Was geschah im Juni 1930

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Wetterstationen Juni 1930

1.6.1930, Sonntag

Adolf Hitler, der Parteiführer der NSDAP, beauftragt den Agrarwissenschaftler Richard Walther Darré mit der Organisation des Bauerntums in seiner Partei. Darré hat auch das erste Agrarprogramm der NSDAP vom 6. März ausgearbeitet. Die Nationalsozialisten wollen insbesondere die Landwirte ansprechen, unter denen sich, bedingt durch die schlechte wirtschaftliche Situation, Unzufriedenheit mit dem parlamentarischen System ausbreitet.

Im Kupferbergbau im thüringischen Mansfeld beginnt ein Streik der Arbeiter gegen den von der Unternehmensleitung der Mansfeld A. G. für Bergbau und Hüttenbetrieb angekündigten Lohnabbau von 15%. Nach einem Kompromissvorschlag des Reichsarbeitsministeriums, der u.a. eine staatliche Beihilfe für das Unternehmen von rund 500 000 RM monatlich vorsieht, wird der Streik am 25. Juli beendet.

2.6.1930, Montag

Die schwedische Regierung unter Arvid Lindman (Konservative Partei) tritt zurück, nachdem die Erste Kammer des Stockholmer Reichstages eine Erhöhung der Getreidezölle abgelehnt hat. Die neue Regierung bildet Carl Gustav Ekmann (Freisinnige Partei).

3.6.1930, Dienstag

Ein Berliner Schwurgericht verurteilt sieben Mitglieder der NSDAP, die ein kommunistisches Lokal überfallen und einen Menschen getötet haben, zu Freiheitsstrafen von bis zu dreieinhalb Jahren. Sozialdemokratische und kommunistische Politiker protestieren gegen das Urteil, das sie für zu mild halten.

Der Sozialanthropologe und Rassenforscher Hans F. K. Günther, der mehrere antisemitische Werke verfasst hat, wird vom thüringischen Bildungs- und Innenminister Wilhelm Frick (NSDAP) an die Universität Jena berufen. Der Protest zahlreicher Jenaer Professoren gegen die Berufung blieb ohne Wirkung.

4.6.1930, Mittwoch

Die sozialdemokratische Wochenzeitung “Vorwärts” veröffentlicht ein Schreiben des Reichswehrministeriums an den SPD-Reichstagsabgeordneten Franz Künstler, in dem jegliche Auskunft über eine illegale Zusammenarbeit zwischen Reichswehr und der sowjetischen Roten Armee verweigert wird. Die Reichswehr lässt in der Sowjetunion seit Jahren u.a. Soldaten ausbilden und neuartige Kampfmittel erproben, um die strengen Abrüstungsbestimmungen des Versailler Vertrages zu umgehen.

Der Nationalrat der neutralen Schweiz beschließt mit 117 zu 47 Stimmen die Erweiterung der schweizerischen Luftwaffe.

5.6.1930, Donnerstag

Der britische Premierminister James Ramsey MacDonald (Labour Party) teilt im Unterhaus in London mit, dass seine Regierung den Bau eines Kanaltunnels ablehnt, der Großbritannien mit dem Kontinent verbinden soll. Die Kosten für den Bau von umgerechnet 600 Mio. RM sind nach seiner Meinung zu hoch.

Das bayerische Innenministerium verbietet mit sofortiger Wirkung das Tragen von Uniformen bei öffentlichen Kundgebungen von politischen Organisationen.

Das Reichskabinett beschließt ein neues Finanzprogramm: Die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung werden von 3,5 auf 4,5% erhöht, Festbesoldete müssen ein Notopfer (sog. Reichshilfe) in Form eines 3-4%igen Zuschlags zur Einkommenssteuer leisten. Die Regierung geht davon aus, dass die Staatseinnahmen dadurch im laufenden Haushaltsjahr um rund 350 Mio. RM steigen.

6.6.1930, Freitag

In Springfield im US-Bundesstaat Massachusetts bieten Lebensmittelhändler erstmals Tiefkühlkost an. Die Idee des Geschäftsmannes Clarence Birdseye, Lebensmittel durch Gefrieren haltbar zu machen, setzt sich in den USA schnell durch.

