Was geschah im Mai 1924

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Wetterstationen Mai 1924

1.5.1924, Donnerstag

In Albanien wachsen die Spannungen zwischen der moslemisch-konservativen Regierung und der Opposition, die der griechisch-orthodoxe Metropolit Fan S. Noli anführt. Es kommt zu Massendemonstrationen gegen Achmed Zogu, den Führer der moslemischen Kräfte, die sich Ende Mai zu einem Aufstand ausweiten.

In Spanien, wo seit September 1923 eine Militärdiktatur unter Miguel Primo de Rivera y Orbaneja herrscht, wird eine Regierungspartei (Union patriotica) geschaffen. Den anderen Parteien wird jegliche Agitation untersagt.

Bei Kanton in China wird die mit sowjetischer Hilfe aufgebaute Whampoa-Militärakademie eröffnet. Erster Rektor ist Chiang Kai-shek. In der Akademie will die von Sun Yat-sen geführte Kuomintang (Nationale Volkspartei) Kader für ihre Revolutionsarmee ausbilden.

Der Deutsche Industrie- und Handelstag und der Industrieraadet in Kopenhagen schließen ein Abkommen, wonach Streitigkeiten im deutsch-dänischen Handelsverkehr durch eine sog. Handelseinigungsstelle geschlichtet werden sollen.

Im Marmorhaus Berlin wird der Film “Za la mort – Erlebnisse einer schönen Frau” uraufgeführt. Emilio Ghione ist Regisseur, Autor und Hauptdarsteller. Fern Andra spielt die raffinierte Frau.

Erstmals erscheint das “Gewerkschafts-Archiv”. Karl Zwing gibt diese Monatsschrift für Theorie und Praxis der Gewerkschaftsbewegung heraus.

2.5.1924, Freitag

Kasimir S. Malewitsch, sowjetischer Maler und Kunsttheoretiker, veröffentlicht ein “Suprematistisches Manifest”. Darin propagiert er die gegenstandslose Kunst. Er definiert als Suprematismus einen Stil, der nur mit elementaren geometrischen Grundformen arbeitet.

In Hamburg nimmt die Nordische Rundfunk AG (Norag) den Sendebetrieb auf. Wenig später beginnen auch die Süddeutsche Rundfunk AG (Sürag) in Stuttgart und die Schlesische Funkstunde AG in Breslau zu senden. Vor den Reichstagswahlen am 4. Mai gibt es erstmals Wahlsendungen im Radio.

Während der vergangenen Nacht ist in Berlin ein Arbeiter von fünf Nationalsozialisten erschossen worden. Er hatte sie zur Rede gestellt, als sie illegal Wahlkampfzettel klebten.

Im Ruhrbergbau verschärft sich der Tarifkonflikt. 400 000 Bergleute werden ausgesperrt. Die Gewerkschaften kämpfen in erster Linie gegen die Verlängerung der Arbeitszeit. Am 1. Mai war das letzte kurzfristige Überschichtsabkommen zur achten Arbeitsstunde abgelaufen. Nun wollen die Arbeitnehmer wieder zu der seit 1919 geltenden Siebenstunden-Schicht für Arbeit unter Tage zurückkehren.

3.5.1924, Samstag

Schwere deutsch-sowjetische Spannungen sind die Folge einer polizeilichen Durchsuchung der sowjetischen Handelsvertretung in Berlin. Von deutscher Seite wird die Polizeiaktion mit der Fluchthilfe für einen deutschen Untersuchungshäftling durch Angehörige der Vertretung gerechtfertigt.

Im Tarifkonflikt im Ruhrbergbau kommt es zu einem Schiedsspruch, der eine 15%ige Lohnerhöhung und die Verlängerung der seit Ende 1923 geltenden Mehrarbeit, der sog. achten Stunde, für die Arbeit unter Tage vorsieht. Die Bergarbeiterverbände sind gegen die Mehrarbeit und lehnen diesen Schiedsspruch am 16. Mai ab.

4.5.1924, Sonntag

In Paris beginnen die Vorspiele der VIII. Olympischen Sommerspiele mit dem Rugby-Turnier. Die Hauptspiele werden erst am 5. Juli eröffnet. Auch das Olympische Fußball-Turnier beginnt schon am 25. Mai. Die Olympischen Spiele dauern bis zum 27. Juli.

