Was geschah im März 1939

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1.3.1939, Mittwoch

Zum “Tag der Luftwaffe” ruft der Oberbefehlshaber, Generalfeldmarschall Hermann Göring, im Rundfunk die Jugend zum Eintritt in die Luftwaffe auf.

Das Deutsche Reich tritt erneut der Europäischen Donaukommission bei, aus der es 1919 ausgeschlossen worden war.

Im Deutschen Reich tritt die Laufbahnverordnung für Beamte vom 28. Februar 1939 in Kraft.

Der Danziger Senat führt eine Arbeitsdienstpflicht für Frauen unter 25 Jahren ein und folgt damit der reichsdeutschen Verordnung vom 1. Januar 1939.

Nach der Anerkennung Nationalspaniens durch Grosbritannien und Frankreich (28. 2.) verlässt die UdSSR den Londoner Nichteinmischungsausschuss.

2.3.1939, Donnerstag

Eine von allen Reichssendern ausgestrahlte Feier im I. G. Farben-Hochhaus in Frankfurt am Main eröffnet den Werbemonat für das deutsche Fachbuch.

Der aus Frankreich nach Spanien heimgekehrte republikanische Ministerpräsident Juan Negrín besetzt führende Armeeposten mit Kommunisten.

Der Prager Ministerpräsident Rudolf Beran fordert den slowakischen Regierungschef Jozef Tiso zur Abgabe einer Loyalitätserklärung für die tschechoslowakische Staatsidee auf.

Das Deutsche Reich und Polen beenden ihre Außenhandelsberatungen. Der Anteil der Freien Stadt Danzig am Warenaustausch ist erhöht worden.

Im Vatikan wird Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli zum Papst gewählt. Er nimmt den Namen Pius XII. an.

3.3.1939, Freitag

Der Senat der Freien Stadt Danzig erlässt eine Verordnung, wonach alle in Danzig wohnenden Juden zu einer Haftungsgemeinschaft zusammengeschlossen werden. Ihr gesamtes inländisches Vermögen unterliegt einem Veräußerungsverbot.

Papst Pius XII. ruft im Rundfunk zur Wahrung des Friedens auf.

Ein Erlass des Führer-Stellvertreters Rudolf Heß macht es allen NS-Gauleitern zur Pflicht, sich für die Durchführung der Gemeinschaftsschule anstelle der Bekenntnisschule einzusetzen.

Aus einem Artikel der Essener “National-Zeitung” über die betriebliche Krankenversorgung geht hervor, dass ein Betriebsarzt einem Verletzten “einen zwischenzeitlichen leichteren Arbeitsplatz zuweisen kann, so dass er nicht zu feiern braucht und im Arbeitsprozess verbleibt”.

John Fords Western “Höllenfahrt nach Santa Fé” (Stagecoach) mit John Wayne wird in den USA uraufgeführt.

4.3.1939, Samstag

Japanische Truppen besetzen die chinesische Stadt Haichow, den Endpunkt der strategisch wichtigen Lunghai-Bahn.

Reichsjugendführung und Reichsluftschutzverband vereinbaren Luftschutzübungen für 13- und 14-Jährige.

Ein erster Transport von 500 Juden verlässt Danzig mit dem Ziel Palästina.

Durch ein 2:0 (0:0, 1:0, 1:0) über die Tschechoslowakei wird die Schweiz in Basel Eishockey-Europameister.

6.3.1939, Montag

Das Landesarbeitsamt Ostpreußen ermittelt für die Landwirtschaft 64 Arbeitssuchende bei 27 455 offenen Stellen.

Leopold III., König der Belgier, löst wegen der fortdauernden Regierungskrise das Parlament auf und schreibt für den 2. April 1939 Neuwahlen aus.

Als Nachfolger des an diesem Tag verstorbenen orthodoxen Patriarchen Cristea Miron wird Armand Calinescu Ministerpräsident von Rumänien.

In Madrid übernimmt eine von Oberst Segismundo Casado geführte Junta die Macht. Regierungschef Juan Negrín flieht nach Frankreich.

7.3.1939, Dienstag

Im indischen Fürstenstaat Rajkot bricht Mohandas Karamchand (Mahatma) Gandhi einen Hungerstreik für demokratische Reformen ab.

In Ungarn konstituiert sich für die Wahlen im Mai 1939 die Partei des öffentlichen Lebens (Magyar Elet Partja) als Partei von Ministerpräsident Pál Graf Teleki.