7.6.1930, Samstag

Die polnischen Schulaufsichtsbehörden leiten gegen deutsche Lehrer an Minderheitsschulen in Oberschlesien (Polen) ein Disziplinarverfahren ein. Ihnen wird vorgeworfen, enge Kontakte zur reichsdeutschen Lehrerorganisation zu unterhalten. Die Maßnahme wird in der deutschen Presse als ein Schritt zur “Polonisierung” der deutschen Minderheit in dem seit 1922 zu Polen gehörenden ehemals deutschen Teil Oberschlesiens gewertet.

Der deutsche Gesandte in Portugal, Albert von Baligand, wird in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon erschossen. Bei dem Attentäter handelt es sich um den stellungslosen deutschen Seemann Franz Buchowsky, der sich mit seiner Tat von seinem Verfolgungswahn befreien wollte.

Eine Himalaja-Expedition unter der Leitung des deutschen Geologen Günter Oskar Dyhrenfurth besteigt den Jongsang Peak (7459 m). Es ist der höchste Gipfel, der bisher von Menschen genommen wurde.

8.6.1930, Sonntag

Die rumänische Nationalversammlung wählt in Bukarest den Ex-Kronprinzen Karl II. zum König von Rumänien.

Im chinesischen Konflikt zwischen der Regierung Chiang Kai-sheks in Nanking und den aufständischen Generalen der Nordtruppen gibt die Regierung ihren Sieg in der Schlacht von Sintschang bekannt. 20 000 feindliche Soldaten sind nach Regierungsangaben getötet worden.

9.6.1930, Montag

In der Freudenau, der Galopp-Rennbahn im Wiener Prater, gewinnt das deutsche Rennpferd “Graf Isolani” unter Jockey Hans Blume den mit 128 000 Schilling (rund 77 000 RM) dotierten Großen Preis von Österreich.

In Wien beschließen Vertreter der bäuerlichen Landbundorganisation den Bruch mit der rechtsgerichteten Heimwehr. Am 13. Juni erklärt auch die Großdeutsche Reichspartei, ihr Programm sei mit der Haltung der Heimwehren nicht vereinbar. Die politischen Organisationen protestieren damit gegen die fortgesetzten Angriffe der Heimwehr auf die österreichische Demokratie.

Auf dem Bundestreffen des SPD-nahen Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Magdeburg fordert Bundesführer Otto Hörsing (SPD) die Schaffung eines deutschen Einheitsstaates als Voraussetzung für Wirtschaftsreformen.

10.6.1930, Dienstag

Ein Schiedsgericht in der US-Hauptstadt Washington legt fest, dass die USA deutschen Reedereien Entschädigungen in Höhe von 74 243 000 US-Dollar (etwa 311 820 680 RM) für im Weltkrieg beschlagnahmte Schiffe bezahlen müssen.

In Konstantinopel (heute Istanbul) unterzeichnen griechische und türkische Regierungsvertreter ein Abkommen, mit dem mehrere, bislang umstrittene Fragen geregelt werden: So wird u.a. das seit dem griechisch-türkischen Krieg 1919-22 bestehende Problem der Staatsbürgerschaft für die jeweils im anderen Land lebenden Minderheiten beigelegt.

In Genf beginnt die 14. Internationale Arbeitskonferenz. 354 Delegierte aus 51 Ländern beraten bis zum 22. Juni u.a. über eine Konvention zur weltweiten Abschaffung der Zwangsarbeit sowie über international einheitliche Arbeitszeitverkürzungen im Bergbau.

In Frankfurt am Main wird die “Achema VI”, die Ausstellung für chemisches Apparatewesen, eröffnet. Bis zum 22. Juni zeigen 325 Anbieter auf 8000 m² Ausstellungsfläche Laborgeräte für die chemische Industrie.

In Oberstdorf wird die 4900 m lange Nebelhornbahn eingeweiht.

Die sog. Bildergalerie, ein Nebengebäude des Potsdamer Schlosses Sanssouci, wird nach Renovierungsarbeiten für die Öffentlichkeit freigegeben. Das 1755 unter Friedrich dem Großen errichtete Gebäude gilt als einer der ersten Museumsbauten im Deutschen Reich.

11.6.1930, Mittwoch

Der Deutsche Städtetag gibt bekannt, dass die Großkommunen (Gemeinden mit mehr als 25 000 Einwohnern) 350 000 sog. Wohlfahrtserwerbslose unterstützen müssen, die keine Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung erhalten. Immer mehr Gemeinden geraten durch steigende Sozialausgaben in Finanzschwierigkeiten.

