Andere Wohnkultur bei Wiederaufbau

Wohnen und Design 1915:

Die Münchener Ostpreußenhilfe nutzt die durch den Krieg verursachten Schäden zu dem Versuch, zur Verbreitung einer neuen Wohnkultur beizutragen. Die Organisation stiftet preiswerte Hauseinrichtungen für die stark zerstörte Provinz Ostpreußen, die von namhaften Künstlern und Designern, darunter viele Mitglieder des 1907 in München gegründeten Deutschen Werkbunds, entworfen werden. Ziel dieser Aktion ist neben der praktischen Wiederaufbauhilfe auch, »geschmackfördernd und anregend zu wirken und durch die Erstellung anständiger, gut geformter Möbel dem Kitsch der Abzahlungs- und Partiemöbelgeschäfte einen Riegel vorzuschieben«.

Die Künstler liefern kostenlose Entwürfe für komplette Zimmereinrichtungen, von denen meist mehrere Hundert Exemplare angefertigt werden. Dies trägt zur Verbilligung der Produktion bei, so dass die Einrichtungen für Preise zwischen 200 und 400 Mark hergestellt werden können. Aus Kostengründen werden ausschließlich weiche Hölzer verwendet. Das Design ist vor allem von Funktionalität geprägt, auf jegliche Ausschmückungen und Feinheiten bei der Verarbeitung wird bewusst verzichtet.

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