Was geschah im Januar 1907

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Wetterstationen Januar 1907

1.1.1907, Dienstag

Für Aufsehen im In- und Ausland sorgt der deutsche Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow mit seinem politischen “Silvesterbrief”.

Der britische Diplomat Eyre Crowe warnt in einer Denkschrift für das Foreign Office vor den Hegemonialplänen des Deutschen Reiches.

In Frankreich tritt das Gesetz über die Gewährung eines Rentenzuschusses für Arbeiter in Kraft, die weniger als 360 Franc (281 Mark) jährlich beziehen.

In Großbritannien tritt das Antikorruptionsgesetz “Prevention of Corruption Act” in Kraft. Es wendet sich gegen die zunehmende Bestechung von Staatsangestellten.

Eduard Müller löst Ludwig Forrer turnusgemäß als Bundespräsident der Schweiz ab. Der freisinnig-demokratische Politiker übernimmt dieses Amt zum zweiten Mal nach 1899.

2.1.1907, Mittwoch

Beim Zusammenstoß zweier Personenzüge auf der Chicago-Rock-Island-Pacific-Eisenbahn kommen mehr als 30 Menschen ums Leben.

In ihrem Aufruf zur Reichstagswahl am 25. Januar verlangen die in Ostpreußen lebenden Polen das Recht auf Verwirklichung ihrer nationalen Eigenart. Seit 1906 befinden sich in Ostpreußen zahlreiche polnische Schulkinder in einem Streik, um gegen die ausschließliche Verwendung des Deutschen als Unterrichtssprache zu protestieren.

Während des Kulturkampfs in Frankreich tritt das Gesetz über die Ausführung der Trennung von Staat und Kirche von 1905 in Kraft. Viele Geistliche werden wegen unbefugten Messelesens zu Geldstrafen verurteilt. Bürgermeister werden abgesetzt, weil sie in den Schulen Kruzifixe angebracht haben.

3.1.1907, Donnerstag

In dem Vortrag “Der Unternehmer” weist der deutsche Nationalökonom Lujo Brentano vor der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft in Berlin die Ansicht zurück, das freie Unternehmertum gehe wegen der immer größer werdenden Macht von Banken und Konzernen dem Ende entgegen.

In Spanien brechen Teuerungsunruhen aus, nachdem die Regierung unter Antonio Aguilar y Correa ein Gesetz über die Einführung von Zöllen auf ausländisches Getreide unterzeichnet hat. Die Preissteigerungen bei Brot belaufen sich in Madrid auf 20%.

Während der revolutionären Unruhen in Russland, die seit 1905 andauern, wird der Stadthauptmann von Petersburg (Leningrad), Launitz, ermordet.

In Teheran tritt das erste gewählte Parlament in der Geschichte Persiens zu seiner ersten Sitzung nach dem Inkrafttreten der Verfassung zusammen. Schah Mosaffar Od Din hatte 1906 unter dem Druck einer revolutionären Demokratiebewegung die erste Verfassung unterzeichnet.

4.1.1907, Freitag

Die angesehene liberale “Frankfurter Zeitung” kommt zu dem Ergebnis, dass die Sozialpolitik im Deutschen Reich 1906 keinerlei Fortschritte gemacht habe. Sie empfiehlt eine Neuregelung des Koalitionsrechts sowie die Verleihung des Koalitionsrechts auch an die Landarbeiter.

Durch einen Schachteinsturz beim Bau der Hunsrückbahn Boppard- Castellaun werden mehr als 40 Menschen verschüttet. Die Katastrophe fordert 22 Tote und zahlreiche Verletzte.

5.1.1907, Samstag

Truppen des marokkanischen Sultans Abd Al Asis zerstören die Bergfeste Zinat, den Hauptstützpunkt des aufständischen Atlasberber-Häuptlings Mulai Ahmed Ibn Muhammed Raisuli. Raisuli gelingt die Flucht.

Das französische Handelsministerium veröffentlicht die Ergebnisse der letzten Volkszählung vom 4. März 1906. Danach leben in Frankreich 39,2 Mio. Menschen, 290 322 oder 0,7% mehr als vor fünf Jahren.

