10. Mai 1940: Rückblick 1940 – Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

10. Mai 1940: Rückblick 1940 – Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Das deutsche Volk fordert den grossen Krafteinsatz zur Erzwingung des Sieges. Am Donnerstagabend fand im Berliner Sportpalast eine Grosskundgebung der Bevölkerung Berlins statt, in der Reichsminister Dr. Goebbels mit schonungsloser Offenheit die Gefahr aufzeigte, in der Europa schwebt. Die von dem alten nationalsozialistischen Kampfgeist getragene Veranstaltung brachte das einmütige und leidenschaftliche Bekenntnis der Teilnehmer, der Männer und Frauen, der Ritterkreuzträger und Rüstungsarbeiter, der Verwundeten und zahllosen Männer aus allen Schaffens- und Wissensgebieten, den Krieg rücksichtslos und in seiner radikalsten Totalität zu führen und den Sieg über den Bolschewismus zu erzwingen. UBz: Uebersicht über den Sportpalast während der Kundgebung. Fot. Schwahn 18.2.1943 J 5235

+++ EREIGNISSE VOR 84 JAHREN +++

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Zeitungen zum 10.05.1940
Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Die Niederlage von 1918 und die Versailler Friedensbestimmungen lasteten schwer auf dem Land. Innenpolitisch bedrückten Inflation und immer schärfere Klassengegensätze die Menschen. Der ideale Nährboden für Demagogen und »starke Männer«, die zu polarisieren verstanden und einen Ausweg aus der unüberwindlich scheinenden Krise versprachen. Diesen »starken Mann« fand die Deutsche Arbeiterpartei, die sich Anfang 1920 in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei – NSDAP – umbenannte, in Adolf Hitler. Bis zu diesem Zeitpunkt spielte die erst kurz zuvor von Anton Drexler ins Leben gerufene Organisation keine Rolle.

Hitler, der als Redner und Agitator einer Reichswehr-Propaganda-Abteilung in der Beeinflussung von Menschenmassen Erfahrung hatte, übernahm schon zwei Jahre nach seinem Eintritt in die Partei den Vorsitz. Unter seiner Führung stieg die Zahl der Parteimitglieder und Förderer sprunghaft an. Gehör fanden Hitler und seine Mitstreiter vor allem bei Angehörigen der mittleren Schichten und des Kleinbürgertums.

Ihre Weltanschauung war eine bunte, aber hochbrisante Mischung aus Volkstümelei, Antisemitismus, Sozialdarwinismus und der Forderung nach einem Großdeutschland. Auch bei der Vererbungslehre wurden Anleihen gemacht, um die Dominanz der nordischen Rasse als »Herrenvolk« gegenüber »minderwertigen Rassen« herauszustellen.

Italien, wo die faschistische Bewegung mit Benito Mussolini bereits seit 1922 Macht ausübte und allmählich jede Form von Opposition ausschaltete, wurde in vielen Dingen zum Vorbild. Wie Mussolini begeisterte sich Hitler für die Schriften Friedrich Nietzsches (»Der Wille zur Macht«). Auch bei der faschistischen Symbolik machten die Nationalsozialisten Anleihen. Der römische Gruß wurde zum »deutschen« Gruß, das einfarbige Hemd zur Parteiuniform, und das Hakenkreuz wurde von der deutschvölkischen Bewegung übernommen.

Die offene Unterstützung, die die NSDAP auch aus Wirtschafts- und Regierungskreisen erfuhr, ließ Hitler Putschpläne schmieden. Im November 1923 wagten er und seine Mitstreiter beim Marsch auf die Feldherrnhalle in München den ersten Aufstand gegen die Staatsführung. Der Versuch schlug fehl, die NSDAP wurde verboten und Hitler zu fünf Jahren Haft in der Festung Landsberg verurteilt. Doch bereits acht Monate später war er wieder auf freiem Fuß und setzte die Aufhebung des Parteiverbots durch. Die Struktur der NSDAP wurde auf Adolf Hitler als »Führer« zugeschnitten. Der Unterbau erfolgte streng hierarchisch. Nach dem gleichen Prinzip wurden auch alle anderen an die Partei angelehnten Organisationen und Verbände, z. B. SA und SS, aufgebaut. Es entstand ein straff organisiertes Netz aus Befehl und Gehorsam, das sich in alle Bereiche des öffentlichen Lebens ausbreitete. Der endgültige politische Durchbruch gelang jedoch vorläufig nicht. Bis den Nationalsozialisten auf ihrem langen Weg an die Macht der »Schwarze Freitag« von 1929 zu Hilfe kam.

