Was geschah im Dezember 1929

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Wetterstationen Dezember 1929

1.12.1929, Sonntag

Charles Bathurst Bledisloe wird als Nachfolger von Charles Fergusson britischer Generalgouverneur in Neuseeland, das den Status eines Dominions innerhalb des britischen Commonwealth hat.

Auf einer deutsch-französischen Friedenskundgebung im Pariser Vorort Champigny sprechen u.a. der Präsident der Internationalen Arbeitsorganisation, Albert Thomas, der französische Sozialist Léon Blum und der SPD-Fraktionsvorsitzende im Reichstag, Otto Wels.

2.12.1929, Montag

Der bayerische Ministerpräsident Heinrich Held (BVP) distanziert sich in einer Rede beim Stiftungsfest des Katholischen Kasinos in Freising entschieden vom politischen Terror der Deutschnationalen und der Nationalsozialisten.

General Paul von Lettow-Vorbeck, von 1914 bis zum Ende des Weltkriegs Chef der Schutztruppe von Deutsch-Ostafrika, nimmt als Ehrengast am Festessen des britischen Ostafrika-Expeditionskorps in London teil.

Der Reichsverband der deutschen Industrie fordert in einer Denkschrift die Verbesserung der Bedingungen für eine stärkere Eigenkapitalbildung im Reich.

3.12.1929, Dienstag

Drei Reichstagsabgeordnete der rechtsgerichteten Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) treten nach einer Ausschlussdrohung durch den DNVP-Vorsitzenden Alfred Hugenberg freiwillig aus der Partei aus. Weitere Abgeordnete schließen sich ihnen an.

4.12.1929, Mittwoch

Eine dramatisierte Fassung des Jugendromans “Winnetou” von Karl May wird als Weihnachtsmärchen im Theater an der Königgrätzer Straße in Berlin uraufgeführt.

Der belgische Ministerpräsident Henri Jaspar bildet eine neue Regierung in der gleichen Zusammensetzung wie die am 26. November zurückgetretene. Der Streit um die Flamisierung der Universität Gent, der zu einer Krise zwischen den Parteien der Regierungskoalition geführt hatte, ist damit abgeschlossen.

Reichskanzler Hermann Müller (SPD) informiert bei einer Zusammenkunft mit den Reichsministern Julius Curtius (DVP), Paul Moldenhauer (DVP), Rudolf Hilferding (SPD) und Joseph Wirth (Zentrum) sowie Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht über die akute Finanzkrise im Reich, die einen Überbrückungskredit unumgänglich mache.

Ein von der Reichsregierung ausgearbeiteter Gesetzentwurf für ein neues Gesetz zum Schutz der Republik wird im Reichstag in Berlin in erster Lesung behandelt. Die Sitzung muss wegen Störung sechsmal unterbrochen werden. Der Entwurf wird an den Strafrechtsausschuss überwiesen.

5.12.1929, Donnerstag

König Viktor Emanuel III. von Italien stattet Papst Pius XI. im Vatikan einen Besuch ab.

Der zweite Vorsitzende des Reichsverbandes der deutschen Industrie, Abraham Frowein-Elberfeld, tritt aus Protest gegen die Politik des Parteivorsitzenden Alfred Hugenberg aus der DNVP aus.

Die Reichstagsfraktion der katholischen Zentrumspartei wählt Heinrich Brüning zu ihrem Vorsitzenden.

Das Zentralexekutivkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion genehmigt die Aufnahme der neugegründeten Sowjetrepublik Tadschikistan in die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR).

6.12.1929, Freitag

Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht veröffentlicht ein Memorandum zum Youngplan. Er greift darin ausländische Mächte, aber auch die deutsche Reichsregierung scharf an.

Die Notgemeinschaft des deutschen Schrifttums e. V., die am 1. Januar 1930 ihre Arbeit aufnimmt, fordert in einem Aufruf, der in Zeitungen und Zeitschriften verbreitet wird, zu Spenden zugunsten von Schriftstellern auf, die sich in wirtschaftlicher Bedrängnis befinden.

Das “Capriccio für Klavier und Orchester” von Igor Strawinsky wird im Pariser Salle Pleyel uraufgeführt. Der Komponist spielt selbst den Solopart.

7.12.1929, Samstag

Der Lügner und die Nonne”, eine Komödie von Curt Goetz, wird am Hamburger Thalia-Theater uraufgeführt.