Auf einer Wahlveranstaltung in Bonn setzt sich General Lothar von Trotha, der frühere Oberkommandierende in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika, für eine aktive Kolonialpolitik des Deutschen Reiches ein.

7.1.1907, Montag

Die vier größten Schifffahrtsgesellschaften Japans fusionieren zur “Japan-China-Dampfergesellschaft”, die den Kampf mit der ausländischen Konkurrenz aufnehmen will. Ausländer können keine Anteile an der neuen Gesellschaft erwerben.

8.1.1907, Dienstag

Im Verlag Albert Langen in München erscheint die erste Nummer der von Ludwig Thoma, Hermann Hesse, Albert Langen und Kurt Aram herausgegebenen Zeitschrift “März”.

Der persische Schah Mosaffar Od Din stirbt in Teheran. Nachfolger wird sein Sohn Mohammad Ali.

Bernhard Fürst von Bülow eröffnet in seiner Funktion als preußischer Ministerpräsident im Weißen Saal des Königlichen Schlosses zu Berlin den preußischen Landtag mit einer Thronrede, in der eine aktive Politik der inneren Kolonisation in den überwiegend von Polen besiedelten Ostgebieten angekündigt wird.

In Berlin wird das Kolonialpolitische Aktionskomitee gegründet. Die Initiative ging von dem Nationalökonomen Gustav Schmoller aus.

9.1.1907, Mittwoch

In London werden die Ratifikationsurkunden der Übereinkunft über die Neuen Hebriden ausgetauscht. 1906 hatten die Bündnispartner Großbritannien und Frankreich die Bildung einer Gemeinschaftsregierung auf der Inselgruppe im Pazifik vereinbart.

Die britische Kriegsminister Richard Burdon Haldane eröffnet in London eine internationale Handelskonferenz. Zentrales Thema ist der Freihandel, für den Großbritannien als einziges europäisches Land eintritt. Die anderen Staaten Europas hingegen verfolgen spätestens seit den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts eine rigide Schutzzollpolitik.

Die Potsdamer Handelskammer mit Sitz in Berlin fordert die Öffnung der Grenzen für die Einfuhr von Milch aus den Niederlanden, da die “minder bemittelten Klassen” die hohen Preise kaum mehr bezahlen könnten.

10.1.1907, Donnerstag

Der Emir von Afghanistan, Habib Ullah Khan, besucht in Agra den Vizekönig von Britisch-Indien, Gilbert John Elliot-Murray-Kynynmound Earl of Minto.

In Düsseldorf erlassen Katholiken einen Wahlkampfaufruf gegen das Zentrum, die Partei des politischen Katholizismus. Die katholischen Wähler werden aufgefordert, am 25. Januar nur solchen Kandidaten ihre Stimme zu geben, die “für des Reiches Macht und Ansehen” eintreten. Der Grund sind die Vorbehalte vieler Zentrumspolitiker gegenüber der Kolonialpolitik.

11.1.1907, Freitag

In Geispelsheim bei Straßburg kommen beim Brand einer Schuhösenfabrik 21 jugendliche Arbeiter ums Leben. Einen Tag später erliegt ein Mädchen seinen schweren Verletzungen.

Papst Pius X. veröffentlicht im “Osservatore Romano” eine vom 6. Januar datierende Enzyklika an die französischen Katholiken. Darin beschuldigt er die französische Regierung unter Ministerpräsident Georges Clemenceau, einen “Krieg” gegen den christlichen Glauben zu führen.

Bernhard Dernburg, der Direktor der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts, bezeichnet in einem Vortrag in Berlin eine aktive Kolonialpolitik als Grundvoraussetzung für “große und sich steigernde Aufträge” für die Wirtschaft angesichts des “zur Verfügung stehenden limitierten innerdeutschen Areals”.

Das Deutsche Reich und Dänemark schließen den “Optantenvertrag”, um die anhaltenden Spannungen im nordschleswigschen Grenzgebiet zu beseitigen.

12.1.1907, Samstag

In Berlin beginnt die erste Generalversammlung des 1905 von Helene Stöcker gegründeten Bunds für Mutterschutz.

