredits ermächtigt, um die Beschaffung dringend benötigten Brotgetreides zu ermöglichen.

7.9.1923, Freitag

Per Notverordnung ermächtigt Reichspräsident Friedrich Ebert die Reichsregierung, einen Kommissar für die Devisenerfassung mit außerordentlichen Vollmachten zu bestellen. Um die galoppierende Inflation zu bekämpfen, beginnt die Reichsregierung mit einer totalen Devisenbewirtschaftung.

An der Devisenbörse ist der US-Dollar nunmehr mit 53 Millionen Mark notiert.

8.9.1923, Samstag

Ein Schnellzug entgleist in der Nähe der sowjetischen Stadt Omsk. Bei dem Unglück kommen 82 Personen ums Leben, 150 werden verletzt.

In Wien beginnen die Weltmeisterschaften im Gewichtheben (bis 9. 9.).

9.9.1923, Sonntag

Den Großen Preis von Italien für Automobile gewinnt der Italiener Carlo Salamano auf Fiat. Das Rennen wird seit 1922 in Monza ausgetragen.

Im Berliner Ufa-Palast hat “Die Flamme”, ein Film von Ernst Lubitsch, Premiere.

Der französische Ministerpräsident Raymond Poincaré lehnt in den Ansprachen, die er anlässlich der Einweihung von Kriegerdenkmälern in Damvillers und Houdainville hält, jedes Zugeständnis an das Deutsche Reich bezüglich der Reparationsfrage und der Ruhrbesetzung ab.

In Dresden versammeln sich etwa 8000 Mann der kommunistischen und sozialdemokratischen “Abwehrorganisationen” zu einem Generalappell.

10.9.1923, Montag

Sieben Zerstörer der US-amerikanischen Kriegsflotte erleiden vor der kalifornischen Küste auf der Höhe von Santa Barbara wegen dichten Nebels Schiffbruch, wobei 25 der Besatzungsmitglieder umkommen und 18 verletzt werden. Dieser ungewöhnliche Unfall erregt allgemeines Aufsehen.

Einstimmig beschließt die Reichsregierung, die Währungsfrage (Inflation) durch die Einrichtung einer Goldnotenbank, die in enger Verbindung mit der Reichsbank stehen soll, zu lösen. Am 12. September befürwortet der Reichswirtschaftsrat das Projekt einer von der Reichsbank getrennten Geldnotenbank als Zentralinstitut einer neuen Währung.

11.9.1923, Dienstag

Die sozialdemokratische Landesregierung Thüringens wird durch ein von Kommunisten und bürgerlichen Parteien unterstütztes Misstrauensvotum gestürzt.

Reichskanzler Gustav Stresemann nimmt über die Botschafter in Berlin inoffiziellen Kontakt zu den alliierten Regierungen auf, um deren Zugeständnisse im Falle des Abbruchs des passiven Widerstands zu sondieren. Vergeblich bemüht sich Stresemann, u.a. die Rückkehr der Ausgewiesenen durchzusetzen.

Der deutsche Stahlbund beginnt mit der Einführung von Goldmarkpreisen.

Der Geheimbericht eines sowjetischen Agenten an den sowjetischen Außenminister Georgi W. Tschitscherin wird im “Sozialdemokratischen Parlamentsdienst” veröffentlicht. Darin wird die Kommunistische Partei Deutschlands als anarchisch und unfähig geschildert.

Auf den derzeitigen Stand von 66,2 Millionen Mark ist der Dollarkurs angestiegen. Die Aufwärtsbewegung des Dollarkurses hält an.

12.9.1923, Mittwoch

Seinen Mut zur Unpopularität beweist Reichskanzler Gustav Stresemann mit seiner Rede vor Berliner Pressevertretern. Um die Wirtschaftskrise zu überwinden, seien noch stärkere Eingriffe in “Besitz und Wirtschaft” sowie die Verlängerung der Arbeitszeit notwendig. Außerdem müsse der Ruhrkonflikt beigelegt werden, was bei einer Fortsetzung des passiven Widerstands nicht möglich sei.

Die Händler der Berliner Markthalle tragen der Inflation Rechnung. Erst um 11.30 Uhr, wenn die Kurse der Vorbörse bekannt sind, eröffnen sie ihre Stände. Ein eigens eingerichteter Dienst informiert die Händler halbstündlich über die Kurse, denen die Preise unmittelbar angepaßt werden, so dass eine fünf- bis sechsmalige Preisänderung pro Tag keine Seltenheit ist.