Der preußische Innenminister Heinrich Waentig (SPD) verbietet dem politischen Kampfverband der NSDAP, der Sturmabteilung (SA), das Tragen der Uniform.

12.6.1930, Donnerstag

Bei einer SA-Kundgebung in Gera überreicht Thüringens Innen- und Bildungsminister Wilhelm Frick (NSDAP) Adolf Hitler, dem Vorsitzenden der NSDAP, eine Ernennungsurkunde zum Gendarmeriekommissar. Hitler wird dadurch deutscher Staatsbürger. Wenige Tage später annullieren Hitler und Frick den Rechtsakt wieder.

William Charles Beebe und Otis Barton tauchen vor den Bermudainseln in einer selbstkonstruierten Tauchkugel rund 434 m tief. Sie verbessern damit alle bisherigen Tieftauchrekorde um ein Vielfaches.

Der deutsche Boxer Max Schmeling wird in New York durch die Disqualifikation seines Gegners Jack Sharkey nach einem Tiefschlag Boxweltmeister aller Klassen. Er ist der erste Europäer, der diesen Titel erringt.

13.6.1930, Freitag

Das Reichskabinett stimmt den Vorschlägen von Finanzminister Paul Moldenhauer zur Sanierung der Finanzlage zu. Zu den Schwerpunkten von Moldenhauers Plänen gehört u.a. ein Arbeitsbeschaffungsprogramm und agrarpolitische Maßnahmen, wie die Unterstützung der ostdeutschen Landwirtschaft (sog. Osthilfe)

Der national-zaristische Politiker Julius Maniu stellt in Bukarest die neue Regierung zusammen. Maniu war erst am 7. Juni aus Protest gegen die Proklamation des Ex-Kronprinzen Karl (Carol) zum rumänischen König zurückgetreten. Sein Nachfolger, General Presau, hatte jedoch keine mehrheitsfähige Regierung aufstellen können.

14.6.1930, Samstag

In Wien lässt Bundeskanzler Johann Schober (Schoberblock) den deutschen Ex-Major Waldemar Pabst wegen unzulässiger politischer Betätigung ausweisen. Pabst ist Bundesstabschef der rechtsgerichteten Heimwehr Österreichs, die eine Zerstörung des demokratischen Systems und den Aufbau eines Ständestaates anstrebt.

15.6.1930, Sonntag

Im Rahmen des Welttheaterkongresses in Hamburg beginnt die Ausstellung “Das moderne Bühnenbild in Deutschland”, die bis zum 15. Juni geöffnet bleibt. Sie zeigt u.a. das Projekt des “Totaltheaters” des Architekten und früheren Bauhausleiters Walter Gropius.

16.6.1930, Montag

In der “Frankfurter Zeitung” warnt der Leiter der Sportberatungsstelle Berlin-Lichtenberg, Heinz Heitan, vor dem sog. “Doping” von Rennpferden. Die künstliche Leistungssteigerung, die u.a. durch die Verabreichung von Medikamenten bei den Tieren erreicht werde, gehe auf Kosten der Gesundheit der Rennpferde.

Die Preußische Akademie der Künste wählt erneut den Maler und Grafiker Max Liebermann zu ihrem Präsidenten. Liebermann führt das Amt bereits seit 1920.

17.6.1930, Dienstag

In Washington unterzeichnet US-Präsident Herbert Clark Hoover den sog. Smoot-Hawley-Tariff über die Erhöhung von Einfuhrzöllen.

Die französische Kolonialregierung in Vietnam lässt in Ben-Bay mehrere sog. Rebellen hinrichten. Sie reagiert damit auf die verstärkten Aktivitäten der vietnamesischen Unabhängigkeitsbewegung.

18.6.1930, Mittwoch

Reichsfinanzminister Paul Moldenhauer tritt von seinem Amt zurück. Er reagiert damit auf die Ablehnung seiner Politik von seiten seiner Parteifreunde aus der Deutschen Volkspartei (DVP). Mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt Reichspräsident Paul von Hindenburg am 20. Juni vorübergehend Reichskanzler Heinrich Brüning (Zentrum).

19.6.1930, Donnerstag

In Ägypten tritt das Kabinett unter Ministerpräsident Mustafa Nahhas Pascha zurück. Hintergrund ist u.a. die Finanzkrise des Landes, das durch Subvention des Preises für die einheimische Baumwolle vor dem Staatsbankrott steht.

