Was geschah im Dezember 1921

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Wetterstationen Dezember 1921

1.12.1921, Donnerstag

Der preußische Innenminister Carl Severing (SPD) hebt einen Erlass seines Amtsvorgängers Alexander Dominicus (DDP) auf, der Kommunisten von einer Tätigkeit im Staatsdienst ausschloss. Severing beruft sich dabei auf die in der Weimarer Reichsverfassung festgeschriebene Meinungsfreiheit der Beamten.

Um ihr Defizit auszugleichen, erhöht die Deutsche Reichsbahn die Gütertarife um 50%. Dadurch sollen die Einnahmen der Reichsbahn um 20,1% steigen.

In Wien endet eine Demonstration mit über 30 000 Teilnehmern gegen die galoppierende Inflation mit Plünderungen und Ausschreitungen.

In New York wird eine Stiftung zum Gedenken an den im August verstorbenen italienischen Tenor Enrico Caruso gegründet, die mittellose junge Künstler unterstützen soll.

2.12.1921, Freitag

In Krefeld wird das Märchenspiel “Der treue Johannes” von Karl Röttger uraufgeführt.

Das preußische Kultusministerium weist alle Schuldirektoren an, für den allgemeinen deutschen Schülertag am 5. Dezember in Hannover keine Schüler zu beurlauben. Die Veranstalter hatten für eine Ehrengabe gesammelt, die auf dem Grab der 1920 verstorbenen Frau des früheren Feldmarschalls Paul von Hindenburg niedergelegt werden sollte. Darüber hinaus ist eine Kundgebung zu Ehren Hindenburgs vorgesehen.

3.12.1921, Samstag

In Paris wird in der Galerie Six eine Ausstellung des US-amerikanischen Künstlers Man Ray eröffnet.

Die Oper “Die Hochzeit des Faun” von Bernhard Sekles wird unter der musikalischen Leitung von Erich Kleiber in Düsseldorf uraufgeführt.

Das anhaltende Frostwetter hat zu einer verstärkten Eisbildung auf dem Rhein geführt. Schifffahrt und Fährbetrieb müssen eingestellt werden.

Unter der Leitung des preußischen Innenministers Carl Severing (SPD) wird in Berlin eine Kommission gebildet, die den Wucher bei Lebensmittelpreisen bekämpfen soll. Die Kommission setzt sich aus Vertretern der Landesregierung des Handels und der Verbraucherverbände zusammen.

In Bern wird ein Abkommen zwischen dem Deutschen Reich und der Schweiz unterzeichnet, das die Regelung aller Streitigkeiten zwischen beiden Staaten an einen Schiedsgerichtshof überweist, der aus Richtern des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag zusammengesetzt ist.

Der bisherige ungarische Ministerpräsident István Graf Bethlen von Bethlen bildet ein neues Kabinett. Er war am 14. November nach innenpolitischen Auseinandersetzungen um die Regierungsansprüche der Habsburger zurückgetreten.

Die Reparationskommission in Paris fordert materielle Garantien für die im Januar und Februar 1922 fälligen Reparationszahlungen. Das Deutsche Reich bittet die Alliierten um Aufschub, weil es derzeit noch keine Kredite beschaffen könne.

Unter der Leitung von Reichskanzler Joseph Wirth (Zentrum) nimmt eine Kreditkommission ihre Arbeit auf, die ausländische Anleihen zur Erfüllung der Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Siegermächten beschaffen soll. Ihr gehören neun Mitglieder aus Industrie und Bankgewerbe an, u.a. Reichsbankpräsident Rudolf Havenstein und der Industrielle Alfred Hugenberg.

4.12.1921, Sonntag

Der indische Unabhängigkeitskämpfer Lala Laipat Rai und drei seiner Mitarbeiter werden bei einer politischen Versammlung in Lahore von der britischen Kolonialpolizei verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, einen Umsturzversuch zu planen. Laipat Rai ist ein enger Mitarbeiter von Mohandas Karamchand (“Mahatma”) Gandhi.

Im Berliner Schauspielhaus wird die Dichtung “Die Höhe des Gefühls” des Prager Schriftstellers Max Brod szenisch uraufgeführt.

5.12.1921, Montag

Der Franzose Henri Désiré Landru wird in Paris zum Tode verurteilt. Das Gericht hält ihn für schuldig, zwischen Januar 1915 und Januar 1919 zehn Frauen ermordet zu haben.