In Bulgarien brechen kommunistische Unruhen aus, die nach ungefähr einer Woche niedergeschlagen sind. Die Anführer der Erhebung (sog. Septemberaufstand) werden erschossen. Bei dem Kampf mit der überlegenen Armee werden 2000 Kommunisten getötet und 5000 geraten in Gefangenschaft.

General Miguel Primo de Rivera y Orbaneja putscht gegen die parlamentarische Regierung Spaniens, die erst am 4. September neugebildet worden war. Eine der Ursachen für den Putsch ist die Unzufriedenheit der Armee mit der Marokkopolitik der Regierung. Im Einvernehmen mit dem spanischen König Alfons XIII. errichtet Primo de Rivera eine Militärdiktatur.

14.9.1923, Freitag

In seinem veröffentlichten Befehl an die Reichswehr weist Reichswehrminister Otto Geßler alle Gerüchte über Verbindungen der Reichswehr mit verfassungsfeindlichen Organisationen der Rechten zurück. Derartige Verbindungen seien längst durch klare Befehle verboten. Geßler droht die entschlossene Abwehr aller Umsturzversuche an.

Ein Brot kostet in Berlin zur Zeit 4,5 Millionen Mark. Die Berliner Straßenbahnen kann man für 600 000 Mark (einfache Fahrt) oder 700 000 Mark (Umsteigetarif) benutzen.

Boxweltmeister Jack Dempsey (USA) besiegt den Argentinier Luis Angel Firpo durch K. o. in der zweiten Runde. Über 80 000 Zuschauer verfolgen in den Polo Grounds von New York diesen äußerst dramatischen Kampf.

15.9.1923, Samstag

In der Sowjetunion kommt es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen dem Heiligen Synod, der regierungsfreundlichen neuen Kirchenverwaltung, und den Anhängern des Patriarchen Tichon, die der Regierung kritisch gegenüberstehen. Gottesdienste und Prozessionen der an Tichon orientierten Russisch-Orthodoxen werden gestört.

Der Terror des Ku-Klux-Klans (gegen religiöse und rassische Minderheiten – Katholiken, Juden, Schwarze, Iren – gerichteter Geheimbund weißer Farmer im Süden und Mittleren Westen der USA) nimmt derartig zu, dass in Oklahoma das Kriegsrecht ausgerufen wird.

Die bayrische Regierung warnt die Reichsregierung vor dem Abbruch des passiven Widerstands, den man in Bayern als “zweites Versailles” und als eine “Auflösung des Reichs” auffassen werde. Eine solche Kapitulation gegenüber Frankreich” lasse schwere innenpolitische Auseinandersetzungen befürchten.

Hugo Stinnes, Reichstagsabgeordneter der Deutschen Volkspartei und einflussreicher Großindustrieller, informiert den US-amerikanischen Botschafter in Berlin, Alanson B. Houghton, über die Hintergründe einer “in zwei bis drei Wochen” bevorstehenden politischen Umwälzung im Deutschen Reich. Ausführlich erläutert Stimmes die Pläne für eine Rechtsdiktatur.

16.9.1923, Sonntag

Das größte Stadion Europas wird in Köln-Müngersdorf eingeweiht. Die Großkampfbahn für 80 000 Zuschauer ist Teil eines großzügigen Sportparks, zu dem ferner zwei kleinere Stadien für Fußball und Leichtathletik, eine Radrennbahn, ein Schwimmbecken und Tennisplätze gehören.

Empört reagiert die Bevölkerung auf die in Aachen unter dem Schutz der Besatzung veranstalteten Separatistenversammlungen.

17.9.1923, Montag

Italien setzt in Fiume (heute Rijeka) einen Militärgouverneur ein. Auf Fiume, das 1920 Freistaat wurde, erheben sowohl Italien als auch das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (heute Jugoslawien) Anspruch.

Während des Besuchs des österreichischen Bundeskanzlers Ignaz Seipel in Warschau (17. 9.-20. 9.) wird der Entwurf eines österreichisch-polnischen Schiedsgerichtsvertrags vereinbart. Die polnische Presse begrüßt ausdrücklich den Besuch des österreichischen Bundeskanzlers.

Der Dollarkurs ist auf 200 Millionen Mark gestiegen. Eine Goldmark entspricht 50 Millionen Papiermark.