Mit einer knappen Mehrheit der Mandate (42) gehen die Deutsche Volkspartei (DVP), Zentrum, Deutsche Demokratische Partei (DDP) und Sozialdemokratische Partei aus den Landtagswahlen in Württemberg hervor.

Nach den Landtagswahlen in der Pfalz, dem linksrheinischen Gebiet Bayerns, das wegen der französischen Besetzung von den eigentlichen Landtagswahlen am 6. April abgetrennt worden ist, bleibt die Bayerische Volkspartei (BVP) stärkste Fraktion und Regierungspartei.

Bei den Reichstagswahlen müssen die Parteien der Mitte und die SPD schwere Verluste hinnehmen, während die extremen Flügelparteien starke Gewinne verbuchen können. Am 26. Mai tritt die Reichsregierung, eine Minderheitsregierung der bürgerlichen Mitte, unter Wilhelm Marx (Zentrum) zurück.

5.5.1924, Montag

Nach den Landtagswahlen in Bayern am 6. April tritt die Regierung Eugen Ritter von Knilling zurück. Bis zur Bildung einer neuen Landesregierung bleibt sie jedoch geschäftsführend im Amt.

6.5.1924, Dienstag

Ein Misstrauensvotum der Deutschvölkischen Freiheitspartei gegen die Regierung von Joachim von Brandenstein (DVP) wird in Mecklenburg-Schwerin angenommen. Anlass war die Zustimmung des Ministerpräsidenten zum Dawesplan.

7.5.1924, Mittwoch

Ein derzeit in der Öffentlichkeit heftig diskutiertes Thema ist die “Autoraserei”. Wegen der steigenden Zahl der Verkehrsunfälle durch ein höheres Pkw-Aufkommen mehren sich die Stimmen, die gesetzgeberische Maßnahmen fordern.

8.5.1924, Donnerstag

Im Memelabkommen werden die aus dem Versailler Vertrag von 1919 stammenden Rechte der Alliierten auf Litauen übertragen. Ferner wird dem überwiegend von Deutschen bewohnten Memelgebiet, das im Januar 1923 von Litauen besetzt worden war, im Memelstatut am 17. Mai eine weitreichende innenpolitische Autonomie gewährt.

9.5.1924, Freitag

Von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) werden Bestrebungen der Deutsch-Hannoveraner (Welfenpartei) für eine Loslösung Hannovers von Preußen abgelehnt.

Nach Meldungen der Nachrichtenagentur Havas hat in Marokko eine neue spanische Offensive gegen die aufständischen Rifkabylen begonnen. Seit Jahren führen die Spanier erfolglos Krieg gegen den Berberstamm.

An der Wiener Staatsoper wird das heitere Wiener Ballett “Schlagobers” von Richard Strauss uraufgeführt.

10.5.1924, Samstag

Einstimmig beschließt der SPD-Vorstand, einen Volksentscheid über den Dawesplan herbeizuführen. Die Sozialdemokraten befürworten dieses Sachverständigengutachten über die Neuregelung der Reparationszahlungen, das am 9. April vorgelegt wurde.

Unter dem Titel “Kriemhilds Rache” wird in Berlin der zweite Teil von Fritz Langs “Die Nibelungen” uraufgeführt; “Siegfried” (1. Teil) läuft bereits seit dem 14. Februar. Hauptdarsteller Paul Richter (Siegfried) wird mit diesem Film zum Star, Margarethe Schön spielt Kriemhild, Hanna Ralph Brunhild und Hans Adalbert Schlettow verkörpert Hagen von Tronje.

11.5.1924, Sonntag

Segelflieger Ferdinand Schulz stellt in Rossitten (Ostpreußen) mit acht Stunden, 42 Minuten und neun Sekunden einen Weltrekord im motorlosen Dauerflug auf.

In Österreich wird erstmals der Muttertag gefeiert. Bundespräsident Michael Hainisch ehrt mit der Einführung dieser Feier seine 85-Jährige Mutter Marianne, die sich für den Muttertag eingesetzt hatte. Schon seit 1914 feiern die US-Amerikaner offiziell dieses Geschenkfest zu Ehren der Mütter.

In Köln wird im Beisein von Reichspräsident Friedrich Ebert die erste Wirtschaftsmesse eröffnet.

Aus den Parlamentswahlen in Frankreich geht das Linkskartell unter Edouard Marie Herriot, Paul Painlevé und Léon Blum mit 366 Abgeordneten als Sieger hervor.

