International nur US-Gewerkschaften im Aufwind

Arbeit und Soziales 1935:

In vielen Industrieländern mussten die Gewerkschaften durch die Weltwirtschaftskrise ab 1929 Rückschläge hinnehmen. Hohe Arbeitslosigkeit führte dazu, dass Lohnabhängige fast jede Arbeit bedingungslos annahmen und auf gewerkschaftliche Forderungen und Organisierung verzichteten. So sackte etwa die Mitgliederzahl der britischen Gewerkschaften, die sich zwischen 1910 und 1920 mehr als verdreifacht hatte, bis 1933 wieder von 8,3 auf 4,3 Mio. ab. Die Schwäche der deutschen Gewerkschaften in der Krise machte es den Nationalsozialisten leicht, die gewerkschaftlichen Organisationen zu zerstören und an ihre Stelle die »Deutsche Arbeitsfront« (DAF) zu setzen. Die DAF hat aber mit einer Vertretung von Arbeiterinteressen nur noch wenig zu tun, sondern dient als Ableger der NSDAP vor allem der Propagierung des NS-Ideals der klassenübergreifenden »Volksgemeinschaft«. In den USA übersteht die Gewerkschaftsbewegung die Wirtschaftsdepression besser: 1935 wird es den US-Gewerkschaften durch das sog. Wagner-Gesetz ermöglicht, Tarifverträge kollektiv abzuschließen, womit die schwache Verhandlungsposition des einzelnen Arbeiters aufgehoben wird. Die Gründung des »Committee for Industrial Organization« (CIO) durch den Chef der Bergarbeitergewerkschaft, John Lewis, leitet 1935 den Übergang zur gewerkschaftlichen Vertretung auch ungelernter Arbeiter in den USA ein. Der Dachverband »American Federation of Labor« (AFL) vertrat bislang nur Fachkräfte und schloss Schwarze, Immigranten und Ungelernte aus.

Chroniknet