Der Schritt zur Massenbewegung

Seit 1922 ging es auch in Deutschland wirtschaftlich wieder bergauf. Neueste Entwicklungen in der Technik und der starke Ausbau der Großindustrie gaben Anlass zu neuer Hoffnung. Gleichzeitig nahm die Zahl der Arbeitslosen durch Rationalisierung und Standardisierung sowie die immer stärkere wirtschaftliche Konzentration sprunghaft zu. Die Produktion stieg, aber die Kaufkraft nahm ab. Ein Prozess, der in allen großen Industrienationen ähnlich verlief und der schließlich am 24. Oktober 1929 zum so genannten »Schwarzen Freitag« führte. Die Kurse an der New Yorker Börse brachen über Nacht zusammen.

Die Wirtschaftskrise erfasste auch Europa nahezu flächendeckend. Die USA fielen nicht nur als wichtigster Kreditgeber aus, auch die europäischen Exportlieferungen in die USA sanken drastisch. Der nachfolgende Preisverfall führte zu zahlreichen Konkursen. Auch viele Banken überstanden die Krise nicht. Die Zahl der Arbeitslosen nahm stetig zu.

Die weltweite Untergangsstimmung war für die Nationalsozialisten ein Glücksfall. In kürzester Zeit gelang ihnen der Sprung zur Massenbewegung. Die von ihnen organisierten Wahlveranstaltungen waren Massenspektakel. Gleichzeitig schüchterten die Schlägertrupps der SA ihre Gegner ein. Bei den Reichstagswahlen 1930 erzielte die Partei deutliche Stimmengewinne, das galt allerdings auch für die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Ein Zeichen für die zunehmende Radikalisierung der Wähler.

Bei den Reichstagswahlen 1930 fielen 107 der 577 Sitze an die NSDAP. Bei den beiden Wahlen 1932 waren es rund ein Drittel. Die NSDAP war damit stärkste Partei im Parlament, doch Reichspräsident Hindenburg lehnte Hitler als Kanzlerkandidaten ab. Erst nach zahlreichen Intrigen und zähen Verhandlungen war Hitler schließlich am Ziel: Hindenburg gab seine Zustimmung zu Hitlers Berufung zum Reichskanzler. Damit war das Schicksal der ungeliebten Weimarer Republik besiegelt. Mit Hilfe des Notstandsparagraphen 48 und Schutzverordnungen Hindenburgs, benötigte Hitler keine zwei Monate im Amt, um das Parlament auszuschalten. Gleichzeitig wurden die Länder entmachtet und zentrale Führungsstrukturen errichtet. Nach Hindenburgs Tod am 2. August 1934 übernahm Hitler auch das Amt des Reichspräsidenten. Der Führer war jetzt auch offiziell nur noch sich selbst verantwortlich.

Ein Volk – ein Führer

Die NSDAP als Zentrum des »Volkswillens« beließ es allerdings nicht bei einer so genannten Gleichschaltung staatlicher Strukturen, sondern drang in alle Lebensbereiche ein. Jede gesellschaftliche Gruppierung wurde straff organisiert und nach dem »Führerprinzip« von oben reglementiert, vom Bund Deutscher Mädchen bis zum NS-Frauenbund. Die Individualität war aufgehoben, der Einzelne hatte völlig in der Kollektivität des Staates aufzugehen. Eine eigene Meinung gab es nur noch im Verborgenen. Die Pressefreiheit hatte ebenfalls ausgedient. In der Öffentlichkeit gab es nur noch die von einem gigantischen Propagandaapparat diktierte Volksmeinung. Auch die wissenschaftliche Forschung und Lehre mussten sich diesem Druck beugen. Die Führung der NSDAP bestimmte nicht nur, was erforscht wurde, sie bestimmte auch das Forschungsergebnis.