Die illustrierten Zeitschriften erhöhen ihre Preise. Die “IIlustrierte” kostet statt 1 Mark jetzt 1,50 Mark. Die Preissteigerung wird mit den erhöhten Transportkosten der Bahn und der Papierknappheit begründet.

Nach ersten Rückgewinnen im Oktober gelingt den spanischen Kolonialtruppen in Marokko die Wiedereroberung weiterer Gebiete im Rifgebirge. Im Osten können sie die alten Stellungen bis zum Muluya-Fluss erneut behaupten.

In Hannover findet der erste deutsche Schülertag statt, an dem 3000 Gymnasiasten teilnehmen. Bei der Eröffnung beschreibt der frühere Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg die Aufgaben der Jugend: “Wenn wir auch tief gesunken sind, nicht nur im Sinne der Politik, sondern auch moralisch: Es bleibt uns dennoch die Pflicht, wieder aufzubauen nach bestem Können. Gottesfurcht, Treue, Würde und Ehrlichkeit allein können uns auf diesem Wege helfen.”

Die erste Reichsbetriebsrätekonferenz für die Metallindustrie findet in Leipzig bis zum 7. Dezember statt. Ein zentrales Thema der Konferenz ist die Ertragslage der deutschen Stahlindustrie.

Der Hauptausschuss des preußischen Landtags schlägt vor, das Defizit im Landeshaushalt in Höhe von 933 Mio. Mark durch die Einführung einer neuen Grundsteuer auszugleichen.

6.12.1921, Dienstag

In verschiedenen D-Zügen auf der Strecke Hamburg- Berlin werden Versuche mit drahtlosem Fernsprechverkehr vorgenommen.

Die Gesellschaft für Erdkunde und der Verband deutscher Schulgeographen fordern auf ihrer Monatssitzung in Berlin, dass in allen Schulen das Fach Geographie bis zum letzten Schuljahr mit mindestens zwei Unterrichtsstunden pro Woche unterrichtet werden müsse. Die “Aschenbrödelstellung” des Geographieunterrichts müsse beseitigt werden.

Bei der Hauptversammlung des Arbeitgeberverbandes Deutscher Eisen- und Stahlindustrie betont der Vorsitzende Ernst Poensgen die politische Gefahr einer hohen Arbeitslosigkeit: “Eine wirksame Abwehr der Anarchie ist nur denkbar, wenn es gelingt, die Massen bei der Arbeit zu halten. Arbeitslosigkeit in Deutschland ist der Herd des Welt-Bolschewismus.” Der Verband hat 558 Mitglieder, die fast 400 000 Arbeiter beschäftigen.

In London unterzeichnen Vertreter der britischen Regierung und der irischen Unabhängigkeitsbewegung Sinn Féin ein Abkommen, das Irland mit Ausnahme der Provinz Ulster zum Freistaat erklärt.

7.12.1921, Mittwoch

Durch Fehlspekulationen entstandene Devisenverluste in Höhe von 340 Mio. Mark führen zum Zusammenbruch der Pfälzischen Bank in Ludwigshafen. Reserven und Aktienkapital im Wert von 100 Mio. Mark reichen nicht aus, um die Gläubiger zu entschädigen.

8.12.1921, Donnerstag

Der Reichsrat in Berlin beschließt die Erhöhung der Post- und Telegrafengebühren. Infolge von Lohnerhöhungen und der Verteuerung aller Materialien beträgt das Defizit der Reichspost 4 Mrd. Mark. Ein Brief kostet künftig eine Mark, eine Postkarte 60 Pfennig. Die Telegrammgebühren steigen für ein Wort von bislang 35 auf 75 Pfennig.

9.12.1921, Freitag

In Jerusalem wird das erste palästinensische Landesmuseum mit jüdischen und moslemischen Abteilungen eröffnet.

Die tschechoslowakische Regierung beklagt sich in einer Note an das Reichswirtschaftsministerium in Berlin, dass der Export von Bier aus Pilsen ins Deutsche Reich wegen hoher Zölle und Frachtkosten auf Null zurückgegangen sei. Vor dem Weltkrieg seien jährlich mehr als 500 000 hl Bier ausgeführt worden.

In Sowjetrussland werden als Folge der seit März eingeleiteten Neuen Ökonomischen Politik (NEP) alle Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten privatisiert.