Beim “Deutschen Tag” in Halle, den rechtsgerichtete Verbände wie Stahlhelm, Wehrwolf u.a. anlässlich der Wiedereinweihung eines von Kommunisten 1923 zerstörten Moltkedenkmals veranstalten, kommt es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen kommunistischen Gegendemonstranten und der Polizei.

12.5.1924, Montag

Die Münchner Staatsanwaltschaft stellt die gerichtlichen Ermittlungen gegen Gustav Ritter von Kahr (Ex-Generalstaatskommissar in Bayern), General Otto von Lossow (Ex-Reichswehrchef in Bayern) und Hans Ritter von Seisser (Landespolizeichef) wegen Beteiligung am Hitlerputsch vom November 1923 ein.

Durch Verordnung löst Reichspräsident Friedrich Ebert das derzeit unbesetzte Reichsministerium für Wiederaufbau auf. Die Aufgaben des Ministeriums werden vom Finanzministerium übernommen.

13.5.1924, Dienstag

Aufgrund des Artikels 55 der Reichsverfassung beschließt die Reichsregierung zur Gewährleistung einer einheitlichen Politik im Reich und in den Ländern eine Geschäftsordnung für die Reichsbehörden. Sie bestimmt u.a., dass der Reichskanzler die Richtlinien für die Reichspolitik gibt.

14.5.1924, Mittwoch

Deutsche Industriekreise beurteilen den Dawesplan unterschiedlich. Rechtsgerichtete Gegner des Reparationsplans rufen zur Gründung einer Deutschen Industriellen Vereinigung auf, die sich gegen den gemäßigten Standpunkt des Reichsverbands der Deutschen Industrie richtet.

15.5.1924, Donnerstag

Die Deutschnationale Volkspartei, die nach den Reichstagswahlen vom 4. Mai zusammen mit dem Landbund die stärkste Fraktion im Reichstag bildet, fordert den Rücktritt des bürgerlichen Minderheitskabinett unter Wilhelm Marx.

Gegen das Verbot der geplanten Schlageter-Feier im Berliner Stadion protestieren die Vereinigten Vaterländischen Verbände. Albert Leo Schlageter war wegen Sabotage im besetzten Ruhrgebiet von einem französischen Kriegsgericht zum Tode verurteilt und am 26. Mai 1923 hingerichtet worden. Seither wird er in Rechtskreisen als nationaler Märtyrer und Held verehrt.

Im New Yorker Provincetown Playhause wird das Stück “Alle Kinder Gottes haben Flügel” des US-Dramatikers Eugene O’Neill uraufgeführt. Auch auf deutschen Bühnen sind neuerdings häufiger Stücke O’Neills zu sehen.

16.5.1924, Freitag

Nach einem weiteren Rückgang der Arbeitslosenzahl im Monat April um 4550 sind in der Schweiz laut offizieller Statistik derzeit nur noch 23 159 Arbeitssuchende ohne Beschäftigung.

Die systematische Erforschung und Ausbeutung der Erdölgebiete in Oberitalien und Sizilien ist Gegenstand eines Vertrags zwischen der italienischen Regierung und der US-Erdölgesellschaft Sinclair.

In Schmitten im Taunus kommt es zu einem Zwischenfall an der Grenze zum besetzten Gebiet. Zwei französische Besatzungssoldaten werden im unbesetzten Gebiet von einem Förster beim Wildern erwischt. Bei der folgenden tätlichen Auseinandersetzung wird einer der Franzosen schwer verletzt. Konflikte dieser Art schüren die Spannungen zwischen Deutschen und Franzosen in den besetzten Gebieten.

17.5.1924, Samstag

Der Staatsgerichtshof in Stuttgart verurteilt zwei Separatisten aus der Pfalz wegen Hochverrats zu fünf Jahren Zuchthaus bzw. einem Jahr und drei Monaten Festungshaft.

In Weimar wird der fünfte Reichsjugendtag der Sozialistischen Arbeiterjugendvereine eröffnet.

Infolge einer falschen Weichenstellung rast der Orient-Express Konstantinopel- Paris in einen haltenden Güterzug. Das schwere Eisenbahnunglück ereignet sich im Bahnhof von Prestranck-Mattegna (Norditalien).

Die US-amerikanischen Weltumflieger treffen, von Attu (Aleuten) kommend, nach einem Flug von 900 Meilen (rd. 1448 km) über den Pazifischen Ozean auf den Kurilen ein. Sie sind am 6. April in Seattle (USA) zu ihrem Weltrundflug gestartet.

