Was geschah im Mai 1921

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Wetterstationen Mai 1921

1.5.1921, Sonntag

Der von den sozialistischen Parteien als Feiertag begangene 1. Mai verläuft im Deutschen Reich ruhig. In Berlin finden 32 Versammlungen der SPD statt, und die USPD veranstaltet eine große Maikundgebung im Lustgarten. Nur bei einem Demonstrationsumzug von Mitgliedern der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD) kommt es zu tätlichen Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Der US-amerikanische Senat nimmt mit 49 zu 23 Stimmen die Resolution Knox an, die den Krieg mit dem Deutschen Reich offiziell für beendigt erklärt. Die USA hatten den Versailler Vertrag wegen der Senatsopposition gegen Präsident Woodrow Wilsons Friedenspolitik nicht unterzeichnet. Die Resolution Knox muss noch vom Repräsentantenhaus angenommen werden.

Im New Yorker Hafen liegen 200 US-amerikanische Schiffe fest, weil die Schiffsmechaniker wegen der angekündigten Lohnkürzungen streiken.

Die politische Glosse “Götterprüfung” von Kurt Eisner wird an der Berliner Volksbühne uraufgeführt. Eisner, zunächst Journalist und Schriftsteller, war von November 1918 bis Januar 1919 an der Spitze eines Arbeiter- und Soldatenrates Ministerpräsident der Republik Bayern. Eisner wurde 1919 ermordet.

2.5.1921, Montag

Nach der Volksabstimmung über die nationale Zugehörigkeit Oberschlesiens, die eine Mehrheit für das Deutsche Reich ergab, beginnt unter Führung des Politikers Wojciech Korfanty ein Aufstand mit dem Ziel der Vereinigung Oberschlesiens mit Polen.

In Rom wird die Oper “Der kleine Marat” von Pietro Mascagni uraufgeführt.

3.5.1921, Dienstag

In Paris wird eine Ausstellung mit Collagen des Dadaisten Max Ernst eröffnet.

4.5.1921, Mittwoch

In der Berliner Akademie der Künste eröffnet der Maler Max Liebermann die “Schwarz-Weiß-Ausstellung”, eine Sammlung von zeitgenössischen Graphiken und Zeichnungen u.a. von Oskar Kokoschka.

Die australische Regierung in Canberra beschließt, dass die deutschen Missionare in den ehemals deutschen Gebieten von Neuguinea bleiben dürfen. Neuguinea ist seit 1921 australisches Treuhandgebiet.

Die Reichsregierung unter Konstantin Fehrenbach (Zentrum) tritt zurück, da sie nicht die Verantwortung für die Einwilligung in die endgültigen Reparationsforderungen der Alliierten übernehmen will.

5.5.1921, Donnerstag

Stellvertretend für die Alliierten übergibt der britische Premierminister David Lloyd George in London dem deutschen Botschafter Friedrich Sthamer ein Ultimatum, in dem das Deutsche Reich aufgefordert wird, Reparationsschulden in Höhe von 132 Mrd. Goldmark zu akzeptieren. Sollte die Reichsregierung die Bezahlung verweigern, werde das Ruhrgebiet besetzt.

Der britische Botschafter in den USA, Auckland Geddes, überreicht der Regierung in Washington eine Einladung der Alliierten, Vertreter zum Obersten Rat, zur Reparationskommission und zur Botschafterkonferenz in Paris zu entsenden. Hiermit sollen die USA ihre Übereinstimmung mit der Politik der Alliierten gegenüber dem Deutschen Reich zum Ausdruck bringen.

Die Parteiführer der nordirischen Ulster Unionists und der südirischen Unabhängigkeitsbewegung Sinn Féin, James Craig und Eamon de Valera, treffen sich in Dublin zu informellen Beratungen über eine Einigung im Konflikt mit Großbritannien. Die Ulster Unionists geben jedoch direkt nach dem Treffen bekannt, Craig habe keine vorherige Absprache mit ihnen gehalten und beharren weiterhin auf ihrer Politik, die den Anschluss an Großbritannien befürwortet.

In Paris wird der 100. Todestag des französischen Kaisers Napoleon I. Bonaparte mit zahlreichen Festlichkeiten begangen.

Das 34. Fußballländerspiel zwischen dem Deutschen Reich und Österreich in Dresden endet 3:3.