11.12.1921, Sonntag

Die Internationale Liga für Menschenrechte fordert auf ihrer Jahrestagung in Reims, dass zum Wiederaufbau der im Weltkrieg zerstörten Gebiete in Frankreich deutsche Arbeiter herangezogen werden müssten.

12.12.1921, Montag

Im Leipziger Kleinen Theater wird das Schauspiel “Friedrich und Anna” von Georg Kaiser uraufgeführt.

In Frankreich treten die Belegschaften aller Bergwerke aus Protest gegen die geplante Herabsetzung ihrer Löhne für 24 Stunden in den Ausstand.

13.12.1921, Dienstag

Im Rahmen der Washingtoner Abrüstungskonferenz wird ein Viermächteabkommen geschlossen. Großbritannien, Frankreich, die USA und Japan erkennen darin die bestehenden Besitzverhältnisse im Stillen Ozean an.

In Santiago de Chile breitet sich eine Typhusepidemie aus. Mehrere Tausend Menschen sind bereits an der Krankheit gestorben.

14.12.1921, Mittwoch

Im Raum Ödenburg (Sopron) in Ungarn findet eine Volksabstimmung über die künftige Staatszugehörigkeit des Gebietes statt. Die Abstimmung ergibt eine Mehrheit von 65,08% für den Verbleib bei Ungarn. Österreich muss das Gebiet an Ungarn abtreten.

Im Deutschen Reich fehlen monatlich etwa zwei Mio. Tonnen Kohlen zur Versorgung der Bevölkerung. Die Kohlennot ist hauptsächlich durch den Mangel an Transportmöglichkeiten per Zug und auf das Versagen der Flusschifffahrt zurückzuführen. Das anhaltende Frostwetter verursacht diese Transport- und Verkehrsschwierigkeiten.

15.12.1921, Donnerstag

Der Polizeipräsident von Berlin erlässt eine neue Dienstmannsordnung. Wer als selbständiger Dienstmann arbeiten will, muss für seine Lizenz 5000 Mark zahlen und sich verpflichten, “bei der Ausübung seines Gewerbes weder in zerrissener oder unsauberer Kleidung noch in angetrunkenem Zustande zu erscheinen und sich gegen das Publikum in höflicher Weise zu betragen”.

16.12.1921, Freitag

Österreich und die Tschechoslowakei unterzeichnen den Vertrag von Lana, in dem beide Staaten die Unverletzlichkeit der Staatsgrenzen garantieren. Das Gebiet der CSR gehörte bis 1918 zu Österreich-Ungarn.

Die Mark ist weiter gefallen. Ein US-Dollar entspricht 196,50 Mark gegenüber 300 Mark am Monatsanfang.

Der Film “Klan” nach dem Schauspiel von Alexandre Dumas wird in Berlin uraufgeführt.

Der frühere Generaldirektor der Berliner Staatlichen Museen, Wilhelm von Bode, stiftet nach dem Verkauf seiner Privatbibliothek den Erlös von 2,5 Mio. Mark für die Vollendung des asiatischen Museums in Dahlem.

Der französische Komponist Camille Saint-Saëns stirbt im Alter von 86 Jahren in Algier. Eine seiner bekanntesten Opern ist “Samson und Dalila”.

17.12.1921, Samstag

Der erste internationale demokratische Kongress in Paris, auf dem mehrheitlich Vertreter christlicher Vereinigungen vertreten sind, beendet nach zehntägigen Beratungen seine Arbeit. In einer abschließenden Deklaration fordern die Versammelten aus 25 Ländern, unter denen sich auch deutsche und österreichische Delegierte befinden, Maßnahmen zur Förderung des Pazifismus und den Ausbau des Völkerbunds zu einer wirklichen Gemeinschaft aller Völker.

Der konservative Politiker und Mitbegründer der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), Clemens von Delbrück, stirbt im Alter von 65 Jahren in Jena.

18.12.1921, Sonntag

In Belgrad wird die Sozialistische Partei Jugoslawiens (SPJ) gegründet. Sie ist ein Zusammenschluss der sozialreformistischen Mitte-Links-Strömungen innerhalb der jugoslawischen Arbeiterbewegung und steht in scharfem Gegensatz zu den Kommunisten. Dragisa Lapcevic wird zum Vorsitzenden gewählt.

