Was geschah im Juli 1956

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1.7.1956, Sonntag

Bundeskanzler Konrad Adenauer trifft in Begleitung von Außenminister Heinrich von Brentano in Rom zu einem viertägigen Staatsbesuch ein. Die deutsche Delegation führt u.a. Gespräche mit dem italienischen Staatspräsidenten Giovanni Gronchi und Ministerpräsident Antonio Segni.

Das SED-Zentralorgan “Neues Deutschland” gibt den Beschluss des Ministerrats der DDR bekannt, die Nationale Volksarmee (NVA) um 30 000 Mann zu verringern. Die Gesamtstärke der NVA beträgt bislang 120 000 Mann.

Die DDR führt Erleichterungen im deutsch-deutschen Reiseverkehr ein. Die Ausweise von Bundesbürgern werden von den DDR-Grenzpolizisten nicht mehr generell, sondern nur noch in Einzelfällen mit den Fahndungslisten verglichen. Dadurch wird die Wartezeit an den Grenzübergängen erheblich verkürzt.

Die sowjetische Zeitschrift “Kommunist” veröffentlicht das bislang geheime Testament Wladimir I. Lenins, der darin die Ablösung Josef W. Stalins als Generalsekretär der KPdSU fordert.

In Washington unterzeichnet US-Präsident Dwight D. Eisenhower das Gesetz über die Verteidigungsausgaben im Finanzjahr 1956/57. Der Militärhaushalt der USA beträgt insgesamt rund 35 Mrd. US-Dollar (147 Mrd. DM). Einen Schwerpunkt wird der Ausbau der strategischen Luftstreitkräfte bilden.

In Anwesenheit des französischen Staatspräsidenten René Coty wird die wiederaufgebaute Kathedrale von Rouen eingeweiht. Die Kirche war während des zweiten Weltkriegs von der deutschen Wehrmacht zerstört worden.

Der britische Rennfahrer Peter J. Collins gewinnt in Reims den Großen Preis von Frankreich auf Ferrari.

2.7.1956, Montag

Über dem Grand Canyon (US-Bundesstaat Colorado) stürzen nach einem Zusammenstoß in der Luft zwei Verkehrsflugzeuge ab. Bei dem Unglück kommen 127 Menschen ums Leben.

In der Bundesrepublik werden neue Kfz-Kennzeichen ausgegeben.

In Moskau veröffentlicht das Zentralorgan der KPdSU “Prawda”, einen Beschluss des Zentralkomitees über die Überwindung des Personenkults in der Sowjetunion. In dem Beschluss wird in scharfer Form auf Verfehlungen des früheren Staats- und Parteichefs Josef W. Stalin hingewiesen.

An der US-amerikanischen Ostküste treten rund 650 000 Stahlarbeiter in den Streik.

3.7.1956, Dienstag

Auf der Konferenz der UN-Abrüstungskommission in New York schlägt der sowjetische Delegierte Andrei A. Gromyko eine internationale “Deklaration der Staaten über Maßnahmen zur Festigung des allgemeinen Friedens und der Sicherheit der Völker” vor. Darin sollen sich die Unterzeichnerstaaten u.a. verpflichten, auf Kernwaffen zu verzichten. Der Vorschlag wird von den USA abgelehnt.

Der US-amerikanische Vizepräsident Richard M. Nixon erklärt in Manila (Philippinen), die USA würden die Souveränität der philippinischen Regierung achten und auf sämtliche Besitzansprüche auf US-Militärstützpunkte in der ehemaligen Kolonie verzichten.

In Hamburg registrieren Wissenschaftler eine deutlich erhöhte radioaktive Belastung der Luft. Die gemessenen Werte liegen etwa beim Zehnfachen der Normalwerte. Als Ursache werden die US-amerikanischen Atombombenversuche im Pazifik vermutet.

4.7.1956, Mittwoch

Das vor wenigen Tagen geborgene Unterseeboot “U-2365” das kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges im Kattegat versenkt worden war, trifft in den Kieler Howaldtswerken ein. Das Boot weist nur geringe Schäden auf und soll von der bundesdeutschen Marine übernommen werden.

In Warschau beschliest der polnische Ministerrat die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur Aufklärung der Revolte vom 28./29. Juni in Poznan (Posen). Den Vorsitz übernimmt der Sekretär des ZK der polnischen Arbeiterpartei, Edward Gierek.