Schon bald nach der »Machtergreifung« wurde die systematische Verfolgung der Juden eingeleitet, die zunächst in der Reichspogromnacht 1938 gipfelte: Etwa 100 Juden wurden getötet, Synagogen brannten, Geschäfte jüdischer Inhaber wurden zerstört, mehr als 30 000 Juden verhaftet und in Konzentrationslagern inhaftiert.

Dass im Land ein neuer Wind wehte, bekamen auch die Vertreter der Wirtschaft und der großen Kirchen zu spüren. Der nationalsozialistische Gedanke ließ weder Raum für einen freien Handel noch für christliche Prinzipien. Die neue Volksgemeinschaft konnte keine konfessionellen Gegensätze gebrauchen. Stattdessen benötigte sie Waffen und eine Rüstungsindustrie, die den Bedarf deckte. Große Teile der Wirtschaft wurden daher dem Ziel der Wiederaufrüstung unterstellt. Die Lenkung der Wirtschaft erfolgte durch Vierjahrespläne, Devisenkontrollen sowie Ein- und Ausfuhrsteuern. Öffentlich begleitet wurden die Maßnahmen zur Gleichschaltung durch das am 13. März 1933 eingerichtete »Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda« unter Joseph Goebbels. Dabei beließen es Goebbels und seine Helfer aber nicht. Auf Zeitgenossen, denen die Gründe des Ministeriums nicht sofort einleuchteten, wurde massiver Druck bis hin zur Inhaftierung und Ermordung ausgeübt. Von diesen Maßnahmen ganz besonders betroffen war neben der Wissenschaft auch die Kunst-Szene, in der die freie Meinungsäußerung ein hohes Gut darstellte. Alle Schlüsselpositionen im Land wurden mit treuen Parteimitgliedern besetzt, der Sicherheitsdienst und die Gestapo verbreiteten Angst und Schrecken. Ein umfassendes Spitzelsystem durchdrang alle Lebensbereiche. Oppositionelle, vor allem Kommunisten, verschwanden in Konzentrationslagern. Doch weite Teile der Bevölkerung standen hinter Hitler und seinen Schergen. Die enormen Aufrüstungsaktivitäten und gezielte Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen erweckten den Eindruck, dass es mit Deutschland bergauf ging, Arbeitsplätze geschaffen wurden. Selbst in der Außenpolitik konnten die Nationalsozialisten Erfolge verbuchen, z.B. die Wiedereingliederung des Saarlandes im Januar 1935 und das deutsch-britische Flottenabkommen im gleichen Jahr. Mit dem Einmarsch in das entmilitarisierte Rheinland kündigte Hitler endgültig den Vertrag von Versailles. Die Olympischen Spiele von 1936 in Berlin waren ein voller propagandistischer Erfolg für die Nationalsozialisten. Die Welt erlebte ein farbenfrohes Spektakel und einen glänzend aufgelegten Führer. Einen weiteren Höhepunkt erlebte Hitlers Popularität mit dem Anschluss Österreichs und des Sudetenlandes.

Der Zweite Weltkrieg

Doch der Expansionsdrang der Nationalsozialisten war damit noch lange nicht befriedigt. Ihre Ziele waren die deutsche Vorherrschaft in Europa und die Ausdehnung des Reichsgebiets nach Osten. Mitte März 1938 drangen deutsche Truppen in die Tschechoslowakei ein und errichteten das »Reichsprotektorat Böhmen und Mähren«. Das Memelland folgte nur wenig später.

Die Nationalsozialisten befanden sich zielgerichtet auf Konfrontationskurs mit Polen. Mit dem deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaket vom 23. August 1939 teilten die beiden Großmächte in einem geheimen Zusatzprotokoll Osteuropa unter sich auf.

Am 1. September 1939 überfiel die deutsche Armee Polen. Der Zweite Weltkrieg begann. Der Polenfeldzug dauerte fünf Wochen, dann war der polnische Widerstand gebrochen. Deutschland und die Sowjetunion teilten das Land untereinander auf. Ostpolen wurde von den Sowjets besetzt. Danzig sowie Teile West- und Nordpolens fielen an Deutschland. Die übrigen Teile Polens wurden zum deutschen Generalgouvernement. Sowohl Deutschland als auch die Sowjetunion setzten ihre Expansionsbestrebungen in der Folgezeit weiter fort. Während die Sowjets Krieg gegen Finnland, Estland, Litauen und Lettland führten, griff Deutschland im April 1940 Dänemark und Norwegen an. Dänemark ergab sich kampflos, der norwegische Widerstand brach erst im Juni zusammen.