13.1.1907, Sonntag

Das britische Vollschiff “Pengwern” strandet während eines orkanartigen Sturms zwischen Helgoland und Cuxhaven. Die 26 Besatzungsmitglieder ertrinken.

Eine Hamburger Firma erwirkt beim Landgericht in Frankfurt am Main einen Arrest, um die von dem Tierbändiger Hendriksen im Schumann-Zirkus vorgeführte Tigergruppe zu beschlagnahmen. Hendriksen hatte den einzigen Löwen der Gruppe, der sich durch einen besonders schönen Schweif auszeichnete, nach Hamburg verkauft, wo sich aber herausstellte, dass der Schweif angeklebt war.

14.1.1907, Montag

Kingston, die Hauptstadt von Jamaika, wird durch ein Erdbeben und nachfolgende Brände weitgehend zerstört.

In der Berliner Holzindustrie beginnt die Aussperrung von mehr als 10 000 Arbeitern wegen Tarifstreitigkeiten. Der Ausstand greift bald auf andere Industriezweige und Städte Preußens über und dauert vier Monate. Ein Schiedsspruch des Berliner Gewerbegerichts beschließt am 11. Mai eine allmähliche Arbeitszeitverkürzung und Lohnerhöhungen.

In Davos enden die dritten Schweizer Skimeisterschaften. Sie waren am 12. Januar eröffnet worden. Sieger im Langlauf wird zum dritten Mal der Briefträger Fritz Steuri aus Grindelwald.

15.1.1907, Dienstag

Zwei deutsche Zivilingenieure, die der marokkanische Sultan Abd Al Asis in seine Dienste genommen hat, treffen in der Hafenstadt Tanger ein. Die französische Presse äußert Befürchtungen, es handele sich um Agenten der Essener Stahl- und Rüstungsschmiede Krupp.

Der preußische Landwirtschaftsminister Bernhard von Arnim-Criewen bezeichnet im Abgeordnetenhaus in Berlin die Fleischteuerung als weitgehend abgeklungen.

16.1.1907, Mittwoch

In einem der größten Kaffeehäuser Berlins wird ein Plakat mit der Aufschrift “Negern ist der Zutritt verboten” angebracht. Das Verbot wird begründet mit einer von Farbigen provozierten Schlägerei an der sich auch die Kellner beteiligt hatten und die in eine regelrechte Schlacht zwischen Schwarzen und Weißen ausgeartet war.

Das “Ausklingeln” von Milch, wie es die Firma Bolle und die Milchzentrale eingeführt haben, wird in den Berliner Vororten verboten. Das Verbot erfolgt auf Initiative der Hausbesitzer, die dazu von den örtlichen Milchhändlern angestiftet worden waren. Diese wollen sich so die unliebsame Konkurrenz vom Halse halten.

17.1.1907, Donnerstag

Helene Simon fordert in einem Vortrag über “Schule und Brot” im Berliner Frauenverein als “sozialhygienische Maßnahme” die “Schulspeisung aller bedürftigen, unterernährten und hungernden Kinder”.

18.1.1907, Freitag

Der Landtag des Herzogtums Braunschweig, dessen Regent Prinz Albrecht von Preußen am 13. September 1906 verstorben ist, fordert die Regierungsübernahme durch Prinz Ernst August, den Sohn des Welfen-Herzogs Ernst August von Cumberland.

19.1.1907, Samstag

Der französische nationalistische Schriftsteller Maurice Barrès wird in die Académie française aufgenommen. Den Ausschlag gab seine letzte Romanserie, “Die Bastionen des Ostens”.

Frankreich und Spanien beschließen, den Unterzeichnerstaaten der Algeciras-Akte von 1906 eine gleichlautende Note über die Lage in Marokko zu überreichen. Darin kündigen sie den Rückzug ihrer Truppen an, sobald die aufständischen Eingeborenen niedergeworfen seien.

In einer vom Kolonialpolitischen Aktionskomitee in Berlin veranstalteten Versammlung fordert Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow die Zusammenarbeit konservativer und liberaler Parteien (“Bülow-Block”) zur gemeinschaftlichen Erledigung der “nationalen” Aufgaben im Reichstag.