6.5.1921, Freitag

Zwischen dem Deutschen Reich und Sowjetrussland wird in Berlin ein Handelsabkommen unterzeichnet, das den beschleunigten Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen vorsieht. Ferner wird der Austausch der letzten Kriegsgefangenen vereinbart.

7.5.1921, Samstag

Der von dem exilrussischen Regisseur Dimitri Buchowetzki frei nach Georg Büchners Schauspiel “Dantons Tod” (1835) gedrehte Ufa-Film “Danton” wird in Berlin uraufgeführt. Die Titelrolle spielt Emil Jannings.

8.5.1921, Sonntag

Im Verlauf des Parteitags der Sozialistischen Partei Rumäniens spaltet sich der linke Flügel ab und gründet die Kommunistische Partei. Ursache der Trennung war die Weigerung der demokratisch ausgerichteten Parteitagsmehrheit, der Kommunistischen Internationale (Komintern) beizutreten.

9.5.1921, Montag

Nachdem in Großbritannien die Bergarbeiter bereits seit dem 1. April streiken, treten nun auch die Stewards und Elektrizitätsarbeiter wegen angekündigter Lohnkürzungen in den Ausstand.

10.5.1921, Dienstag

Der bisherige Finanzminister Joseph Wirth (Zentrum) wird von Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) zum neuen Reichskanzler ernannt. Er bildet ein Kabinett aus Mitgliedern seiner Partei, der SPD und der DDP.

Nach einer hitzigen Debatte nimmt der schwedische Reichstag mit großer Mehrheit den Vorschlag der sozialdemokratischen Regierung von Ministerpräsident Hjalmar Branting an, die Todesstrafe abzuschaffen.

Im Teatro Valle in Rom wird Luigi Pirandellos Drama “Sechs Personen suchen einen Autor” uraufgeführt.

11.5.1921, Mittwoch

Die neue Reichsregierung unter Joseph Wirth (Zentrum) akzeptiert ohne Bedingungen das von den Alliierten am 5. Mai überreichte Londoner Ultimatum und damit die Festlegung der deutschen Reparationsschuld auf 132 Mrd. Goldmark.

Das britische Landwirtschaftsministerium gibt bekannt, dass in Irland die Maul- und Klauenseuche ausgerottet sei.

12.5.1921, Donnerstag

In Berlin wird “Der Hochstapler”, ein Film von Karl Heinz Jarosy, uraufgeführt. Olga Tschechowa ist in der Hauptrolle zu sehen.

In Amsterdam wird die Arbeiter-Jugendinternationale (AJI) durch Delegierte von sechs Jugendorganisationen aus verschiedenen europäischen Ländern eröffnet. In den Diskussionen geht es um Strategien zur Bekämpfung von Krieg und Militarismus. Der 20-Jährige Verbandssekretär der Deutschen Arbeiterjugend, Erich Ollenhauer, wird zum Geschäftsführer gewählt.

Der indische Unabhängigkeitskämpfer Mohandas Karamchand “Mahatma” Gandhi trifft sich in Simla zu Konsultationen mit dem britischen Vizekönig Rufus D. Reading. Gandhi will Möglichkeiten einer größeren Autonomie der britischen Kronkolonie erörtern. Er vertritt die Strategie des gewaltlosen Widerstands.

13.5.1921, Freitag

Die Vereinigung der ungarischen Frauenverbände fordert die Regierung in Budapest auf, schärfer gegen die “Unzüchtigkeit” im öffentlichen Leben vorzugehen. So sollen alle Frauen, deren Röcke nicht bis zum Fußgelenk reichen, von der Polizei verwarnt werden.

Das Berliner Komitee zur Bekämpfung des “literarischen Schunds” veröffentlicht eine Liste anstößiger Romane und Kinofilme, die Elternbeiräten und Unterrichtsministerien als Orientierungshilfe dienen soll. Gleichzeitig erscheint eine Liste mit empfehlenswerter Literatur.

Lew B. Kamenew, Mitglied des Zentralkomitees der sowjetischen Kommunistischen Partei, wird zum Vorsitzenden des Obersten Sowjets in Moskau gewählt.

Der österreichische Bundeskanzler Michael Mayr (Christlich-Soziale Partei), der mit den Alliierten in Verhandlungen über einen Kredit zur wirtschaftlichen Sanierung seines Landes steht, fordert die österreichischen Landesregierungen auf, die Bestrebungen für einen Anschluss an das Deutsche Reich fallen zu lassen. Das Kreditversprechen ist mit der Auflage des Anschlussverbots an das Deutsche Reich verbunden.