19.12.1921, Montag

Bertolt Brecht veröffentlicht seine Gedichte “Erster Brief an die Mestizen, da erbittert Klage geführt wurde gegen die Unwirtschaftlichkeit”, “Epistel” und “Früher dachte ich: ich stürbe auf eignem Leinenzeug”.

Infolge des Friedensvertrags zwischen den USA und dem Deutschen Reich vom 25. August werden in New York, San Francisco und Chicago deutsche Generalkonsulate eingerichtet. Weitere Konsulate sind für New Orleans und St. Louis vorgesehen.

Auf der Hauptversammlung der Friedrich Krupp AG in Essen wird Werksangehörigen die Möglichkeit eröffnet, Vorzugsaktien im Nennwert von 1000 Mark zu 110% des Nennwerts zu erwerben. Das Bezugsrecht steht allen Arbeitern und Angestellten zu.

20.12.1921, Dienstag

Der französische Ministerpräsident Aristide Briand äußert gegenüber US-amerikanischen Journalisten, dass Frankreichs Flottenbauprogramm nicht gegen Großbritannien gerichtet sei. Jedoch könnten die sechs Kreuzer von je 10 000 t, die dem Deutschen Reich im Versailler Vertrag zugestanden wurden, eine Bedrohung für Frankreich darstellen. Großbritannien fordert seit mehreren Wochen vehement eine Abrüstung nicht nur der französischen Schlachtschiffe, sondern auch der U-Boote.

21.12.1921, Mittwoch

Das Reichsgericht in Leipzig verurteilt Traugott von Jagow als einzigen der Hauptbeteiligten am Kapp-Putsch von 1920. Jagow erhält fünf Jahre Festungshaft, wird aber schon 1924 begnadigt.

22.12.1921, Donnerstag

Das Liebesdrama “Die Hintertreppe” mit Henny Porten und Fritz Kortner in den Hauptrollen wird in Berlin uraufgeführt. Die Regie führte Leopold Jessner.

Die US-amerikanische Regierung kündigt an, dass sie im Januar wieder diplomatische Vertreter ins Deutsche Reich und nach Österreich entsenden wird.

Der österreichische Nationalrat erlässt eine Ergänzung zum Steuergesetz. Ab Januar 1922 muss danach auch ausländisches Kapital in Österreich versteuert werden.

Die Geschäftsleitung der BASF in Ludwigshafen teilt mit, dass bei der Explosion des Stickstoffwerks Oppau am 21. September ein Schaden von 321 Mio. Mark entstanden sei. Nur 70 Mio. Mark seien durch Versicherungsleistungen gedeckt.

Der britische Premierminister David Lloyd George und der französische Ministerpräsident Aristide Briand beenden in London ihre zweitägigen Beratungen über die Reparationsverpflichtungen des Deutschen Reiches. Sie kommen überein, diesem kein Moratorium für die Zahlungen im Januar und Februar zu gewähren, jedoch einstweilig auf die 26%ige Abgabe auf den deutschen Export zu verzichten Die deutschen Leistungen werden hierdurch um 270 Mio Goldmark gemindert.

Der US-amerikanische Kongress bewilligt 20 Mio. US-Dollar als Hilfe für die hungernde Bevölkerung Sowjetrusslands.

23.12.1921, Freitag

In Breslau demonstrieren 8000 Beamte, Angestellte und Arbeiter der Reichsbahn für höhere Löhne und fordern eine einmalige Zahlung von 1000 Mark. Für den Fall, dass die Eisenbahndirektion den Forderungen nicht nachkommt, drohen sie mit Streik.

Der US-amerikanische Präsident Warren G. Harding begnadigt den Sozialistenführer Eugene V. Debs. Dieser war 1918 in einem spektakulären und offensichtlich politisch motivierten Gerichtsverfahren zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden, weil er angeblich mehrfach die Teilnahme der USA am Weltkrieg kritisiert hatte.

Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) hebt die Verordnung zum Schutze der Republik und damit den Ausnahmezustand auf.

24.12.1921, Samstag

Die offiziellen Feierlichkeiten bei der Ankunft des britischen Thronfolgers Prinz Eduard in Kalkutta werden von der Bevölkerung boykottiert. Diese Maßnahme wird von dem indischen Freiheitskämpfer Mohandas Karamchand (“Mahatma”) Gandhi organisiert.