Die Regierungsparteien im Reichstag einigen sich darauf, das Reichsministerium für Besetzte Gebiete bis zum 1. April 1931 weiterbestehen zu lassen, obwohl die alliierte Besatzung des Rheinlands am 30. Juni aufgehoben wird. Das Ministerium soll sich nun mit der Durchführung des Osthilfegesetzes beschäftigen, mit dem landwirtschaftliche Betriebe im Osten des Deutschen Reiches unterstützt werden sollen.

20.6.1930, Freitag

In einer Rundfunkansprache zum Stand der deutsch-US-amerikanischen Beziehungen, die auch in die USA übertragen wird, bedankt sich Reichsaußenminister Julius Curtius (DVP) bei der Bevölkerung der Vereinigten Staaten u.a. für die finanzielle Hilfe beim Wiederaufbau des Deutschen Reiches nach dem Weltkrieg.

21.6.1930, Samstag

In Bremen wird von Bürgermeister Martin Donandt und dem preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun ein Gemeinschaftsvertrag zwischen beiden Staaten unterzeichnet. Der Vertrag regelt die gemeinsame Nutzung der Fischereianlagen in den Nordseehäfen Emden und Bremerhaven.

Das preußische Kultusministerium entscheidet, dass die Büste der ägyptischen Königin Nofretete im Staatlichen Museum in Berlin bleiben soll. Die ägyptische Regierung hatte zwei wertvolle Statuen zum Austausch angeboten.

22.6.1930, Sonntag

Mit einem 6,6-l-Bentley siegen die Briten Wolf Barnato und Gled Kidston zum dritten Mal beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Sie legten in 24 Stunden 2930,663 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 122,111 km/h zurück.

Herta BSC Berlin gewinnt in Düsseldorf das Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft 5:4 gegen Holstein Kiel.

Auf der Schlusskundgebung der Jahreshauptversammlung des deutsch-österreichischen Volksbundes in Klagenfurt fordern mehrere tausend Menschen den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich als Voraussetzung für ein geeintes Europa. Von einer Vereinigung der beiden Länder verspricht sich der überparteiliche Volksbund u.a. eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage für die Beteiligten.

Bei den Landtagswahlen in Sachsen wird die NSDAP mit 14 Sitzen zweitstärkste Fraktion hinter der SPD (33 Sitze).

23.6.1930, Montag

In London legt die von der britischen Regierung eingesetzte Simon-Kommission den zweiten Teil ihres Berichtes über die innenpolitische Entwicklung Indiens vor.

Vor einem Berliner Schöffengericht werden fünf von sechs angeklagten Nationalsozialisten zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Sie hatten Hakenkreuze und “Juda verrecke” an eine Berliner Synagoge geschmiert.

In Berlin findet die Premiere der Schuloper “Der Jasager” des Komponisten Kurt Weill statt. Die Oper, zu der Bertolt Brecht das Libretto nach dem japanischen No-Spiel “Taniko” aus dem fünfzehnten Jahrhundert geschrieben hat, wird auf ausdrücklichen Wunsch Weills von dem Studenten Kurt Drabek geleitet. Die Darsteller sind ausschließlich Jugendliche.

In Warschau geht die viertägige Konferenz des internationalen Pen-Clubs zu Ende. In einer Entschließung fordern die Vertreter aus 24 Nationen die bisher nicht im Pen-Club vertretenen Schriftsteller Asiens und Afrikas zum Eintritt in die Organisation auf.

24.6.1930, Dienstag

Ein Kongress von Choreographen und Tanzlehrern aus dem In- und Ausland geht in München nach sechs Tagen zu Ende. Vor allem die Beiträge der Vertreter des sog. Ausdruckstanzes wie Rudolf von Laban und Mary Wigman fanden großes Interesse.

In Kolberg findet bis zum 28. Juni die Hauptversammlung des Verbandes der Ärzte Deutschlands statt. Sie steht unter dem Motto “Arzt und Staat”. Die Teilnehmer des Kongresses sprechen u.a. über die medizinische Ausbildung und fordern eine intensivere Einführung der Studenten in die Röntgenkunde.

25.6.1930, Mittwoch

Der Australier Charles Kingsford Smith überquert mit seinem Flugzeug “Southern Cross” den Atlantik von Europa nach Amerika. Es ist die zweite Überquerung dieser Strecke überhaupt. Smith legt die 3500 km in 30 Stunden zurück.

