Was geschah im Oktober 1908

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Wetterstationen Oktober 1908

1.10.1908, Donnerstag

Der Erste Lord der britischen Admiralität, Reginald MacKenna, sagt in einer Versammlung in Pontypool, dass die Übermacht der britischen Flotte die sicherste Garantie für den europäischen Frieden sei. Außerdem diene eine Beschleunigung der Rüstung dem Rückgang der Arbeitslosenzahlen.

Der schweizerische Ständerat in Bern nimmt mit 24 gegen 2 Stimmen ein Gesetz an, das antimilitaristische Propaganda mit Gefängnis bestraft.

In Berlin wird das 3,3 km lange Teilstück der Untergrundbahn zwischen Leipziger Platz (Potsdamer Platz) und Spittelmarkt in Betrieb genommen.

2.10.1908, Freitag

Die sog. Sanjavski-Universität nimmt in Moskau ihren Lehrbetrieb auf. Sie ist eine Art Volkshochschule. Nach dem Willen ihres Stifters, des liberal gesinnten Industriellen und ehemaligen Generalmajors A. L. Sanjavski, wird sie nicht dem Ministerium für Volksaufklärung, das als reaktionär gilt, sondern der Moskauer Stadtduma unterstellt.

3.10.1908, Samstag

Um die Wiederherstellung der Autonomie der Hochschulen zu erreichen, streiken die Studenten an der Universität Petersburg (1924- 1991 Leningrad). Fast alle anderen russischen Hochschulen schließen sich dem Streik an.

Die Petersburger Stadtduma beschließt, zu Ehren Leo N. Tolstois, der am 9. September seinen 80. Geburtstag feierte, vier Speisehäuser für Arme zu errichten sowie ein Schulhaus und zwei Elementarschulen nach ihm zu benennen. Der Heilige Synod, die oberste Behörde der russisch-orthodoxen Kirche, protestiert dagegen.

In Madame Tussauds Wachsfiguren-Kabinett in London wird eine Statue des britischen Handelsministers Winston Churchill aufgestellt.

4.10.1908, Sonntag

Der Ungar Zoltan Halmay schwimmt in Magdeburg mit 2:25,4 min über 200 m Freistil Weltrekord.

Eine Demonstration von Arbeitslosen in London wird von der Polizei gewaltsam aufgelöst. Angeführt wird die Protestkundgebung von Alexander Stuart Gray, einem Sozialisten Tolstoischer Prägung. Er und sechs weitere Demonstranten werden verhaftet.

In Budapest kommt es zu großen Demonstrationen für das allgemeine Wahlrecht, die zu Zusammenstößen mit der Polizei führen. Die angekündigte Wahlrechtsreform ist den Linksparteien nicht weitgehend genug.

Die österreichischen Botschafter in Berlin, Rom, London und Paris werden angewiesen, den jeweiligen Staatsoberhäuptern ein Handschreiben Kaiser Franz Josephs I. zu übergeben. Darin wird die baldige Annexion der okkupierten Provinzen Bosnien und Herzegowina angekündigt.

Auf dem Parteitag der Deutschen Volkspartei in Tübingen wird eine Resolution über die Reichsfinanzreform verabschiedet. Darin wird der Reformplan des Reichsschatzamtes als unzulänglich dargestellt, da er die durch langjährige Misswirtschaft verwirrten Reichsfinanzen nicht in Ordnung bringe.

5.10.1908, Montag

Fürst Ferdinand proklamiert Bulgarien in Tirnowa zum unabhängigen Königreich. Damit löst er Bulgarien vom Osmanischen Reich.

Kaiser Franz Joseph I. erklärt die seit 1878 okkupierten Provinzen Bosnien und Herzegowina für annektiert. Gleichzeitig ordnet er die Räumung des Sandschaks Novi Pazar an.

Der französische Ackerbauminister Joseph Ruan eröffnet in Paris den Ersten Internationalen Kongress für Kälte-Industrie.

6.10.1908, Dienstag

Die Behörden auf Kreta beschließen die Loslösung von der Türkei und den Anschluss an Griechenland. Kreta ist seit 1898 eine autonome osmanische Provinz.