In Biserta (Tunesien) werden elf aus dem spanischen Cartagena geflohene Schiffe der republikanischen Flotte interniert.

8.3.1939, Mittwoch

In Berlin endet die zweitägige erste “großdeutsche” Rektorenkonferenz. Bildungsminister Bernhard Rust kündigt eine Verkürzung der Studiendauer an.

9.3.1939, Donnerstag

Im Zürcher Schauspielhaus erlebt das 1938 uraufgeführte Schauspiel “Unsere kleine Stadt” (Our Town) aus der Feder des US-Amerikaners Thornton Wilder seine deutschsprachige Erstaufführung.

Im Hafen von Saint Nazaire wird der im Bau befindliche 30 000-t-Dampfer “Pasteur” durch einen Großbrand zerstört.

Stuttgart, Freiburg und München sind von heftigen Wintergewittern betroffen.

In Ungarn kündigt der Nationalsozialist Kálmán Hubay die Gründung der Pfeilkreuzlerpartei – Hungaristische Bewegung an. Sie ist Nachfolgerin mehrerer seit 1935 in Ungarn gegründeter und wieder verbotener NS-Gruppierungen.

10.3.1939, Freitag

In München hat der Film “Wasser für Canitoga” von Herbert Selpin mit Hans Albers in der Hauptrolle Premiere.

Vor der Jahrestagung der Reichsfilmkammer in der Berliner Krolloper erklärt Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, wenn ein Staat für sich in Anspruch nehme, einem Kinde das Einmaleins beizubringen, sei es umso mehr sein Recht, in Presse, Funk und Fernsehen erzieherisch zu wirken.

Reichsbildungsminister Bernhard Rust regelt die Studiendauer neu. Die Semester dauern künftig vom 1. April bis zum 30. September bzw. vom 1. Oktober bis 31. März. Innerhalb des Semesters setzt der Minister die Studientermine fest.

Zur Sicherstellung des Arbeitskräftebedarfs für Maßnahmen von staatspolitischer Bedeutung wird im Deutschen Reich in wichtigen Industrien die Freizügigkeit eingeschränkt.

Der in Paris lebende deutsche Kommunist Willi Münzenberg bricht in seiner Zeitschrift “Die Zukunft” mit der kommunistischen Partei.

In Moskau beginnt mit einer Grundsatzrede von Generalsekretär Josef W. Stalin der XVIII. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion.

Emil Hácha, der Staatspräsident der Tschechoslowakei erklärt den slowakischen Ministerpräsidenten Jozef Tiso und seine Regierung für abgesetzt; Preßburg und andere Städte werden militärisch besetzt.

11.3.1939, Samstag

Papst Pius XII. ernennt Kardinal Luigi Maglione zum Kardinalstaatssekretär.

In den seit 5. März andauernden Straßenkämpfen in Madrid behauptet sich die am 6. März an die Macht gelangte Junta Casado gegen die Kommunisten.

Im Reichssender Wien erklärt der abgesetzte slowakische Minister für öffentliche Arbeiten und Verkehr, Ferdinand Durcanský, den Einmarsch tschechischer Truppen für ungesetzlich.

12.3.1939, Sonntag

Das Deutsche Reich begeht den Heldengedenktag und Tag der Wehrfreiheit zur Erinnerung an die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht 1935.

In Rom wird der am 2. März zum Papst gewählte Eugenio Pacelli gekrönt.

In Wien beginnt die bis zum 18. März dauernde Frühjahrsmesse.

Der tschechoslowakische Staatspräsident Emil Hácha überträgt Karel Sidor die Regierung der Slowakei, wo es zu Auseinandersetzungen zwischen tschechischem Militär und slowakischer und deutscher Bevölkerung kommt.

Führer und Reichskanzler Adolf Hitler empfängt in Berlin den abgesetzten slowakischen Regierungschef Jozef Tiso und Verkehrsminister Ferdinand Durcanský und verlangt die Ausrufung der unabhängigen Slowakei.

14.3.1939, Dienstag

Der slowakische Landtag erklärt die Slowakei gegenüber der Regierung in Prag für unabhängig. Der aus Berlin zurückgekehrte Jozef Tiso wird erneut Ministerpräsident.

Ungarn übermittelt der Prager Regierung um 15.00 Uhr ein zwölfstündiges Ultimatum für den Rückzug tschechischer Truppen aus der Karpato-Ukraine.