Die zweite Auflage der Volksausgabe von Adolf Hitlers “Mein Kampf” wird mit 10 000 Exemplaren ausgeliefert. Der Parteiführer der NSDAP entwickelt in diesem Buch das Programm seiner rechtsradikalen Partei, u.a. legt er seine antisemitisch bestimmte Rassenlehre und seine Auffassung von der Führungsrolle des germanischen Volkes dar.

In Anwesenheit von 160 Bischöfen, der britischen Kabinettsmitglieder und des diplomatischen Korps eröffnet in London König Georg V. mit einem feierlichen Akt die St. Pauls-Kathedrale, die wegen Renovierungsarbeiten lange Zeit geschlossen war.

Mit einem Festakt feiert der Deutsche Evangelische Kirchenbundesrat, in dem die 28 evangelischen Landeskirchen zusammengeschlossen sind, den 400. Jahrestag des Augsburger Bekenntnisses (Confessio Augustana).

Die zweite Weltkraftkonferenz geht in Berlin zu Ende. Ihre Teilnehmer haben sich zehn Tage lang mit der internationalen Bedeutung der Energiewirtschaft beschäftigt.

26.6.1930, Donnerstag

Reichswirtschaftsminister Hermann Robert Dietrich (DDP) übernimmt das von Paul Moldenhauer am 18. Juni verlassene Finanzministerium. Dietrich, dessen Nachfolger im Reichswirtschaftsministerium der parteilose Ernst Trendelenburg wird, unterstützt die von Reichskanzler Heinrich Brüning (Zentrum) verfolgte Sparpolitik zur Sanierung des Reichshaushaltes.

In Moskau beginnt der XVI. Parteitag der KPdSU. Höhepunkt des bis zum 13. Juli andauernden Kongresses ist eine zehnstündige Rede des Parteivorsitzenden Josef W. Stalin.

In London teilt der Schatzkanzler Philip Snowden dem britischen Parlament die Aufhebung der Verfassung Maltas mit. Der Inselstaat im Mittelmeer war in den vergangenen Monaten Schauplatz heftiger, teilweise gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen Nationalisten und Vertretern großbritannientreuer Organisationen.

27.6.1930, Freitag

Island feiert auf der Thingvellier-Ebene, 50 km von Reykjavik entfernt, das 1000-Jährige Bestehen seines Parlaments des Althing.

Ein Aufstand führender Militärs stürzt die bolivianische Regierung in La Paz. Nachfolger des abgesetzten Staatspräsidenten Hernando Siles wird Roberto Inojosa.

Mit 93 der insgesamt 98 abgegebenen Stimmen billigt der Volkstag der freien Stadt Danzig eine Verfassungsreform, die u.a. eine Verkleinerung des Volkstages von 120 auf 72 Abgeordnete vorsieht. Die Stadt steht seit dem Weltkrieg unter dem Schutz des Völkerbundes.

28.6.1930, Samstag

In Berlin kommt es auf einer Versammlung der Nationalsozialisten zu Zusammenstößen mit Kommunisten, die sich unter die 3000 Teilnehmer gemischt haben. Auf beiden Seiten gibt es mehrere Schwerverletzte.

Eine Tagung des Deutschen Werkbundes, einer Vereinigung von Architekten, Designern, Handwerkern und Industriellen, geht in Wien nach einer Woche zu Ende.

29.6.1930, Sonntag

Anlässlich des deutschen Volksliedertages veranstaltet der Deutsche Sängerbund im gesamten Deutschen Reich Konzerte. Die Veranstaltungen mit Chören und kleineren Gesangsensembles sind durchweg gut besucht.

30.6.1930, Montag

Die letzten französischen Soldaten verlassen das Rheinland, das von den Truppen der alliierten Siegermächte des Weltkrieges seit über zehn Jahren besetzt gehalten wurde.

Adolf Hitler, der Parteiführer der NSDAP, ermächtigt Joseph Goebbels, den nationalsozialistischen Reichspropagandaleiter und Gauleiter von Berlin-Brandenburg, zur rücksichtslosen Säuberung der NSDAP. Mit dieser Maßnahme will Hitler die innerparteiliche Opposition, vor allem den linken Parteiflügel um die Brüder Otto und Gregor Strasser, aus der Partei ausschließen.

Durch das Anglo-Irakische Bündnisabkommen wird der Irak formell unabhängig. Das Land bleibt jedoch außenpolitisch und militärisch an Großbritannien gebunden, das zwei Luftwaffenstützpunkte auf irakischem Boden unterhält.

Chroniknet