In Aix-les-Bains findet die Hochzeit von Sultan Sir Mohammed Shah, dem dritten Aga Khan, mit der Französisin Andrée Carron statt. Der Aga Khan ist das geistliche Oberhaupt der moslemischen Sekte der Hodschas.

Der bisherige tschechoslowakische Ministerpräsident Franz Urzdal, der sich seit den Parlamentswahlen am 4. November um eine Regierungsneubildung bemüht hat, präsentiert sein neues Kabinett, dem Vertreter der tschechischen und deutschen Linksparteien sowie der bürgerlichen Mitte angehören.

Im österreichischen Nationalrat wird die Änderung der Verfassung, mit der die Stellung des Bundespräsidenten auf Kosten des Parlaments gestärkt wird, verabschiedet.

Die Reichsregierung wertet die Veröffentlichung des Schacht-Memorandums gegen den Youngplan vom Vortag als Angriff auf die Staatsautorität.

8.12.1929, Sonntag

Bei den Gemeindewahlen in Bayern erzielen die Nationalsozialisten starke Gewinne, meist auf Kosten der liberalen Parteien.

Die Nationalsozialisten erhalten durch das Ergebnis der Landtagswahlen in Thüringen eine Schlüsselrolle.

9.12.1929, Montag

Der päpstliche Nuntius in Berlin, Eugenio Pacelli, stattet Reichspräsident Paul von Hindenburg vor seiner Rückkehr nach Rom einen Abschiedsbesuch ab.

Die USA, die sich bisher vom Völkerbund und anderen staatenübergreifenden Organisationen ferngehalten haben, treten dem Internationalen Gerichtshof in Genf bei.

10.12.1929, Dienstag

In Bukarest dringen Studenten in das Gebäude der dort ansässigen Freimaurerloge ein, demolieren die Einrichtung und zerstören das Archiv.

Die Verleihung der Nobelpreise für das Jahr 1929 findet in Stockholm und Oslo statt. Die Auszeichnung in der Sparte Literatur geht an den deutschen Schriftsteller Thomas Mann.

Bei einem Eisenbahnunglück in der Nähe der belgischen Stadt Namur kommen 17 Menschen ums Leben, 60 Personen werden z.T. schwer verletzt.

Die Bezeichnung “Interessengemeinschaft” (I.G.) wird als Bestandteil des Namens I.G. Farbenindustrie AG gesetzlich geschützt. Anderen Firmen wird verboten, dieses Kürzel in ihrem Namen zu benutzen.

Der österreichische Bundesrat in Wien, die Vertretung der Bundesländer, billigt die am 7. Dezember vom Nationalrat angenommene Verfassungsreform.

Der Staatsgerichtshof in Leipzig entscheidet, dass die in Bayern vorgenommenen Verleihungen von Ehrentiteln nicht mit der Weimarer Verfassung in Einklang stehen. Preußen hatte deswegen gegen Bayern Klage erhoben.

11.12.1929, Mittwoch

Der Reichstag in Berlin nimmt einen Gesetzentwurf an, der die Ladenschlusszeit für den Heiligen Abend auf 17 Uhr festlegt.

12.12.1929, Donnerstag

Im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin wird das Stück “Die Gartenlaube” von Hermann Ungar uraufgeführt.

Bei einer Zuchthausrevolte in Auburn (US-Bundesstaat New York) kommen acht Menschen ums Leben.

Das Direktorium der Bank von England beschließt in London, in Reaktion auf den Börsenkrach in New York am 25. Oktober den Diskontsatz von 5,5 auf 5% zu senken. Die schwedische Reichsbank schließt sich an.

Der schweizerische Bundesrat in Bern wählt turnusgemäß den katholisch-konservativen Bundesrat Jean Marie Musy zum Bundespräsidenten für das Jahr 1930.

Die letzten britischen Soldaten ziehen aus Wiesbaden ab. Damit sind – nach der Räumung der Koblenzer Zone – lediglich noch französische Truppen auf deutschem Reichsgebiet (in der Mainzer Rheinlandzone) stationiert.

Die DNVP-Fraktion im Reichstag wählt Ernst Oberfohren als Nachfolger des zurückgetretenen Kuno Graf von Westarp zu ihrem Fraktionsvorsitzenden.