Mohammad Ali wird in Teheran zum Schah von Persien gekrönt.

20.1.1907, Sonntag

Eine Springflut verheert die niederländisch-indische Pazifikinsel Simeulue vor der Küste des nordwestlichen Sumatra. Mehr als 1500 Menschen finden bei der Katastrophe den Tod.

Bei einer Volksabstimmung im schweizerischen Kanton Neuenburg wird die Trennung von Staat und Kirche mit 15 090 zu 8411 Stimmen abgelehnt. Das Abstimmungsergebnis gilt als Zeichen dafür, dass in der Schweiz kein Kulturkampf wie im benachbarten Frankreich zu erwarten ist.

Zu blutigen Zusammenstößen kommt es in Sofia während einer “revolutionären” Studentendemonstration gegen den bulgarischen Fürsten Ferdinand I. Die Kundgebungsteilnehmer fordern den Erlass einer demokratischen Verfassung. Wie auf Persien strahlen die revolutionären Ereignisse in Russland auch auf viele andere Staaten aus und führen zu Volksbewegungen, die um verfassungsmäßige Rechte kämpfen.

Schwere Ausschreitungen ereignen sich in Paris bei Kundgebungen für die Sechstagewoche.

Über Europa bricht eine Kältewelle herein.

21.1.1907, Montag

In Russland beginnen die Wahlen zur zweiten Duma. Das erste gewählte Parlament in der Geschichte Russlands war 1906 eröffnet und wenig später wegen seiner oppositionellen Haltung von Zar Nikolaus II. wieder aufgelöst worden.

22.1.1907, Dienstag

Die Deutsche Reichsbank senkt den Diskontsatz von 7 auf 6%. 1906 hatten die Diskontsätze weltweit einen Höhepunkt erreicht. Am 17. Januar hat auch die Bank of England den Diskontsatz von 6 auf 5% gesenkt.

Der Schwede Ulrich Salchow gewinnt in Wien die Weltmeisterschaft im Eiskunstlauf der Herren. Siegerin bei den Damen wird Madge Syers-Cave aus Großbritannien. Salchow sichert sich auch den Titel bei den Europameisterschaften am 26./27. Januar im Botanischen Garten in Berlin.

23.1.1907, Mittwoch

In der Berliner Zeitschrift “Die Woche” erscheint die Rubrik “Briefe eines modernen Mädchens”.

In Lemberg, der Hauptstadt des österreichischen Reichsteils Galizien und Lodomerien, kommt es zu Ausschreitungen ruthenischer Studenten an der Universität. Den ungehaltenen Nationalisten war die Immatrikulation in ruthenischer Sprache vom Rektorat untersagt worden.

US-Präsident Theodore Roosevelt (Republikaner) fordert in einer Sonderbotschaft an den Kongress in Washington den Bau großer Schnelldampfer und die Errichtung schneller Dampferlinien nach Südamerika, da “dieses große Land im Süden, das eigentlich mit den Vereinigten Staaten in den engsten Handelsbeziehungen stehen müsste”, den größten Teil seines Handels mit Europa abwickle.

24.1.1907, Donnerstag

Die liberale spanische Regierung unter Antonio Aguilar y Correa tritt wegen der Teuerungsunruhen zurück. Zum neuen Ministerpräsidenten beruft König Alfons XIII. den Konservativen Antonio Maura y Montaner, der dieses Amt bereits 1903/04 bekleidet hatte.

Während des Prozesses im finnischen Terijoki gegen die mutmaßlichen Mörder des konstitutionell-demokratischen Duma-Abgeordneten Michail Herzenstein am 31. Juli 1906 ergibt sich beim Zeugenverhör, dass es sich bei den beiden Angeklagten um Mitglieder des reaktionären “Verbands des russischen Volkes” handelt. Ein konservatives Blatt in Moskau hatte den Mord bereits Stunden vor der Tat als Sensationsmeldung gebracht.

Der Stadtrat von Gera beschließt die Einführung einer Warenhaussteuer. Sie beträgt 0,5% je 150 000 Mark Umsatz, höchstens jedoch 3% des Umsatzes. Die Einführung der Steuer ist ein Zeichen für die gestiegene wirtschaftliche Bedeutung von Warenhäusern.