18.9.1923, Dienstag

Das Reichsfinanzministerium hat einen Entwurf für die geplante Währungsreform zur Schaffung eines wertbeständigen Zahlungsmittels erarbeitet. Von einer zu gründenden Bank soll ein neues gesetzliches Zahlungsmittel ausgegeben werden, das zu einem festgesetzten Einheitskurs gegen die Papiermark einlösbar ist.

Auf einer Versammlung des Bayerischen Bauernbundes in Tuntenhausen äußert der bayerische Ministerpräsident Eugen Ritter von Knilling “ernste Bedenken” gegen die Reichsregierung besonders wegen ihres “sozialistische[n] Einschlag[s]”. Für die Reichsregierung sind die Ausführungen von Knillings alarmierend, weil er die Möglichkeit einer süddeutschen Separation im Falle der Aufgabe des passiven Widerstands im Ruhrgebiet andeutet.

Ein bis zum 26. September andauernder Druckerstreik in New York verhindert das Erscheinen der Zeitungen.

19.9.1923, Mittwoch

Ernst Tollers “Der deutsche Hinkemann” (seit 1924 “Hinkemann”), eine Tragödie in drei Akten, wird im Alten Theater in Leipzig uraufgeführt.

Die seit dem 3. September in Genf tagende vierte Völkerbundsversammlung (bis 29. 9.) verzichtet auf Drängen Frankreichs darauf, die Reparationsfrage zu behandeln.

Stanley Baldwin, britischer Premierminister, trifft in Paris mit dem französischen Ministerpräsidenten Raymond Poincaré zusammen, um das weitere Vorgehen der Alliierten gegenüber dem Deutschen Reich zu erörtern. Poincaré ist nicht zu Zugeständnissen bereit.

Generalfeldmarschall Paul von HIndenburg, der sich aus Urlaubsgründen in Bayern aufhält, warnt Hermann Bauer, den Präsidenten der Vereinigung der Vaterländischen Verbände Bayerns, mit großer Eindringlichkeit vor bayrischen separatistischen Bestrebungen.

Scharfen Einspruch gegen den außenpolitischen Kurs von Reichskanzler Gustav Stresemann, der die Aufgabe des passiven Widerstands anstrebt, erheben die in Berlin versammelten deutschnationalen Fraktionen des Reichstags, des preußischen und des bayerischen Landtags.

20.9.1923, Donnerstag

Zur Zeit hat der Dollarkurs eine fallende Tendenz, die sich aber als vorübergehend erweisen wird. Der US-Dollar ist derzeit mit 182 Millionen Mark notiert.

21.9.1923, Freitag

Die Rheinlandkommission beginnt im besetzten Rheingebiet mit der Ausgabe von Notgeld.

Innerhalb der nächsten fünf Jahre will der Wiener Stadtsenat Gemeindebauten mit insgesamt 25 000 Wohnungen errichten lassen.

22.9.1923, Samstag

George Brittings Komödie “Die Stubenfliege” wird im Münchner Residenztheater uraufgeführt.

In Dresden brechen Unruhen aus, in deren Verlauf es zu Schusswechseln zwischen bewaffneten Kommunisten und der Polizei kommt.

Wegen umlaufender Putschgerüchte lässt die Reichsregierung verlautbaren, “dass gegenüber jedem Versuch, die Staatsgewalt zu erschüttern, von welcher Seite er auch kommen mag”, die ihm zur Verfügung stehenden Machtmittel (Reichswehr) eingesetzt würden.

23.9.1923, Sonntag

Kurz nach dem Start zur internationalen Freiballonwettfahrt (Gordon-Bennett-Preis) in Brüssel geraten die Ballons in ein heftiges Gewitter. Der spanische, schweizerische und US-amerikanische Ballon werden vom Blitz getroffen, brennen aus und stürzen ab. Nur einer der sechs Piloten dieser Ballons überlebt.

In der Inszenierung von Leopold Jessner wird die Tragödie “Überteufel” von Hermann Essig an der Jungen Bühne in Berlin uraufgeführt. Agnes Straub spielt die Hauptrolle.

In Hamburg findet ein zweistündiger Generalstreik statt.

Die krisenhafte Lage des Deutschen Reichs spitzt sich zu. Blutige Zusammenstöße zwischen den bewaffneten Verbänden der Rechts- und Linksradikalen sind an der Tagesordnung, so z. B. in Oberbayern zwischen nationalistischen Kampfverbänden und kommunistischen Hundertschaften.

In Köln, Aachen, Trier und Wiesbaden sorgen Demonstrationen der Rheinland-Separatisten für erhebliche Unruhe in der Bevölkerung.