Emil Hácha, der Staatspräsident der Tschechoslowakei, und sein Außenminister Franti Chvalkovsky treffen um 23.00 Uhr in Berlin ein.

Am Abend überschreiten deutsche Truppen des VIII. Armeekorps und der Leibstandarte Adolf Hitler die Grenze zur Tschechoslowakei und besetzen Mährisch-Ostrau, Vitkovice und Mistek.

Nachdem die Prager Regierung den Rückzug ihrer Truppen aus der Karpato-Ukraine um 22 Uhr abgelehnt hat, beginnen ungarische Einheiten mit dem Einmarsch in die Karpato-Ukraine.

15.3.1939, Mittwoch

In Wien wird der Spionagefilm “Hotel Sacher” uraufgeführt. Unter der Regie von Erich Engel spielen u.a. Sybille Schmitz und Willy Birgel.

Oberst Adolf von Schell, Beauftragter für das Kraftfahrzeugwesen, legt das Programm zur Beschränkung der Kraftfahrzeugtypen fest. Statt 52 soll es ab dem 1. Januar 1940 nur noch 30 Pkw-Typen und statt 113 Lkw-Typen noch 19 geben.

In Kairo heiraten Prinzessin Fawzia, die Schwester König Faruk I. von Ägypten, und der iranische Kronprinz Mohamma Resa Pahlawi.

Die Karpato-Ukraine erklärt ihre Unabhängigkeit und bittet das Deutsche Reich und Italien um Schutz und Hilfe.

Führer und Reichskanzler Adolf Hitler proklamiert die Vereinigung Böhmens und Mährens mit dem Deutschen Reich.

In Berlin stellen der tschechoslowakische Staatspräsident Emil Hácha und Außenminister Franti Chvalkovsky das Land unter deutschen “Schutz”.

16.3.1939, Donnerstag

Zum Abschluss zweitägiger Verhandlungen der Reichsgruppe Industrie mit der Federation of British Industries in Düsseldorf wird eine Kooperation auf den Weltmärkten für wünschenswert erklärt.

Reichswirtschaftsminister Walther Funk ordnet die Schließung unrentabler Einzelhandelsgeschäfte an.

An die Chefredakteure der deutschen Tagespresse ergeht die vertrauliche Weisung aus dem Reichspropagandaministerium, wonach der Begriff “Großdeutsches Weltreich” unerwünscht ist, da er “für spätere Gelegenheiten vorbehalten sei”.

Vor der Basler Ortsgruppe der Neuen Helvetischen Gesellschaft betont Bundesrat Hermann Obrecht den Widerstandswillen der Schweiz.

Die Regierung der Karpato-Ukraine flieht vor den einrückenden ungarischen Truppen ins Nachbarland Rumänien.

Polen und Ungarn erkennen die Slowakei als selbständigen Staat an.

Führer und Reichskanzler Adolf Hitler stellt die Slowakei unter den Schutz des Deutschen Reiches.

Führer und Reichskanzler Adolf Hitler überträgt die vollziehende Gewalt in Böhmen und Mähren dem Oberbefehlshaber des Heeres. Vor der Abreise aus Prag empfängt Hitler u.a. den tschechoslowakischen Staatspräsidenten Emil Hácha, der sich um 23 Uhr über den Rundfunk an die Bevölkerung wendet.

Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop verkündet in Prag um 13 Uhr die Gründung des Reichsprotektorats Böhmen und Mähren.

17.3.1939, Freitag

Durch k. o. in der 5. Runde über den Wiener Titelverteidiger Heinz Lazek wird der Bonner Berufsboxer Adolf Heuser in Berlin Europameister im Schwergewicht.

Die Londoner Palästinakonferenz geht ohne Erfolg zu Ende.

Spanien und Portugal schließen einen Nichtangriffsvertrag.

Vor dem ungarischen Abgeordnetenhaus betont Ministerpräsident Pál Graf Teleki die Rechtmäßigkeit des Einmarsches in die Karpato-Ukraine.

In Birmingham kritisiert der britische Premierminister Arthur Neville Chamberlain die deutsche Gewaltpolitik.

18.3.1939, Samstag

Im Schweizer Rundfunk bekräftigt Bundespräsident Philipp Etter den Willen zu Unabhängigkeit und Neutralität.

