Versuchte Zensur und stille Revolutionen

Politik und Gesellschaft 1900:

Kulturpolitisch ist das Scheitern des umstrittenen Sittlichkeitsgesetzes »Lex Heinze« im Deutschen Reich das Hauptereignis. Parlamentarische Opposition und eine starke außerparlamentarische Bewegung verhindern die Zensur von Theater, Literatur und bildender Kunst durch den Staat. Die Bildungsdiskussion wird zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der Auseinandersetzung zwischen der traditionellen klassisch-humanistischen und der modern-technischen Richtung geprägt. Der zweite große Trend ist die vermehrte Zulassung von Frauen zum Hochschulstudium. Frauen drängen immer häufiger in Bereiche vor, die zuvor als Männerdomäne galten.

Sportlich beginnt das 20. Jahrhundert mit den II. Olympischen Spielen, die im Rahmen der Pariser Weltausstellung veranstaltet werden. Ein Neubeginn für den Fußball ist die Gründung des Deutschen Fußball-Bunds. Der US-amerikanische Tennismeister Dwight F. Davis stiftet den Davis-Pokal, in Paris fahren die Automobilrennfahrer erstmals um den Gordon-Bennett-Preis, Radrennveranstaltungen auf Bahn und Straße erlangen eine enorme Popularität.

Zwei »stille Revolutionen« bleiben dagegen 1900 weitgehend unbeachtet: Der deutsche Physiker Max Planck begründet die Quantentheorie, der österreichische Arzt Sigmund Freud veröffentlicht »Die Traumdeutung«.

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