Parallel zu den Kriegshandlungen in Skandinavien eröffnete die deutsche Armee am 10. Mai 1940 den Westfeldzug mit dem Angriff auf Frankreich, Belgien, Luxemburg und die Niederlande. Auch dieser Kriegsabschnitt dauerte nur sechs Wochen. Am 15. Mai 1940 kapitulierten die Niederlande, Belgien folgte zwei Wochen später, und am 14. Juni 1940 wurde Paris kampflos besetzt. Mit dem Waffenstillstand von Compiègne am 22. Juni 1940 wurde Frankreich in einen besetzten und einen unbesetzten Teil getrennt. Marschall Pétain, der die Vichy-Regierung im unbesetzten Teil Frankreichs übernahm und kollaborierte mit Deutschland. Hitler war auf dem Gipfel seiner Macht. Unterdessen forderte General de Gaulle von seinem Londoner Exil aus seine Landsleute zum Widerstand auf. Großbritannien war das letzte europäische Land, das Hitler trotzte. Unter Winston Churchills Führung verteidigten sich die Briten entschlossen gegen die Deutschen.

Parallel zu den Kriegseinsätzen der deutschen Armee versuchte auch Italien, seine Interessen im Mittelmeerraum mit Gewalt durchzusetzen. Nach einem gescheiterten Angriff auf Frankreich griffen die Italiener im September 1940 Ägypten an, wo sie von den Briten zurückgedrängt wurden. Daraufhin bewegte Mussolini Hitler zur Aufstellung des Deutschen Afrikakorps unter General Erwin Rommel, der die verlorenen Gebiete zurückeroberte.

Die Wende

Immer mehr Länder wurden zu Kriegsschauplätzen. Deutsche Soldaten standen in Jugoslawien, Griechenland und weiteren Balkan-Staaten. Am 22. Juni 1942 begann die »Operation Barbarossa«. Die Wehrmacht überfiel die Sowjetunion. Stalin, überrascht von dem Angriff und militärisch unzureichend vorbereitet, rief den »Großen Vaterländischen Krieg« aus. Nach anfänglichen Erfolgen der deutschen Armeen schien die Strategie des »Blitzkriegs « aufzugehen, doch kurz vor Moskau konnte die Rote Armee die deutsche Offensive zum Stillstand bringen. Anfang Dezember 1941 wurden die deutschen Operationen wegen des einbrechenden Winters eingestellt. Die Soldaten waren am Rande völliger Erschöpfung. Die sowjetische Winteroffensive zwang die deutschen Truppen in die Defensive.

Hitler hielt die Wehrmacht aufgrund der schnellen Anfangserfolge für unbesiegbar. Das Propagandaministerium vermittelte diesen Eindruck auch in der breiten Öffentlichkeit. Im Dezember 1941 übernahm Hitler, der über keinerlei strategische Erfahrung verfügte, den Oberbefehl über das Heer und entließ den bisherigen Befehlshaber Walther von Brauchitsch. Die Generäle an der Front erlebten bald Hitlers Unfähigkeit. Unsinnige Durchhalteparolen und Festhalten an einmal beschlossenen Strategien machten es ihnen unmöglich, flexibel auf Frontveränderungen zu reagieren. 1941 wurde der Krieg endgültig zu einem Flächenbrand. Bereits seit 1937 führten die Japaner Krieg gegen China, um ihre machtpolitischen Interessen im südostasiatischen Raum durchzusetzen. Als ein Ausgleich mit den USA scheiterte, bombardierten japanische Flugzeuge am 7. Dezember 1941 den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbor und lösten so den pazifischen Krieg aus Daraufhin erklärten Deutschland und Italien, beide seit 1940 im Dreimächtepakt mit Japan verbunden auch den USA den Krieg.