14.5.1921, Samstag

Der sozialdemokratisch ausgerichtete Gewerkschaftsbund ADGB legt in einer Denkschrift an die Botschaften Großbritanniens, Frankreichs und Italiens die Probleme der deutschen Wirtschaft im Falle des Verlustes von Oberschlesien dar. Dabei wird besonders die Bedeutung des oberschlesischen Industriereviers für den Aufbau der deutschen Nachkriegswirtschaft hervorgehoben.

Der bayerische Ministerpräsident Gustav Ritter von Kahr (parteilos) empfängt in München den NSDAP-Propagandaleiter Adolf Hitler und seinen Mitarbeiter Rudolf Heß, um Möglichkeiten zur Sammlung aller “nationalen Kräfte” zu besprechen, da die Reichsregierung die endgültige Auflösung der Einwohnerwehren. fordert.

Der Hafen von Antwerpen ist durch einen Streik der Dockarbeiter gegen angekündigte Lohnkürzungen völlig lahmgelegt. 3200 Waggons Kohle blockieren die Hafenanlagen.

In Prag wird die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei gegründet. Zu den ersten Beschlüssen zählt der Eintritt in die Kommunistische Internationale, dem höchsten Gremium aller sozialistischen Parteien.

Im Moabiter Ausstellungspalast in Berlin wird von Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) die “Große Berliner Kunstausstellung” u.a. mit Werken von Paul Klee und Pablo Picasso eröffnet.

15.5.1921, Sonntag

Im Königsberger Neuen Schauspielhaus wird das Lustspiel “Casanova in Spa” von Arthur Schnitzler uraufgeführt.

Bei den Wahlen zum italienischen Abgeordnetenhaus erringen die Faschisten 35 von 535 Sitzen, während die Sozialisten schwere Stimmenverluste hinnehmen müssen. Der schnelle Aufstieg der 1919 gegründeten faschistischen Bewegung erklärt sich nicht zuletzt dadurch, dass die liberale Regierung das Vorgehen der Faschisten gegen Sozialisten und Arbeiterorganisationen toleriert, wenn auch nicht ausdrücklich unterstützt.

16.5.1921, Montag

Reichskanzler Joseph Wirth (Zentrum) veröffentlicht in der “Neuen Freien Presse”, eine Erklärung, in der er die Annahme des Londoner Ultimatums vom 5. Mai rechtfertigt. Nur nach einer Klärung der Differenzen mit den Alliierten könne endlich der Wiederaufbau des Deutschen Reiches beginnen.

Die Interalliierte Kommission in Oppeln (Oberschlesien) fordert die polnischen Aufständischen unter der Führung des Politikers Wojciech Korfanty auf, unverzüglich die seit Anfang des Monats besetzten Gebiete in Oberschlesien zu verlassen.

17.5.1921, Dienstag

Im Théâtre de la Gaité-Lyrique in Paris wird Sergei S. Prokofjews Ballett “Der Narr” mit den Ballets Russes unter der Leitung von Sergei Diaghilew uraufgeführt.

Da Röntgenärzte vermehrt aufgrund zu hoher Strahlenbelastung sterben, findet in London ein Radiologenkongress statt. Er beschließt genauere Forschungen zum Aufbau der Strahlen und deren Einwirkung auf menschliche Zellen und Blut.

Das bisher größte US-amerikanische Schlachtschiff, die “Tennessee”, macht seine erste Probefahrt. Das elektrisch angetriebene Schiff mit zwölf Geschützen an Bord erreicht eine Geschwindigkeit von 21 Knoten (39 km/h).

18.5.1921, Mittwoch

Der Deutsche Lehrerverband beschließt auf seiner Tagung in Stuttgart, sich in der Form einer Lehrergewerkschaft zu organisieren. Dieser Verein arbeitet nach gewerkschaftlichen Grundsätzen unter Anwendung aller gewerkschaftlichen Mittel, z. B. Streik. Als ersten Schritt beschließt der Verein, dem Deutschen Beamtenbund beizutreten und sich verstärkt dafür einzusetzen, dass dieser mit den gewerkschaftlichen Organisationen der Angestellten und Arbeiter zusammenarbeitet.

19.5.1921, Donnerstag

Der US-amerikanische Kongress verabschiedet ein Gesetz, das die Einwandererzahlen beschränkt.