Der Bundestag wählt den FDP-Abgeordneten Max Becker zum vierten Vizepräsidenten des Parlaments. Die Wahl war nötig geworden, da der von der FDP gestellte Vizepräsident Ludwig Schneider zur FVP übergetreten war.

Nach Angaben des Bundesministeriums für Verteidigung in Bonn hat bereits mehr als die Hälfte der 16 614 Angehörigen des Bundesgrenzschutzes von dem Angebot Gebrauch gemacht, in die Bundeswehr einzutreten.

5.7.1956, Donnerstag

In Paris verfügt die französische Regierung eine Erhöhung der Tabaksteuer um 20%. Die Mehreinnahmen sollen den französischen Streitkräften in Algerien zugutekommen.

Das sudanesische Parlament wählt Abd Allah Chalil zum Ministerpräsidenten des Landes. Chalil tritt die Nachfolge des nach einem Misstrauensvotum zurückgetretenen Ismail Ashari an.

Papst Pius XII. empfängt Bundeskanzler Adenauer im Vatikan zu einer Privataudienz. Das Treffen kommt auf Wunsch des Heiligen Vaters zustande.

Der deutsche Bundestag verabschiedet in Bonn eine Reihe von Steuersenkungen. Betroffen sind u.a. die Umsatzsteuer, die Einkommensteuer und die Gewerbesteuer. Insgesamt haben die Senkungen einen Umfang von rund 3 Mrd. DM.

6.7.1956, Freitag

In London endet eine Konferenz der Premierminister der Commonwealth-Staaten. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die Lage auf Zypern und die politische Situation im Nahen Osten.

Die sowjetische Stadt Krementschuk wird in Chruschtschow umbenannt. Nach Mitteilung der UdSSR-Nachrichtenagentur ist es die erste Ortschaft, die den Namen des KPdSU-Parteichefs trägt. 83 sowjetische Städte sind nach dem Staatsgründer Wladimir I. Lenin, 81 nach dem verstorbenen Staats- und Parteichef Josef W. Stalin benannt.

7.7.1956, Samstag

Nach heftigen Debatten verabschiedet der deutsche Bundestag in Bonn gegen die Stimmen der SPD-Fraktion das Wehrpflichtgesetz.

Der australische Tennisspieler Lewis Hoad gewinnt in London durch einen Viersatz-Sieg über seinen Landsmann Ken Rosewall das Internationale Tennis-Turnier von Wimbledon. Das Damenfinale gewinnt die Amerikanerin Shirley Fry gegen Angela Buxton aus Großbritannien.

8.7.1956, Sonntag

Bei den Wahlen zum japanischen Senat müssen die regierenden Liberaldemokraten Stimmenverluste hinnehmen. Die Sozialisten können ihre Stellung als stärkste Oppositionskraft ausbauen.

Das Politbüro der DDR veröffentlicht in Berlin (Ost) eine Erklärung, in der zu einer offenen Debatte über die Schwierigkeiten beim Aufbau des Sozialismus aufgefordert wird.

9.7.1956, Montag

Die Bundesregierung ernennt den bisherigen Botschafter in Norwegen, Georg von Broich-Oppert, zum Ständigen Beobachter der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen. Broich-Oppert tritt die Nachfolge von Felix von Eckardt an, der als Pressesprecher nach Bonn wechselt.

Der Landtag des Saarlandes beschließt in Saarbrücken ein Gesetz, das die Einführung der deutschen Bundesflagge im Saarland mit Wirkung vom 1. Januar 1957 vorsieht.

Auf der griechischen Insel Santorin fordert ein schweres Erdbeben 40 Todesopfer. Die Naturkatastrophe richtet Sachschäden in Millionenhöhe an.

10.7.1956, Dienstag

In London lehnt das britische Oberhaus den am 28. Juni vom Unterhaus verabschiedeten Gesetzesentwurf zur Abschaffung der Todesstrafe ab.

Das Bundesverteidigungsministerium gibt in Bonn die Bestellung von 137 französischen Transportflugzeugen vom Typ “Atlas 2501” bekannt. Die Maschinen sollen den Grundstock der bundesdeutschen Luftwaffe bilden.

11.7.1956, Mittwoch

Die Regierung der DDR bietet anlässlich der Verabschiedung des Wehrpflichtgesetzes durch den Bundestag bundesdeutschen Wehrpflichtigen politisches Asyl in der DDR an.

Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard (CDU) spricht sich in einem Interview mit der “Financial Times” für eine Neuregelung der europäischen Währungsparitäten aus. Die britische Regierung reagiert auf den Vorschlag Erhards, der eine Aufwertung der DM für notwendig hält, ablehnend.

Der US-amerikanische Außenminister John F. Dulles wertet auf einer Pressekonferenz die Entstalinisierung in der Sowjetunion als eine Chance für die freie Welt. Hinter dem Eisernen Vorhang würden sich offensichtlich “Kräfte der Freiheit” durchsetzen. Dies könnte in den kommenden zehn Jahren die weltpolitische Lage völlig verändern.

In Wien verfügt der österreichische Nationalrat die Bildung eines Bundesministeriums für Landesverteidigung.

12.7.1956, Donnerstag

Die sowjetische Führung übermittelt an die Regierungen der europäischen Staaten und der USA eine Erklärung über internationale Zusammenarbeit bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie. Die UdSSR schlägt u.a. die Schaffung einer internationalen Atom-Organisation vor.

Vor der in New York tagenden UN-Abrüstungskommission erklärt der sowjetische Delegierte Andrei A. Gromyko seine Bereitschaft, die von den Westmächten vorgeschlagene Begrenzung der Streitkräfte zu akzeptieren. Danach sollten der UdSSR den USA sowie China jeweils 2,5 Mio. Soldaten zugestanden werden. Die Streitkräfte Frankreichs und Großbritanniens dürften eine Stärke von jeweils 750 000 Mann nicht überschreiten.

Das ungarische Justizministerium erlässt in Budapest eine Amnestie für insgesamt 11 398 Häftlinge. Darunter sind auch Personen, die wegen Verstößen “gegen die sozialistische Legalität” zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden waren.

13.7.1956, Freitag

Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit beträgt die Arbeitslosenquote zur Zeit rund 2,5%. Dies ist der niedrigste Stand seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland.

14.7.1956, Samstag

Der argentinische Rennfahrer Juan Manuel Fangio (Ferrari) gewinnt in Silverstone den Grosen Preis von Großbritannien.

In München endet nach viertägiger Dauer der Bundesparteitag der SPD. Erich Ollenhauer wird als Vorsitzender wiedergewählt. Zum Abschluss des Parteitags nehmen die Teilnehmer eine Entschließung an, in der u.a. eine Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik und der DDR gefordert wird.

15.7.1956, Sonntag

In Bonn gibt das Auswärtige Amt bekannt, dass die kanadischen Streitkräfte der Bundeswehr 75 moderne Düsenflugzeuge zur Verfügung stellen. Zusätzlich zu den Maschinen, die einen Wert von rund 75 Mio. US-Dollar (315 Mio. DM) haben, sagt Kanada die kostenlose Versorgung mit Ersatzteilen zu.

16.7.1956, Montag

In Moskau endet nach fünftägiger Dauer eine Sitzung des Obersten Sowjet. Das Parlament der UdSSR verabschiedete u.a. eine Reform der Rentengesetze sowie die Auflösung der Karelo-finnischen Sowjetrepublik.

17.7.1956, Dienstag

Die Regierung der UdSSR erklärt sich in Moskau bereit, für das Jahr 1956 auf die Erstattung der Kosten, die durch die Stationierung sowjetischer Soldaten in der DDR entstehen, zu verzichten. Der Betrag wird auf rund 800 Mio. Mark veranschlagt.

US-Präsident Dwight D. Eisenhower gibt in Washington seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen bekannt.

Der Generalstaatsanwalt der Volksrepublik Polen, Marian Rybicki, erklärt gegenüber der amtlichen polnischen Nachrichtenagentur PAP, die Aufstände in Posen vom 27. und 28. Juni hätten insgesamt 53 Todesopfer – darunter neun Soldaten und Polizisten – sowie mehr als 300 Verletzte gefordert. Rund 326 “Abenteurer, verbrecherische Elemente und Provokateure” befänden sich in Haft.

Der indische Ministerpräsident Jawaharlal Nehru beendet einen viertägigen Staatsbesuch in der Bundesrepublik Deutschland. Nehru traf u.a. mit Bundeskanzler Konrad Adenauer und Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard zusammen. Er vereinbarte eine Vertiefung der wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen den beiden Ländern.