Am 28. Juni 1942 wagte die Wehrmacht eine erneute Offensive auf sowjetischem Gebiet. Diesmal waren die Erdölfelder im Kaukasus und das Rüstungszentrum Stalingrad ihr Ziel. Die 6. Armee und die 4. Panzer-Armee besetzten große Teile der Stadt, wurden aber durch eine russische Gegenoffensive im »Kessel von Stalingrad« festgesetzt und von der Außenwelt abgeschnitten. Die Lage war aussichtslos. Nach der Kapitulation durch Generalfeldmarschall Paulus gingen 90 000 Soldaten in Kriegsgefangenschaft.

Doch Stalingrad war nicht die einzige menschliche Tragödie und militärische Niederlage, die anzeigte, dass das Weltmachtstreben des NS-Regimes am Widerstand der Anti-Hitler-Koalition scheitern würde. Auch in Nordafrika wurde der deutsche Vormarsch zurückgeschlagen. Bei der Kapitulation der Heeresgruppe Afrika am 13. Mai 1943 traten mehr als 250 000 deutsche und italienische Soldaten den Weg in die Kriegsgefangenschaft an. Die militärische Lage an nahezu allen Fronten begann sich zugunsten der Alliierten zu wenden. Das bekam nicht zuletzt die deutsche Bevölkerung zu spüren, denn Mitte 1943 starteten die Alliierten ihre schweren Luftangriffe auf deutsche Städte. Und während die Städte brannten und die blutigen Schlachten heftiger denn je tobten, bereiteten die Alliierten schon die Weltordnung nach dem Krieg vor.

Die Landungen der Alliierten in Italien und in der Normandie führten zur Errichtung einer Front im Westen. Widerstand gegen das NS-Regime regte sich auch in Deutschland. Am 20. Juli 1944 versuchte der Generalstabsoffizier Oberst Claus Schenck von Stauffenberg Hitler mit einer Bombe zu töten, doch das Attentat scheiterte. Die Geschwister Scholl und Dietrich Bonhoeffer, Edith Stein und Carl Friedrich Goerdeler zählten zu den Widerstandskämpfern, von denen viele ihr Engagement mit dem Leben bezahlten.

Die deutsche Niederlage zeichnete sich immer deutlicher ab: Sowjetische und westalliierte Truppen drangen weiter vor und standen bald auf deutschem Reichsgebiet. Das NS-Regime rief alle waffenfähigen Männer zwischen 16 und 60 Jahren zum Deutschen Volkssturm. Viele von ihnen wurden in den sicheren Tod geschickt. Als sich die Schlacht um Berlin ihrem Ende zuneigte, entzog sich Hitler der Verantwortung und beging am 30. April 1945 Selbstmord. Zwei Tage später fiel Berlin an die Rote Armee. Hitlers Nachfolger Karl Dönitz gab am 7. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation bekannt und die Siegermächte übernahmen die Regierungsgewalt in Deutschland.

Für Europa war der Krieg vorbei, doch im Pazifik wurde noch unerbittlich gekämpft. Erst der Abwurf von zwei Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945 bewog Japan zur Kapitulation.

Die Welt im Blutrausch

Nie zuvor hatte die Welt ein ähnliches Blutbad erlebt wie in den Jahren des Zweiten Weltkriegs. In dieser gewaltigen Materialschlacht starben insgesamt mehr als 50 Millionen Menschen. Davon allein mehr als 20 Millionen Sowjets und 9 Millionen Chinesen. Gut die Hälfte der Toten waren Zivilisten. Damit hatte dieser Krieg erstmals ein ungeschriebenes Gesetz gebrochen. Schon immer hatte die Zivilbevölkerung unter Kriegen zu leiden, doch erstmals wurde sie ganz gezielt in die Kampfhandlungen einbezogen, um Druck auf den Gegner auszuüben: Allein die beiden Atombomben auf Japan töteten mehr als 300 000 Zivilisten.

Doch dieser Krieg hatte auch auf anderen Gebieten jegliche Vorstellungskraft gesprengt: Hitlers Feldzug u.a. gegen die jüdische Bevölkerung kostete rd. 6 Millionen Menschen das Leben. In Auschwitz und anderen Vernichtungslagern sowie den zahlreichen Konzentrationslagern starben die Gefangenen u.a. in Gaskammern, unter der Folter oder bei grausamen Menschenversuchen. Auf der Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942 war die so genannte Endlösung der Judenfrage beschlossen worden – ein bis dahin für undenkbar erachtetes Morden begann.

Chroniknet