Die zwölf bisher aus der DNVP-Fraktion ausgeschiedenen Reichstagsabgeordneten konstituieren sich als Deutschnationale Arbeitsgemeinschaft. Sie wählen Gottlieb Reinhold Treviranus zu ihrem geschäftsführenden Vorsitzenden.

13.12.1929, Freitag

Die kommunistische Fraktion wird von der Sitzung der tschechoslowakischen Abgeordnetenkammer in Prag ausgeschlossen, nachdem sie wiederholt Ministerpräsident Franz Urzdal bei seiner Regierungserklärung durch lärmende Kundgebungen gestört hat.

14.12.1929, Samstag

Der neue US-amerikanische Botschafter in Paris, Walter Edge, überreicht dem französischen Außenminister Aristide Briand sein Beglaubigungsschreiben.

Der Zentralvorstand der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei (DVP) wählt Ernst Scholz zum Parteivorsitzenden. Der Posten ist seit dem Tod von Gustav Stresemann vakant.

Die Christlich-Nationale Arbeitsgemeinschaft im Reichstag konstituiert sich aus der am 12. Dezember gebildeten Deutschnationalen Arbeitsgemeinschaft und ehemaligen Abgeordneten der Christlichnationalen Bauernpartei und der Landvolkpartei, die ebenfalls ihre Fraktionen verlassen haben. Die neugegründete Christlich-Nationale Arbeitsgemeinschaft hat 21 Mitglieder.

Der Reichstag spricht der Reichsregierung mit 222 Ja-Stimmen gegen 156 Nein-Stimmen und 22 Enthaltungen das Vertrauen aus, doch mehrere Abgeordnete der Regierungsparteien enthalten sich, stimmen mit Nein oder bleiben der Abstimmung fern.

15.12.1929, Sonntag

Alexander Zaimis wird als Nachfolger von Pavlos Konduriotis Präsident von Griechenland. Konduriotis hatte seinen Rücktritt am 10. Dezember mit seiner angeschlagenen Gesundheit begründet, Gerüchten zufolge soll er jedoch Meinungsverschiedenheiten mit Ministerpräsident Eleftherios Wenizelos gehabt haben.

16.12.1929, Montag

Willy Fritsch und Dita Parlo spielen die Hauptrollen in dem Tonfilm “Melodie des Herzens”, der im Ufa-Palast am Zoo in Berlin uraufgeführt wird.

Der frühere päpstliche Nuntius in Berlin, Eugenio Pacelli wird von Papst Pius XI. zusammen mit fünf weiteren Geistlichen zum Kardinal ernannt.

Der neue italienische Botschafter in Berlin, Luca Orsini-Baroni, überreicht Reichspräsident Paul von Hindenburg sein Beglaubigungsschreiben.

17.12.1929, Dienstag

Konrad Adenauer (Zentrum) wird mit 48 gegen 47 Stimmen von der Kölner Stadtverordnetenversammlung als Oberbürgermeister bestätigt.

Die Stadt Dresden und ein Bankenkonsortium schließen ein Abkommen, mit dem der Stadt ein kurzfristiger Kredit von 7,5 Millionen Reichsmark gewährt wird, damit sie ihre zum Jahresende fälligen Zahlungen leisten kann.

18.12.1929, Mittwoch

Der französische Ministerpräsident André Tardieu nimmt vor der Abgeordnetenkammer in Paris Stellung zur geplanten Seeabrüstungskonferenz. Seiner Ansicht nach habe die Konferenz lediglich in Grundsatzfragen Entscheidungen zu treffen und sollte keine genauen Obergrenzen für die Seerüstung festlegen.

Die britischen Liberalen wählen Ramsay Muir als Nachfolger von Herbert Samuel zu ihrem Parteivorsitzenden.

Der Nationalrat in Wien nimmt mit der Mehrheit der sozialistischen und großdeutschen Stimmen eine Entschließung an, mit der die österreichische Regierung dazu aufgefordert wird, das dort gültige Ehescheidungsrecht an das reichsdeutsche anzupassen.

Im Berliner Reichstag gibt es eine breite Mehrheit für die Änderung des Diätengesetzes, die es dem Reichstagspräsidenten erlaubt, Abgeordneten, die gegen die Geschäftsordnung des Parlaments verstoßen, die Diäten zu entziehen.