18.5.1924, Sonntag

Bei der Vorabstimmung in Hannover über die Lostrennung der Provinz von Preußen erleiden die Deutsch-Hannoveraner eine Niederlage.

In Mailand treffen der italienische Ministerpräsident und Duce, Benito Mussolini, und Belgiens Ministerpräsident Georges Theunis in Begleitung seines Außenministers Paul Hymans zusammen. Sie beraten über die Situation ihrer Länder nach dem Dawesplan.

Zwischen der Türkei und Großbritannien beginnen in Konstantinopel (Istanbul) Verhandlungen über die Mosul-Frage. Wegen der reichen Erdölvorkommen in dem seit 1920 unter britischem Mandat stehenden Gebiet (im nördlichen Irak) widersetzt sich Großbritannien dem türkischen Anspruch auf Mosul. Am 5. Juni geht die Konferenz ergebnislos auseinander.

In Washington wird ein US-amerikanisch-deutscher Alkoholvertrag unterzeichnet. Er sieht Maßnahmen zur Unterdrückung des Alkoholschmuggels in die USA vor, wo die Prohibition gilt.

Die USA gewähren dem Deutschen Reich eine Anleihe in Höhe von 100 Millionen US-Dollar.

Da sich die Düsseldorfer Stadtverwaltung weigert, den von der französischen Besatzung geforderten Neubau einer Artilleriekaserne in Angriff zu nehmen, beginnen die französischen Behörden mit Beschlagnahmungen u.a. des Rheinmetallwerks 9, des Werks Rheinstahl und von Schupo-Wohnungen.

20.5.1924, Dienstag

Erst nach stundenlangen Verhandlungen einigen sich die im neuen Reichstag vertretenen Parteien auf eine Sitzordnung im Plenarsaal. Der rechtsextremen Fraktion (Nationalsozialisten und Völkische) gelingt es nicht, die Deutschnationalen von ihren angestammten Plätzen auf der äußersten Rechten zu verdrängen.

21.5.1924, Mittwoch

Eine Parteiführerbesprechung der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und der bisherigen Regierungsparteien (Zentrum, DDP, DVP) über eine mögliche Koalition wird ohne Einigung abgebrochen. Am folgenden Tag sollen die Beratungen fortgesetzt werden. Das Minderheitskabinett Wilhelm Marx ist nach Verlusten bei der Reichstagswahl bestrebt, seine Regierungsbasis zu verbreitern.

In dritter Lesung nimmt der österreichische Nationalrat den Haushalt 1924 an, der ein Defizit von 1 166 104,9 Kronen aufweist. Die Sparpolitik wird fortgesetzt.

22.5.1924, Donnerstag

Großbritannien und Österreich unterzeichnen einen Handelsvertrag auf der Grundlage der Meistbegünstigung.

Nach Agenturmeldungen ist die jüngste Offensive der spanischen Armee gegen die seit Jahren um die Unabhängigkeit kämpfenden Rifkabylen in Marokko erfolgreich verlaufen. Eine Gegenoffensive des Berberstamms wird jedoch in Kürze erwartet.

Preußens Innenminister Carl Severing protestiert gegen die Unterstützung des bayerischen Innenministers Franz Schweyer für die Abtrennungsbewegung in Hannover. Für die Vorabstimmung über die Abtrennung Hannovers von Preußen hatte Schweyer den Deutsch-Hannoveranern “viel Glück” gewünscht.

23.5.1924, Freitag

Tarifverhandlungen der Spitzenverbände der deutschen Beamten mit Vertretern des Reichsfinanzministeriums enden in Berlin mit der Einigung auf eine weitere Erhöhung der Beamtenbezüge. Eine bereits erfolgte Aufbesserung mit Wirkung vom 1. April war von den Beamtenverbänden als zu niedrig bekämpft worden.

24.5.1924, Samstag

In Berlin beginnt der Prozess gegen zwei Rechtsradikale, die ein Attentat auf den Chef der Heeresleitung, Hans von Seeckt, vorbereitet hatten.

Das neugewählte italienische Parlament wird von König Viktor Emanuel III. mit einer Thronrede eröffnet, die von Ministerpräsident und Duce Benito Mussolini verfasst wurde.