Die japanische Regierung in Tokio beschließt die Aufhebung des Totalisators für Pferdewetten. Als Grund für dieses Verbot werden Spielexzesse angegeben.

7.10.1908, Mittwoch

An der Berliner Universität werden die ersten Studentinnen immatrikuliert. Unter ihnen ist Agnes Harnack, die Tochter des Historikers und Literaturwissenschaftlers Otto Harnack.

Die österreichisch-ungarische Regierung in Wien begründet in einem Schreiben an die Türkei ihren Entschluss zur Annexion Bosniens und der Herzegowina. Österreich-Ungarn habe seine Mission erfüllt. Nun sei der Augenblick gekommen, “das unternommene Werk zu krönen und diesen Provinzen die Wohltat des von der Bevölkerung gewünschten autonomen und konstitutionellen Regimes zu gewähren”. Gleichzeitig weist die Regierung in Wien alle Gerüchte zurück, dass dieser Aktion “egoistische Absichten und territoriale Begehrlichkeiten” zugrunde liegen.

In einer Zirkularnote an die europäischen Staaten protestiert die türkische Regierung in Konstantinopel (Istanbul) gegen die Unabhängigkeitserklärung Bulgariens. Sie appelliert an die Signatarmächte des Berliner Vertrags von 1878, durch den Bulgarien zu einer osmanischen Provinz erklärt wurde, Maßnahmen zur Herstellung der alten Ordnung zu treffen.

8.10.1908, Donnerstag

In ganz Serbien wird gegen die Annexion Bosniens und der Herzegowina demonstriert. In der Bevölkerung herrscht Kriegsstimmung. Die Regierung in Belgrad protestiert bei den Signatarstaaten des Berliner Vertrags von 1878 gegen die vertragswidrige Maßnahme Österreich-Ungarns.

In Montenegro kommt es ebenfalls zu Protesten gegen die Annexion Bosniens und der Herzegowina. Auf einer großen Volksversammlung in der Hauptstadt Cetinje wird ein Bündnis mit Serbien zur Verteidigung des Serbentums gefordert.

In Breslau findet eine Konferenz des deutschen Nationalkomitees zur Bekämpfung des Mädchenhandels statt. Seine vordringlichste Aufgabe sieht es in der Aufklärung der Mädchen über die Praktiken der Mädchenhändler. Diese werben junge Frauen, meist aus osteuropäischen Staaten, mit Versprechungen an, ihnen in Übersee brillante Stellungen zu verschaffen. Dort müssen sie dann als Prostituierte arbeiten.

Mit 1:35,0 min über 100 m Freistil wird die Magdeburgerin Maria Gerstung erste inoffizielle Weltrekordlerin im Schwimmen.

9.10.1908, Freitag

Die Miners Federation of Great Britain beschließt in London ihren Eintritt in die Labour Party. Dieser Schritt der Bergarbeitervereinigung bedeutet einen harten Schlag für die Liberalen, mit denen sie bisher eng verbunden war.

Wegen der zunehmenden Spannungen auf dem Balkan laufen sechs in Malta stationierte britische Kriegsschiffe aus. Sie nehmen Kurs auf die Ägäis. Dort sollen sie vor allem eine griechische Landung auf Kreta verhindern.

10.10.1908, Samstag

In Frankreich werden wieder neue Flugrekorde aufgestellt. Wilbur Wright fliegt in Begleitung des französischen Mathematikers Paul Painlevé eine Strecke von 80 km. Henri Farman stellt mit 52 km/h einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf.

In München erklärt der von einer Studienreise nach Japan zurückgekehrte Professor für Dogmengeschichte Joseph Schnitzer, dass er seine modernistischen Aussagen nicht widerrufe. Er habe “weder die Absicht, noch könne er es mit seinem Gewissen vereinbaren, Widerruf zu leisten”.

11.10.1908, Sonntag

Im Rahmen der Berliner Ballonwoche beginnt das Gordon-Bennett-Rennen der Lüfte. 23 Ballone aus acht Ländern nehmen daran teil. Sieger wird der Schweizer Ballon “Helvetia”. In 72 Stunden und 25 Minuten legt er 1212 km zurück.