19.12.1929, Donnerstag

Die Nacht gehört uns”, ein Tonfilm mit Hans Albers und Charlotte Ander, läuft im Capitol in Berlin an.

Luigi Centoz wird als Nachfolger von Eugenio Pacelli päpstlicher Nuntius in Berlin.

Der britische Premierminister James Ramsey MacDonald und Schatzkanzler Philip Snowden werden in der Londoner Guildhall zu Ehrenbürgern der Stadt London ernannt.

Der britische Premierminister James Ramsey MacDonald gibt im Unterhaus in London bekannt, dass König Georg V. am 21. Januar 1930 im Sitzungssaal des Oberhauses die internationale Flottenkonferenz eröffnen wird.

Großbritannien und das Deutsche Reich schließen ein Liquidationsabkommen.

Der Rat der Stadt Dresden beschließt angesichts der akuten finanziellen Schwierigkeiten, künftig zur Finanzierung langfristiger Ausgaben keine kurzfristigen Kredite mehr aufzunehmen und sich in der Zeit vom 1. Dezember 1929 (rückwirkend) bis zum 31. März 1931 jeglicher außerordentlichen Ausgaben zu enthalten.

Die nationalsozialistische Fraktion in der Berliner Stadtverordnetenversammlung wählt “Gauleiter” Joseph Goebbels zu ihrem Vorsitzenden.

In einer von der Deutschnationalen Volkspartei (DVNP) gegen den preußischen Staat eingeleiteten Klage entscheidet der Staatsgerichtshof in Leipzig, dass die Teilnahme am Volksbegehren zum “Versklavungsgesetz” mit der Freiheit der politischen Gesinnung von Beamten vereinbar sei. Die preußische Staatsregierung hatte ihren Beamten die Teilnahme am Volksbegehren ursprünglich untersagt.

Ein deutsches Bankenkonsortium unter der Führung der Reichsbank und die Reichsregierung einigen sich auf die Gewährung eines Überbrückungskredits für das Reich unter der Bedingung, dass ein Tilgungsfonds zur Erledigung der schwebenden Reichsschulden eingerichtet wird.

20.12.1929, Freitag

Die belgische Abgeordnetenkammer in Brüssel nimmt mit 91 gegen 5 Stimmen bei 69 Enthaltungen den Gesetzentwurf zur Flamisierung der Universität Gent an.

Als Nachtrag zur Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen tauschen die britische und die sowjetische Regierung Noten aus, in denen sie auf Propaganda im jeweils anderen Land verzichten.

In Berlin und Köln finden Demonstrationen von Arbeitslosen statt.

Die Reichshauptstadt Berlin wird wegen akuter finanzieller Probleme unter Staatsaufsicht gestellt.

Reichsfinanzminister Rudolf Hilferding (SPD) muss nach geheimen Verhandlungen seines Staatssekretärs Johannes Popitz mit einer US-Bank über einen Überbrückungskredit zurücktreten. Popitz wird in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.

21.12.1929, Samstag

Der 50. Geburtstag des KPdSU-Chef Josef W. Stalin wird in der Sowjetunion festlich begangen.

Der Reichstag in Berlin verabschiedet das von der Regierung ausgearbeitete Sofortprogramm zur Beilegung der Finanzkrise.

22.12.1929, Sonntag

Der Reichsrat, die Vertretung der Länder, nimmt in Berlin das Sofortprogramm der Reichsregierung zur Beilegung der akuten Finanzkrise an, das zuvor bereits vom Reichstag gebilligt worden ist.

Der von den Rechtsparteien und -verbänden eingeleitete Volksentscheid über den Entwurf eines “Gesetzes gegen die Versklavung des deutschen Volkes” (auch: “Freiheitsgesetz” oder Anti-Youngplan-Gesetz) verfehlt die erforderliche Stimmenzahl weit.

Die Auseinandersetzung zwischen China und der Sowjetunion um die Ostbahn wird mit der Unterzeichnung des Protokolls von Chaborowsk beigelegt. Die diplomatischen Beziehungen werden wieder aufgenommen.

23.12.1929, Montag

Etwa 300 Menschen finden den Tod, als ein chinesischer Dampfer kurz nach Auslaufen aus dem Hafen Swabue in der südchinesischen Provinz Kwangtung in einen Sturm gerät und untergeht.