Der Berliner Polizeipräsident erlässt eine Verfügung, dass zukünftig keine Massenrazzien mehr stattfinden sollen. Diese seit zwei Jahren vermehrt eingesetzte Maßnahme hat sich als wenig erfolgreich zur Ergreifung von Hehlern erwiesen, dafür aber umso mehr unschuldig belangte Bürger verärgert.

20.5.1921, Freitag

Der Belgier Paul Hymans legt als Beauftragter des Völkerbundes Polen und Litauen den Entwurf einer Realunion beider Staaten vor. Diese befinden sich seit der Besetzung des litauischen Wilnagebietes durch polnische Freischärler 1920 in kriegerischen Auseinandersetzungen. Hymans Vorschlag wird jedoch von beiden Seiten abgelehnt.

Das Deutsche Reich, das seit der Entwaffnungskonferenz von Spa im Juli 1920 zu jährlichen Kohlelieferungen an die Alliierten verpflichtet ist, hat seit dem Beginn des polnischen Aufstandes in Oberschlesien am Anfang des Monats keine Kohlen mehr aus diesem Gebiet erhalten. Das Ausmaß des Verlustes ist erheblich, denn der Förderungsertrag in diesem Gebiet betrug allein von Januar bis März 4 352 030 t Steinkohle und 598 896 t Koks.

In Peking wird ein Friedensvertrag zwischen dem Deutschen Reich und China unterzeichnet.

21.5.1921, Samstag

Der deutsche Selbstschutz, der gegen die polnischen Aufständischen in Oberschlesien kämpft, erstürmt unter dem Kommando des deutschen Generalleutnants Karl Höfer den Annaberg in Oberschlesien, die stärkste Befestigung der Polen.

Die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR) und die im Februar neugegründete Georgische (Grusinische) Sowjetrepublik schließen einen Vertrag, in dem sich beide Seiten enge militärische und wirtschaftliche Kooperation zusichern.

Die britische Regierung gibt in London bekannt, dass durch den anhaltenden Bergarbeiterstreik in Großbritannien ein Ausfall von 27 Mio. t Kohle zu verzeichnen ist. Die Gesamtzahl der Erwerbslosen beläuft sich inzwischen auf über zwei Millionen.

22.5.1921, Sonntag

Vertreter aller deutschen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbände sowie der Industrie und der Presse finden sich in der Berliner Philharmonie zu einer Kundgebung gegen die “Vergewaltigung” Oberschlesiens ein. Die Versammlung fordert das Selbstbestimmungsrecht für Oberschlesien und lehnt einen Anschluss an Polen oder die Bildung eines Freistaats kategorisch ab.

Die Stadtverwaltung von Chicago kündigt an, dass Frauen, die sich in der Öffentlichkeit mit kurzen Röcken und nackten Armen zeigen, zukünftig zwischen 10 und 100 US-Dollar (ca. 640 bis 6400 Mark) Bußgeld zahlen müssen.

In Rüsselsheim findet das erste Automobil-Bahnrennen seit dem Weltkrieg statt. Sieger des Rennens mit mehreren Durchgängen sind der Opel-Werksfahrer Karl Jörns sowie Georg Kellner.

23.5.1921, Montag

Der bisherige deutsche Gesandte in den Niederlanden, Friedrich Rosen (parteilos), wird Reichsaußenminister. Er löst Walter Simons (parteilos) ab, der zusammen mit dem Kabinett unter Konstantin Fehrenbach (Zentrum) am 4. Mai zurückgetreten ist.

24.5.1921, Dienstag

Der Begriff “Fernsprechbuch” wird als offizielle Bezeichnung der bisherigen Verzeichnisse der Fernsprechteilnehmer der Reichstelegrafenverwaltung eingeführt. Im Deutschen Reich gibt es derzeit etwa 50 solcher Bücher. Das umfangreichste und teuerste Fernsprechbuch ist die Berliner Ausgabe mit 1816 Seiten. Es wiegt 2,5 kg und kostet 34 Mark.

In Nordirland, das seit 1920 von Südirland durch das Gesetz zur Teilung Irlands (Government of Ireland Act) getrennt ist, finden Wahlen zum ersten Parlament statt. Es soll in Belfast zusammentreten. Die Ulster Unionists, eine Partei, die den Anschluss an Großbritannien befürwortet, gewinnt 40 von insgesamt 52 Sitzen.