Die Sowjetunion protestiert in Berlin gegen die Okkupation Böhmens und Mährens. Die britische Regierung wird zu Konsultationen über eine Abwehr weiterer deutscher Aggressionen aufgefordert.

Nach der Abreise des britischen Botschafters Neville Meyrick Henderson aus Berlin wird der deutsche Botschafter in London, Herbert von Dirksen, zur Berichterstattung zurückberufen.

Das deutsche Auswärtige Amt verweigert die Annahme von britischen und französischen Protestnoten gegen die Annexion Böhmens und Mährens.

Ein neues Luftflottenkommando 4 in Wien wird gebildet. Befehlshaber wird General der Flieger Alexander Löhr.

In Wien wird ein 25-Jähriger Schutzvertrag zwischen der Slowakei und dem Deutschen Reich unterzeichnet.

Reichsminister Konstantin Freiherr von Neurath wird Reichsprotektor von Böhmen und Mähren.

19.3.1939, Sonntag

Der französische Senat billigt mit 286 gegen 17 Stimmen ein Vollmachtengesetz für Ministerpräsident Edouard Daladier. Die Kammer hatte dem Gesetzentwurf der eine erhöhte Rüstungsproduktion zum Ziel hat, am Tag zuvor mit 321 gegen 264 Stimmen zugestimmt.

Ernst Seibert und Kurt Heintz fliegen auf der 1000 km-Strecke Dessau- Zugspitze- Dessau mit einem zweimotorigen Junkers-Bomber und 2000 kg Zuladung mit 517 km/h Weltrekord.

20.3.1939, Montag

Im Berliner Metropol-Theater hat die Operette “Die oder keine” von Ludwig Schmidseder Premiere.

Die Reichsmusikkammer gibt bekannt dass unerwünschte Musikwerke, deren Verlegung und Aufführung verboten ist, künftig in einer Liste geführt werden.

Auf dem Hof der Berliner Hauptfeuerwache werden über 5000 Werke “entarteter Kunst” verbrannt.

Die USA protestieren in Berlin gegen die Annexion Böhmens und Mährens.

Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop empfängt in Berlin seinen litauischen Amtskollegen Juozas Urbsys und erläutert ihm den Wunsch nach Abtretung des Memellandes.

Der französische Botschafter in Berlin Robert Coulondre, und der deutsche Botschafter in Paris, Johann Graf von Welczek, werden zurückberufen.

Durch ein Gesetz über den Neuen Finanzplan zur Finanzierung “nationalpolitischer Aufgaben” führt die Reichsregierung zur Schuldentilgung sog. Steuergutscheine ein.

21.3.1939, Dienstag

In Wien hat die musikalische Komödie in einem Vorspiel und drei Akten “Lisa, benimm dich” von Hans Lang Premiere.

Im Westminster Theatre in London wird das Versdrama in zwei Teilen “The family Reunion” (Der Familientag) von T(homas) S(tearns) Eliot uraufgeführt.

Das tschechoslowakische Parlament in; Prag wird aufgelöst. An seine Stelle tritt ein Ausschuss der nationalen Volksgemeinschaft unter Präsident Emil Hácha.

Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop: verlangt in Berlin vom polnischen Botschafter Josef Lipski erneut die Rückgabe Danzigs.

22.3.1939, Mittwoch

Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop und Litauens Außenminister Juozas Urbsys vereinbaren die Übergabe des Memellandes.

Konstantin Freiherr von Neurath, der Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, wird Führer und Reichskanzler Adolf Hitler direkt unterstellt. Der Wechselkurs zwischen Reichsmark und Krone wird auf 1:10 festgesetzt.

23.3.1939, Donnerstag

Die republikanische Junta Casado entsendet Unterhändler ins nationalspanische Hauptquartier nach Burgos. Staatschef Francisco Franco Bahamonde fordert die Kapitulation der Armee der Republik bis zum 27. März.

Robert Hudson, der britische Staatssekretär für Überseehandel, trifft zu Beratungen über eine gemeinsame Politik gegen das Deutsche Reich in Moskau ein.

Polen verfügt eine Teilmobilmachung an der Grenze zu Ostpreußen. Polens Außenminister, Oberst Józef Beck, bittet Großbritannien um den Abschluss eines Beistandspakts.

Das Deutsche Reich und Rumänien unterzeichnen in Bukarest ein umfangreiches Wirtschaftsabkommen.

In Berlin wird der deutsch-slowakische Schutzvertrag erneut unterzeichnet.

Chroniknet