Reichspräsident Paul von Hindenburg ernennt den bisherigen Reichswirtschaftsminister Paul Moldenhauer (DVP) zum Reichsfinanzminister. Neuer Reichswirtschaftsminister wird Robert Schmidt (SPD).

Ein Revolverattentat auf den argentinischen Präsidenten Hippolite Irigoyen in Buenos Aires ist erfolglos.

Im Vatikan wird der bevorstehende Rücktritt von Generalstaatssekretär Pietro Gasparri bekannt. Als sein Nachfolger ist Kardinal Eugenio Pacelli im Gespräch. Tatsächlich erfolgt seine Ernennung 1930.

Am Heiligen Abend, während sich US-Präsident Herbert Hoover gerade bei einer Weihnachtsbescherung für Kinder befindet, bricht im Weißen Haus in Washington ein Feuer aus, das erst nach vier Stunden gelöscht werden kann. Der Sachschaden wird auf umgerechnet etwa 400 Millionen Reichsmark geschätzt.

25.12.1929, Mittwoch

Das Weihnachtsprogramm des Senders Königs Wusterhausen wird für die Deutschamerikaner über eine US-amerikanische Radiokette in den USA ausgestrahlt.

Papst Pius XI. richtet in einer Ansprache im Vatikan Vorwürfe gegen den italienischen Ministerpräsidenten und Duce Benito Mussolini: Die katholische Presse werde schlecht behandelt, und es habe einige “unehrerbietige Veröffentlichungen”, die den Heiligen Stuhl verletzten, gegeben.

26.12.1929, Donnerstag

Der frühere österreichische Bundeskanzler Ignaz Seipel kehrt in die aktive Politik zurück. Er hält im Katholischen Volksverein in Laxenburg einen Vortrag zum Thema “Wert und Pflicht der Arbeit am Volke”. Anfang 1930 wird er wieder den Parteivorsitz bei der Christlich Sozialen Partei übernehmen.

27.12.1929, Freitag

Der US-amerikanische Botschafter in Berlin, Jacob Gould Schurman, bestätigt, dass US-Präsident Herbert Hoover sein bereits im September eingereichtes Abschiedsgesuch angenommen hat. Über die Nachfolge ist noch nicht entschieden.

Im Verlauf einer hitzigen politischen Auseinandersetzung im Parlament von Rio de Janeiro wird ein Abgeordneter erschossen. Wegen der Erregung der Bevölkerung riegelt die Polizei die Deputiertenkammer ab, um eine weitere Ausbreitung der Unruhen zu verhindern.

28.12.1929, Samstag

Das Deutsche Reich und die Vereinigten Staaten schließen ein Liquidationsabkommen.

Die Vertreter des Christlichen Volksdienstes und der Christlich Sozialen Vereinigung im Reichstag schließen sich unter dem Namen “Christlichsozialer Volksdienst” zusammen.

29.12.1929, Sonntag

Der indische Nationalkongress, der in Lahore tagt, beschließt eine Kampagne des zivilen Ungehorsams gegenüber den britischen Kolonialbehörden, um auf diese Weise die staatliche Selbständigkeit Indiens durchzusetzen. Mit der Durchführung der Kampagne wird Mohandas Karamchand (Mahatma) Gandhi betraut.

Kasimir Bartel, bereits von 1928 bis zum 12. April 1929 polnischer Ministerpräsident, übernimmt wieder dieses Amt. Sein Vorgänger, Kasimir Switalski, war am 7. Dezember zurückgetreten, nachdem ihm der am 5. Dezember wiedereröffnete Sejm mit 246 gegen 120 Stimmen das Misstrauen ausgesprochen hatte. Starker Mann im Hintergrund bleibt Kriegsminister Jósef Klemens Pilsudski.

Der deutsche Automobilkonstrukteur und Industrielle Wilhelm Maybach, der eng mit Gottlieb Daimler zusammengearbeitet hat, stirbt im Alter von 83 Jahren in Stuttgart.

30.12.1929, Montag

Der proletarische Film “Mutter Krausens Fahrt ins Glück” von Piel Jutzi wird in Berlin uraufgeführt.

31.12.1929, Dienstag

Das Deutsche Reich und Frankreich schließen in Vollzug des Youngplans ein Liquidationsabkommen.

Chroniknet