Erfolge steigern den Umsatz

Erfolge steigern den Umsatz
Woche von Nizza, 25.-29.03.1901. Der 35-PS Mercedes-Simplex-Rennwagen des Baron Henry de Rothschild beim Bergrennen Nizza-La Turbie, 29.03.1901. Am Steuer Wilhelm Werner, der spätere Fahrer des deutschen Kaisers. © Daimler AG. Alle Daten und Inhalte sind urheberrechtlich geschützt. Eine Verwendung bedarf der Nennung der Quelle. Das Copyright weltweit verbleibt bei Daimler AG.

Auto und Verkehr 1901:

»Wir sind in die Ära Mercedes eingetreten«, verkündet der Vorsitzende des Französischen Automobilclubs, Paul Meyan, nach dem überlegenen Sieg des neu konstruierten Kraftwagens »Mercedes« der Daimler-Motoren-Gesellschaft beim Rennen Nizza – Salon – Nizza. Der Erfolg des Autos aus dem Cannstatter Werk löst nach weiteren Rallyegewinnen erhebliche Umsatzverluste der bis dahin führenden Mannheimer Firma Benz & Cie aus. Deren Jahresproduktion geht angesichts der neuen Konkurrenz gegenüber 1900 von 604 Motorwagen (davon 241 für den Export) auf jetzt nur noch 385 Personenwagen zurück.

Unabhängig voneinander stellten die deutschen Automobilpioniere Carl Benz und Gottlieb Daimler 1886 die ersten Motorwagen überhaupt vor. Anders als Benz, der wegen der hohen Unfallgefahr gegen schnelle Fahrzeuge eingestellt ist, richtet die Firma Daimler (der Gründer starb am 6. März 1900) ihr Augenmerk frühzeitig auf die ersten Automobilrennen. Seit 1895 werden diese unter großem öffentlichem Aufsehen vor allem in Frankreich veranstaltet. Das Käuferinteresse konzentriert sich verstärkt auf die Marken, die bei den bekannten internationalen Langstreckenrallyes siegreich sind. Daimlers Chefkonstrukteur und technischer Direktor Wilhelm Maybach entwickelte daraufhin ein Hochleistungsfahrzeug neuen Typs mit Leichtmetallmotor, tieferer Schwerpunktlage und dem ersten Bienenwabenkühler, der gegenüber dem herkömmlichen Röhrchenkühler mit 9 l nur noch die Hälfte an Kühlwasser benötigt. Die neue Baureihe kommt im Frühjahr als »Mercedes« in Versionen mit 8-, 16- und 35-PS-Motoren auf den Markt.

Zum schärfsten Konkurrenten der deutschen Firmen, welche die führende Stellung im internationalen Geschäft innehaben, entwickelt sich in erster Linie »Panhard & Levassor« aus Frankreich. Das 1886 entstandene Unternehmen von Rene Panhard und Emile Levassor baute zunächst Daimler-Patente nach. Durch die Konstruktion eines Wagens mit vorn liegendem Motor, Heckantrieb und luftgefüllten Reifen setzt der Pariser Betrieb jedoch eigene Maßstäbe im Automobilbau. Neben »Panhard & Levassor« erzielt die Firma von Armand Peugeot durch ihre breite Modellpalette hohe Verkaufsziffern. Als Verkaufsschlager erweist sich 1901 der zweisitzige »Bebe«. Das kleine Auto ist mit einem Einzylindermotor ausgestattet, der bei einem Hubraum von 780 ccm 5 PS leistet.

Am 8. Juni wird von Rudolf Hertzog in Berlin das erste Privatauto mit dem Kennzeichen 1A -1 zugelassen; sieben Tage später erlässt die Reichshauptstadt die erste Polizeiverordnung für Kraftfahrzeugverkehr. Die Motorwagen, deren Äußeres sich immer mehr von der Kutschenform entfernt, gehören neben den zahlreichen Nutzfahrzeugen bereits zum Straßenbild. Im Leipziger Kristallpalast findet vom 18. bis zum 25. Oktober eine Motorwagenausstellung statt, präsentiert werden vorwiegend Fahrzeuge für den gewerblichen Betrieb. Aufsehen erregt hier ein »Verwandlungswagen« der Magdeburger Motor- und Motorfahrzeugwerke. Dieses Gefährt kann wochentags für die Warenauslieferung benutzt werden. Mit wenigen Handgriffen lässt es sich zu einem offenen Viersitzer für den sonntäglichen Familienausflug umbauen. Auch militärische Kreise erkennen die wachsende Bedeutung der Automobile. Die kaiserliche Armee setzt bei ihren Manövern bereits Fahrzeuge für die Personen- und Lastenbeförderung ein. Ein Armeebeobachter rühmt, dass »respektable Steigungen selbst bei schlüpfrigem Zustand nach elementaren Regengüssen anstandslos passiert« werden können.

Die deutschen Hersteller von Kraftfahrzeugen schließen sich 1901 zum Reichsverband der Automobilindustrie zusammen. Bereits 1899 gründeten Anhänger des neuen Fortbewegungsmittels als Interessenvertretung in Berlin den Deutschen Automobilclub (DAC).

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