25.1.1907, Freitag

Aus den Wahlen zum zwölften Deutschen Reichstag in Berlin, den sog. Hottentottenwahlen, gehen Konservative, Nationalliberale und Freisinnige als Gewinner hervor.

In Belfast beginnt die Jahreskonferenz der britischen Labour Party, die seit 1906 erstmals Abgeordnete im Unterhaus in London stellt. Auf der bis zum 27. Januar dauernden Konferenz werden Anträge zur Einführung einer staatlichen Altersversicherung und des gesetzlichen Achtstundentags angenommen.

In Gegenwart von Kaiser Wilhelm II. wird das neue Gebäude der Berliner Akademie der Künste am Pariser Platz mit einer Ausstellung eröffnet. Zu den Hauptattraktionen der Ausstellung zählt Max Klingers Plastik “Diana”.

26.1.1907, Samstag

Die erfolgreiche Tragikomödie “Der Held der westlichen Welt” von John Millington Synge wird im Abbey Theatre in Dublin uraufgeführt.

Die Sobranje, das bulgarische Parlament in Sofia, beschließt die Zwangsrekrutierung streikender Eisenbahnarbeiter, die nun als Soldaten in einem “Eisenbahnbataillon” dienen müssen. Damit bricht der große Eisenbahnerstreik, der Anfang Januar begonnen hatte, zusammen.

Der österreichische Kaiser Franz Joseph I. sanktioniert das Gesetz zur Einführung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts für alle Österreicher.

27.1.1907, Sonntag

In der Kolonie Deutsch-Togo an der Sklavenküste von Westafrika wird die Eisenbahnlinie von Lomé nach Palimé (Kpalimé) eröffnet.

Kaiser Wilhelm II. empfiehlt anlässlich seines 48. Geburtstages, nur solche Personen sollten wegen Majestätsbeleidigung belangt werden, “welche sich jener Vergehen mit Vorbedacht und in böser Absicht, und nicht bloß aus Unverstand, Unbesonnenheit, Übereilung oder sonst ohne bösen Willen schuldig gemacht haben”.

28.1.1907, Montag

Bei einer Schlagwetterexplosion auf der Grube Reden bei St. Johann an der Saar sterben 148 Bergleute.

Weite Teile Mitteleuropas versinken nach dem Abflauen der Kältewelle im Schnee. Auf den Straßen Berlins liegen 37 cm Neuschnee.

29.1.1907, Dienstag

Der US-amerikanische Funkpionier Lee De Forest meldet das Audion zum Patent an. Die Audionschaltung wird eine der wesentlichen Grundlagen der Rundfunktechnik. Parallel zum Audion hat De Forest die Triode als steuerbare Verstärkerröhre entwickelt.

Während des Kulturkampfs in Frankreich veröffentlichen die französischen Bischöfe eine von Papst Pius X. gebilligte Erklärung, in der sie die Aufhebung des Gesetzes zur Trennung von Staat und Kirche sowie “für die Kirche Frankreichs Achtung ihrer Hierarchie, Unverletzlichkeit ihrer Güter und ihrer Freiheit” fordern.

30.1.1907, Mittwoch

Die französische Abgeordnetenkammer in Paris verabschiedet während des Kulturkampfs mit großer Mehrheit eine Novelle zum Vereinsgesetz. Darin wird bestimmt, dass künftig alle Versammlungen ohne vorherige Anmeldung stattfinden können.

31.1.1907, Donnerstag

Die russischen Truppen beginnen mit dem Rückzug aus der Mandschurei. Das Stammland des chinesischen Kaiserhauses war während des Boxeraufstands im Jahr 1900 von den Russen besetzt worden.

Bei der eidgenössischen Bundeskanzlei in Bern wird ein Initiativantrag eingereicht, nach dem Fabrikation, Einfuhr und Ausschank von Absinth verboten werden sollen. Der Antrag trägt 168 341 Unterschriften, also weit mehr als die erforderlichen 50 000. Die Bundesversammlung muss den Antrag binnen Jahresfrist behandeln und dann dem Volk zur Abstimmung vorlegen.

Chroniknet