Selbst Keller und Hausruinen werden als Wohnraum genutzt

Wohnen und Design 1944:

Da die gesamte Wirtschaftskraft in den kriegführenden Ländern auf die Produktion von Rüstungsgütern konzentriert ist, kommen vor allem in Europa der Wohnungsbau und die Herstellung von Einrichtungs- und Haushaltsgegenständen fast völlig zum Erliegen. Die Folgen sind beträchtliche Wohnraumknappheit und eine allgemein desolate Lage, was den gesamten Bereich des Wohnens betrifft.

Im Deutschen Reich verschärft sich die Situation durch die katastrophalen Zerstörungen infolge der alliierten Bombenangriffe. So wird in über 40 deutschen Groß- und Mittelstädten mehr als die Hälfte des Wohnraums vernichtet. Die Menschen verlieren dabei häufig nicht nur ihre Wohnmöglichkeit, sondern auch sämtliche Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Selbst die notwendigsten Dinge wie etwa Wohn- und Schlafmöbel, Bettwäsche, Ess- oder Kochgeschirr können jedoch nicht oder nur schwer ersetzt werden. Baumaterial und Bauzubehör werden in der Regel nur zur Erstellung oder Reparatur von »kriegswichtigen« Bauten ausgegeben.

Ein Teil der Stadtbewohner zieht zu Bekannten oder Verwandten aufs Land, die dort vom Krieg bislang noch weitgehend verschont geblieben sind. Ein anderer Teil hält inmitten von Trümmern aus, wohnt in Hausruinen oder nicht zerstörten Kellern. Doch während der Krieg noch in vollem Gange ist, wird vor allem in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien bereits über die Zukunft nachgedacht. Es werden Pläne für den Wiederaufbau der durch Bomben zerstörten Städte geschmiedet und Ideen für eine neue Linie im Bereich des Wohnens und Einrichtens entwickelt.

Der neue Trend heißt Fertigbauweise. Um den hohen Wohnungsbedarf der Nachkriegszeit zu decken, plant man die serienmäßige Herstellung von genormten Bauelementen, die dann im Schnellverfahren zusammengesetzt werden. Was die Innenausstattung betrifft, so möchte man den Wohnungen mit einem klaren, einfachen Design und funktionalen Möbeln eine neue, moderne Linie geben.

Chroniknet