25.5.1921, Mittwoch

In der irischen Hauptstadt Dublin setzen Anhänger der Untergrundorganisation Irisch-Republikanische Armee (IRA) das 130 Jahre alte Zollhaus, ein Verwaltungsgebäude der britischen Regierung, in Brand. Die IRA kämpft seit ihrer Gründung 1919 gegen die britische Herrschaft in Irland mit dem Ziel der Errichtung eines autonomen gesamtirischen Staates.

In Norwegen beginnt ein Generalstreik, der bis zum 8. Juni andauert. 120 000 Arbeiter protestieren gegen angekündigte Lohnsenkungen zwischen 25 und 33%. Angesichts des massiven Aufgebots an Regierungstruppen muss der Streik schließlich abgebrochen werden. Er bewirkt jedoch, dass die Kürzungen zurückgenommen werden.

26.5.1921, Donnerstag

Das Reichsgericht in Leipzig fällt das erste Urteil in den von den Alliierten im Versailler Vertrag geforderten Kriegsverbrecherprozessen. Der deutsche Unteroffizier Karl Heynen erhält eine zehnmonatige Haftstrafe.

Der Magistrat der Stadt Berlin gestattet die Beschäftigung von sog. Tauschhändlern für Küchenabfälle. Bisher mussten Hausfrauen ihre Abfälle in Behältern in Häuserhöfen deponieren, nun aber können sie diese den Händlern verkaufen. Die Tauschhändler wiederum geben sie zu festgesetzten Preisen an die Verwaltung ab. Auf diese Weise wird eine geregelte Abfallbeseitigung gewährleistet.

27.5.1921, Freitag

Der Film “Scherben” von Lupu Pick wird im Berliner Mozartsaal uraufgeführt.

Der US-amerikanische Kongress nimmt ein neues Zollgesetz an. Die Erhöhung der Einfuhrzölle auf landwirtschaftliche Erzeugnisse ist eine protektionistische Maßnahme, die den US-amerikanischen Farmern, die seit Ende des Weltkriegs unter der Konkurrenz des ausländischen Weizen- und Baumwollhandels leiden, helfen soll.

28.5.1921, Samstag

Aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Texas wird berichtet, dass in der letzten Zeit vermehrt der Ku-Klux-Klan schwarze Bürger und Weiße, die in irgendeiner Form mit Schwarzen in Kontakt standen, durch Teeren und Federn ermordet habe. Der 1865 gegründete geheime Terrorbund kämpft für “die Aufrechterhaltung der Vorherrschaft der weißen Rasse”.

In Guelph in der kanadischen Provinz Ontario wird die Kommunistische Partei Kanadas gegründet. In ihr finden Delegierte verschiedener kommunistischer Gruppen, die sich bisher in den USA organisiert haben, zusammen. In den USA gibt es bereits seit 1919 eine Kommunistische Partei.

29.5.1921, Sonntag

Graf Giulio Masetti gewinnt auf einem Fiat das sizilianische Autorennen Targa Florio, das mit seiner 72 km langen, extrem kurvenreichen Strecke das härteste Langstreckenrennen für Sportwagen ist.

In Düsseldorf hat die Operette “Die spanische Nachtigall” von Leo Fall mit Fritzi Massary in der Hauptrolle Premiere.

Nachdem sich schon die Tiroler Bevölkerung am 24. April für den Anschluss an das Deutsche Reich entschieden hat, stimmen auch in Salzburg 99,5% der Wahlbeteiligten bei einer Volksabstimmung für die Angliederung.

30.5.1921, Montag

Der Direktor der AEG, Walter Rathenau (DDP), wird Wiederaufbauminister in der neuen Regierung unter Joseph Wirth (Zentrum).

Staatssekretär Heinrich Bergmann überreicht der alliierten Reparationskommission eine Zahlung von 200 Mio. US-Dollar (840 Mio. Goldmark) in 20 Reichswechseln.

31.5.1921, Dienstag

Nachdem am 29. Mai Salzburg für den Anschluss an das Deutsche Reich gestimmt hat, beschließt auch der Landtag der Steiermark in Graz, am 3. Juli eine Volksabstimmung über eine Angliederung abzuhalten.

Erstmals seit dem Weltkrieg erhalten Deutsche und Österreicher die Erlaubnis, in die USA einzuwandern.

Der japanische Kronprinz Hirohito beendet seine dreimonatige Weltreise mit einem Aufenthalt in Frankreich.

Auf Veranlassung des Schweden Sigfrid Edström wird das Ständige Büro der Internationalen Sportverbände als Partner des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Lausanne gegründet.

Chroniknet