24.9.1923, Montag

Reichskanzler Gustav Stresemann verhandelt mit den Führern der fünf großen Parteien (SPD, DDP, DVP, Zentrum, DNVP) und Vertretern der besetzten Gebiete über den Abbruch des passiven Widerstands, der, so der Kanzler, angesichts der finanziellen Misere des Deutschen Reichs keinen Aufschub mehr dulde. Dem stimmen alle Parteien außer der DNVP zu.

Ein Liter Vollmilch kostet in Berlin zur Zeit 7,6 Millionen Mark. Für ein Brot müssen die Berliner 10,37 Millionen Mark zahlen und ein kg Kartoffeln geht für 1,24 Millionen Mark über den Ladentisch; Fleisch ist kaum erschwinglich, ein kg Rindfleisch kostet 76 Millionen Mark.

In der Berliner Alhambra wird der Tonfilm “Das Leben auf dem Dorfe” uraufgeführt und ist wochenland ausverkauft. Das von den Ingenieuren Hans Vogt, Joseph Massolle und Jo Beneict Engl entwickelte Lichttonverfahren (Triergon) setzt sich aber erst nach einigen Jahren zunächst in den USA durch.

25.9.1923, Dienstag

Umfangreiche staatliche Mittel stellt die preußische Regierung für eine Volksspeisungsaktion bereit.

Die Regierungschefs der Länder akzeptieren die Notwendigkeit, die bisherige Widerstandspolitik in den besetzten Gebieten abzubrechen. Die Reichsregierung fasst einstimmig den entsprechenden Beschluss.

26.9.1923, Mittwoch

In einem Aufruf an das deutsche Volk teilen Reichspräsident Friedrich Ebert und die Reichsregierung den Abbruch des passiven Widerstands mit.

Da sie Ausschreitungen wegen der Aufgabe des passiven Widerstands befürchtet, erklärt die bayrische Regierung den Ausnahmezustand und ernennt den ehemaligen Ministerpräsidenten Gustav Ritter von Kahr zum Generalstaatskommissar, auf den die gesamte vollziehende Gewalt übergeht. Daraufhin überträgt Reichspräsident Friedrich Ebert Reichswehrminister Otto Geßler vorübergehend die vollziehende Gewalt und erklärt den Ausnahmezustand für das gesamte Deutsche Reich.

27.9.1923, Donnerstag

Im Berliner Marmorhaus wird der Film “Mutter, Dein Kind ruft” uraufgeführt. Es handelt sich um eine Verfilmung der Novelle “Das brennende Geheimnis” von Stefan Zweig.

Der am Vortag ernannte bayrische Generalstaatskommissar Gustav Ritter von Kahr verbietet 14 geplante Kundgebungen der Nationalsozialisten, was bei diesen große Empörung hervorruft.

Die Maßnahmen für den passiven Widerstand werden außer Kraft gesetzt. Am folgenden Tag werden die Reparationslieferungen an Frankreich und Belgien wieder aufgenommen.

28.9.1923, Freitag

Reichswehrminister Otto Geßler verbietet Druck und Vertrieb des “Völkischen Beobachters” wegen eines Reichskanzler Gustav Stresemann und den Chef der Heeresleitung, Hans von Seeckt, schwer verunglimpfenden Artikels. Das Verbot löst einen schweren Konflikt zwischen Bayern und dem Reich aus.

Bei der Eröffnung der Automobilausstellung in Berlin (bis 7. 10.) wird u.a. das Stromlinienauto vorgestellt.

29.9.1923, Samstag

Der bayrische Generalstaatskommissar Gustav Ritter von Kahr lässt den Vollzug des Republikschutzgesetzes (21. 7. 1922) in Bayern einstellen.

Hugo Stinnes, Großindustrieller und Reichstagsabgeordneter der DVP, fordert die Reichsregierung im Namen der Schwerindustrie auf, den Achtstundentag aufzuheben und ein Streikverbot für lebenswichtige Betriebe zu erlassen.

Die letzte Postkutsche wird in Hannover aus dem Verkehr gezogen.

30.9.1923, Sonntag

In Düsseldorf kommt es zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen den etwa 20 000 demonstrierenden Separatisten und der Polizei, wobei 17 Personen getötet werden.

Die deutschen Bischöfe verurteilen in einem in allen katholischen Kirchen verlesenen Hirtenbrief den Nationalismus und rufen zur Völkerverständigung auf.

Im vergangenen Monat hatte der Dollarkurs einen Durchschnittsstand von 98,8 Millionen Mark.

Chroniknet