18.7.1956, Mittwoch

In Budapest wird Ernö Gerö zum Ersten Sekretär der ungarischen kommunistischen Partei gewählt. Gerö kündigt eine Verlangsamung der Kollektivierung in der Landwirtschaft sowie den Ausbau der Konsumgüterindustrie an.

Tunesische Regierungsvertreter brechen in Paris Verhandlungen mit der französischen Regierung über die künftigen politischen Beziehungen ab. Grund ist eine Rede des französischen Außenministers Christian Pineau vom 12. Juli. Pineau hatte den Verbleib französischer Truppen in der ehemaligen Kolonie als unverzichtbar bezeichnet.

19.7.1956, Donnerstag

Die diesjährigen Salzburger Festspiele werden mit der Uraufführung von Max Mells “Jeanne d’Arc” eröffnet. Die Festspiele dauern bis zum 15. August.

Die US-Streitkräfte geben in Washington die Verlegung des US-Fernostkommandos von Tokio nach Hawaii bekannt. Damit verlassen die US-Truppen das Territorium des ehemaligen Kriegsgegners Japan.

Auf der Insel Brioni (Jugoslawien) treffen der ägyptische Staatspräsident Gamal Abd an Nasser, der jugoslawische Staatschef Josip Tito und der indische Premier Jawaharlal Nehru zu politischen Gesprächen zusammen.

20.7.1956, Freitag

Der Bundesrat wählt in Bonn den Hamburger Bürgermeister Kurt Sieveking einstimmig zu seinem Präsidenten für das am 1. September beginnende Geschäftsjahr.

Der australische Ministerpräsident Robert G. Menzies beendet in Bonn seinen viertägigen Staatsbesuch in der Bundesrepublik Deutschland.

Nach starken Regenfällen kommt es in Hessen und Niedersachsen zu ausgedehnten Überschwemmungen. In Osthessen tritt die Fulda über die Ufer und verursacht in Bad Hersfeld erhebliche Wasserschäden.

21.7.1956, Samstag

In Recklinghausen wird das neuerrichtete Ikonenmuseum eröffnet. In einer ständigen Ausstellung sind die bedeutendsten Ikonen-Sammlungen der Bundesrepublik Deutschland zu sehen.

Nach Ansicht führender Vertreter der US-Streitkräfte könnten die Armeen der USA, Großbritanniens und der Bundesrepublik Deutschland deutlich verringert werden. Allein die Vereinigten Staaten könnten Truppen in einem Umfang von rund 800 000 Mann abbauen. Wahrend US-Außenminister John Foster Dulles die Vorschläge begrüßt, warnt Bundeskanzler Konrad Adenauer nachdrücklich vor einer Schwächung der westlichen Verteidigungsfähigkeit.

Aus den Parlamentswahlen in Island gehen die Linksparteien als Sieger hervor. Der neue Ministerpräsident, Hermann Jonasson, bezeichnet den Verbleib seines Landes in der NATO als nötig. Er fordert jedoch den baldigen Abzug der auf Island stationierten US-Streitkräfte.

In Bonn billigt der Bundesrat das Wehrpflichtgesetz mit 21 gegen 17 Stimmen. Gegen das Gesetz stimmen die Vertreter Bayerns, Bremens, Hessens und Nordrhein-Westfalens. Berlin enthält sich der Stimme.

22.7.1956, Sonntag

In Panama-Stadt endet eine zweitägige Konferenz der Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS).

23.7.1956, Montag

Bei Wahlen in den britischen Kolonien Goldküste, Aschanti und Togoland erringt die gemäßigte Volkskonventionspartei die Mehrheit der abgegebenen Stimmen. Die Partei tritt für die baldige Entlassung der Kolonien in die Unabhängigkeit und die Gründung eines Staates Ghana ein.

In Saarbrücken vereinigen sich die Deutsche Zentrumspartei und die Christliche Volkspartei des Saargebiets (CVP) zur Christlichen Volkspartei-Zentrum. Der bisherige CVP-Vorsitzende und frühere Ministerpräsident des Saarlands, Johannes Hoffmann, tritt aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurück.

24.7.1956, Dienstag

Die tschechoslowakische Regierung gibt in Prag die Reduzierung ihrer Streitkräfte um weitere 10 000 Mann bekannt. Bereits vor einem Jahr waren die CSR-Streitkräfte um rund 34 000 Mann verringert worden.

In Bayreuth werden die Richard-Wagner-Festspiele mit einer Aufführung der “Meistersinger von Nürnberg” eröffnet.