25.5.1924, Sonntag

In München werden 62 Kommunisten verhaftet, die sich zu einem geheimen Parteitag getroffen haben. In Bayern ist die KPD verboten.

Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht hält das Hauptreferat während der Hamburger Tagung des Hansabunds. Schacht begründet ausführlich seine positive Haltung zum Dawesplan.

26.5.1924, Montag

Da die nach den Reichstagswahlen vom 4. Mai geführten Verhandlungen mit den Deutschnationalen erfolglos bleiben, tritt die Reichsregierung unter Wilhelm Marx zurück.

Vorrangig gegen die Einwanderung aus Südosteuropa und Asien richten sich die Beschränkungen des neuen US-Einwanderungsgesetzes. Eine schwere Verstimmung in Tokio wird durch das Immigrationsverbot für Japaner hervorgerufen. US-Präsident Calvin Coolidge drückt in einer Erklärung sein Bedauern darüber aus. Wegen der Dringlichkeit des Gesetzes habe er jedoch nicht sein Veto einlegen wollen.

Täglich nehmen derzeit eine Million deutsche Kinder an Speisungen teil, die aus Spenden der US-amerikanischen Hilfsorganisation “Comitee for relief of German children” finanziert werden.

27.5.1924, Dienstag

Harold Osborn (USA) stellt in Urbana mit 2,03 m einen Weltrekord im Hochsprung auf.

In Weiterentwicklung der Ansätze des Proletarischen Theaters inszeniert Erwin Piscator an der Volksbühne Berlin Alfons Paquets “Fahnen” (Uraufführung).

Im Tarifkonflikt des Ruhrbergbaus kommt es zu einem zweiten Schiedsspruch, der nach der Ablehnung durch die Arbeitnehmer am 29. Mai von Reichsarbeitsminister Heinrich Brauns (Zentrum) für verbindlich erklärt wird. Damit ist das wochenlange Tauziehen um neue Lohn -und Arbeitszeitregelungen beendet.

Während der ersten Sitzung des Reichstags kommt es zu Tumulten, die von kommunistischen Abgeordneten provoziert werden. Die KPD fordert vom Reichstag lautstark die sofortige Entlassung von inhaftierten kommunistischen Reichstagsabgeordneten.

28.5.1924, Mittwoch

Zum neuen Reichstagspräsidenten wird der Deutschnationale Max Wallraf gewählt. Er gewinnt gegen den bisherigen Präsidenten Paul Löbe (SPD).

In ihrer Note an die Reichsregierung hält die Botschafterkonferenz der Alliierten in Paris an der Wiederaufnahme der alliierten Militärkontrolle fest. Zur Überprüfung der Abrüstungssituation im Deutschen Reich gemäß den Entwaffnungsbestimmungen des Versailler Vertrags (1919) strebt die Konferenz die Durchführung einer Generalinspektion an.

Bei Bukarest kommt es in einer staatlichen Munitionsfabrik zu einer Explosionskatastrophe. Die königliche Familie, die sich zufällig in einem nahegelegenen Palast aufhält, reist fluchtartig ab.

29.5.1924, Donnerstag

Im Petersdom in Rom wird die päpstliche Bulle über die Verkündigung des Jubeljahres 1925 verlesen. Für das Weihnachten 1924 beginnende Jubeljahr wird die gesamte katholische Christenheit nach Rom eingeladen.

30.5.1924, Freitag

Als Sozialistenführer Giacomo Matteotti im italienischen Parlament den Wahlterror der Faschisten anprangert, kommt es zu einem Handgemenge.

In Warschau wird ein polnisch-niederländischer Handelsvertrag unterzeichnet.

31.5.1924, Samstag

In Moskau geht der XIII. Parteitag der Kommunistischen Partei Russlands (später KPdSU) zu Ende, der am 23. Mai begonnen hatte. Parteichef Josef W. Stalin setzt im Verlauf der Beratungen wichtige Entscheidungen gegen die Opposition um Leo D. Trotzki durch. Lenins “Brief an den Parteitag”, in dem der verstorbene Revolutionsführer zur Absetzung Stalins rät, wird verlesen.

Nach den finnischen Reichstagswahlen am 1. April bildet Lauri Ingman die neue Regierung. Es handelt sich um eine Koalition der bürgerlichen Parteien.

Nach einer chinesisch-sowjetischen Einigung über die sog. Ost-China-Bahn (Tschangtschun-Eisenbahn), erkennt China die Sowjetunion an.

Chroniknet