Hitler unterminiert den Versailler Vertrag mit unfreiwilliger britischer Hilfe

Politik und Gesellschaft 1935:

Mit dem Aufbau der Wehrmacht, der Luftwaffe und einer U-Boot-Flotte zerreißt die deutsche Regierung den Friedensvertrag von Versailles aus dem Jahr 1919, der jeden einzelnen dieser Schritte explizit untersagte. Zwar betrachtet namentlich Großbritannien den Vertrag ohnehin mittlerweile eher als Hindernis für eine friedliche Koexistenz mit dem Deutschen Reich, dennoch bedeutet das einseitige deutsche Vorgehen einen beispiellosen Affront gegenüber den anderen europäischen Mächten. Wird in der Presse unmittelbar nach Bekanntgabe der Wehrpflicht darüber spekuliert, ob Frankreich militärisch reagieren und ins Rheinland einmarschieren werde, so sieht die Reaktion Europas auf das Vorpreschen des NS-Staates de facto anders aus: Protestnoten werden geschickt, auf der Konferenz von Stresa verurteilen Frankreich, Großbritannien und auch Italien die deutschen Maßnahmen. Die britische Regierung selbst aber unterhöhlt die eigenen Bekundungen, indem sie mit dem Deutschen Reich im Juni ein sensationelles Flottenabkommen schließt, das den deutschen Forderungen völlig entspricht und den Bruch des Versailler Vertrages noch gleichsam offiziell honoriert. Die Hoffnung der Briten: den »höllisch dynamischen« Hitler (so Eric Phipps, britischer Botschafter in Berlin) durch ein Abkommen zu zähmen, gewissermaßen zu besänftigen, um größeres Unheil zu verhüten.

Konferenz von Stresa 11. April bis 14. April 1935: Am 14. April 1935 vereinbarten die Regierungschefs Frankreichs, Großbritanniens und Italiens (Stresa-Front) Maßnahmen zur Abwehr der vermuteten deutschen Expansions- und Kriegspolitik, allerdings ohne anhaltenden Erfolg. Großbritannien verstieß schon bald dagegen, es schloss am 18. Juni 1935 das deutsch-britische Flottenabkommen.

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