25.7.1956, Mittwoch

Der Bundesminister für Atomenergie, Franz Josef Strauß, gibt in Bonn das erste deutsche Programm zur Nutzung der Kernenergie bekannt. In drei Stufen sollen in den kommenden Jahren Forschungseinrichtungen und Versuchsreaktoren errichtet werden.

Rund 200 Seemeilen vor New York stößt das italienische Passagierschiff “Andrea Doria” mit dem schwedischen Dampfer “Stockholm” zusammen. Die “Andrea Doria” sinkt innerhalb weniger Minuten.

26.7.1956, Donnerstag

Der ägyptische Staatspräsident Gamal Abd an Nasser verkündet in Kairo die Verstaatlichung des Suezkanals. Nasser begründet diese Maßnahme mit der Weigerung Großbritanniens und der USA, sich an der Finanzierung des Assuan-Staudamms zu beteiligen. Die Hauptgesellschafter der Internationalen Suezkanalgesellschaft, Frankreich und Großbritannien, drohen Ägypten mit einer militärischen Intervention.

27.7.1956, Freitag

Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland tritt in Berlin (West) zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. In einer Erklärung spricht sich die Synode u.a. gegen die Wehrpflicht in der Bundesrepublik aus.

28.7.1956, Samstag

In Paris endet die am 5. Juli in Reims gestartete Tour de France mit dem Überraschungssieg des Franzosen Roger Walkowiak. Der 27-Jährige Radprofi, vom achten Tag an im gelben Trikot des Spitzenreiters, belegte auf keiner der 23 Etappen einen Platz unter den ersten drei der Tageswertungen.

Das Zentralkomitee der ungarischen kommunistischen Partei schließt die früheren Verteidigungsminister Mihaly Farkas wegen “schwerer Verfehlungen und Ausübung des Personenkults” aus der Partei aus.

Die Internationale Bank für Wiederaufbau gibt die Gründung der Internationalen Finanzgesellschaft bekannt. Ziel der mit einem Kapital von rund 80 Mio. US-Dollar (336 Mio. DM) ausgestatteten Gesellschaft ist die Förderung von Unternehmensgründungen.

Bundeskanzler Konrad Adenauer wendet sich vor der Presse scharf gegen die Äußerung des sowjetischen Ministerpräsidenten Nikolai A. Bulganin, Schlesien sei “für immer polnisch”. Nach Ansicht Adenauers stünden die ehemaligen deutschen Ostgebiete nur unter vorläufiger polnischer Verwaltung. Eine endgültige Regelung der Grenzfrage könne nur durch einen Friedensvertrag getroffen werden.

29.7.1956, Sonntag

In Washington billigt der Kongress ein Auslandshilfeprogramm in Höhe von rund 3,8 Mrd. US-Dollar (16 Mrd. DM).

Die Jaguar-Fahrer Ron Flockart und Ninian Sanderson (beide Großbritannien) gewinnen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 168,122 km/h das 24-Stunden-Rennen von Le Mans.

In Frechten stellt die Deutsche Zenta Gastl mit 10,6 sec einen Weltrekord über 80 m Hürden auf.

30.7.1956, Montag

Nach Angaben der Regierung in Wien hat Österreich im Rechnungsjahr 1956 Waren im Werte von rund 120 Mio. DM an die Sowjetunion als Ausgleich für erlittene Kriegsschäden geliefert.

Der ungarische Ministerpräsident Andras Hagedüs tritt vor dem Parlament in Budapest für die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik ein.

31.7.1956, Dienstag

Das Zentralkomitee der SED kündigt die Aufhebung der Lebensmittelrationierung sowie die Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 48 auf 45 Stunden an.

Nach einer Erhebung des Deutschen Industrie-Instituts wollen die meisten bundesdeutschen Schulabgänger eine kaufmännische Lehre absolvieren. Auf Platz zwei der Wunschliste steht die Ausbildung zum Maschinenschlosser.

In Monte Carlo (Monaco) wird offiziell bekanntgegeben, dass Fürstin Gracia Patricia ein Kind erwartet. Die Nachricht wird von der Bevölkerung mit Jubel aufgenommen. Nach einem völkerrechtlich bindenden Vertrag fällt das Fürstentum an Frankreich, falls das Geschlecht der Grimaldis keine Nachkommen hat. Die Monegassen müssten höhere Steuern zahlen und unterlägen der Wehrpflicht.

Chroniknet