12.10.1908, Montag

Der Erste Internationale Straßenkongress beginnt in Paris. Die Tagung, die bis zum 17. Oktober dauert, beschäftigt sich besonders mit Maßnahmen zur Anpassung der Straßen an den Autoverkehr. Im Anschluss an den Kongress findet eine Exkursion nach Nizza statt, das für seine mustergültigen Straßen bekannt ist.

In Durban wird der südafrikanische Nationalkonvent eröffnet. Er soll darüber beraten, in welcher Form eine engere Vereinigung der Kolonialstaaten Kapkolonie, Transvaal, Oranjefreistaat, Natal und Rhodesien erfolgen soll. Die unterschiedliche Haltung zur Apartheid und die Nationalitätenfrage bilden die Hauptprobleme bei einer Verständigung.

Zar Ferdinand von Bulgarien zieht feierlich in Sofia ein.

Der britische Premierminister Herbert Henry Asquith erklärt im Unterhaus in London, dass die jüngsten Ereignisse auf dem Balkan die Einberufung einer internationalen Konferenz notwendig machen. Er unterstützt damit die Forderungen des russischen Außenministers Alexandr P. Iswolski.

13.10.1908, Dienstag

In London finden wieder Demonstrationen von Suffragetten statt. Eine Abordnung versucht, Premierminister Herbert Henry Asquith eine Petition zu übergeben, in der das Stimmrecht für Frauen gefordert wird. Das wird aber von der Polizei verhindert. Gleichzeitig gibt es Versammlungen von Arbeitslosen auf dem Trafalgar Square, die mehrmals gewaltsam aufgelöst werden.

In Berlin wird die von Fritz Haber entwickelte Ammoniak-Synthese zum Patent angemeldet.

14.10.1908, Mittwoch

Die montenegrinische Skupschtina (Parlament) stimmt in Cattaro in geheimer Sitzung mit großer Mehrheit für den Krieg gegen Österreich-Ungarn. Die endgültige Entscheidung soll jedoch Fürst Nikolaus I. überlassen werden.

15.10.1908, Donnerstag

In Nordkorea kommt es zu Kämpfen zwischen chinesischen und japanischen Soldaten. Das Gefecht dauert mehrere Stunden.

Der Dalai-Lama wird in Peking vom chinesischen Kaiser in Audienz empfangen.

16.10.1908, Freitag

Im US-Bundesstaat Michigan toben verheerende Waldbrände. 150 Menschen sterben in den Flammen. Ein Zug mit Menschen, die aus dem Brandgebiet flüchten, entgleist. Dabei kommen 17 Personen ums Leben.

Als Folge der fortdauernden Obstruktion und damit Arbeitsunfähigkeit wird der Böhmische Landtag in Prag vertagt. Aus Protest dagegen geben die beiden tschechischen Minister in der österreichischen Regierung, Franz Fiedler und Karl Prásek, ihren Rücktritt bekannt.

Mit einer Mitteilung im “Berliner Tageblatt” reagiert der Jurist und Professor für Staatsrecht an der Universität Berlin, Walther Schücking, auf eine “Disziplinierungsmaßnahme” des preußischen Kultusministers Ludwig Holle. Dieser hatte Schücking wegen zu liberaler Ansichten aus der Prüfungskommission der juristischen Fakultät entfernen lassen. Schücking, ein Bruder des Bürgermeisters von Husum, Lothar Schücking, hatte sich gegen die polnische Enteignungsvorlage ausgesprochen und für einen jungen Juristen eingesetzt, dem ein Posten in der Verwaltung wegen seines jüdischen Glaubens verweigert worden war.

17.10.1908, Samstag

Der Präfekt von Paris kündigt an, dass in der Nähe des Bois de Boulogne eine Straße nach dem deutschen Dichter Heinrich Heine benannt werden soll. In dieser Gegend hatte der in Deutschland umstrittene Schriftsteller während seiner Pariser Jahre gelebt.

18.10.1908, Sonntag

In der Walhalla bei Regensburg wird anlässlich des 10. Todestags des früheren Reichskanzlers Otto von Bismarck eine Büste enthüllt. An der Feier nimmt auch der deutsche Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow teil.