Auf der Washingtoner Abrüstungskonferenz, die am 12. November begonnen hat, kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen der britischen und der französischen Delegation. Der französische Gesandte Pierre Sarraut erklärt, die Begrenzung der U-Boot-Tonnage auf 31 000 t für Frankreich sei unannehmbar. Der britische Delegierte Arthur James Balfour spricht daraufhin von einer Bedrohung Großbritanniens.

In Kairo finden blutige Auseinandersetzungen zwischen streikenden Studenten und der britischen Besatzungsarmee statt. Die Studenten, von denen fünf getötet und zwanzig verletzt werden, kämpfen auf der Seite der ägyptischen nationalistischen Bewegung, die ein Ende des seit 1914 bestehenden britischen Protektorats fordert.

Die Weihnachtsstimmung im Deutschen Reich ist angesichts von Inflation und Versorgungsnot gedämpft. Auch das regnerische Weihnachtswetter lässt keine Festtagsstimmung aufkommen.

25.12.1921, Sonntag

Aus Protest gegen die Erhöhung der Kraftfahrzeugsteuer und die vom Magistrat festgesetzten Beförderungstarife treten in Berlin die Kraftdroschkenfahrer während der Weihnachtsfeiertage in den Streik.

26.12.1921, Montag

In Danzig treten die Hafenarbeiter in einen Streik, um gegen das Löschen der Ladung eines französischen Dampfers mit Sprengstoffmunition zu protestieren.

Durch Brandstiftung wird der Hauptbahnhof von Bukarest völlig zerstört. Auch das benachbarte Postamt wird ein Raub der Flammen.

27.12.1921, Dienstag

Das Amtsgericht in Köln verurteilt einen Kellner wegen Preistreiberei und Betruges zu drei Monaten Gefängnishaft und 10 000 Mark Geldstrafe. Er hatte in zwei Fällen für Säfte den doppelten Preis verlangt und den Mehrpreis in die eigene Tasche gewirtschaftet.

Die deutsche Luftverkehrs-Gesellschaft gibt ihre Verkehrsstatistik für 1921 heraus, wobei sie den Aufschwung des deutschen Zivilflugwesens hervorhebt. 4680 Flüge von insgesamt 566 328 km wurden ausgeführt gegenüber 2898 Flügen mit 374 345 km im Vorjahr. Dies entspricht einer Steigerung von 51%.

In Berlin fahren 1921 wieder 60 876 Personenkraftwagen auf den Straßen, womit die Vorkriegszahl erreicht wurde. 78% dieser Pkw haben eine Stärke von bis zu 14 PS. 1914 hatten noch 54,1% der Autos weniger als 16 PS.

28.12.1921, Mittwoch

Reichsjustizminister Gustav Radbruch (SPD) gibt bekannt, dass aufgrund der Weihnachtsamnestie von Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) für sog. Mitläufer bei den Märzunruhen in Mitteldeutschland insgesamt 268 Gefangene freigelassen wurden.

29.12.1921, Donnerstag

In Österreich wird das sog. Trennungsgesetz erlassen: Die Stadt Wien wird von Niederösterreich getrennt und zum selbständigen Bundesland erklärt.

30.12.1921, Freitag

Das Justizministerium gibt bekannt, dass sich im Deutschen Reich die Zahl der Ehescheidungen mit 39 000 gegenüber 1913 mehr als verdoppelt hat.

In München wird die Rhein-Main-Donau AG zum Bau einer Grosschifffahrtsstraße gegründet.

Der rumänische Hochstapler Addje Aurel wird von der Strafkammer des Berliner Landgerichts zu vier Jahren Gefängnis und Ehrverlust verurteilt. Er hatte von einer vertrauensseligen Witwe, die ihm sogar glaubte, er stamme von dem römischen Kaiser Mark Aurel ab, insgesamt 106 000 Mark erschlichen. Aurel verbrachte dann die meiste Zeit auf Reisen, auf denen er sich angeblich mit seiner Familie aussöhnen wollte. Diese hatte ihn verstoßen, weil er im Weltkrieg auf deutscher Seite kämpfte.

In Chicago wird die Märchenoper “Die Liebe zu den drei Orangen” von Sergei S. Prokofjew uraufgeführt.

31.12.1921, Samstag

In der ungarischen Nationalversammlung in Budapest kommt es zu Tumulten und Prügeleien, so dass die Sitzung auf unbestimmte Zeit vertagt werden muss. Der Streit hatte sich an der positiven Haltung einiger Parlamentarier zum früheren Herrscherhaus der Habsburger entzündet.

Chroniknet