Infolge der Vertagung des Landtags kommt es in Prag zu Ausschreitungen von Tschechen gegen Deutsche, im besonderen gegen farbentragende Studenten.

19.10.1908, Montag

Die US-amerikanische Schlachtflotte trifft auf ihrer Weltreise zu einem Besuch in Jokohama ein.

20.10.1908, Dienstag

Kaiser Wilhelm II. kündigt bei der Eröffnung des Preußischen Landtags in Berlin eine “organische Fortentwicklung des Wahlrechts” an. Darin sieht er eine der wichtigsten Aufgaben der Gegenwart. In Anspielung auf die Annexion Bosniens und der Herzegowina durch Österreich-Ungarn sagt Wilhelm II., das Deutsche Reich werde “in treuer Gemeinschaft mit seinen Verbündeten für eine friedliche und gerechte Lösung der gegenwärtigen Schwierigkeiten eintreten”.

In Hamburg wird das Kolonialinstitut in Anwesenheit des Reichskolonialministers Bernhard Dernburg eröffnet. Es soll eine Zentralstelle für alle kolonialen Angelegenheiten des Deutschen Reiches werden.

An der Pariser Oper wird erstmals Richard Wagners Oper “Götterdämmerung” aufgeführt.

21.10.1908, Mittwoch

In einem Leitartikel spricht sich die britische Zeitung “Daily Telegraph” für ein Großserbisches Reich aus. Die Vereinigung aller Serben in einem Staat wäre “ein neues großes Element der Stabilität” auf dem Balkan und in Europa.

Die antiösterreichische Stimmung in Serbien veranlasst die Regierung in Wien, den Export von Waffen, Munition und Pferden in das serbische Königreich zu verbieten.

22.10.1908, Donnerstag

In Petersburg (1924- 1991 Leningrad) werden 25 Personen unter dem Verdacht der Zugehörigkeit zur Kampforganisation der Sozialrevolutionäre verhaftet. Im armenischen Kirchenhaus wird ein großes Lager revolutionärer Schriften entdeckt. Kosakenpatrouillen ziehen durch die Stadt.

Der britische Außenminister Edward Grey sagt im Unterhaus, dass der Türkei für den Verlust Bosniens und der Herzegowina sowie Bulgariens Kompensationen gesichert werden müssten. Das neue reformfreudige Regime in Konstantinopel müsse unterstützt werden.

In Berlin wird der 50. Geburtstag von Kaiserin Auguste Viktoria und die Hochzeit von Prinz August Wilhelm mit der Prinzessin Viktoria Alexandra zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg gefeiert. August Wilhelm ist der vierte Sohn von Auguste Viktoria und Kaiser Wilhelm II.

23.10.1908, Freitag

Der nach der Annexion Bosniens und der Herzegowina begonnene Boykott österreichischer Geschäfte in Konstantinopel (Istanbul) ist weitgehend eingestellt. Auch Ladungen von Schiffen aus Österreich werden wieder in türkischen Häfen gelöscht.

Chinesische Zeitungen veröffentlichen offizielle japanische Angaben, wonach von Juli 1907 bis August 1908 12 966 Koreaner von japanischen Soldaten und Gendarmen getötet worden sind.

Das unstarre Luftschiff von August von Parsefal unternimmt in Berlin einen erfolgreichen Aufstieg bis in eine Höhe von 1600 m.

24.10.1908, Samstag

Das Automobilrennen um den Vanderbilt-Pokal auf Long Island gewinnt der US-amerikanische Fahrer Robertson auf Locomobile. Die 415,25 km lange Strecke legte er in 4 Stunden und 48 Minuten zurück.

Im Endspiel des olympischen Fußballturniers, das erst in diesem Monat ausgetragen wurde, besiegt Großbritannien Dänemark mit 2:0.

Die britische Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst und ihre Tochter Christabel werden in London zu einer Haftstrafe verurteilt. In dem Prozess waren zwei Minister zur Verteidigung der Suffragetten in den Zeugenstand gerufen worden.

25.10.1908, Sonntag

Die Nationalratswahlen in der Schweiz bestätigen im Wesentlichen die bisherigen politischen Verhältnisse. Die Freisinnigen erhalten 104 Mandate, die Ultramontanen 35, die Protestantisch-Konservativen 15 und die Sozialisten 7.

In Prag kommt es erneut zu blutigen Zusammenstößen zwischen Tschechen und Deutschen. Die Polizei muss eingreifen.

26.10.1908, Montag

Der Vorstand des Deutschen Städtetages spricht sich in Berlin gegen die geplante Elektrizitäts- und Gassteuer aus, da sie die Wirtschaft schädige.

In Stuttgart wird die Zeppelin-Sammlung mit einem Gesamtergebnis von 5 513 336 Mark abgeschlossen.

27.10.1908, Dienstag

In Berlin findet eine Konferenz zur Reform der Arbeiterversicherung statt die vom Staatssekretär für Inneres, Theobald von Bethmann Hollweg, geleitet wird. Das ganze Versicherungssystem soll einheitlicher und durchsichtiger gestaltet werden.

28.10.1908, Mittwoch

Einigen Suffragetten gelingt es, ins britische Parlamentsgebäude einzudringen. Dort ketten sie sich an ein Geländer, um möglichst lange ihre Parolen nach Forderung des Frauenstimmrechts vortragen zu können.

Die 60-Jährige Miss Dove wird die erste Bürgermeisterin einer britischen Stadt. Der Gemeinderat von High Wycombe in der Grafschaft Buckingham wählte die frühere Schulleiterin einstimmig zum neuen Stadtoberhaupt.

Die österreichisch-ungarischen Truppen räumen den Sandschak von Novi Pasar.

Die Londoner Tageszeitung “Daily Telegraph” veröffentlicht zu einem Interview umgestaltete Gespräche von Kaiser Wilhelm II. mit dem britischen General Stuart M. Wortley. Der Artikel löst im Deutschen Reich eine Regierungskrise aus.

29.10.1908, Donnerstag

In London werden die Sieger der ersten Olympia-Wettbewerbe im Eiskunstlaufen ermittelt.

Der bisherige belgische Finanzminister Jules Renkin übernimmt in Brüssel das neugeschaffene Kolonialministerium.

Nach tagelangen gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Tschechen und Deutschen werden in Prag 1000 zusätzliche Gendarmen eingesetzt, um die Ruhe wiederherzustellen.

Die Bewohner Zyperns verlangen den Anschluss an Griechenland und werden deswegen beim Herzog von Connaught vorstellig. Zypern steht formell unter osmanischer Oberhoheit, wird aber seit 1878 von Großbritannien verwaltet.

In Sofia wird zwischen der Türkei und Bulgarien ein Präliminarvertrag abgeschlossen. Danach anerkennt die Türkei die Unabhängigkeit Bulgariens, wenn Bulgarien seinerseits eine Gesamtentschädigung für die Orientbahnen und den ostrumelischen Tribut bezahlt.

Mit wenigen Ausnahmen reagiert die Presse im Deutschen Reich mit Empörung und Unverständnis auf das Kaiser-Interview im “Daily Telegraph”. Dieses Interview mache alle Hoffnungen auf eine bessere Beziehung zu Großbritannien zunichte, schreiben die Blätter.

30.10.1908, Freitag

Im brasilianischen Bundesstaat Mato-Grosso bricht eine Revolution aus. Die Aufständischen marschieren auf die Hauptstadt Cuiabá zu, um den Präsidenten abzusetzen. Der Aufstand wird jedoch niedergeschlagen.

31.10.1908, Samstag

Die “Norddeutsche Allgemeine Zeitung” bringt über das Kaiser-Interview im “Daily Telegraph” eine halbamtliche Meldung heraus, aus der hervorgeht, dass Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow das Manuskript des Artikels trotz der Bitte des Kaisers um Begutachtung nicht gelesen hat.

In Berlin findet eine zweistündige Besprechung zwischen Kaiser Wilhelm II. und Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow statt. Dieser bietet dem Kaiser seinen Rücktritt an, Wilhelm II. lehnt ab.

Chroniknet